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Postboten, unsere Austräger u Geschäftsstelle S7L« Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend Sr"^ Sen besteht kein Anspruch ' 77— ' " auf Lieferunq der Zet- tung oder Kürzung deS Bezugspreises Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur. wenn Rückporto beiliegt. Nr. 185 — 95. Jahrgang Drahtanschrift: „Tageblatt' Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden NUN Montag, den 10. August 1936 Wirtschaftsverträge. Der erste deutsch-amerikanische Handelsvertrag ein Werk Friedrichs des Großen. — Alte Wirtschaftssäden mit Litauen neugeknüpst. — Italiens Industrie-Umbau. Arbeitslosenzunahmc in Frankreich trotz des Sommers. In der Geschichte der deutsch-amerikanischen Handelspolitik ist der 8. August ein bedeutsamer Gedenktag. Vor 150 Jahren, am 8. August 1786, wurde der erste Handelsvertrag zwischen den Vereinigten, Staa ten von Nordamerika und Preußen ratifiziert. Preußens größtem König, dem Alten Fritz, blieb es Vorbehalten, den Handelsschiffen mit dem Sternenbanner seinen Hafen Emden zu öffnen. Schon seit dem Jahre 1776 hatten die Vereinigten Staaten bald diesen, bald jenen Vertreter ihres Landes nach Berlin geschickt mit dem Auftrag, die 'Handelsverbindung mit Preußen aufzunehmen. In der Hauptsache ging es den Amerikanern, die damals ihren Unabhängigkeitskrieg gegen das englische Mutterland führten (1725—1783), um den Kauf von Gewehren. Neu- tralitätsrücksichten veranlaßten Friedrich den Großen, die Verhandlungen, für deren Abschluß er einen günstigen Augenblick abwarten wollte, in die Länge zu ziehen. 1786 konnte er endlich unterzeichnet werden. Der Vertrag be stimmte, daß die preußischen Waren — hauptsächlich schlesische und westfälische Leinwand, Tuche und Woll stoffe — zollbegünstigt behandelt werden sollten. Dieselbe Behandlung erfuhren in Preußen-Dentschland die Waren Ler Staaten, hauptsächlich Tabak, Reis, Indigo und Pelze. Da der Vertrag, der auf zehn Jahre abgeschlossen worden war, die an ihn geknüpften Erwartungen nicht erfüllte, wurde er nach seinem Ablauf nicht mehr erneuert. Erst spätere Geschlechter nahmen die von Friedrich dem Großen angeknüpften Wirtschastsverbindungen wieder auf, zum Nutzen beider Nationen. Weit über den Kreis der beiden Beteiligten hinaus ist die Nachricht über den Abschluß des deutsch- lrtaulschen Wirtschaftsabkommens begrüßt worden. In der gesamten Presse Ost-Europas wird die Ansicht vertreten, daß damit ein Vertragswerk zustande gekommen ist, das störende Spannungen in den politischen und wirtschaftlichen Beziehungen zweier Nachbarländer aus dem Wege räumt. Deutscherseits ist die Wiederauf nahme des Warenaustauschs mit Litauen schon deshalb besonders bgrüßt worden, weil damit an alte feste Bande zwischen befreundeten Nachbarstaaten an geknüpft wird. Nach England war Deutschland seit dem Bestehen des jungen litauischen Staates dessen bester Kunde. Von der gesamten Ausfuhr, die zwischen 150 und K60 Millionen Lit (100 Lit gleich 41,90 Mark) jährlich liegt, nahm Deutschland rund ein Drittel ab, und zwar bezog es aus dem litauischen Agrarland die für dieses wichtig sten Ausfuhrgüter, nämlich eine Reihe Nahrungsmittel und die Rohstoffe Holz und Flachs. In den letzten Jahren aber lockerten sich infolge der politischen Entwicklung im Mcmelgebiet die handelspolitischen Beziehungen zwischen Deutschland und Litauen immer mehr. Die litauische Einfuhr aus Deutschland ging von 21,3 Millionen Mark ün Jahre 1933 aus 6,13 Millionen in 1935 und die Aus fuhr Litauens nach Deutschland von 22 Millionen auf 2,2 Millionen Mark in 1935 zurück, d. h. der Warenaus tausch war praktisch fast belanglos geworden. Der neue, zunächst auf ein Jahr abgeschlossene Vertrag zwischen den beiden Nachbarstaaten, verpflichtet die Vertragspart ner zur gegenseitigen Abnahme gleichgroßer Warenwerte. Als Grundlage sind Kontingente in Höhe von je 12,6 Mil lionen Mark festgesetzt. Deutschland bezieht nach den Ver einbarungen aus Litauen hauptsächlich Schweine, Butter, Eier, Käse, Holz, Hülsenfrüchte und Flachs. Besonders erfreulich ist die von litauischer Seite nur schwer zu er halten gewesene Zusicherung, daß wir im Memelgebiet frei einkaufen können. Bestimmte Liefermengen wurden ausgehandelt. So werden 40 Prozent des mit Litauen ver einbarten Kontingents für Schweine im Werte von 3,4 Millionen Mark aus dem Memelgebiet kom men. Auch für das übrige Schlachtvieh sind entsprechende Quoten vereinbart. Litauen wird seinerseits aus Deutsch land hauptsächlich Fertigwaren beziehen. Bleibt nur zu hoffen, daß dem im Geiste des Vcrständigungswillens ge schlossenem Vertrag der erhoffte allgemeine Ausgleich unserer Beziehungen mit Litauen folgt. Der von Mussolini kürzlich angekündigte Beginn „eines neuen Abschnitts in der Geschichte Italiens" wirft auch auf den Umbau des italienischen Wirt- schaftskörpers seine Schatten. Der neue Wirt schaftsumbau gründet sich fest auf die Erfahrungen des abessinischen Feldzuges. Dieser hat, was übrigens be kannt war, bestätigt, daß Italien unter den großen Na tionen der Welt von Hause aus mit kriegswirtschaftlich wichtigen Rohstoffen am schlechtesten versorgt ist. Wenn es sich trotzdem während des abessinischen Feldzuges wirt schaftlich erfolgreich behauptet hat, so deshalb, weil es einmal rechtzeitig reichliche Vorräte angesammelt hatte, und zum anderen, weil es während der Feldzugsmonate «nd in der Folgezeit auf die Beschaffung entsprechenden Ersatzes verzichtet hatte. Heüte heißt es, diesen Substanz- verlnst wieder aufholen. Eine der tmLügsten Aufgaben Sie MeitMMr im M m 14« gesunken. Ende Juli 1170000 Arbeitslose — Das Ergebnis der Maßnahmen zur Senkung der Arbeitslosenziffer ist auf Grund einer Mitteilung der Rcichsanstalt für Arbeitslosenver sicherung und Arbeitsbeschaffung im Monat Juli wieder außerordentlich günstig gewesen. Die Ziffern der Arbeitslosen wurde um 144000 auf 1 170000 gesenkt. Mit diesem Ergebnis ist sogar der Stand der Arbeits losigkeit des wirtschaftlich günstigen Jahres 1929 (1 251 000) unterschritten. Viele ländliche Bezirke und auch ein Teil der industriellen Bezirke sind arbeits los e n f r ei. Die an sich schon niedrige Zahl von 1 170,000 Arbeitslosen umschließt nämlich auch diejenigen Arbeitslosen, welche durch die starke Bewegung im Arbeitseinsatz, die mit der günstigen Beschäftigungslage zwangsläufig verbunden ist, gerade am Stichtage arbeits los waren und deshalb bei der Zählung mit erfaßt wurden. Zu dem günstigen Bild des Arbeitseinsatzes ini Juli hat neben dem starken Kräftebedarf der Landwirtschaft für die Einbringung der Ernte besonders die starke Aufnahmefähigkeit des Baugewerbes und der Metall industrie bcigetragen. Viele Reichsgebiete arbeitslosenfrei! Es war in vielen Bezirken nicht möglich, den ge stiegenen Anforderungen dieser Gruppen gerecht zu wer den. Deshalb mußte zur Behebung des Fach arbeitermangels der Ausgleichsverkehr weit gehend in Anspruch genommen werden, der unter diesen Verhältnissen von Monat zu Monat an Bedeutung z»- nimmt. In gebietlicher Gliederung hatten die Bezirke Bran denburg (— 24 877), Schlesien (— 22 585), Sachse» (— 19 393), Rheinland (— 16 300) und Bayern (— 15 925) die stärkste Abnahme, also die Bezirke, die noch die höchsten Arbeitslosenziffern aufzuweisen hatten. Die erneute Verringerung der Arbeitslosenzahl hat eine entsprechende Entlastung der Unterstützungsemrich- tüngcn zur Folge. Die Zahl der Unterstützungsempfänger in der Arbeitslosenversicherung ging um 23 000 auf 141 000, in der Krise nfttrsorge um 58 000 auf 522 000 zurück. Die Zahl der arbeitslosen anerkannten Wohlfahrtserwerbslosen verminderte sich um 31 000 auf 184 000. Infolge weiterer Einschränkungen der Notstandsarbeiten waren am Stichtag bei Notstands maßnahmen nur noch 86 045 Arbeiter beschäftigt. Der Rückgang gegenüber den Vormonaten betrug rund 19 000. Die erste Hälfte der Wettspiele vorbei. TU der Staffeln and der MMHMUses. Son-Japan Ma r a 1 hon s i e g e r — W elt- rekordderAmerikaner über 4X100 Meter. Nun liegt die erste Hälfte der Wettspiele hinter uns, die leichtathletischen Kämpfe im Olympischen Stadion haben mit einem großartigen Kampftag ihr Ende gefun den. Der letzte Tag stand imZeichenderStaffcln, die einen nie geahnten Verlauf nahmen. Amerikas Wun- dermannschast stellte in der 4X100 Meter Staffel einen neuen unfaßbaren Weltrekord mit 39,8 Sekun den auf. Ucberraschend stellte Italien den zweiten Sieger, während Deutschland durch das Pech der Holländer, deren Schlußmann den Stab verlor, auf den dritten Platz kam. Furchtbarer aber als das Mißgeschick Osendarps war das unfaßbare Pech unserer Frauen, die nach überlegener Führung beim letzten Wechsel den Stab verloren und damit der sicheren Goldmedaille verlustig gingen. Um so furchtbarer ist dieser dramatische Zwischen- fall, weil unsere unschlagbare Frauenmannschaft am Vor tage ihren alten Weltrekord verbessert hatte. In der letzten Staffel, der 4X400 Meter, erkämpfte sich Deutsch- lands Mannschaft einen ehrenvollen dritten Platz hinter England und Amerika. Im Marathonlauf brachte Japan die un erwartete Sensation. Zwei Männer aus dem Fer nen Osten gingen als Erste und Dritte durchs Ziel dieses schwersten Laufes der Welt. Sie ließen hinter sich Argen tiniens Favoriten Zabala und Oliva, schlugen Südafrikas Läufcrgarde und Schwedens Vertreter. Mit einer un glaublichen Zähigkeit erstrittcn sie für ihr Land die gol dene und die bronzene Medaille. Ms einziger Europäer bestand der Engländer Harper den Kampf gegen dir Nipponsöhne, indem er für den Union Jack die s i l b e r n c M - dail 1 e eroberte. Pech unserer 4X100-Meter-Frauenstaffel. Deutschland über 4X400 Meter Dritter. nua, rm scywnnmpadlon gab cs eine Neberraschung. Der Ungar Czik schlug im 100-Meter-Kraulen die Wunderschwimmcr aus Nippon. In 57,6 Sekunden be endete der Ungar nach großartigem Kampf siegreich daS Rennen vor den drei Japanern Yusa, Arai und Taguchi. Dem Deutschen Helmuth Fischer gelang es, den ameri kanischen Weltrckordmann Fick auf den sechsten Platz zu verweisen. MrderWer Kampf Wer die 12 Kilometer. Der schwerste Laufwettbewerb, der Marathon- lauf, hat mit einem Siege Japans geendet. Zwei Medaillen, die goldene und die bronzene, wur den von den Söhnen des Fernen Ostens erkämpft. Die silberne fiel an einen Europäer, den Engländer Harper. Es war ein mörderischer Kampf über die 42 Kilometer, der am Sonntagnachmitlag ausgetragen wurde. Um 15 Uhr gingen die Marathonläufer an den Start: Argentiniens große Hoffnungen, Oliva und Zabala, daneben die kleinen nervigen Japaner, dann Südafrikas Läufergarde und schließlich die drei Deutschen Barsicke, Braesecke und deBruyn. 56 Läufer gingen auf die lange Strecke. Der Argentinier Zabala über nahm zunächst die Spitze, hinter dem sich im Laufe der Strecke erbitterte Pofitionskämpfe abspielten. Immer noch führte Zabala, als die großen Schwierigkeiten der Strecke auf der Havelchaussee zum höchsten Punkt des Weaes. zürn Kailer-Wilbolw-Tutm. ist dabei der Ausbau der heimischen Rohstoff- grundlage. Tatsächlich wird rege an dem Aus- und Umbau des Jndustriekörpers gearbeitet Von Juli bis September 1935 waren bereits 203 neue Industriebetriebe eröffnet worden. Diese Gründertätigkeit wurde auch in den folgenden Monaten fortgesetzt. Am stärksten trat sic in der chemischen Industrie in Erscheinung, die insgesamt einen Zuwachs von 50 neuen Unternehmungen von Mitte Dezember 1935 bis Anfang Juli 1936 verzeichnet. Ferner wurde eine Reihe mechanischer und metallurgischer Fa briken eröffnet. In weitem Abstand folgen Textilfabriken, bei denen es sich hauptsächlich um die Erzeugung von Kunstseide und künstlicher Wolle, sowie von Tertilwaren aus bisher unbenutzten Pflanzen (Ginster) handelt. Dic zweite wichtige Aufgabe Italiens neben der Fndustrie- erweiterung im eigenen Lande ist die W i e d e r h e r st e l - lung gesunder Handelsbeziehungen mit dem Ausland, damit durch entsprechende Ausfuhr der Spielraum für die zur Wiederauffüllung normaler Lager nötige Einfuhr gewonnen wird. In schroffem Gegensatz zu der Aufwärtsentwicklung der Binnenwirtschaften der meisten großen Wirtschafts- tzaaten steht die französische Wir ts ch a f t s ge - staitung. Trotz des Sommers steigt in Frankreich die Kurve der Arbeitslosigkeit höher. Woher die starke Ar beitslosenzunahme kommt, ist aus dem amtlichen Material nicht einwandfrei ersichtlich. Soweit erkennbar wird, rührt sie teils aus der neuen strafferen Erfassung der Arbeits losen her und teils ans der Auswirkung der neuen Sozialgesetzgebung. Mehren sich doch die Fälle, in denen Kleinbetriebe wegen der Untragbarkeit der neuen von der Regierung genehmigten Löhne geschlossen werden mußten. Um der Arbeitslosigkeit zu begegnen, ist die Re gierung zur Zeit um die Einleitung eines großzügigen Arbeitsbeschaffungsprogramms bemüht, für das 20 Mil liarden Franken zur Verfügung gestellt werden sollen. Bisher allerdings ist nur so viel bekannt, daß 4 Milliarden zur Durchführung von landwirtschaftlichen Arbeiten und von Schulbauten flüssig gemacht werden sollen. Woher die Mittel für diese Pläne genommen werden sollen, ist zur Zeit noch ebenso ungewiß wie die Einzelheiten der Pläne selbst. Einstweilen jedenfalls hat Frankreich aus seinen derzeitigen Finanznöten heraus die Genehmigung aüf Verlängerung seines im März dieses Jahres in Eng land aufgcnommenen 40-Millionen-Pfund-Kredits nach suchen müssen.