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BeruMwoNttch: Bert Oehlmann, Berlin SW88, Alte Lalorstratzs 24. ^V^atürlich," sagte Lehrer » Paudler, „Iver könnte Wohl sonst den Unfug an gerichtet haben als die zwei aus der Johannisgassel" Ein vergnügtes Lachen lief bei diesen Worten des Lehrers durch die ganze Klasse, das aber schnell verstummte, als Herr Paudler streng sortfuhr: „Aber das sührt allmählich zu weit! Es ist an der Zeit, euch einmal gründlich zu bestrafen. Trete heraus aus deiner Bank, Georg. Und du auch, Paul. So — nun marsch vor die Tür mit euch!" Mit gesenkten Köpfen schritten die beiden Knaben durch den Gang, den die Klasscnbänke bildeten, und verliehen das Zimmer, während der Unterricht weitergkng. Draußen aber, vor der Tür, entstand zwischen den beiden Sündern ein heftiges Zwiegespräch, das zwar im Flüster ton geführt wurde, aber doch durch Puffe und Knuffe an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrigließ. „Du warst es, der zuerst den Federhalter mit Tinte beschmiert hat!" fauchte Georg, der Kleinere von ihnen. „Nein, du bist's gewesen!" zischte Paul. „Du ganz allein!" Na, kurz und gut: aus dein Hin und Her wurde eine immer heftiger werdende Ausein andersetzung, und es dauerte gar nicht lange, da verboxten sie sich aus dem Korridor des Schulhauses nach allen Regeln der Kunst. Bums! fiel ein Schirmständer mn. Krach! pol terte -er seitwärts stehende Ofenschirm hinter drein. Wie mit einem Schlage öffneten sich die Türen sämtlicher Klassenzimmer. Sechs Leh rer, Paudler unter ihnen, starrten fassungslos auf die Jungens, die sich, Ort und Zeit ver gessend, auf dem Fußboden wälzten und sich längst nicht mehr mit der Zunge, sondern nur noch mit den Fäusten die Wahrheit sagten. Um das Unglück vollzumachen, kam auch noch der Direktor dazu. Der Direktor war ein alter, immer freundlicher und gütiger Herr, der den Jungens manches nachsah — aber diesmal stieg ihm doch die Nöte des Zornes ins Gesicht. „Ausstehen da!" rief er grimmig. Der Klang dieser Stimme wirkte Wunder. Wie elektrisiert fuhren die zwei auseinander und standen jäh auf den Füßen. Der Direktor schaute sie vernichtend an, dann wandte er sich an Lehrer Paudler: „Die Jungens gehören wohl zu Ihrer Klasse, ja?" - . „Jawohl, Herr Direktor." „Hm — dann seien Sie so freundlich, Herr Paudler, und kommen heute nach Schluß der Stunde einmal zu mir." Va/ auck 5Ä0N wieder Le LckwaLte im Oa/!Fe. . . So geschah es. Im Direktorzimmer mußte Lehrer Paudler erzählen, was die zwei aus der Johannisgasse schon alles ausgcsressen Hanen, denn der Direktor war entschlossen, endlich einmal andere «Saiten aufzuziehen. Es war nämlich nicht das erstemal, daß Georg uni Paul, die Nachbarskinder in der Johannis gasse waren, und daher immer nur „Die zwei aus der Johannisgasse" genannt wurden, An laß zur Klage gaben. Einmal hatte Paul dem Freunde hinterhältigerwcisc ein Bein gestellt, so daß Georg lang hingeschlagen war. An sich wäre das gar nicht so tragisch gewesen, aber Georg hatte just einen ganzen Stoß Aufsatz- Hefte unter dem Arni, die er dem Lehrer in die Wohnung tragen sollte — — und diese Hefte flatterten bei dem Sturz natürlich auch zu Boden und altsgerechnet auch noch in eine große Regenpsütze hinein! Damals hatte es ein paar Stunden Nachsitzen gegeben, aber das konnte die Jungens nicht von weiteren üblen Taten abhalten. Einmal war Georg, einmal Paul der Anführer. Ost genug verprügelten sie sich auch gegenseitig, aber das änderte nicht viel an ihrer Freundschaft. Sie vertrugen sich sehr schnell wieder, und dann fingen die Streiche wieder von vorne an. Heute hatten sie Lehrer Paudlers Federhalter mit Tinte beschmiert, weshalb sie sich auch strafweise vor die Tür stellen mußten. Na, und dabei war denn jene Geschichte passiert... „Wir werden die Eltern verständigen!" ent schied der Direktor, nachdem er sich mit Herrn Paudler längere Zeit über die beiden Uebel täter unterhalten hatte. „So geht das nicht weiter. Im übrigen behalten Sie die Jungens heute hier. Zwei Stunden Arrest können ihnen nichts schaden!" Georg und Paul saßen also zwei Stunden nach. Aber kaum waren sie aus der Schule heraus, da fing der Zank schon wieder an. Einer beschuldigte den andern der Federhalter beschmierung, obwohl sie die hinterlistige Tat gemeinsam begangen hatten. Im Augenblick war auch schon wieder die schönste Keilerei im Gange. Wer weiß, ob es nicht gar blutige Nasen gegeben Hütte, wenn nicht etwas Un- ÄereiLte/r Le //anck.. erwartetes geschehen wäre. Ein gellender Hilfeschrei hallte durch die Luft. Sehr bald erwies sich, was es damit für eine Be wandtnis hatte. Ein kleines, etwa sechs jähriges Mädchen war über das Geländer der nahen Brücke ge klettert und dabei in den Mutz gefallen. Im lllu ließen Paul und Georg voneinan der ab, rannten zur Brücke und starrten in die graugrüne Wasserflut, aus der just für gezählte Au genblicke ein blonder Mädchcnkopf auf ¬ tauchte. Da gab es für Paul kein Halten mehr. Eins, zwei, drei — schon sprang er kopfüber in den Fluß. Wcun er sich aber die Rettung der Kleinen leicht vorgestellt hatte, so irrte er sich. Erstens war die Strömung eine sehr starke, und dann klammerte sich das Mädchen, als er es glücklich erfaßte, s» krampfhaft an ihn an, daß er kaum zu schwimmen fähig ivar. Fiir einige Augenblicke sank er mit dein Mäd chen unter, arbeitete sich aber mit den Mißen wieder an die Oberfläche empor und schrie der halb Bewußtlosen verzweifelt zu, sich still zu Verhalten. Aber die Kleine hörte in ihrer Todes angst gar nicht die Worte ihres Retters, und ihre Hände verkrampften sich nur noch fester in seinem Anzug. Er mußte förmlich mit ihr ringen, bis es ihm schließlich, nahezuselbst erschöpft, gelang, sich von der gefährlichen Umklammerung zu befreien. Mehr tot als lebendig erreichte er endlich das Ufer, wo ihn eine vielköpfige, erregte Menschen menge mit freudigen, anerkennenden Zurufen begrüßte. — Lehrer Paudler und der Direktor erfuhren von Pauls wackrer Tat noch am glei chen Tage. All ihr Zorn war verraucht, sie dachten nicht mehr daran, des Knaben Eltern einen inhaltsschweren Brief zu senden. Nein, belobigen wollten sie den braven Jnngen. Aber als am nächsten Tage der Unterricht begann, fehlte Paul. Dafür erschien seine Mut ter und berichtete weinend, ihr Junge habe sich eine Lungenentzündung zugezogen und sei be reits in ein Krankenhaus gebracht worden. Ach, da begannen traurige Tage sür Georg, der seinen Spielkameraden noch nie so vermißt hatte wie diesmal. Wo ivar sein Uebermut geblieben? Er war wie sortgcblascn. Still und ernst faß er an seinem Platz: war aber die Schule aus, eilte er sofort ins Kranken haus, um Paul zu sehen. Auch Paul wurde während seiner Krankheitstage ein anderer. Es schien, als habe ihn sein Erlebnis, das ihn so nahe an den Rand des Todes gebracht hatte, ernster und reifer gemacht. Und in jenen Stunden erkannte er auch, wie töricht es war, wenn man nichts weiter als Unfug im Kopfe hatte. So kam es denn, daß sich die zwei aus der Johannisgasse ganz, ganz anders gegen übertraten, als sie das erstemal wieder zu sammen zur Schule gingen. Als sie sich dies mal die Hand reichten, wußten sie beide, daß die Zeit vorüber war, da ihr ganzes Sinnen und Trachten nur auf dumme Streiche ge richtet war. Seit dieser Zeit hatte die Klasse des Herrn Paudler zwei Musterschüler: Die zwei aus der Johannisgasse! es nicht gar vorziehen, weit überlegene „Blaß ¬ sichtslose und ihnen Hö/r/rea ZaLs/r uzrckEme/rt ?>er u/M so/FZor ZeSto/r «e m r/rre/r Lr§st§rü/rL/r. .. gesichter" sind die indianischen Volksstämme langsam, aber um so sicherer aufgerieben worden. Und was der Weiße Mann nicht mit Gewalt erreich te, das schaffte er mit dem ver ruchten Feuer- Wasser. Die ah nungslosen In dianer, die bis- gründen, graben nicht mehr das Kriegsbeil aus, um ihre Kräfte mit denen des Nach- barstammcs zu messen, nein, als „moderni sierte" Menschen ver bringen sie heute in sogenannten Schutzge bieten (Reservationen) ihr Dasein, wenn sie ... sich wie ihre weißen Brüder als Arbeiter, Handwerker oder — ja, es ist wirklich so — als Wissenschaftler eine Existenz zu gründen. Wäre nicht ihre rote Haut farbe, man könnte bei ihrem Anblick vergessen, Nachkommen jener stolzen, kühnen Krieger vor sich zu sehen, die einst die wahren Beherrscher Amerikas waren. Diese Indianer von heute zu bedauern, weil sie „modern" geworden und ihres einst so romantischen Lebens verlustig gegangen sind, nein, dazu liegt kein Grund vor. Sie teilen eben, wie zahlreiche andere Volks stämme auch, die früher von östlicher Kultur nichts wußten, das gleiche Schicksal. Was uns aber heute so ergreift und unser ganzes Mit leid für die roten Männer und Frauen erweckt, ist die Tatsache, daß man sie, bis auf einen kleinen Nest, völlig vernichtet hat. In drei hundertjährigem Kampf gegen habgierige, rück ^^ort, wo sich einst auf schier / endlosen Prärien riesige Büffelhcrden tummelten, rast heute die schnelle Pacific bahn auf blitzendem Schie ¬ nenstrang dahin . . . dort, wo sich mächtige Wälder erhoben, ehrwürdig in ihrem Alter und gigantisch in ihren Ausmaßen, kreischen heute die großen Maschinen der alles zer stückelnden Sägewerke... und dort, wo weder Berg noch Tal je einen weißen Mann gesehen hatten, lebten auch Menschen, von denen heute nur noch kümmerliche, künstlich erhaltene Neste vorhanden sind — die Urbewohner Amerikas, die Indianer. Ach, wie gut kennen wir diese prächtigen Gestalten, haben wir uns doch alle einmal an jenen herrlichen Erzählungen er götzt, die uns heute längst verblichene Schrift steller, vor allein Benjamin Cooper, geschenkt haben. Cooper lebte lange Zeit nntcr den Indianern und kannte sie daher, wie selten einer vor ihm. Wie würde er sich aber ent setzen, wenn er sich heute aus seinem Grabe erheben und sehen könnte, was seine weißen Brüder aus den roten, tapferen Kriegern und ihren Squaws gemacht haben! Er wäre er schüttert, statt der damaligen kraftvollen Jn- dianerstämme, die sich mutig dem immer mehr in ihre Gebiete eindringenden Weißen entgegen- stellteu, ein sterbendes, restlos dem Untergang geweihtes Volk wiederzufinden! Denn heute gibt es so gut wie keine echten Indianer mehr — und die wenigen, in deren Adern noch das un verfälschte Blut ihrer indianischen Ahnen rollt, leben nicht mehr in stolzer Freiheit, tummeln sich nicht mehr lebensfroh in eigenen Jagd Her noch niemals mit Weißen in Ver bindung gekommen waren, kannten den Alkohol nicht, und darum auch nicht seine Ge fahren. Sie wußten nicht, daß der Branntwein, in Uebermaß genossen, Leben und Gesundheit vernichtet, die Energie schwächt und ans einem starken Arm einen zitternden werden läßt. Mit der Unwissenheit, die in solchen Fällen allen Naturvölkern eigen ist, fielen sie über das un gewohnte Rauschgetränk her und gaben dafür alles hin, was sie besaßen — Heimat, Waffen und Freiheit. Dort aber, wo sich Indianer mit dem Kriegsbeil den weißen Ansiedlern ent- gegenstcllten, entschied die Fcuerbüchse. Zu Tausenden sanken die Rothäute ins Grab, zu Tausenden wurden sie von gewissenlosen Weißen uicderaelnallt. War es da ei» Wunder, wenn das Herz eines jeden echten Indianers vot Rachedurst glühte? War es uicht zu begreifen« daß sie die Weißen ebenfalls niedcrmachtech wo sie sie eben antrafen? Nein, es war leiH Wunder, es war der Verzweislungskampf eine- Nation, die ihr Ende nahen fühlte und bereit war, bis zum letzten Blutstropfen für ihp Heimatland, für Weib und Kind zu kämpfen- Die Intelligenz der Weißen erwies sich jedochs als die stärkere. Nicht nur mit Schußwaffen zog sie gegen den roten Krieger ins Feld, nein/ sie beherrschte auch das feige Ränkesptel, daA darin bestand, die verschiedenen indianischen Stämme unter falschen Versprechungen gegenü einander aufzuhetzen. Und so setzte der letztH Akt der erschütternden Tragödie ein: die Selbstz«. Vernichtung der Indianer unter sich! Wahr-« hastig, was damals in Amerika geschah, waH damals die weiße Rasse in ihrer Gier nach fremdem Eigentum ge ¬ sündigt — kein Chromst könnte es in all sei nen furchtbaren Schreck nissen schildern. Milli onen rote Menschen /mr /?/LoäoZ sre aZZsL Zrü. mußten sterben, nm der weißen Raffe Platz zu machen. Später, erst viel später, erhoben sich hier und da Stimmen der Weißen, die das" Brennen und Morden nicht länger dulden wollten. Und so kam es, daß dem Schrecklichen allmählich Einhalt geboten wurde. Ja, mast versuchte plötzlich sogar, wieder „gutzumachcn," was man an den Indianern gesündigt hatte. Dieses „Wiedergntmachen" sah so aus: MaU überließ den heimatlos Gewordenen gnädigst von dem unermeßlichen Gebiet, aus dem man sie zuvor grausam vertrieben hatte, ein größeres Terrain, wo sie nach eigenem Belieben leben! und sterben konnten! Aber selbst dabei wurden sie betrogen! Dieses Terrain, die Reservation, sollte nur ihnen, den Indianern, zugänglich, dem weißen Mann dagegen verboten sein. DaH Versprechen ist niemals gehalten worden. Der! Weiße machte sich auch, auf sein „Recht'* pochend, in den Reservationen breit. Und so! kam es denn, wie es kommen mußte: Die letzten! Indianer nahmen mehr und wehr die Sitten! und Gebräuche der Weißen an und wurden eins mit ihnen. Darum wundert es auch hcutkf in Amerika keinem Menschen mehr, wenn eri hört, ein Indianer habe auf der Universität sein Doktorexamen bestanden oder habe irgendeinen Beruf ergriffen. Es gibt eben keine echten Indianer mehr, wenig- s 7 stens nicht mehr in Nordame- - rika. Sie sind gestorben — und die Romantik mit ihnen! Ergänzungsrätsel ieren sich erbrechen mel frisches» rundes Kind ne Schcrzausdruck für Schule se Sumpfgewächs thhosaurus ausgestorbene Fischeidechse pel Garnwinde ail; türkischer Palast nor männlicher Vorname eswegs durchcrus nicht ern Stadt bei Krefeld to altdeutscher Name . idad brasilianische Insel r Gärungsmittel genwald deutsches Grenzgebirg« bien europäischer Staat Die durch Punkte angedeutetcn Buchstabe^ ergeben einen lustigen Spruch über das Borges ^fivM szupZ , pH qvG upr »W krajjvH tz>; mq uoctmnL mo^