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Mein Lieblingsweg. Ein schlechter Dorfweg nur, vom Regen weich, rechts Feld an Feld, — schon leer —, und links ein Teich, den Erünschlamm überzogen. Wind im Laub der Weiden — und Lie Ferne nebeltaub. Ein armes Fleckchen Land, die Häuser klein und dürftig im Gerank von wildem Wein. Die Gärten nur voll Kinderspiel und Klang, sonst alles still . - . kein Schritt — ich stets allein. Doch ist Lies Tag für Tag mein liebster Gang, schon einen Frühling, einen Sommer lang. Johanna Richter^ Wilsdruff. Aeue Dörfer durch Arbeitsbeschaffung. Landgewinnung in der Nordmark. Durch tzin System von neuen Dämmen, Damm- Erhöhungen und Entwässerungseinrichtungen soll die Eider dem unmittelbaren Einfluß von Ebbe und Flut entzogen und gleichzeitig verhindert werden, daß Sturm fluten in die Niederung eindringen können. Ein Gebiet von 140 000 Morgen Größe, das zum größten Teil frucht bare Marschböden und überschlickte. Niederungsmoore um faßt, wird vor der unter den jetzigen Verhältnissen drohen den Versumpfung bewahrt bleiben. Das Werk fall im Jahre 1935, spätestens 1936 vollendet sein. Es wird nicht nur bis dahin in beträchtlichem Umfange Arbeit schaffen, sondern die Möglichkeit geben, die Ländereien in intensive landwirtschaftliche Kultur zu nehmen. Neue Bauernhöfe und Dörfer werden auf Flächen entstehen, die jetzt nur kümmerlich genutzt werden können. Es entspricht der Bedeutung dieses gewaltigen Land kulturwerkes, daß der Rcichsbauernführer Darre selbst nach einer schlichten Feier den ersten symbolischen Spatenstich zur Einleitung der Eiderabdämmung tat. Dieser Fest akt hat weit über die Grenze der Nordmark hinaus sym bolische Bedeutung für die zähe Kraft und den uner schütterlichen Willen, mit der unsere Führer die Aufbau arbeit in Angriff genommen haben. Der erste Spatenstich. Bei der feierlichen Eröffnung des großen Meliora tionswerkes der Eiderabdämmung ergriff Reichs- Minister Darrö das Wort. Er führte aus: Die nationalsozialistische Regierung habe in voller Würdigung der verantwortungsschweren Aufgaben, die hier der Nation gestellt seien, einen der bedeutungsvollsten Front abschnitte der gewaltigen Arbeitsschlacht des deutschen Volkes in das meer umschlungene Schleswig- Ho lstein gelegt, um das Werk zu beginnen, das sich würdig an den Meliorationsplan des großen Preußen königs anschließen werde und das einmal unserer deut schen Heimat ein im Frieden erobertes Gebiet schenken solle. Der Boden an der Eider sei von jeher Kampfplatz mutigen Ringens um die deutsche Zukunft gewesen. Der Kampf umdie Scholle sei aber nicht immer siegreich geblieben. Im Laufe der letzten Jahre fei der Kampf um die Wiedergewinnung des abgerissenen Landes nach den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen systema tisch wieder ausgenommen worden. Um diese Bemühun gen aber zu einem erfolgreichen Ende zu führen, fehlten die Mittel, fehlte vor allem das Verständnis der damali gen maßgebenden Stellen. Auch hier konnte erst der Nationalsozialismus die gewaltige Ausgabe lösen. Der Redner zog eine Parallele zu dem , gewaltigen Meliorationswerk Mussolinis, unter dessen Leitung die Pontinischen Sümpfe wieder ur bar gemacht worden sind. Entsprechend solle es auch hier werden. Schritt um Schritt und Stück um Stück solle das Meer von der Küste zurückgedrängt werden. Der Reichsminister vollzog darauf den ersten Spatenstich. Die Feier schloß mit dem Gesang des Deutschland liedes und des Horst-Wessel-Liedes. Später erklärte Reichsminister Darrä noch, daß in den nächsten Tagen gesetzliche Maßnahmen zugunsten des deutschen Bauern tums erfolgen würden. Jie MAP. M mm ÄWkn Neuer großer Propaganva- fewzug der NSDAP. Reichsminister Dr. Goebbels vor den NSDAP.-A m t s w a l te r n des Gaues Berlin. Vor den Amtswaltern des Gaues Berlin der NSDAP, hielt Reichsminister Dr. Goebbels im Berliner Sportpalast eine große Rede, in der er u. a. ausführte: Bei einer rückschauenden Überprüfung der vergangenen sieben Monate falle es schwer, zu sagen, welche Taten der neuen Reichsregierung die einschneidend sten und hervorragendsten sein mögen. Alles das, was wir Nationalsozialisten uns in den vergangenen Jahren erträumten an politischen Reformen, an einschneidenden Änderungen in unserem inneren und äußeren Leben, alles das sei nahezu schon Wirklichkeit geworden. Dr. Goebbels betonte, daß er damit nicht einem hemmungslosen Zweckoptimismus das Wort reden wolle; aber der Unterschied zwischen dem Reich von heute und dem Reich von damals sei historisch überhaupt gar nicht mehr auszumessen. Alles das sei nur möglich gewesen, weil hinter der neuen Staatsführung die nationalsozialistische Bewegung gestanden habe. Es genüge ja nicht, daß man die Macht besitze, man müsse auch das Volk haben. Das Volk müsse den Weg der Regierung mit seiner Wärme und seiner Sympathie begleiten. Er, Dr. Goebbels, glaube, daß es niemals in der ganzen deut schen Geschichte eine Regierung gegeben habe, die sich so auf das deutsche Volk berufen konnte. Dr. Goebbels ging auch auf die kommunistischen Putschpläne ein und sagte, heute könne von einer kommunistischen Gefahr ganz und gar nicht mehr gesprochen werden. Schlimmer sei schon die Hetze, die außerhalb unserer Landesgrenzen betrieben werde. „Wenn ich das mir vor einigen Tagen in die Hände gefallene,Braunbuch' durch blättere und wenn ich da haarscharf bewiesen sehe, daß in meinem Kopf derPlanzumReichstagsbrand Flaggenschmuck zur Eröffnung des Staatsrats. Das Gebäude der Reuen Aula der Berliner Universität, in dem der feierliche Staatsakt zur Er öffnung des Preußischen Staatsrats veranstaltet wird, ist mit reichem Flaggenschmuck für dieses festliche Ereignis bedacht worden. entstanden wäre (Heiterkeit), und daß der preußische Ministerpräsident Göring ihn praktisch durchgeführt habe, so kann ich nur sagen: Herr, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun." (Beifall.) Er, Goebbels, glaube auch nicht, daß das Ausland diese Dinge ernst nehme. Das deutsche Volk streiche solche Pamphlete mit einem Achsel zucken beiseite. Die arbeitenden Menschen in Deutschland messen an den Erfolgen die Richtigkeit unseres Kurses. Dr. Goebbels erteilte dann den Nörglern und Biertischkritikern der nationalsozialistischen Idee eine Abfuhr. Diese sag ten, die nationalsozialistische Bewegung könne nur Feste feiern. Aber wir feierten nicht Feste ohne Anlaß, und jedes Fest habe einen Sinn, und nach jedem Fest komme irgendeine Aktion, die erst durch das Fest möglich gewesen sei. (Beifall.) Wenn das deutsche Volk am 2l. März i n Potsdam seine nationale Wiedergeburt erlebte, so war nur dadurch möglich, daß ein paar Tage später die Regierung Hitler vom Reichstag einen überwältigenden Vertrauensbeweis bekam, nur nach der Feier am 1. Mai konnten am Tage darauf die Gewerk schaftshäuser besetzt werden Und nur durch den Zu sammenschluß zu einer einigen Nation in Nürnberg könne heute an die Solidarität diese rNation appelliert und gegen Hunger und Kälte des kommenden Winters gekämpft werden. (Starker Beifall.) Der großangelegte Plan hierzu, der schon seit Jahren bestehe, werde jetzt Stück um Stück und Zug um Zug verwirklicht werden, und jeder große Tag der Nation sei nur ein Markstein auf dem Wege zur Verwirklichung dieses Plans. Diese Regierung habe auch auf anderen Gebieten nicht gefackelt. Wir haben nicht etwa die Korruption der demo kratischen Republik so unbesehen mit übernommen, son dern wir haben immer ausgemistet, und das ist noch lange nicht zu Ende, das geht immer noch weiter. (Heiterkeit, Beifall.) Dr. Goebbels erwähnte dann die grandiosen Wirtschaftsprojekte der Reichsregicrung und den Kampf gegen die Arbeits losigkeit. Der Ansturm gegen sie sei zweifellos gelungen« Kein Land könne von sich behaupten, daß seine Arbeits losigkeit in einem Sommer um zwei Millionen gesunken sei. Immer wieder von stürmischem Beifall unterbrochen, erläuterte Dr. Goebbels noch einmal seinen Parteigenossen im einzelnen die Pläne des Winterhilfswerks. Dieses Hilfswerk sei ein Sozialismus der Tat» sei wahres Priestertum. Wenn uns in der Vergangen heit oft vorgeworfen wurde, wir seien Heiden, so glaube er, Goebbels, es habe in Deutschland noch niemals eine Regierung gegeben, die so christlich gehandelt habe. Dr. Goebbels kam dann aus die Bewegung zu sprechen. In der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiter partei sehe er nicht den Ursprung, sondern die Fortdauer unserer Macht. Dis Partei müsse das deutsche Volk er ziehen, damit das nationalsozialistische Denken dem Volk in Fleisch und Blut übergeht. Dr. Goebbels warnte aber vor Überheblichkeit. Der Sieg dürfe nicht als gegebene Tatsache hingenommen werden, man müsse sich vielmehr an die Arbeit machen und fleißig sein. Dr. Goebbels teilte dann mit, daß er im Auftrag des Führers für die gesamte Organisation die Anordnung herausgegeben hat, daß mit dem 1. Oktober ein großer Propagandafeldzug der nationalsozialistischen Bewegung einsetzt. Jeder Redner ist ausgefordert, wenn er ein hohes Staatsamt bekleidet, in zwei Monaten fünfzehn, und wenn er kein Staatsamt bekleidet, in zwei Monaten fünfund zwanzig Termine für Versammlungen zur Verfügung zu stellen. „Wir werden in zwei Monaten 150 000 öffentliche Versammlungen abhalten. Der Führer wird, wie immer, bei allen Gelegenheiten, so auch hier, sich an die Spitze der Versammlungskampagne stellen. (Beifall.) Nachdem wir in den Regierungs geschäften das Gröbste hinter uns haben, werden wir uns dann wieder mit voller Kraft unserer Bewegung widmen." 8. Fortsetzung Nachdruck verboten Dabei eilte sie aus Boris Petrowitsch zu, klammerte sich an ihn an und jammerte: „Rette mich, Boris... rette mich..." Er aber schüttelte hastig ihre Hände von sich ab, preßte diese so fest zusammen, daß sie in die Knie niedersank. Da bei herrschte er sie an: „Still jetzt... keinen Laut... krieche auf den Knien nach der Türe, damit dich keine Kugel trifft... ich komme sofort nach..." Er raffte hastig Geld und Schmuckstücke zusammen, barg sie in seiner hohen Pelzmütze, eilte dann nach dem Fenster und feuerte einige Schüsse in die Nacht hinaus. Gellend klangen die Rufe zu ihm: „Oeffnet das Tor, oder wir schlagen es ein... Baronesse Elga, jetzt komme ich, um meine Rache zu nehmen... los... los, Kameraden, Sturm aus das Schloß... und hohe Be lohnung demjenigen, der mir die blonde Baronesse auslie- sert... gebt Feuer ... wir kennen keine Schonung ... rennt das Tor ein..." Zugleich aber vernahm Boris Petrowitsch einen flehenden Schrei: „Hilf mir, Boris... hilf..." Er wandte sich vom Fenster ab, er stürzte nach der Diele und kam gerade noch zurecht, um eine Ohnmächtige in seinen Armen auszusangen. Fest preßte er die schlanke zierliche Gestalt an sein Herz, während er mit SturmesschritteN nach dem rückwärtigen Ausgang eilte. Dabei flüsterte er vor sich hin: „Fürchte dich nicht, kleine Elga, dir soll kein Leid ge schehen ... mit meinem Leben bürge ich dafür..." Es kam ihm in diesem Augenblick, da er von höchster Gefahr umgeben war, gar nicht zum Bewußtsein, daß er wieder in das vertrauliche „Du" der Kinderzeit zurückgefal len war, das nur Elga beibehalten hatte, weil es seit Jahr hunderten so Sitte war, daß zwischen der Herrschaft und den Bediensteten auf Woltershausen ein so patriarchalisches Verhältnis herrschte, daß die Dienerschaft vom Verwalter bis zum jüngsten Küchenmädchen mit „Du" angeredet wurde. Boris dachte nur daran, daß er die kleine, niedere Pforte in der Schloßmauer, von der aus man nach dem angrenzen den Wald und den Feldern gelangen konnte, erreichen mußte, ehe diese letzte Fluchtmöglichkeit von den rasenden Rebellen abgesperrt wurde. Wenn er Elga erst in den Schlitten gebettet hatte und die Pferde zur rasenden Fahrt aufpeitschte, dann fürchtete er keine Gefahr mehr. Mit Anspannung aller seiner Kräfte hetzte er vorwärts, während er hinter sich das Schreien der Bande und das un unterbrochene Knattern der Gewehre vernahm. 4. Kapitel. Allen voran stürmte Sonja Jegorowna durch das ge sprengte Tor, dessen starke Holzbalken den wuchtigen Hieben mit den Gewehrkolben und dem Druck der Massen nicht hat ten standhalten können. „Mir nach... ich führe Euch ... ich zeige Euch den Weg zu der Baronesse ... ich liefere sie dir aus, Osinski . .. sie und ihren Beschützer Boris Petrowitsch . . . und du sollst deine Rache an ihnen kühlen." Sonjas Stimme gellte über die Mengs hinweg. Und ihre glühenden schwarzen Augen, die unheimlich im Scheine der brennenden Fackeln leuchteten, übten einen seltsamen Bann aus. Das dichte volle Haar hatte sich vom raschen Laufen gelöst und hing wie ein wehender, tiefschwarzer Schleier über den Rücken. Die Burschen und Mädchen, die Männer und Frauen, die willenlos ihrem Anführer Nikita Abramitsch Osinski folgten, der ihnen immer wieder Haß . . . und nichts als Haß predigte, jubelten Sonja Jegorowna zu. „Ja . . . führe du uns ... und Vernichtung allen denen, die uns bisher geknechtet haben..." Osinski hielt neben Sonja Schritt. Sein hageres Gesicht mit den langen Bartstoppeln, seine grauen, irrlichternden Augen, über denen die Brauen zusammengewachsen waren, spiegelten seine finsteren Gedanken wider. Seine ganze Er scheinung bot einen verwilderten Eindruck. Das schmutzige, zerrissene Hemd stand weit offen, die kurze Hose wurde von einem breiten Ledergürtel gehalten, in dem mehrere Revol ver steckten. Eine Kosakenmütze saß schief auf dem schmalen Kops, das schwarze Haar hing in Strähnen darunter hervor. Mit heiserer Stimme herrschte er Sonja an. „Weißt du auch genau, daß die Baronesse noch im Schloß ist?" „Natürlich! Sie wartet doch aus die Rückkehr ihres Va ters, der beim Gouverneur Hilfe holen will." Osinski lachte schrill auf. „Ehe er zurückkommt, sind wir die Herren des Schlosses. Kameraden, alles, was Ihr seht, gehört Euch. Jeder kann sich mitnehmen, was ihm gefällt, und was nicht mitzuneh men ist, das sollt Ihr zertrümmern . . . alle Möbel, Bilder, Spiegel, Fensterscheiben, Teppiche und Kronleuchter . . - alles, alles soll zerstört werden, um dem stolzen Daron zu beweisen, wie sich ein Osinski zu rächen versteht." Mit flammenden Blicken nickte ihm Sonja zu. „Und was wirst du mit der Baronesse tun, Nikita Abra mitsch?" Er kniff die Augen zusammen und schaute unter den gesenkten Lidern hervor mit haßerfüllten Blicken nach dem (Fortsetzung folgt.)