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1760 N: 46 PAPIER-ZEITUNG gezwungen ist, die Arbeitskräfte stets bei der Hand zu haben, damit er seinen Betrieb wieder aufnehmen kann, sobald die Temperatur auf den Gefrierpunkt zurück geht. Ausserdem ist es befremdend, dass das königlich sächsische Ministerium sich dazu veranlasst ge sehen hat, ein so tief einschneidendes Gesetz zu erlassen, während solches in andern deutschen Landen noch nicht besteht. Da auch gerade in Sachsen die gesammte Industrie von hoher und höchster Seite in jeder Beziehung unterstützt und gefördert wird, so muss man zu der Vermuthung kommen, dass Schritte maassgebender Fachgenossen die Veranlassung dazu gegeben haben. Uns sächsischen Fabrikanten ist dadurch der Nachtheil erwachsen, dass wir an vielen Tagen des Jahres die Maschinen stillstehen lassen müssen, während deutsche Fabrikanten anderer Staaten ihre Anlagen so gut als möglich ausnützen dürfen. Ich halte es daher für geboten, das sächsische Ministerium zu ersuchen: »diese Verordnung erst dann in Kraft treten zu lassen, wenn die Reichsregierung sich für die obligatorische Sonntagsfeier entschieden und ein diesbezügliches Gesetz erlassen haben wird.« Ich bitte diejenigen sächsischen Fabrikanten des Papierfachs, welche mit mir gleiches Recht für alle deutschen Fachge nossen wünschen, und eine derartige Petition unter zeichnen wollen, etwaige Vorschläge in diesen Spalten mitzutheilen und ihre Adresse in der Red. d. Bl. niederzulegen. Stichs. Papierfabrikant. Wasser Alter. Sehr mannigfaltig sind in Papier-Fabriken die Vorrichtungen zum Fil- triren des den Betriebska nälen entnommenen F abri- kations-Wassers. Kost spielige, komplizirte und mangelhaft funktionirende Anlagen gehören nicht zu den Seltenheiten. Etwas theurer in der Anlage, aber sicher funk- tionirend hat sich nach folgend beschriebene und in 1/100 der natürlichen Grösse skizzirtc Anlage bewährt, welche sich in mehreren Fabriken, je nach Bedürfniss in grös serem oder kleinerem Um fang, im Betriebe befindet. Die Maasse der Skizze sind der Anlage in einer Holzschleiferei entnommen, welche mit 2 Apparaten in 24 Stunden 2000—2500 kg luft trocken gedachten Holzstoff fertigt. Unsere Skizze zeigt Grund- und Aufriss. Bei a tritt das Was ser in das Filter, dessen Sohle je nach den Bo denverhältnissen 1—3 m unter der Sohle des Oberkanals (Betriebskanals) liegen kann. Der Kanal c mündet in den Unterkanal und dient zum Entleeren und Reinigen, mit den Schleusen d wird das Wasser abgesperrt und gestaut. Zwei mit Sieb Nr. 3—6 beschlagene Schieber l halten die gröbsten Unreinigkeiten, wie Holzstückchen, Laub etc., zurück. Die Balken f dienen dem Lat tenboden g zur Auflage. Die Kammern h wer den bis nahe an den oberen Rand der Ueberfall- mauern k mit Kies oder Sand, je nach Bedürf- niss, gefüllt. Um das Durchfallen dieser Schich ten durch den Lattenboden zu verhindern, wird zu Unterst auf denselben eine 10—15 cm starke Schicht Steine gelegt. In den Raum i, in wel chem sich das filtrirte Wasser sammelt, mündet das Saugrohr der Wasserpumpe. Das Wasser durchdringt in der Richtung der Pfeile die Stein-, Kies- und Sandschichten und lagert in denselben die mechanisch beigemengten Unreinigkeiten ab. Um das Durchdringen von unfiltrirtem Wasser bei den Schleusenstielen zu verhindern, wird um dieselben, etwas höher als der Stand des Oberwasserspiegels ist, ein hölzerner Schlauch gestellt, welchen man am besten in die Ueberfallmauern k mauert. Nach der erforder lichen Reinheit und Menge des Wasserbedarfes richtet sich die Grösse und Anzahl der Kammern und deren Füllung. Letztere wechselt bei grösseren Anlagen von faustgrossen Steinen in der ersten bis zu feinem Sand in der letzten Kammer. Werden mehr als 3 Kammern nöthig, so baut man dieselben, wenn der Boden es gestattet, am besten in 2 Reihen nebeneinander, wodurch nicht nur Baukosten und Raum gespart werden, sondern auch das Filter so angelegt werden kann, dass, während die eine Hälfte in Thätigkeit ist, die andere gereinigt wird. Statt der Balken f und des Lattenbodens g können selbstverständlich für erstere eiserne Träger, und für letztere gelochtes Wellblech ge nommen werden. Das Reinigen geschieht in folgender Weise: Zuerst wird die Schleuse im Zuflusskanal a ge schlossen, dann werden die Siebe an den Schie bern gereinigt und, nachdem dieselben wieder an ihrem Platze stehen, öffnet man die Schleuse im Abzugskanal c und entleert das Filter. Jetzt wird der Zuflusskanal wieder geöffnet, und durch Schliessen der Schleuse I das Wasser gezwun gen, durch die Filterschicht zu treten, wobei durch Umschaufeln der Letzteren der anhaftende Schlamm sich ablöst und mit dem Wasser in den Unterkanal abfliesst. Nachdem die erste Kammer gereinigt, wird die Schleuse 2 geschlossen und dieselbe Arbeit wiederholt. Sind auf solche, wenig Zeit beanspruchende, Weise alle Kammern gewaschen, so wird der Abzugskanal geschlossen, und nachdem das Filter sich mit Wasser voll- I ständig gefüllt, was nur kurze Zeit beansprucht, kann die Wasserpumpe in Thätigkeit gesetzt werden. L Anm. d. Red. uns mitgetheilt wird, ist die Einrichtung mit 8 Kammern in einer der bedeutendsten oesterreichischen Papierfa briken, und mit 5 Kammern in einer Zellstoff- Fabrik ausgeführt. Wir verweisen auch auf die in Nr. 51., Jahrgang 1882, dargestellte Ein richtung ganz ähnlicher Art. Lu mpendesinf ektion. Wir haben schon mehrfach über die Ver ordnung der amerikanischen Regierung be richtet, wonach die nach den Vereinigten Staaten eingeführten Lumpen desinfizirt werden müssen. Als Desinfektionsmittel dienen über ¬ hitzter Wasserdampf oder schweflige Säure. Die Gesellschaft, welche die Desinfektion in New-York betreibt, berechnet dafür 5 Doll, die Tonne Lumpen. Seit einiger Zeit wird jedoch auch in deutschen Häfen die Desinfektion mittelst schwefliger Säure ausgeführt. Die Händler erhalten durch die von der amerikanischen Regierung dazu ermächtigten Vertreter ein Desinfektionszeugniss, so dass die Lumpen in den Vereinigten Staaten ohne weiteres gelandet werden können. Alle Betheiligten, Fabrikanten wie Händler, sind zwar darüber einig, dass durch importirte Lumpen keine ansteckenden Krankheiten ver- 1 breitet werden, sowie auch darüber, dass die von der amerikanischen Regierung ungeordnete Desinfektion etwaige Krankheitskeime nicht tödtet, also unwirksam ist. Sie müssen sich jedoch in das Unvermeidliche fügen. Den amerikanischen Fabrikanten werden da durch die Lumpen und folglich das Papier ver- theuert, und es ist desshalb nicht unmöglich, dass die oben genannte Desinfektionsvorschrift die Einfuhr besserer Papiere nach den Ver einigten Staaten erleichtern wird. Die leitenden Beamten der Vereinigten Staaten mögen vielleicht selbst nicht an die Wirkung ihrer Vorschrift glauben, halten die selbe aber aufrecht, um sich bei einer etwaigen Seuche gegen alle Vor würfe damit den Rücken zu decken. Ob es daher den Bemühungen der Fabrikanten gelingen wird, die Maassregel rückgängig zu machen, | erscheint zunächst zwei felhaft. Untersuchung der Jutefaser. Ueber die mikrosko pische Untersuchung der | Jutefaser schreibt Ed I ward Bevan in der, Pap®'' Trade Review,“ dass die reine Jutefaser sich unter dem Mikroskop zu wenig 1 von andern Bastfasern i unterscheidet, um sich durch dies Hilfsmittel mit Sicherheit erkennen I zu lassen. Doch sei « s ihm mit Hilfe von C F. Cross gelungen, die Anwesenheit von Jute ■ in einer Papier- u. s. w. Probe mit Wahr scheinlichkeit festzustellen. Jute und andere Bastfasern erhalten hei längerer Einwirkung von Chlor oder Chlor' . wasser eine hellgelbe Farbe. Wird eine so he - f handelte Probe gewaschen und in eine kochende ] Lösung von schwefligsaurem Natron getaucht welche durch kaustisches' Natron etwas al kalisch gemacht wurde, so verwandelt sich das Gelb in eine schöne, aber höchst flüchtige ; Magentafarbe. Da nun hauptsächlich die Ein j Wirkung des Chlor auf die Faserumhüllung diese Reaktion bewirkt, so muss dieselbe aus- | bleiben, wenn die Umhüllung durch Bleiche» t resp. Kochen in Bleich- und Sodalösung ent | fernt wurde. Weil dies aber bei der Jutefaser I sehr schwer ist, so kann man bei Eintreten H obiger Reaktion unter dem Mikroskop 1111 I W ahrscheinlichkeit auf Anwesenheit vo" 1 Jute schliessen. Einer der grössten Vorzüge des Reichthun, ist, dass er dem Besitzer viel guten Rath e spart. Die Reichen ertheilen den Armen stet guten Rath, Letztere wagen aber selten, d"® j Freundlichkeit zu erwidern.