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„Wahre Abrüstung das beste Mittel für die Sicherheit" Deutschlands Antwort an Frankreich. Botschafter Nadolny verlas am Freitag im Haupt ausschuß der Abrüstungskonferenz die nach dem Vorstoß Paul-Boncours und der Ablehnung der deutschen Gleich berechtigung mit größter Spannung erwartete Erklärung der deutschen Regierung. Die schriftlich festgelegte deutsche Antwort -besagt folgendes: Die am 11. Dezember unterzeichnete Fünfmächtever einbarung über die Gleichberechtigung Deutschlands bildet die Grundlage und die Voraussetzung für die Teilnahme Deutschlands an der Abrüstungskonferenz. Von dieser Grundlage wird sich Deutschland nicht ent fernen. Der Vertreter Frankreichs hat noch einmal den französischen Standpunkt zur Sicherhcitsfrage dargelegt und mit voller Klarheit festgestcllt, daß die Schaffung neuer, gegenseitiger Sicherheitsbürgschaften die Vorbedingung für eine wesentliche und wirksame Her absetzung der Rüstungen bilde. Der deutsche Stand punkt ist dem entgegengesetzt. Die wahre Aufgabe dieser Konferenz besteht nicht in der Schaffung neuer gegenseitiger Sicherheitsbürg- schasten; sie muß vielmehr darin bestehen, den entscheiden den Schritt auf dem Gebiete der Abrüstung zu tun, was gleichzeitig das beste Mittel sür die Sicherheit ist. Diese Auffassung wird von einer großen Zahl anderer Abordnungen geteilt. Andererseits hat Deutschland sich bereit erklärt, mit bestem Willen sich an der E r ö rte r u n g der französischen Vorschläge zu beteiligen. Der Führer der deutschen Ab ordnung selbst hat bereits im Präsidium der Konferenz vorgeschlagen, gleichzeitig die französischen Vorschläge zu sammen mit der allgemeinen Abrüstungsfrage zu er örtern. Statt nun jetzt eine lange Aussprache über die Grundsätze herbeizuführen, ist es durchaus zweckmäßiger, an die praktische Arbeit zu gehen. Die deutsche Abordnung legt keinen Wert auf die Frage, in welchem Ausschuß die einzelnen Fragen behandelt werden. Die deutsche Regierung hofft vielmehr, daß die Konferenz mit Riesenschritten dem angestrebten Ziele zu eilt. Die deutsche Abordnung verlangt aber, daß die Frage der qualitativen Abrüstung jetzt so bald wie möglich und nicht, wie die französische Abordnung es vorgeschlagen hat, erst nach der Verhandlung der Heeres stärke und der kontinental-europäischen Sicherheitsfragen behandelt wird. Vor schweren Gnischeidungen. Die praktische Anwendungsmöglichkeit der Gleichberechtigung in Frage gestellt. Auf deutscher Seite wird eine weitere Aussprache auf der Genfer Konferenz über die Gleichberechtigung grundsätzlich ab gelehnt, da die Gleichberech tigung als grundsätzlich anerkannt betrachtet wird, während die französische Staatengruppe die An erkennung der deutschen Gleichberechtigung verweigert. Die praktische Bedeutung der Fünf-Mächte-Vereinbarung vom 11. Dezember ist jedoch durch die französische Haltung in Frage gestellt. Aus'deutscher Seite muß daher damit gerechnet wer den, daß rp den weiteren Verhandlungen jede deutsche Forderung Ms die prakt i s ch e Anwendung der deut schen Gleichberechtigung in der endgültigen Festsetzung des deutschen Rüstungsstandes aus den geschloffenen Widerstand Frankreichs und der Frankreich nahe stehenden Regierungen stoßen wird. Die Lage für die deutsche Abordnung aus der Abrüstungskonferenz hat sich damit in einer entscheidenden Weise verschärft und macht neue grundsätzliche Entscheidungen unerläßlich. Außerordentliche Verschärfung des deutsch französischen Gegensatzes. Die Erklärungen des Botschafters Nadolny werden in Gens als ausfallend vorsichtig und zurückhaltend be zeichnet. Man schließt daraus, daß die deutsche Negierung Deutsche Autos in Front. berliner Automobil- und Motorradausstellung Fortschritte auf der ganzen Linie. Noch Vor wenigen Monaten war es durchaus unsicher ob die Berliner internationale Automobil- und Motor rad-Ausstellung, die jetzt in Berlin eröffnet wurde, statt finden werde. Obwohl in der Öffentlichkeit der Rch danach immer lauter geworden war, gingen die Ansichten in den Kreisen der Industrie und der Händlerschaft über die Notwendigkeit dieser Ausstellung weit auseinander Endgültige Beschlüsse wurden immer wieder hinaus gezögert, bis dann schließlich doch die Würfel zugunsten Per Veranstaltung fielen. Die Vorbereitungszeit war da durch natürlich knapp geworden. Um so erstaunlicher ist es, in welcher Vollständigkeit sich die Ausstellung präsentiert. Über dreihundert Aus steller beteiligen sich, ein Beweis, wie rege das Interesse dafür ist. Die Zahl der ausländischen Fahrzeuge ist zwar lange nicht mehr so umfangreich wie in früheren Jahren, aber man darf nicht vergessen, daß eben Deutschland für ausländische Wagen und Motorräder kein so günstiges Absatzgebiet mehr darstellt wie früher. Die deutsche Industrie hat den jahrelangen Vor sprung des Auslandes längst eingeholt, ja sie hat sich in vieler Hinsicht heute schon an die Spitze der führenden Automobilbauländer gesetzt. Welch außer ordentliches Interesse aber allgemein der Berliner Schau entgegengebracht wird, mag man schon daraus ersehen, daß zahlreiche Auslandsbesucher angemeldet sind und viele ausländische Konstrukteure kommen werden, um sich über die Entwicklung des deutschen Automobilbaues zu informieren. Auch mehrere Kongresse internationaler Organisationen werden während der Ausstellungszeit in Berlin tagen, von denen besonders der Kongreß des Bureau Permanent, der Spitzenorganisation der euro päischen Automobilindustrie, bemerkenswert ist. Er wird sich hauptsächlich mit den Nöten befassen, über die der Kraftverkehr aller europäischen Länder in mehr oder minder großem Maß zu klagen hat Die wichtigste Aufgabe der letzten Zeit bestand vor allem darin, Fahrzeuge zu schaffen, die den Das Gesicht des Landstraßenstürmers. Unsere Aufnahme gibt die Vorderansicht eines Strom linienwagens wieder, der auf der Internationalen Automobil- und Motorradausstellung in Berlin gezeigt wird. völlig veränderten Wirtschaftsverhaltnkffdn weit,mehr Rechnung tragen, als dies bisher der Fall war. Billigkeit in Anschaffung und noch mehr in der Unter haltung, diese grundsätzlichen Forderungen müssen zu allererst erfüllt werden. Darüber hinaus mußte sich aber die Entwicklung auch auf die technische Seite erstrecken. Man kann sagen, daß beide Momente in weitreichendem Maße bei den neuen Modellen verwirklicht worden sind. Der Zug zum kleineren und wirtschaftlicheren Wagen ist unverkennbar. Diese stellen denn auch das Gros der Fahrzeuge auf der Ausstellung dar. Man hat sich dabei aber nicht allein darauf beschränkt, kleinere Wagen zu bauen, sondern man hat auch eine ganz neue Fahrzeugkategorie, die Dreiradwagen, ge schaffen. Fast alle Firmen, abgesehen von einigen wenigen, die allein dem schweren und teuren Luxuswagen ihre Arbeit widmen, haben ihr Produktionsprogramm nach unten abgerundet, d. h., sie haben auch den Bau kleinerer Wagen ausgenommen. Die diesmalige Berliner Ausstellung ist der Salon der Schwingachsen. Der Schwingachswagen hat, wenn er sorgfältig und voll endet dnrchgebildet ist, unbedingt große Vorzüge. Wäh rend beim Starrachser die Stöße, die ein Rad durch die Bodenunebenheiten erleidet, auch auf das gegenüber liegende Rad übertragen werden, ist das beim Schwing achser nicht der Fall. Umstrittener als die Frage des Schwingachswagens ist die des Vorderradantriebs. Soweit man sich bisher von diesen Wagen ein praktisches Bild im Fährbetrieb machen konnte, müssen sie fraglos als ein Fortschritt angesprochen werden. , Die tiefe Rahmenlage ist heute bei allen Fahrzeugen ganz konsequent verwirk licht worden. Dabei waren die Konstrukteure immer mehr bemüht, die Fahrgestekrahmen so starr auszubilden, daß sie gegen alle auftretenden Verwindungen eine außer ordentliche Widerstandsfähigkeit besitzen. Auf diese Weise ist der sogenannte Kastenrahmen entstanden, der mehrfach zur Anwendung gelangt, überhaupt ist auch weiterhin das Streben nach Bcdienungsvereinfachung deutlich erkennbar, wobei vielfach die Fahrzeuge mit auto matischen Kupplungen und mit Freilauf und Schnellgang ausgerüstet sind. Besonders bei kleineren Wagen ist das dreigängige Getriebe durch das Vierganggetriebe ersetzt worden. Im Karofleriebau ist man immer mehr zur Erkenntnis gekommen, daß es notwendig ist, auch genügenden Raum für die Insassen zu schaffen, daß es auf die Dauer nicht geht, von diesen zu verlangen, wie die Heringe zusammengepreßt sitzen zu müssen. Deshalb sind die Karosserien — auch bei den Kleinwagen — wesentlich geräumiger, die Linien schöner und flüssiger geworden. Auch im Bau von Nutzsahrzeugen sind recht interessante Ausführungen anzutreffen. Vor allen Dingen ist der leichtere Lastwagen in einer Reih« von Neuschöpfungen zu finden. Immer größerer Beliebt- heit erfreut sich auch der Sattelschlepper, weil leine Aus nutzungsmöglichkeit beinahe unbegrenzt ist. zunächst noch einer grundsätzlichen Entscheidung aus dem Wege gehen will und die Tür für weitere Ver handlungen offen läßt. Auf französischer Seite wird betont, daß „selbstver ständlich" von einer Anerkennung der deutschen Gleich berechtigung keine Rede sein könne. Man stützt sich hierbei auf den Wortlaut der Fünf- Mächte-Erklärungen vom 11. Dezember, die jetzt von der französischen Regierung von neuem in dem bekannten Sinne dahin ausgelegt wird, daß die Anerkennung der deutschen Gleichberechtigung an neue europäische Sicher heitsgarantien und damit an die Anerken nung (!) des im Versailler Vertrag geschaffenen Status gebunden sei. Das Schicksal der Abrüstungs konferenz und damit die Frage der deutschen Rüstungs freiheit muß sich nach Genfer Beurteilung jetzt unver - meidlich in der nächsten Woche endgültig stellen. <Komaavvq ^opyrlZbt dlartln ksu?btvüngsr, NsNs (Leals) s40 Es genügte, wenn er das Schiff bei seinem Eintreffen in Genua in Empfang nehmen konnte. Zweiunddreißig Stunden brauchte der Dampfer zu der Fahrt nach Genua; bis morgen nachmittag hatte er Zeit — er konnte es gut schaffen. Zuerst flog Doktor Richter nach Marseille, wo er nach dreistündigem Flug landete. Von Marseille aus benutzte er den Rivieraexpreß; feine Nerven hielten es nicht aus, in Marseille tatenlos auf einen anderen Anschlußzug zu warten, der viel später fuhr. Unterwegs indes, als der Luxuszug an den wunder vollen Rivieraorten vorüberfuhr, kam ihm der Gedanke, in Monte Carlo die Fahrt zu unterbrechen und sich erst einmal auszuruhen. Er war todmüde und konnte kaum mehr einen Gedanken fassen. Es war sicher vernünftiger, sich in einem ordentlichen Bett auszuschlafen, um am anderen Tage frisch und tatkräftig zu sein. Wenn er am frühen Morgen in Monte Carlo wegfuhr, kam er immer noch rechtzeitig zur Ankunft des Dampfers nach Genua. So kam es, daß Doktor Richter in Monte Carlo den Zug verließ und in einem der eleganten Hotels abstieg. * * * In einem Hafenhotel der Marseiller Altstadt war ein elegantes Paar abgestiegen, das seinem Aeußeren nach viel besser in eines der vornehmen Hotels aus der Cane- biLre gepaßt hätte als in diese Spelunke. Der Wirt machte sich weiter keine Gedanken darüber. Er war an seltsame Gäste gewöhnt und zog seinen Vor teil aus allen seinen Gästen. Und dieses Ehepaar, das sich unter dem Namen Tartou eingetragen hatte, schien nicht zu knausern. Ohne zu feilschen, hatten die neuen Gäste den horrenden Preis akzeptiert, den der Wirt für das reparaturbedürftige Zimmer berechnet hatte. Sie hatten sogar gleich gezahlt, da sie morgen in aller Frühe Weiter reisen wollten. Joe warf in weitem Bogen den Hut vom Kopfe, als Titus die Zimmertür hinter sich verriegelt hatte. Alles war bisher gut gegangen. Sie hatte nichts weiter vom Schiff mit sich genommen als ihren kleinen Koffer, den sie bei allen Landausflügen bei sich hatte. Jeder Argwohn war auf diese Weise vermieden worden. Das, worauf es vor allen Dingen ankam, führte Titus in seiner Aktentasche mit sich. „Ach, Titus, es ist doch gut, daß es Flugzeuge gibt. Wenn es mir auch ein wenig sonderbar zumute ist. Ich kann den Abstieg noch immer nicht gut vertragen." „Oh, Katze, das tut mir leid! Aber komm her, ich will dich wieder gesund küssen ..." Er riß sie so heftig in seine Arme, daß sie einen Weh laut von sich gab, obwohl seine brutale Liebesäußerung sie beglückte. „War ich zu grob, Katze? Aber, sieh her, ich bin so glücklich, daß ich dich endlich wieder einmal in den Arm nehmen kann. Lange genug hab' ich danach gehungert; halb verrückt hast du mich gemacht mit deinen raffinierten Kleidern. Du ... du..." „Latz jetzt, Titus! Wir haben anderes zu tun. Jetzt ist keine Zeit zum Küssen. Wir müssen unsere Beute berechnen. Was meinst du, was die Tippmamsell für kreisrunde Augen machen wird, wenn sie ihre Schatulle öffnet? Sag, Titus, bin ich nicht tüchtig? Ist meine" Arbeit nicht bewunderungswürdig? Sag mir, daß ich ein Genie bin, auf meinem Gebiet ..." Fordernd stellte sie sich vor ihn hin. Ihre Augen sprühten, loderten nach Anerkennung. „Es gibt keine, die dir das nachmachen wird, Katz'!" Wieder umschlang er sie, und willig ließ sie sich jetzt küssen. Auch ihr Blut brannte nach seinen Liebkosungen. Doch schnell besiegte die Habgier ihre Lust. Ernüchtert stieb sie den Mann zurück und nahm die Aktentasche vom Bett, wohin Titus sie geworfen hatte. „Gib den Schlüssel her, Titus! Damit wir unsere Kleinodien endlich in Ruhe besehen können. Ah, wie freue ichmrich auf die Zeit, die jetzt kommen wird!" Titus suchte in seiner Manteltasche nach dem Schlüssel. Joe spielte ahnungslos am Schloß, und sie war sehr er staunt, als es plötzlich von selbst aufsprang. Mit ge runzelter Stirn sah sie in die Tasche. Dann sprang sie mit einem schrillen Schrei in die Höhe. „Um Gottes willen, Joe, was ist dir?" Der erschrockene Titus stürzte herbei und blickte ent geistert auf das, was hier vor sich ging. Joe hatte einen Schlafanzug, ein Buch, Pantoffeln, eine Reisenecessaire aus der Tasche genommen und aus den Boden geworfen. Dann suchte sie weiter — die Tasche war leer. Wieder schrie sie schrill auf, und im nächsten Augenblick flog Titus die Tasche an den Kopf. Wie eine Furie rannte Joe im Zimmer hin und her» „Du Heuochse! Du Idiot! Du Dilettant von einem Dieb! Und ich, ich habe mir ausgerechnet diese Schlaft Mütze heransgesucht, habe mich mit so einem Stümper zusammengetan, der das mühsam zusammengeholte Gut auf solche Weise vergeudet. Wo ist das Geld — he? Wo ist die Tasche?" Wutentstellt war das sonst so reizende Gesicht. Haß flimmerte aus den schönen Augen. Auch der Mann war wie zerschmettert von dem Verlust. Er war sinnlos vor Wut, die durch den Hohn der Frau bis zur Weißglut gesteigert wurde. „Was fauchst du mich an? Kann ich etwas dafür, daß man auf dem Schiff die Tasche vertauscht hatte? Kann ich was dafür, daß dieser Esel von einem Doktor dieselbe Tasche hatte wie ich?" „Natürlich kannst du etwas dafür. Wo hattest du denn deine Augen, als man das Gepäck des Doktors aus der Kabine holte? Warum hast du nicht aufgepaßt, du Dumm- (Fortsetzung folgt.)