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1508 PAPIER-ZEITUNG N! 40 Neuheiten. Unter dieser Ueberschrift werden alle von Abonnenten eingesandten Master von Fabrikaten der Papier- u. Schreib- waaren-Industrie, welche Neues oder Bemerkenswerthes bie ten, kostenfrei besprochen. Mille fleurs nennen Theyer & Hardtmuth, Wien V, Kl. Neugasse 15 und Herlin W., Leip zigerstr. 101, ein neues Modepapier im Stile des Zwiebelmusters, dessen Zeichnung auf untenstehen der Abbildung wiedergegeben ist. Wir haben schon früher darauf aufmerksam gemacht, dass der Bedarf an Neuheiten in der Papier-Ausstat tung dazu führen würde, derartige Muster in neuen Farbenzusammenstellungen auszuführen, und für Papier-Ausstattung zu benutzen. Die eigentliche Zeichnung scheint auf einem grossen Bogen ver theilt zu sein, und, wenn sie auch nicht »Tausend Blumen« giebt, so sind doch deren viele über das Papier gestreut, wie die Abbildung er kennen lässt. Sie sind in matten gelblichen, grün lichen, röthlichen und anderen Farben ausgeführt, und verleihen, im Verein mit den ebenfalls sichtbaren Eckvignetten, dem Mille-fleurs-Papier ein eigenarti ges Gepräge. Das Papier ist zu einer ganzen Anzahl Schreibtisch-Einrichtungen, welche auf unserer Abbildung übersichtlich gruppirt sind, verwendet. In der Mitte sehen wir, Nr. 1109, einen Brief kasten mit Schreib-Einrichtung. Er ent hält zwei Lagen, oktav Briefbogen bezw. Karten, nebeneinander, darauf ruhend vier Pakete Um schläge. Diese bedeckt der aufrecht gezeichnete Einsatzdeckel, auf welchem die Schreibmappen- Einlagen, Lineal, Falzbein u. s. w., die auch ein zeln bezogen werden können, angebracht sind. Der Hintergrund rechts und links ist von Brief mappen mit Löschblatt-Einlagen gebildet, links noch eine geschlossene Schachtel mit Briefkarten und die entsprechende Briefbogenschachtel, deren Deckel auf der rechten Seite vor dem Kalender liegt. In der Mitte, im Vordergrund, sieht man einen Notizblock, rechts noch einen Abreisskalen der und eine offene Brief-Schachtel. Auch bei diesen Fabrikaten sind, wie gewohnt, bestes Material und Ausführung in üblicher Vollkommen heit vereint. Kopir-Tinte. Albert Peiser in Breslau, Blücher- platz 6]7, hat uns seine neue Kopir- und Schreib tinte bemustert. Dieselbe fliesst leicht und ohne zu tropfen sofort dunkel aus der Feder, soll kei nen Bodensatz hinterlassen und auf der Feder ohne jeden Rückstand trocknen. Der Tinte soll ferner keinerlei Klebestoff zugefügt sein, wesshalb sie nicht abfärbt und sich daher zu Bucheintra gungen eignet. Obwohl sie keine Anilinfärbstoffe enthält, also weder auf dem Original noch auf der Kopie ihr Aussehen verändert, hat sie nicht nur sofort nach dem Trockenwerden des Schrift stücks, sondern auch nach einiger Zeit scharfe, dunkle Kopie geliefert. Uns vorliegende Original zeugnisse sprechen sich vortheilhalt über die Pei ser sehe Tinte aus, die in Kruken bezw. Flaschen von 1/1, 3/a, ■ 1/, 1/8 Liter Inhalt in zweck ¬ mässiger Verpackung geliefert wird. Glückwunschkarten mit natürlichen getrock neten und gepressten Blumen von B. Schwenke in Königstein in Sachsen. In verhältnissmässig kurzer Zeit ist aus einer anmuthenden Spielerei oder Liebhaberei: nämlich aus der Verwendung getrockneter und gepresster Naturblumen zur Ver- | zierung von Briefbogen und Karten — ein blühen der Geschäftszweig geworden, auf welchen sich jetzt eine ganze Reihe von Firmen als Spezialität geworfen hat. Erst pressten Alpenbesucherinnen selbstge pflückte Blumen und klebten sie auf Briefe, die sie nach der Heimath sandten. Dann sparte man die Mühe, und kaufte derartige Briefbogen, denen sich bald Wunschkarten, Lampenschirme etc. an reihten, die meistens auch von Frauenhänden zum Verkauf gefertigt wurden. Ein weiterer Schritt brachte Zusammenstellungen von Naturblumen mit Chromobildchen oder Reliefs, die besonders zur Ausschmückung von Wunschkarten dienten. Auch im Verein mit Ilandmalerei werden aus Natur blumen reizende Muster geschaffen, zu welchen sich neuerdings solche gesellen, bei welchen Sei denspitzen und Seidenblumen den wirksamen Mittelpunkt für geschmackvoll hinzugefügte na türliche Blumen oder Blumentheilchen bilden. Zu den leistungsfähigsten Firmen, speziell in dieser Kartenfabrikation, zählt die eingangs er wähnte, welche uns von ihren diesjährigen Neu heiten drei geschmackvolle Sortimente vorgelegt hat, die allein schon für jede Geschmacksrichtung Passendes bieten dürften. Zu welchem Umfang die Fabrikation dieser Spezialität hier gediehen ist, geht daraus hervor, dass eine besondere Abtheilung »Karten - Ab- schrägerei« allein mit dem Abschrägen und Ver golden der Kartenränder beschäftigt wird. An allen Karten kann man die Sorgfalt er kennen, mit welcher die Muster zusammengestellt sind, die sich durch Wahl anderer Kartonfarben, Aufdrucke, Schrägschnitte etc. ins Unendliche ver mehren lassen. Die verwendeten zarten Garten-, Feld- und Alpenblumen zeigen — gegenüber den sonst vor kommenden aus gesiebten Gräsern zusammenge setzten Blumen — frische natürliche Farben. Wie sinnig sind die einfachen aus einem klei nen Sträusschen mit Vergissmeinnicht oder Edel weiss auf feinem Karton bestehenden Karten, die nur in einfachster Goldprägung die Worte »Herzlichen Glückwunsch« tragen! Bei anderen Mustern wird aus dem Strauss ein halber Kranz; oder eine geprägte Taube bringt ein Vergissmein- nichtsträuschen. Auf grösseren Karten sehen wir grössere Dekorationen, z. B. Füllhörner oder grosse Blumensträusse, die zum Theil von Kinderfiguren, einzeln und paarweise, getragen werden. Ge schmackvoll erscheinen ein gelbseidenes Riechkissen mit Seidenfranzen, welches einem Edelweissstrauss als Unterlage dient, sowie eine Karte mit schräg dar überliegendem Seidenband, auf welchem Natur blumen zu einer gefälligen Auflage zusammenge stellt sind. Neu erscheint uns eine Reihe von Mustern, bei welchen die Rafael'schen Engels köpfe in geprägten Medaillons, umrankt von Na turblumen, eine wirksame Verzierung bilden, wie unsere Abbildung annähernd erkennen lässt. Schwar zer Karton mit verschiedenfarbigen Abschrägungen bietet besonders dankbare Unterlage.