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festen, luftdichten „Trucksack", der durch eine Luftpumpe unter hohen Druck gebracht wird, den man dann ganz allmählich ver ringere Taucherkollaps und Luftkrankheit sind, so verschieden auch die äußeren Umstände sind, dieselben Erscheinungen. Um auch in lieferen Regionen Tauchcrarbeiten ausführen zu können, kam der würtlembergische Ingenieur Gall auf den Gedanken, den Taucher durch einen druckfesten Panzer von dem lästigen Außenvrnck zu befreien und ihm durch wasserdichte Gelenke die gewohnte Fortbewegung aus dem Meeresboden möglich zu machen. Gretfzangen und Klammern, Schein werfer und Ballasttanks werden vom Innern dieses Taucher panzers bedteni, oer ein Wunderwerk deutscher Technik dar- stelll und schon vielen Menschen Vas Leben gerettet und un geheure Werte dem Dunkel des Meeres entrissen Hai. Der Ticfseclaucher atmet in seiner wasserdichten Rüstung dieselbe Luft unter demselben Druck wie wir auf der Erdoberfläche - und wie Professor Piccard und sein Assistent in der lustdichien Kugelgondel. Die Frage, ob cs schwieriger ist, einen beweglichen Tauch panzer, der bis 20 Atmosphären äußeren Wasserdruck aus halten kann, oder eine starre Kugelgondel für eine Atmosphäre Jnnendruck zu konstruieren, mag ein Ingenieur entscheiden. Dr. F. Pritze, Berlin. Gingen als Heilmittel bei Tuberkulose Neuartige Atem- und Slauübnngen. Auf oer oeutschen Tuberkuloselagung in Krssin gen machten Regierungsmedizinalrat Dr. Siegfried von Versorgungskrankenhaus für kriegsbeschädigte Tuberku löse in Potsdam und Dr. Wohlfahrt vom Tuberkulösem krankenhaus in Treuenbrietzen beachtenswerte Mitteilun gen über neuartige Atem- und Stauübungen bei Tuber kulösen. Es handelt sich um Übungen, bei denen Slau- wirkungen in den Lungen auftreten. Ein Mann namens Armin, der in Berlin lebt und Gesangunterricht erteilt, hat eine besondere Art der Atemlechnik ersonnen. Schüle; von ihm wurden nun von Heilstätten herangezogen, um unter ärztlicher Aufsicht bei besonders hierfür ausgesuchten Kranken Unterricht in Atemübungen zu erteilen. Es kommt hierbei hauptsächlich auf die Ari des Ausatmens an. Die Übungen bestehen in einer Verbindung von Aus atmungsübungen mit Singübungen. Dr. Wohlfahrt stellte in Kissingen drei ehemalige Patientinnen vor, die fo laut sangen, daß der große Konzertsaal des Kissinger Kur hauses von ihrem Gesänge vollständig erfüllt wurde. Di« drei Damen, die seit einem Jahre wieder beruflich tätig sind, hatten früher faustgroße Höhlen in den Lungen ge habt. Die neue Atmungsmethode ist jedoch — was aus drücklich hervorgehoben werden muß — kein Allheilmittel bei Tuberkulose, sondern kann nur in Verbindung mit anderen bewährten Heilmethoden Erfolg versprechen. Piccards Sandel als Ausflugsziel. Ein neuer Höhenflug des Professors? Da eine Bergung der Gondel des Piccardschen Stratosphärenballons unverhältnismäßig große Schwie rigkeiten und Kosten verursachen würde, hat man sich entschlossen, die Gondel an der Landungsstelle zu belassen. Sie wird nun zur Freude der Bewohner von Gurgl ein beliebtes Ausflugsziel werden. Ein Vertreter einer Innsbrucker Zeitung hatte Ge legenheit, sich mit Piccard zu unterhalten. Die 16 000 Meter, die er erreicht Hal, stellten, wie Professor Piccard erklärte, keinen absoluten Höhenrekord dar. Es wäre ihm möglich gewesen, auf 18 000 Meter hinauszugehen, aber er habe das nicht für notwendig gehalten. Melleicht bleibe das einem späteren Fluge Vorbehalten. Ein Termin über einen neuen Höhenflug könne noch nicht genau angegeben werden. Wahrscheinlich komme dafür der Herbst in Betracht, der sich wegen seiner stabilen Wetterlage besser als jede andere Jahreszeit für solche Pläne eigne. Leichter Autounsall des Reichspräsidenten. Motorpanne auf der Landstraße. Auf der Fahrt nach Grvtzschwttlpcr in Hannover, wo der Reichspräsident einige Tage bei seinem Schwieger söhne verlebte, erlitt das Auto des Reichspräsidenten einen leichten Unfall. Der Motor hatte eme Panne, wodurch vcr Wagen gezwungen war, auf freier Strecke zu halten. Ein braunschweigisches Auto, das zufällig vorüberfuhr, -wachte den Reichspräsidenten an seinen Zielort. Die „Biaue Wache". Wie alljährlich am Tage der Skagerrakschlacht, so wurde auch am Sonnabend vor dem Reichspräsidenten palais die Wache des Reichswehrwachregiments von Marinetruppen abgelöst. Der Ehrendienst ist in diesem Jahre der Besatzung des Kreuzers „Königs- b e r g" übertragen worden Unter den Klängen einer Marinekapelle marschierte die Marinetruppe zum Reichs präsidentenpalais. Je mehr sich die Wache dem Reichs präsidentenpalais näherte, desto größer wurde auch die begleitende Menschenmenge, deren Begeisterung keine Grenzen kannte. Polizei zu Fuß und zu Pferde hatte Mühe, der Wache den Weg frei zu halten. In der Wilhelmstraße hatte sich schon länge vor der Ablösung eine unübersehbare Menschenmenge eingefunden, die die „Blaue Wache" mit nicht endenwollenden Hochrufen begrüßte. Der plötzliche Tod aus natürltchersirsache. Bedeutsame statistische Feststellungen. Auf der Tagung der Deutschen Gesellschaft für gerichtliche und soziale Medizin in Leipzig machte der Arzt Dr. Weyrich aus Graz wertvolle An gaben über den plötzlichen Tod aus natürlicher Ursache bei Erwachsenen. Es wurde ein Material von 2668 plötzlichen Todesfällen aus natürlicher Ursache bei Erwachsenen stati stisch ausgewertet. Die Obduktionsprotokolle stammten aus den Jahren 1914 bis 1917 und 1919 bis 1929. Nach dem topographischen Sitz der zum Tode führenden Erkrankung wurde das Material in fünf Krankheitsgruppen geordnet. Die Todesfälle verteilten sich auf 1. Erkrankun gen des Herzens 42 Prozent, 2. Erkrankungen der Atmungsorgane 23 Prozent, 3. Erkrankungen des Ver dauungsapparates 13 Prozent, 4. Erkrankungen des Gehirns und seiner Hüllen 9 Prozent, 5. übrige Erkran- kungen 13 Prozent. Die Sterblichkeit des männlichen Geschlechts war nur in der Gruppe der Herz- krankheilen größer <47 Prozent) als die des weib lichen Geschlechts (36 Prozent). Interessante Resultate er gaben sich bei der Untersuchung der Beziehungen zwischen plötzlichem Tod und Berus. Von allen Berufsgruppen zeigten die geistigen Ar beiter die größte, die Schwerarbeiter dagegen die ge ringste Disposition zum plötzlichen Tode an Herzerkran kungen. Bei den anderen Berufsklassen kamen plötzliche Todesfälle infolge Gehirnerkrankungen verhält nismäßig häufiger vor als bei den geistigen Arbeitern. Die HeLLighattung -er Ehe. Entschließung ves vcutsch-evangelischen Frauenbundes. Die große Versammlung ves veutsch-evangelischen Frauen bundes beschäftigte sich mit der Frage „Ehe, Familie unv Berus" und faßte einstimmig eine Entschließung, in der es heißt, die gottgeweihte Ehe sei nicht nur Selbstzweck, sondern zugleich Glanzstätte neuen Lebens, die heilig ge halten werden müsse und nicht leichtfertig vernichtet werden Vars. Der veutsch-evangelische Frauenbund fordert, vaß auch im verarmten Lande die ethischen und wirtschaftlichen Not stände unter dem Gesichtspunkt der Erhaltung und Pflege der Familie bekämpft werden. Er tritt ein für die Erhaltung und Förderung der freien Berufsarbeit. Besonderen Wen legt er aui die christlichsoziale Schulung. Die letzte Versammlung be schäftigte sich mit dem Kampsgegen das Freidenler- tum und forderte, daß in Erkenntnis der Größe der Gefahr, die von dem freidenkerischen Bolschewismus droht, die Heilig tümer des deutschen Volkes gehütet werden gegenüber gott losen Mächten. Förderung der Schreberjngendpfiege. Entschließung des ReiAskleingärlnertages. Der Retchskleingärlnenag zur Förderung oer Schreber- jugendpslege hielt in Hannover seine achte Tagung ab und faßte nach einer Reihe von Vorträgen und eingehender Be ratung folgende Entschließung: „Der achte Reichskleingärtner tag betont mit Nachdruck, vaß Vie Schreberjugendpflege einen notwendigen und wertvollen Bestandteil des Kleingarten wesens varstelll. Das Berbundensein des Kindes mit der Natur, sein Aufenthalt m Licht, Luft und Sonne und die Pflege des Familienlebens sind gerade in unserer Zeit bedeutsame Momente, die der körperlichen und seelischen Ertüchtigung der Heranwachsenden Jugend dienen. Die deutsche Klein- gärtnerschast ist daher entschlossen, mit allen Kräften die Schreberjugendpflege zu fördern. Der achte Reichskleingärtner tag spricht zugleich die Bitte aus, daß Reich, Länder und Ge meinden die Schreberjugendpflege als eine hochwertig auf bauende Kulturbewegung anerkennen und dem Reichsverband und den angeschlossenen Verbänden die gleiche Unterstützung und Hilfe wie anderen Jugendpflege treibenden Verbänden zuteil werden lassen." Oeutsches Keich Jetzt 65 280 000 Einwohner. Nach den amtlichen Zahlen für 1930 berrug in Deutschland der Geburtenüberschuß 415 924. Setzt man davon die überseeische Auswanderung mit 36 496 Personen ab, so bleibt eine Bevölkerungszunahme von 379 428. Mit Einschluß des Saargebietes zählt das Deutsche Reich jetzt rund 65 280 000 Einwohner. Der thüringische Staatshaushalt angenommen. Der Staatshaushalt des Landes Thüringen für 1931, der in Einnahmen und Ausgaben mit 167,48 Millionen balanciert, wurde vom Landtag nach stürmischer Aus sprache mit 18 gegen 10 Stimmen angenommen. Dafür stimmten die Regierungsparteien (Deutsche Volkspartei, Wirtschaftspartei und Landvolkpartei), während National sozialisten und Kommunisten dagegen stimmten. Sozial demokraten, Deutschnationale und die Staatspartei ent hielten sich der Stimme. Aus Ln- und Ausland Genf. Der Kohlenausschuß der internationalen Arbeits konferenz hat unter dem Vorsitz des früheren Reichsarbeits ministers Dr. Brauns seine Arbeiten begonnen. Amsterdam. Der Präsident des Ständigen Internationalen Gerichtshofes im Haag beabsichtigt, den 20. Juli für die öffent liche Behandlung der deutsch-österreichischen Zoll union festzusetzen. Gin Veranügungsdampfer ausgelaufen. Schweres Schiffs Unglück an der kalifornischen Küste. 70 Meilen nördlich von Santa Barbara an der kali fornischen Küste fuhr der Küftendampfer „Harvard" auf ein Riff. Das Schiff begann sofort zu sinken. Die 500 Passagiere und die Besatzung haben das Wrack in Ret tungsbooten verlassen. Wie ergänzend gemeldet wird, sind mehrere Rettungs schiffe unterwegs. Die See ist ruhig. Die „Harvard" wurde im Jahre 1906 als Vergnügungsdampfer erbaut. Sie ist 3818 Tonnen groß und in Los Angeles beheimatet. Großfeuer vernichtet chinesische Kaserne. 21 Tote. Nach einer Mitteilung aus der Provinz Chenan ist in der Stadt Guanschan, die von Truppenteilen der Roten Armee besetzt worden ist, in einer Kaserne ein Grotz- seuer ausgebrochen. Infolge der schnellen Ausdehnung des Feuers ist das Gebäude ein Raub der Flammen ge worden. 21 chinesische Soldaten der Roten Armee sind dabei ums Leben gekommen. Die Kommunisten behaupten, daß das Feuer auf Brandstiftung der Bürgerwehr zurück zuführen ist. MkW M Wk ükivkü Am Roman von Gert Rothberg. SS. Fortsetzung Nachdruck verboten „Joachim," kam es leise von ihren Lippen. Er hatte es gehört, hob das Gesicht. „Ruth, sei endlich mein, mach mich zum glücklichsten Men schen auf der Welt." Als er um ihren Mund ein glücklich-sehnsüchtiges Lä cheln sah, sprang er auf, zog sie herauf zu sich. „Ruth, Ruth, ich liebe dich." Ihre Lippen fanden sich und alles versank um sie. Stine öffnete leise die Tür. Befriedigt schloß sie sie wieder. Hier mußte jeder Gedanke an Anstandsregel und Etikette schwinden. Sie hatten sich am Krankenbett seines Kindes endlich gefunden. Das allein schon heiligte dieses Beisammensein. Stine lächelte schadenfroh, als, nachdem jede Gefahr von Ansteckung vorüber war, Frau Baronin von Kempe mit Baroneß Irma erschien, um wohlwollend besorgt sich nach dem Kinde zu erkundigen. Sie wären wohl noch nicht gekommen, wenn sie nicht erfahren hätten, daß der Schloßherr wieder daheim sei. Als sie gingen, begleitete er sie höflich bis zu ihrem Wagen. Baronin Kempe triumphierte. „Herr von Hohenegg war heute fehr zuvorkommend zu dir, liebe Irma," sagte sie, als sie davonfuhren. Irma lächelte stolz. Wie gut, daß sie gefahren waren. Mama hatte manchmal vorzügliche Gedanken. Der Papa hatte zwar gemeint: „Laßt euch gefälligst nicht auslachen. Wenn ihr denkt, ihr euchUgewrtE^^ euren Wünschen gefügig machen, habt Er quittierte über die empörten Gesichter von Frau und Tochter mit vergnügtem Lächeln. „Die werden alle in der Nachbarschaft ja nicht schlecht die Mäuler aufreißen über deine Verlobung, Joachim," sagte Stine. Er lachte froh. „Mögen sie, ach du weißt ja nicht, wie namenlos glück lich ich bin, so glücklich, daß mir alles andere klein und nich tig ist. Laß sie reden." Ruth war wieder daheim bei den Groß eltern. Der alte Herr hatte segnend die Hand auf ihren braun lockigen Kopf gelegt. Die Großmutter ging mit einem solch verklärten Gesicht umher, daß es allgemein aufsiel. Die Frau Pastor geriet ganz aus dem Häuschen, denn sie konnte trotz eifrigen Forschens nichts aus ihren alten Freunden „Herauskriegen", was sie maßlos ärgerte. Aber dann wußte man es eines Tages doch. Ruth Len- ner hatte sich mit Herrn von Hohenegg verlobt. Die Nachbarn und Bekannten waren sprachlos. Wie konnte Stine Hohenegg es zugeben, daß ihr Neffe „herab stieg"? Auf eine dahinzielende Anspielung erklärte Stine gemütlich: „Er hat mir meinen Herzenswunsch damit erfüllt." Baronin Kempe bekam Weinkrämpfe beim Hören dieser Nachricht. Baroneß Irma sah tagelang ganz grün aus und sagte zu Charlotte Steudten verächtlich: „Die ganze Pflegerei und so weiter war nur Humbug und Pose. Aber auf so etwas fallen ja die Männer immer herein. Ich sage, sie hat es geschickt verstanden, sich den schönen Hohenegg einzufangen und auch Stine Hohenegg ist tapfer mitgeplumpst." Die beiden Mädchen hielten die Köpfe dicht zusammen und zogen noch weiter über die Angelegenheit her. Früher hatte eine die andere nicht ausstehen können, doch die Wut über die gemeinsame Enttäuschung hatte sie zu Freundin nen gemacht. Die kleine häßliche Lore Steudten dachte befriedigt: „Ich habe es ja gleich gedacht, daß sie alle zusammen eine kalte Dusche bekommen werden. Die haben sie jetzt richtig." Stine hatte sich wütend ins Grauseidene geworfen. Sie wollte Sr. Hochwohlgeboren den Herrn Vet ter so empfangen, wie er es verdiente. Denn natürlich wußte sie schon jetzt, weswegen er kam. Nun saßen sie sich im Salon gegenüber. Seine grün lichen Augen waren mit kalter Ueberlegenheit auf sie ge richtet. Er wischte sich zum soundsovielten Male mit dem seidenen Tuche über die Stirn. Endlich begann er: „Wie ich dir schon sagte, Stine, ich bin sprachlos. Wie konntest du so etwas zugeben? Seit Menschengedenken ist in unser altes, adeliges Blut kein bürgerliches hineingemischt worden. Joachim kann nicht verlangen, daß meine Frau, die geborene Gräfin Bertenburg, jemals diese Forstmeister enkelin als Verwandte begrüßt. Dir hätte ich etwas mehr Adelsstolz zugetraut. Joachim will ich entschuldigen, er mag durch die skandalösen Dinge seiner Ehe, die dann noch oben drein so traurig enden mußte, nicht ganz für voll zu neh men fein, aber du bist mir vollkommen unverständlich." Er schwieg und knackte seine langen, mageren Finger. Er war der Person gewordene Adelsparagraph. Stine stand auf. „Du hättest dir den Weg hierher sparen können, Vetter Osmar. Joachim denkt gar nicht daran, sein mühsam er rungenes Glück eurem blödsinnigen Adelsstolz zu opfern." Osmar von Hohenegg fuhr zurück, als habe er einen Schlag in sein glattes Diplomatengesicht erhalten. (Fortsetzung folgt.)