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England und Frankreich. Vetter« au« de» Gehelmatte«. Di« Veröffentlichungen au« den Seheimarten von Versailles beschäftigen sich jetzt mit einer Betrachtung des engNsch-fran-Ssischen Gegensatzes in den Vstfragen. Schon im Januar äußerte Lloyd Georg« Be denken gegen den Plan, die in Frankreich befindlichen polni schen Truppen unter General Haller nach Polen zu schicken. Wenn man von den Deutschen verlange, daß sie eine ihnen feindliche Armee nach Polen hineinließen, so sei dies mehr, als der Waffenstillstand ihnen auferlegte. Man schulde auch dem Feinde Gerechtigkeit. Sogar über die Berechtigung der polnischen Forderungen auf den Besitz von Posen äußerte Lloyd Georg« Zweifel. Er wollte die Polen verpflichten, die frühere russisch-deutsche Grenz« nicht eher zu überschreiten, als bis die neue Grenze festgestellt sei, drang aber damit nicht durch. Am 11. März äußerte sich Lloyd George sehr abfällig Uber die Polen, die sich nicht selber regieren könnten. Der Premierminister (Paderewski) sei ein Pianist und der Präsi dent ein unpraktischer Idealist. Jeder General handle für sich. Zn einem Briefwechsel zwischen Clemenceau und Lloyd George im März 1919 kam der englisch französische Gegensatz noch schärfer in Erscheinung. Lloyd George schlug darin vor, die Ostgrenze Deutschlands möglichst günstig zu gestalten, damit bei den Deutschen kein allzu tiefer Haß zurückbleibe. Clemenceau lehnte diese Anregung auf das Schärfste ab und betonte unter anderem, als es sich um die Fortnahme der deutschen Kolonien, der deutschen Flotte und der deutschen auswärtigen Märkte gehandelt habe, habe Eng- land nicht danach gefragt, ob dadurch Haß erzeugt werde. Wolle man Deutschland durchaus irgend eine Genugtuung ge ben, so dürfe man sie nicht in Europa suchen, sondern in den Kolonien oder indem man die Wederbelebuna seiner Schiff- fahrt und seine kommerzielle Ausdehnung erleichtere. Unmög lich könne man den neugeschaffenen Staaten Deutschland zu Gefallen Grenzen geben, die für sie unannehmbar seien. Es könne sich sonst leicht eine ost- und mitteleuropäische Konfö deration unter der Führung des bolschewistisch gewordenen Deutschland bilden, und wenn das geschehe, würden die Ver bündeten schließlich doch den Krieg verloren hoben. Es sei allerdings richtig, daß die jungen Völker bei -er Regelung der Grenzen, die Frankreich erstrebe, auch Gebiete erhalten wür den, die von Deutschen bewohnt seien. Gewiß müsse ein Friede erstrebt werden, der allen Beteiligten, auch den Deutschen, als gerecht erscheine. Wenn aber hierüber eine Meinungsverschie denheit bestehe, müsse die Auffassung der Verbündeten von einem gerechten Frieden maßgebend sein. Wolle man den Vorschlägen von Lloyd George Gehör geben, so würden nur Amerika und England wirkliche Vorteile von dem Sieg haben. Eine solche Ungleichheit werde schließlich eine Gefahr für die Fortdauer der guten Beziehungen unter den Verbündeten selbst bilden. Auch in Cannes trat, 3 Jahre später, dieser Gegensatz wieder hervor, wo Lloyd George in einer Unter- redung mit Briand am 4. Januar 1922 erklärte, man wolle Frankreich zwar gegen einen deutschen Angriff helfen, aber nicht den Besitz st and der östlichen Staaten ga rantieren. Wolle man eine allgemeine Entente schließen, so müßte vorher auch die türkische Frage, die Frage von Tan ger und vor allen Dingen die Unterseebootfrage gelöst werden, weil der britische Handel sich durch eine große französische Unterseebootflotte bedroht fühle. Briand wies die Vorstellung zurück, daß irgend ein Teil der französischen Rüstung sich gegen England richte. Lloyd George aber nahm das skeptisch auf. 5V Jahre Weltpostverein. Berlin, 9. Oktober. Aus Anlaß des 50jährigen Bestehens des Weltpostvereins fand im Postmuseum eine Feier statt, zu der außer dem Reichspräsidenten und mehreren höhe ren Behörden auch die Witwe des ersten deutschen Generalpost meisters von Stephan erschienen war. Reichspostminister Höfle wies darauf hin, daß in diesen Tagen vor 50 Jahren in Bern Has Werk vollendet wurde, das alle Kulturnationen in ver kehrswirtschaftlicher Hinsicht zu einer Einheit verschmolzen hat. Die Deutschen dürfen stolz auf dieses Werk sein; ist es doch einer der ihren gewesen, der den Anstoß zu diesem internatio nalen Bund gegeben hat: Stephan. Wenn die Reichspost in dem Geiste Stephans weitergeleitet werde, dann dürfe man hoffen, sie wieder auf die stolze Höhe zu bringen, zu der sie der erste Generalpostmeister geführt hat. Der Präsident -er Ober- postbirektwn Geheimer Postvat Schenk hielt dann einen Vor- tvag über die Entstehung und Bedeutung des Weltpostvereins. E» folgten praktische Vorführungen aus dem Gebiete des Fern- spvech- und Funkwasens und der telegraphischen Uebertraqunq von Lichtbildern. — Die schweizerische Presse veröffentlicht Ge- denkartikel anläßlich der Gründung des Weltpostvereins. Am internationalen Woltposidenkmal in Bern wurden Kränze nie- Lergelegt. Schulz-Förster in Freiheit gesetzt. Budapest, 9. Oktober. Der Erzberger-Attentäter Schulz ist in Freiheit gesetzt worden. Es wird erwogen, ihn auszuweisen oder zu internieren. Weiten wird gemeldet: Schulz-Förster wurde heute in die Kanzlei des Gefängnisses des Staatsanwaltes gebracht, wo ihm seine Freilassung verkündet wurde. Schulz-Förster ver- ließ mit einem kleinen Paket, in dem sich seine Utensilien be fanden, und 35 000 Kronen Bargeld sofort das Gefängnis und soll sich wieder nach. Nagyteteny begeben haben. Auflösung des englischen Parlament». London, 9. Oktober. Der König hat die Auflösung )es Unterhauses genehmigt. Das Unterhaus hat sich zunächst vertagt. Macdonald teilte heute nachmittag im Unterhaus mit, -aß das Parlament aufgelöst werde. Er erklärte: Ich bedaure, daß di« gestern von zwei Oppositionspar eien unternommene Aktion eine allgemeine Wahl unvermeid- >ar macht. Ich hotte deshalb heute vormittag eine Audienz >crm König und beantragte die Parlamentsauflösung. Der lönig erurächtigte mich, mitzuteilen, daß er einverstanden ist. diese Mitteilung wurde von selten der Arbeiterpartei mit autem Beifall begrüßt. O Land»», 9. Oktober. Das Parlament wurde heute »ertagt. Die Neuwahlen werden am 29. Oktober statt- finden. — Das Oberhaus hat die dritte Lesung der irischen korlage angeommen. Die Vorlage ist nunmehr von bei- ten Häusern genehmigt worden und wird heute abend die Zu- stimmung des Königs erhalten. Peking soll angegriffen werden. Mulden, 9. Oktober. In Beantwortung der Note, welche sie ausländischen Gesandtschaften kürzlich abgesandt haben, er- klärt Tschanstsolin, -aß seine Armee Peking an greifen müsse, well dort das Hauptquartier d« Feinde» auf- geschlagen sei. Da» einzige Mittel, die Sicherheit der Haupt-' statt zu gewährleisten, sei, da» Hauptquartier nach einem and«, ren Ort »u verlegen. Die Truppen Tschangtsolins find nach heftigem Kampf in Schanhattwan eingerückt. * Die empfindlichen Franzosen. Der französische Konsul in Dresden scheint merkwürdig empfindlich zu sein. Im Dresdener Zentraltheater wird eine Revue gespielt mit -er Bezeichnung „Die Welt im Spiegel". In dieser Revue werden für Deutschland, England und Frankreich die Karten gelegt. Dabei ist auch die Spitze des Straßburger Münsters zu sehen, die heute die französische Trikolore trägt und in Zukunst wieder einmal die alten deutschen Reichsfarben tragen soll. Der französische Konsul hat da-geqen Descherde eingelegt. Diese ist, wie verlautet, von der sächsischen Regierung als unbegründet zurückgewiesen worden. " Vom Arbeit-markt. Das Landesamt für Arbeitsver mittlung schreibt über die Lage auf dem sächsischen Arbeits- markte: Die Gesamtlage bietet ein im wesentlichen unveränder- tes Bild; langsam nur schritt die Besserung vorwärts. Letz Leip-ig, 9. Oktober. Das Reichsgericht verurteilte sechs Handwerker au» Friedrichshafen wegen Vorbereitung zum Hochverrat usw. zu mehrjährigen Gefängnisstrafen. Aus d«r Begründung des Urteils geht hervor, daß di« Angeklagten die Ziel« der kommunistischen Partei unter Umständen mit Waffen gewalt durchsetzen wollten. Sie hatten zum Teil Handgranaten- Hülsen hergestellt oder solche in Aufbewahrung genommen. Fast sämtliche Angeklagte hatten Funktionävstellungen bet der Kommunistischen Partei inne. Berlin, 9. Oktober. Der Reichspräsident besichtigte im Reichsministerium des Innern die Erfindung des Berliner Ingenieurs Ludwig Horst auf dem Gebiet der farbigen Kinematographie. Die Eilmdarstellungen fanden un- geteilten Beifall. * Berlin, 9. Oktober. Im Wahlkreisverband 1 Ostpreußen wurde mehrfach zur Kennzeichnung des Wahlvovschlags ein „Hakenkreuz" verwendet, statt der einfachen Ankreuzung. Diese Stimmzettel sowie die Wahl wurden für ungültig erklärt. Magdeburg, 9. Oktober. Unter dem Verdacht der Ge- Heimbündelei wurden vorläufig festgenommen: Stadt- verordneter Dr. Greiner, Gewerbeassessor Neubauer, Oberinge nieur Howe, Redakteur Musweiler und Schiftsteller Bernhard Reiter. Die Verhafteten gehören nationalen Organisatio- nen an. Köln, 9. Oktober. Hier hielten die Kommunisten die zweite internationale Parlamentarierkonferenz ab. Aus den Ausland waren 24 Delegierte erschienen, von der kom- munistischen Partei Deutschlands waren 55 Abgeordnete usw. anwesend. Die Konferenz beschäftigte sich mit der Auswir- kung des Sachverständigengutachtens. Warschau, 9. Oktober. Gestern kam es in den Ostmarken bei Dubno neuerlich zu einem Ueberfall auf einen Guts- Hof. Eine Magd wurde getötet, das Herrenhaus ausgeraubt und eine Scheune in Brand gesteckt. Polnische Gendarmerie hat die Verfolgung -er Täter ausgenommen. London, 9. Oktober. Der Reichsfinanzminister Dr. Luther ist hier eingetroffen. Mukden, 9. Oktober. Die Truppen Tschang-Tso-Lins sind nach heftigem Kampf in Schan-hai-kuan eingerückt. Oerlliche Angelegenheiten. ? Benachteiligung Sachsens durch die Reichsregierung. Wie erinnerlich, ist als sächsisches Mitglied im Vevwal- tungsrvt der Deutschen Etsenbahn-A.-G. der frühere sozialde mokratische Ministerpräsident und jetzige Dresdner Kreishaupt mann Buck ernannt worden. Erscheint diese Berufung eines Nichtsachverständigen in eine so wichtige Körperschaft an sich schon sehr verwunderlich, so müssen die Begleitumstände, die zu der Ernennung führten, erst recht den schär fftenWider- spruch in Sachsen herausfordern. Wie die „L. N. N." hören, war zunächst von -er sächsischen Negierung wie auch von den berufenen Organisationen der Ministevaldirektor im sächsischen Wirtschaftsministerium, Geheimrat Dr. Klien, für diesen Posten vusersehen und beim Reichsfinanzministerium vorge schlagen worden. Reichsminister Dr. Luther lehnte aber diesen Vorschlag mit der sonderbaren Begründung a b, daß Dr. Klien als Beamter nicht in Frage kommt. Es wurde dann von der sächsischen Industrie Kommerzienrat Gleisberg vorge- geschlagen, der wegen seiner früheren Zugehörigkeit zum Säch sischen Eisenbahnrat auch als Sachverständiger ongesprochen werden muß, der aber ebenfalls abgelehnt wurde, und zwar angeblich wegen zu hohen Alters. Ein weiterer Vorschlag, der den hervorragenden Volkswirtschaftler Professor Dr. Wiedenfeldt präsentierte, wurde mit der Bemerkung ab- getan, daß Professoren in dem Eisenbahnvate nicht er- wünscht seien, so daß schließlich — wie verlautet, nicht ohne freundliche Nachhilfe des sächsischen Gesandten in Berlin, Dr. Gradnauer, der -er Sozialdemokratischen Partei angehört — Kreishauptmann Buck den Auftrag erhielt. Dieses eigenartige Verfahren ist darauf zurückzuführen, daß in den Derwaltungsrat auch ein Sozialdemokrat mit hineinkmnmen sollte. Obwohl nun Preußen ebenfalls die Große Koalition hat und dazu noch elf Mitglieder in den Ver waltungsrat stellt, hält es der Reichsfinanzminister nicht für nötig, den gewünschten Sozialdemokraten aus dem preußischen Lager zu nehmen, sondern oktroyiertSachsen, das, ge messen an seiner industriellen Bedeutung, ohnehin schon zu kurz gekommen ist, den Sozialdemokraten für seine einzige verfüg bare Stelle auf. Wenn man bedenkt, daß Herr Duck ebensogut wie Herr Dr. Klien die Beamten eigens chaft besitzt, nur mit dem Unterschiede, daß Dr. Klien auf Grund langjähriger Praxis eine umfassende Erfahrung auf dem Gebiete des Eisenbahn wesens hat, die Herrn Buck naturgemäß abgehen muß, wenn man weiter bedenkt, daß auch Herr Buck nicht mehr der jüngste ist, und daß schließlich in dem Verwaltungsrat auch Profes soren sitzen, dann wird man die Erregungin der sächsischen Industrie verstehen können, die besonders gegen Dr. Luther geht, der mit einer Hanbbewegung Uber die starken wirtschaftlichen Interessen eines Freistaates von der Bedeutung Sachsens ebenso hinweggeht, wie über die berechtigten Forde rungen der sächsischen Regierung un- der berufenen Körper schaften. Die Angelegenheit wird noch parlamentarische Folgen nach sich ziehen. Auch die großen Verbände, so z. B. der Verband Sächsischer Industrieller, sind nicht gewillt, diese Schädigung sächsischer Interessen ruhig hinzuneh- men, sondern werden in ihren nächsten Sitzungen mit besonde rer Schärfe gegen dieses Vorgehen des Reichsfinanzministers Stellung nehmen. teres kam auch dadurch -um Ausdruck, daß dl« Za« v«r aus Mitteln der Erwerbslosenfürsorge Unterstützten seit 15. Sep- te sicher nur «in« Abnahme von 9458 Hauptunterstützung«- nebst SS91 Zuschlag sempfängern erfahren konnte, so -aß am 1. Oktober immer noch 51402 Hauptunterstüßungs- (41844 männliche und 9558 wnbliche) UN- 48 642 Zuschlagsempfänger in Sachsen vorhanden waren. Es scheint nun zwar, als ob mtt einer wetteren Aufwärtsbewegung auf dem Arbettsmarkte «rechnet werden könnte und die di« Entwicklung noch hemmen den Einflüsse allmählich tm Schwinden begriffen wären, doch ist noch eine anhaltende und wesentliche Besserung nötig, um den Stand vom 1. Juni d. I. wieder zu erreichen oder gar, um wieder zu normalen Verhältnissen zu kommen. Zu bedenken ist, daß -er Winter naht, der ohnehin die Erwervsmöglichkei- ten, insbesondere für die Angehörigen der Außenberufe, wieder? stark beschränkt. Schwakenberg, 10. Okt. In seinem Evangelisa tionsvortrage gestern abend sprach Pfr. Gilbert nach einem Chorgesang des Männergesangvereins Liederkranz über die Frage: „Warum glaubst du nicht?" Er legte seinen Aus führungen Mark. 9, 23 und 24, zugrunde: „Alle Dinge sind möglich dem, der da glaubt. Ich glaube, lieber Herr, hilf mei nem Unglauben!" Soeben haben wir, so begann der Re-ner, das Lied Ernst Moritz Arndt's gesungen: Ich weiß, an was ich glaube. Die einen haben das Lied gleichgültig gesungen, die anderen mit dankbarem Herzen, die -ritten mit heißem Seh- nen: Wenn ich -och glauben könnte! Was hindert dich am Glauben? Diele sagen, es ist alles Natur. Und doch können schon Menschen mit ihrer Hand in den Zusammenhang d«r Natur eingreifen. Und Gott? Der kann wohl nicht ein greisen? Der ist wohl beiseite geschoben? Nein, Gott kann in den Zusammenhang -er Natur eingreifen. Ein moderner Ge bildeter, ein moderner Naturforscher braucht nicht ein Gottes leugner zu sein. Im Gegenteil, die größten Forscher sind die gläubigsten Gotteskinder gewesen. Andere stoßen sich an den scheinbaren Widersprüchen der Bibel. Die Wissenschaft mit ihrer Kritik bringt noch keinen Glauben. Ich muß selbst zur Bibel die rechte Stellung haben, muß aus ihr den Heiland und Erlöser herausfinden und herausleben. Diele reden Über die Bibel, aber kennen sie überhaupt nicht. Wer sie kennt, der weiß, daß aus ihr der Heiland di« rettende Hand jedem ent gegenstreckt. Wieder andere stoßen sich an der Vielheit -er christlichen Kirchen. Aber bei aller Liebe zur Kirche — un- für den Evangelisten ist seine evangelisch-lutherische Kirch« das reinste Gefäß für den köstlichen Inhalt des Evangeliums — di« Hauptsache ist nicht die Form, sondern der Heiland; er ist Ziel deines Glaubens. Das letzte Hemmnis, zum lebendigen Glauben zu kommen, darf auch nicht der schlechte Wander Ande- rer sein. Damit, daß so Viele Namenschristen sind, ist das Evangelium noch lange nicht bei Seite geschoben. Es behält seinen heiligen rettenden Wert. Warum glaubst du nicht? Aeußere Gründe halten dich im tiefsten Grunde nicht ab; es hält -ich ab deine Sünde. Aber bist du krank, so gehst du zum Arzt; bist du seelenkrank — und du bist es — so mußt du zum Seelenarzt. Und wenn dir deine Sünde so groß scheint, daß sie dir nicht vergeben werden kann, sie wird dir doch vergeben. Wer Sünder ist, gehört zum Heiland. Freilich muß der Sünder end- lich tun, was der Heiland will. Glauben heißt, alles lassen, was Sünde ist und endlich einmal den entscheidenden Schritt in Jesu Arme tun. Unser heißes Gebet muß sein: Ich glaube, Herr, hilf meinem Unglauben! Heute spricht der Evkmgelisa- tor über das Thema: „Ist der Spiritismus Wahrheit oder Lüge?" Nachmittags 1t 6 Uhr ist wieder Bibelstunde. Emp fohlen werden die Schristchen: „Märtyrerblut, ein Leidensweg oer baltischen Christen"; und: „Eine Kreuzträgerin"i Schwarzenberg, 10. Oktober. Die Gerichtsvollzieher Rich. Unger und Paul Kretzschmar begingen Lieser Tage ihr 25jäh- riges Dienstjubiläum. Leipzig. In der Nacht zum Donnerstag ereignete sich auf der Bahnstrecke Leipzig—Falkenberg ein schweres Eisen bahnunglück. Ein Ferngüterzug, der sich auf -er Fahrt von Wahren nach Falkenberg befand, entgleiste etwa 300 Meter vor dem Bahnhof Thekla. Die Maschine wühlte sich, nachdem sie etwa 100 Meter neben dem Gleis hergelaufen war, in -en Erdboden, die nachfolgenden Wagen wurden aus den Schienen gehoben, ineinandergeschoben und schwer bischädigt. Auch die Gleisanlage und -er Unterbau der Strecke haben sehr gelitten. Personen sind glücklicherweise nicht ums Leben ge kommen. Der Heizer der Güterzugsmaschine erlitt eine ver hältnismäßig geringfügige Beinquetschung. Die Entgleisung des Zuges wurde durch den Bruch -es Derschlußstücks einer spitz befahrenen Weiche herbeigeführt. " Leipzig. In eine sozialdemokratische Versammlung, die in Bösdorf a. -. Elster stattfand, drangen unter -er Füh rung des Abg. Lieberasch, wie sozialdemokratische Blätter mel den, 100 Komunisten ein, die zum Teil mit Stöcken und Knüp peln bewaffnet waren. Während der Rede Lipinskis verteil ten sie im Saale Flugblätter. Als ihnen das verbotet wurde, wurde plötzlich das Licht ausgelöscht und die Versamtnlungs- besucher wurden mit Steinen, Gummiknüppeln, Dolchen, Sei- tengewehren und anderen Schlag- und Stoßwaffen bearbeitet. Ein Angehöriger des Reichsbanners Schwarz-rot-aal- er hielt dabei eine größere Stichwunde. Die herbelgerufeue Lan- oespolizei verhaftete acht Personen. Neues aus aller Welt. — Die Potsdamer Erdbebenwarte verzeichnete am 8. Okt., 9,50 Uhr nachm., ein starkes Erdbeben in einen Ent fernung von 3500—1000 Km. — Unglück in den Alpen. Eine Abteilung Alpmjäger, die in dem Tal Susa (Oberitalien) militärische Uobungen ab hielt, wurde von einer niedergehenden Lawine verschüttet. Bisher konnten die Leichen eines Offiziers und eines Soldaten geborgen werden. — Sin furchtbares Autounglück ereignete sich in James town in der Nähe von Neuyork. Ein Auto, in dem «in Ehe paar mit seinen sechs Kindern saß, raste an einer Eisenbahn kreuzung in einen Güterzug hinein. Das Auto wurde zer trümmert, -er Vater, -er am Steuer saß, erlitt schwere lebens gefährliche Verletzungen, seine Gattin un- die sechs Kinder waren auf -er Stelle tot. —Zufolge einer Explosion bei einem Fest -er Hiv-us in Kotah (Indien) wuvden viele Gebäude beschädigt. 15 Profanen wurden getötet und fünf verletzt. — Ein Kaffenräuber erschaffen. Der Kassenbote Gsmnbow der Firma Groß u. Gvaf in Berlin wurde von einem unbe kannten Mann überfallen, der Grambow mit einem Gummi- knüppel mehre» Schläge versetzte, ihm die Geldtasche entriß und die Flucht ergriff. Polizetbeamte spürten -en Räuber auf un- erschossen ibn. als er auk di« Beamten Revolverschüsse ab«