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„v i e M o - e vom Tage" vornehme Einfachheit. '04k- 1047 104S 1049 1050 l05I o r wachsenden Borliebe sttr garnierte Kleider und komplizierte Schnittformen behält das Kleid in ruhigem Schnitt uneiugeschräukte Geltung. — Der i bestimmt stets die Machart, der Verwendungszweck des Kleides entscheidet über die Stofsmahl. — Für Vormittag und Beruf greift man immer wieder )ie einfache Jumpersorm zurück und wählt ruhige Wollstoffe, die mit schlichten Effekten aufgeputzt werden. — Das Mantclkleid, für das Slfghalaine bc- »rö zweckmäßig ist» verlangt ebenfalls rnhige Linien und wirkt durch seine Geschlossenheit stets vornehm. — Kleider aus Velours imprims verlangen Rücksicht ans die Stoffwirknng einfache Verarbeitung- Andentnngen von Boleros, aparte Schnitte geben diesem Stoff, den man auch durch de» ruhigeren Kashette ersetze» kann» die für Nachmittagskleider vorgcschriebene Eleganz. Zweifellos ist man in mvüeschaffcnden Kreisen der gang schmucklosen Kleider ein wenig überdrüssig geworden,. Die neuen Nachmittags- und Abendkleider geigen sehr äugen, fällig das Bestreben nach stark betonten Garnituren und Garnierungen, als könne man sich nach der langen Zeit der einfachen Linienführungen nun gar nicht genug an bizarren Effekten tun. Aber eS wird keineswegs verlangt, daß man sich nun sklavisch diesen Ideen überliefert. Mode im Sinne unserer Zeit läßt jeden nach seiner Fasson selig werden, sie macht Vorschläge, aber sie diktiert keine Gesetze, denen unbedingt gehorcht werden muß. Wer sich einen sehr reich gefüllten Kleidcrschrauk leisten kann, der kann ruhig auch solche Mvdcerschcinungcn darin ansnchmen, deren Bestand immerhin noch angezweifelt werden kann. Die Mehrzahl der Frauen aber muß heute sehr rechnen: bas neue Kleid soll nicht einige Wochen, sondern mindestens die ganze Saison neu — also modisch richtig — bleiben. Sie werden auch nicht einfach siir den Vormittag das immer noch recht ruhige, anspruchslose Kleid und für Nachmittag und Abend eine jener interessanten, kapriziösen Mode- schöpsungen bereithalten können. Deswegen brauchen sie keineswegs abseits zu stehen Im Gegenteil, es wird viel fach als besonderes Zeugnis guten Geschmacks gelten, wenn sic sich zur einfachen, immer vornehmen Linie des Kleides bekennen, die nicht von heute auf morgen überlebt ist, sondern dauerhaften Bestand hat. In Verbindung mit ge eigneten Stossen können diese vornehm-schlichten Kleider bisweilen weit größeren Erfolg haben als die anderen. Für die Gestaltung solcher Kleider wird stets die Stofs mahl maßgebend sein, die ihrerseits wieder durch den Zweck bedingt ist, für den man das Kleid braucht. Man wird also für ein Kleidchen, das man bei beruflicher Arbeit vor wiegend zu tragen gedenkt, ruhig bei der altbewährten Jumpersorm bleiben und einen der hübschen einfarbigen Woüstofse verarbeiten, die eS heilte in so reicher Auswahl gibt. Ein paar schmückende Effekte: aparte Garnitur des Kragens und harmonierende Aermelpattim, bunte Zicr- knöpse und ein flotter Gürtel - alles das natürlich in einer ein bißchen lebhaften, vom Kleid abstechenden Farbe — geben dem so einsachen Kleidchen so viel Schick, wie man sich nur wünschen kann. Variationen der Jumpersorm führen dann weiter znm Mantclkleid, das man trotz seines Namens ruhig auch unter dem Mantel tragen kann, das aber immer sehr angezogen wirkt und deshalb einen Straßenanzng sttr jene Tage ergibt, an denen irgendein freundlicher Südwind uns vergessen läßt, daß eS kalendermäßig Winter ist. Da alle diese einfachen Kleider ja für längeres Tragen be stimmt sind, treibt man sozusagen zvoranSschancnde Politik des KlcidcrschrankeS, man denkt eben schon setzt an die letzten Wintcrtage, wenn inan sich für da? Mantclkleid entscheidet. Ein guter WollripS, besser und wärmender noch das neueste Wollgewcbe, Afghalaine, lassen sich dafür sehr wirkungsvoll gestalten. Geschickte Verwendung der Sioffrippe, lang hcravgehcnde Schalkragen, zweifarbige Westenlätze, An deutung glockigen Nockschuitis und Auswertung seitlicher Faltengruppen am Nockteil, originelle blendenartige Effekte des Schnittes bezeugen völlig ausreichend das Bekenntnis der Trägerin, die Mode der komplizierteren Schniilforme» und der aparten Linienführung mitzumachen, ohne doch die Einfachheit des Kleides zu beeinträchtigen. Immerhin wird auch Lie in ihren Mitteln für die Garde robe etwas beengte Dame nicht darauf verzichten wollen» zwischen dem Kleid des arbeitsreichen TageS und dem für Erholungsstunden am Nachmittag einen Unterschied zu machen. Aber sie wird sich nicht ohne weiteres dazu be stimmen lassen, auf seden Falt unbedingt Seide zn nehmen; Wolle, richtig verarbeitet und in entsprechender Wahl, wird manchmal praktischer sein. Da gibt es neuerdings ein Ge webe aus der Familie der KashaS, „Kashette" genannt, das besonders weich und schmiegsam ist. Man kann ans ihm jede Form, die auf Leichtigkeit des Falls und weicher Schmiegsamkeit beruht, bilden: leicht anliegende Leibchen zu reizvoll verarbeiteten Faltenröcken, Prinzeßkleider und die stets liebenswürdigen Voleroformcn. Und dann haben wir ja in dieser Saison einen Favoriten nnier den Stoffen, den Velours imprims, der trotz seines recht erschwinglichen Preises durch die wechselnde Fülle der Muster an sich schon so wunderhübsch wirkt, daß man es gar nicht versuchen möchte, ihn in sene übermäßig gegliederten Formen zu zwingen. Wem aber das „bunte" Kleid vielleicht nicht ganz zusagt, weil sein Ideal nun einmal das ungemnsterte Kleid ist, Ler wendet sich vertrauensvoll an die Familie der Samte und wird darunter immer etwas finden, das ihm zn einem vornehm-schlichten Kleid verhilft. . l"" «leid aus schwarzem UNlere ltlvoeue: ,'ireppsatm. Der glockige Rock wird mittels nach Form geschnittener Blende, die in der vorderen Mitte spitz anslänft, mit der Bluse verbunden. Eine gleichfalls nach Form doppelt geschnittene Blende gar niert die Bluse boleroartig. Sie ivird an der obere» Kante hohl angcnäht, die untere Kante fällt lose. Eine rund geschnittene Blende begrenzt den Halsausschnitt. 1017. Jugendliches Samtkleid mit schmalen Pclzstrcifen garniert. Der Nock ist glockig.geschnitten, die hochschließende Bluse knöpft vorne durch. Ein Wildtcdergürtel deckt die Ausahnaht dcS Rockes an die Bluse 1048. Dieses Kleid kann ans Samt oder Wollstoff, je nachdem, welchen Zweck es erfüllen soll, angcfertigt werdem Die glatte Bluse wird mittels nach Form geschnittener Blende mit dem Nock verbunden. Letzterer ist glockig ge schnitten, bis aus die schmale Vordcrbahn, die glatt ist und mit den angeschnittenen Teilen um die Hüften der Bluse untergesteppt wird. 1019. WarmcS Wollstosfkleid mit Heller Seidenwcste. Den Rockseitenbahnen werden an den vorderen Kanten in Hüfthöhe kleine Zacken angeschnitten und dann nahtbreit der schmalen Vordcrbahn anfgcsteppt. Letztere ist mit einer Biese in Zackenform ansgestattet. 193V. Kleid aus kleinkariertem Wollstoff oder Samt. Der Nock zeigt eine platte Httfteupasse, die seitlichen Falten gehen bis zum Gürtel durch. Von hier umzieht eine schräg- geschnittene Blende die vorderen Blusenränder. 1051. Elegantes Kleid anS dunkler Moiröseidc. Die Blnse hat im Rücken die gleiche Teilung wie am vordere« Teil, und zwar wird die obere Hälfte der unteren auf gesteppt. Dem glockiggeschnlttenen Nock werden in Hüfthöhe schmale Blenden in verschiedener Länge passcnartig auf- gesteppt. I>re Kleider, die aus Bäumen wachsen. Das klingt geradezu wie ein Stückchen aus dem Schla raffenland, von dem wir In seliger Kindcrzeit träumicn. Aber es ist keineswegs ein Märchen: in jedem Völkcr- kundcmuseum finden wir solche Kleider, die aus den Bäumen gewachsen sind. Sic stammen von Völkern jener heißen Länder, in denen man keinen Winier in unserem Sinne kennt und darum auch keine Pelze trägt. Ungefähr ßu der Zeit, alS unsere Vorfahren aus der vorgeschichtlichen Epoche als einziges Bekleidungsstück das Fell erlegter Tiere kannten, benntstc man bereits in diesen Zonen die «erlaa^schnittmiistcr nur snr Abonnenten. Mäntel, Bäume als Kleldcrlicferantcn, wie es heute noch bei ein zclncu auf tiefer Kulturstufe stehenden Völkern des inneren Südamerika, Nen-Guineas, Nen-SeclandS und Zentral, afrikas geschieht. Vormittags-, Nachmittags, und Abend- kleid der dortigen Damenwelt ist immer ein und dasselbe Stück Nindcnstoff. DaS Verfahren ist sehr einfach: der unter der Ninde bestimmter Banmarten liegende Baststoff wird nbgclöst, eine Zeitlang gewässert und dann mit harten Holzkeulen solange geschlagen, bis eine breiige Masse ent steht. Diese wird nun wie ein Kuchenteig auSgerollt, und dann übernimmt cs die Sonne, ihn zn trocknen. Solcher Nindenstosf faßt sich wie grobes Papier an: er kann aber auch so welch und schmiegsam wie ein fester Wollstoss ostiime, Kleider Nl Pf., Binsen» Böcke, Kindergardcrobe wirken. DaS Geheimnis liegt lediglich in der richtigen Wahl des Baumes und der geschickten Art der Zubereitung. Immerhin aber sind diese duukelhäutigen Modedamen auch schon recht anspruchsvoll: einfarbige Kleider lehnen sic ab. Mit Farben, die sie aus verschiedenen Erden und Säften zuznbcrciten verstehen, bemalen sie die Nindenstoffe mit allerlei geometrischen Motiven oder Zeichnungen aus ihrem Göhcnkult, so daß oft vom Grnndton dcS Kleides kaum noch etwas übrig bleibt. Und ans diesem Gebiet haben sogar wir Menschen der hochstehenden Knltur noch manche Anregung von ihnen empfangen: so mancher kunstvoll bedruckte oder gewirkte Stofs dankt sein apartes Muster Ideen, die den Musterzeichnern aus solchen Kleiderstoffen gekommen sind. Wäsche 70 Pf. Zu beziehen durch die Geschäftsstelle.