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WWmfferNgMM Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, »« »«schjU»ft-Il« »>^d«l »»«<»»I»,II«I r «W. i» Mo»at, d«t dxochvi« ««r- 2^0 ««^> W°ch«blat1 für Wil.dn.ff « Umg«^ »rS»l>,<» «tx«,«». S» Y«L« h»h-«- »««tt, ö^t., öd« s.>^« »«»-4- »«t« *»<P»ch «a >«i A«ä>m, »»er «»p»« »— , — »UÜg«»«,, »ch»a«M°t»- «>M«< »«, »»» Po»t» d»U^t. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. : »i, » 20 N^,.. »te « ArU« d» «»«ich«» Dkkanntmachuil«« « ^«q«. psk»»i,, »>« i» tcxtNchr» T«U» I »-ich«»«». R»ch»elf»ng»,e»«hr 20 Rrichrpsnoi««. Bo« „ —... . „ - ta«< un» PI-tz»«schrUte» ««»-»»«ch »s.nch»«« Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 serEch««-. «»»»»,«». hi» °on».»vu»i. — ———- Mk dtk »tchü,k«v d« »nrch grnnmt tbr»»,t«»«l>r»««4^,« »I>rrncl,»n< »ir »rin-»ninutt«. Aud«r SiavurlLnspruch -rlilcht, —«u, derBctr«, »«rch M««e «>»^»,«» »«»«-in».»»«»««» st,»,,-d^i>,Non»»rr^»Sl. U»4-i,nin«hm«nalleB<ru»Itl«v^st<tlcn«»t«»,eu. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amts gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamtr Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt. Sonnabend, de» 13 April 1929 Nr 86 — 88. Jahrgang Tel^r.-Adr.: .Amtsblatt* WilsdrUff-DreSde« Postscheck: Dresden 2640 Boxkämpfe. Empfindliche Beziehungen. — überhebliche Bevor mundungen. — Eine wahre Schande. Es ist immer noch so, wie es von jeher gewesen ist: es braucht nur zwischen zwei Nachbarn, die sich von Haus aus nicht grün sind, aus irgendeinem Anlaß ein Funke aufzuglimmen und sofort droht ein Feuerbrand wieder Land und Leute zu überziehen. Das große Italien und das kleine, ach! so klein gewordene Österreich stellten dieser Tage ihre beste Fußballmannschaft zu einem Wettkampf in Wien, wo die italienische Mannschaft sehr entschieden und nicht gerade ruhmvoll den kürzeren zog. Statt nun aber den Siegern, wie es sich nach allen in der ganzen Welt sonst anerkannten Sportregeln gehört, den wohlverdienten Nnhm und Preis neidlos zu gönnen, entfesseln die Italiener in ihrer heimischen Presse einen wütenden Schimpf- und Rachefeldzug, mit Behauptungen, die nichts weniger dartun sollen, als daß die Österreicher ihre Überlegenheit nur der Anwendung verwerflichster Kampfmittel zu danken und daß die nach vielen Tausen den zählenden Zuschauer ihren Haßgefühlen gegen Italien in geradezu unverschämter Weise sreien Lauf gelassen hätten. Man schreit nach Genugtuung, nach Entschuldi gung, nach amtlichen Sühnehandlungen sogar, man speit dem Unterlegenen von 1918 die ganze Verachtung einer Siegernation ins Gesicht — und vergißt dabei nur die Kleinigkeit, daß dieser Kriegsausgang nichts weniger als italienischen Waffenerfolgen zu danken war. Jn Wahrheit hat die italienische Mannschaft ihre Niederlage selbst verschuldet, sie soll schwere sportliche Fehler begangen und dadurch den Unwillen der Menge nur allzusehr gereizt haben. Jedenfalls ersieht man aus diesem Beispiel, wie un gemein empfindlich noch die Beziehungen unter den Völkern sind, und wie eine allzu eilfertige Einlassung auf gemeinsame Veranstal tungen irgendwelcher Art doch auch ihre bedenkliche Seite haben kann. Die deutschen Chirurgen haben sich fetzt bei ihrer Ostertagung erneut veranlaßt gesehen, die Einladung zu einer internationalen Zusammenkunft in Warschau abzulehnen, weil sie Grund haben, hier bei der ihnen bekannten Einstellung gewisser fremdländischer Berufskollegen Ungelegenheiten zu besorgen. Und anderer seits haben die französischen Studenten auf der letzten Tagung der Internationalen Studentenschaft auch in diesem Jahre wieder Forderungen gestellt, die von den deutschen Kommilitonen als ein überheblicher Bevor mundungsversuch gegenüber ihren eigenen organisa torischen Schwierigkeiten aufgefaßt und dementsprechend natürlich zurttckgewiesen werden müssen. Internationale Box- und Fußbattwettkämpfe finden immer und überall ein großes Publikum; wenn sich aus ihnen aber inter nationale Verwicklungen entspinnen sotten, dann täte man schon besser, sich einstweilen noch auf weniger aufregende Vergnügungen zu beschränken. Etwas anderes ist es natürlich, wenn die Kampf lustigen eines und desselben Polkes untereinander vom Leder ziehen; dann braucht man sie von außen her in solchen Belustigungen nicht weiter zu stören. In dieser Lage befinden sich augenblicklich die edlen Polen. Ihnen hat Marschall Pilsuöski wieder einmal einen Spiegel vorgehalten, der die ungemein reizvollen Züge ihres Nationalcharakters in gar nicht mehr zu über bietender Deutlichkeit widergibt. In einer Sprache, deren Unflätigkeit allerwärts mit ungläubigem Staunen ausgenommen wurde, setzt sich dieser Liebling des Volkes mit der Parlamentsmehrhcit auseinander, die es gewagl hatte, den Finanzminister seines Kabinetts wegen zahl reicher Verstöße gegen die Verfassung dem Staatsgerichts hof zu überweisen. Die derbsten Vergleiche aus dem Tier- reich, die niedrigsten und unsaubersten Andeutungen auf gewisse Funktionen des menschlichen Körpers werden nicht verschmäht, um dem Sejm begreiflich zu machen, wie un säglich die Verachtung ist, deren er sich im Herzen des Marschalls zu erfreuen hat, so daß oberschlesische Polen blätter nicht umhin konnten, auszusprechen, daß dieser Schlag gegen die Volksvertretung eine wahre Schande- und ein wahres Unglück für Polen bedeute. Er ist aber Wohl in Wahrheit nur der Anfang einer Abrechnung, die zwischen den Gewalten in Polen, den verfassungs mäßigen und den diktatorischen, über kurz oder lang ein mal unweigerlich kommen muß und deren Ausgang erst endgültig darüber entscheiden wird, ob dieses Volk über haupt imstande ist, ein selbständiges Staatswesen aus eigener Kraft aufrechtzuerhalten. Die zehn Jahre seiner neuesten Geschichte, auf die cs nun bald zurückblicken kann, haben jedensalls diesen Beweis noch nicht geliefert, obwohl es den Polen in dieser Zeit wahrhaftig nicht an mächtigen und einflußreichen Freunden und Helfern in der Alten wie in der Neuen Welt gefehlt hat. Eine Zeitlang war man sehr geneigt, ihnen als von Natur aus etwas un geratenen Kindern alle nur mögliche Nachsicht zu ge währen. Mittlerweile sind sie aber doch ziemlich heran gewachsen und es besteht kaum noch Aussicht für die Hoffnung, daß sie als Männer sich wesentlich tugendvoller zeigen könnten. Vielleicht, daß dieser kranke Marschall, der schon einmal für seine Nation das Schicksal bedeutete, nun auch in ihren inneren Kämpfen und Krämpfen die Rolle der Vorsehung spielen wird, zu der er sich offenbar aus ehrlichster Überzeugung berufen fühlt. Dr. Sy. MW MWist W AMstW Genf, 12. April. Am kommenden Mvntagvormittag be ginnt die Tagung der Vorbereitenden Abrüstungskonferenz. Es sicht jetzt fest, daß entgegen den vorhergehenden Tagungen dies mal vom Sekretariat des Völkerbundes keine Tagesord nung der Kommission vorgelegt werden wird. Man rechnet da her damit, daß möglicherweise gleich die großen grundsätzlichen Gegensätze, die seit Jahren jeden Fortschritt in den Arbeiten der Abrüstungskvmmission hemmen, schroff zutage treten werden. Der Kommission wird jedensalls der Sowjetrussische Teilabrüstungsvorschlag, sodann der neue, von der türkischen Regierung angekündigte Abrü stungsantrag, sowie die große Denkschrift des Grafen Bernstoff zur Abrüstungsfrage vorliegen, die dieser soeben dem Präsidenten der Kommission, London, über mittelt hat. Die deutsche Denkschrift, die zwölf Schreibmaschinen seiten umfaßt, wiederholt den grundsätzlichendeutschen Standpunkt in der Abrüstungsfrage und geht auf Einzel heiten militättechnischer Abrüstungsfragen ein. Auf amerikanischer Seite wird außerordentliches Interesse für den Plan der Einsetzung einer Sonderkommission für die Seeabrüstung gezeigt, der ausschließlich die großen Seemächte England, Frank reich, Italien, die Vereinigten Staaten und Japan angehören sol len, jedoch sicht noch nicht fest, von welcher Seite ein derartiger Vorschlag eingebracht werden wird. Es ist zu erwarten, daß der Gedanke der Einsetzung von Sonderkommissionen als selbstän dige Organe für die einzelnen großen Fragen der Abrüstung eine große Rolle in den kommenden Verhandlungen spielen wird. Die deutsche Denkschrift zerfällt in Einleitung und drei Kapitel. In der Einleitung wird betont, daß in einer internationalen Abrüstungskonferenz alle RL- stungssaltvren ersaßt werden müssen, wenn sie nicht eine Schein lösung sein soll. In dem ersten Kapitel, betitelt „Personeller Fak tor", wird vor allem die deutsche Auffassung über die Einbeziehung der ausgebildeten Reserven in die Abrüstungskonven tion dargelegt. Unter der Ueberschrift „Materieller Faktor" wird im zweiten Kapitel die Berücksichtigung der reichen Materialausstattung der Armeen mit modernsten Kampfmitteln behandelt, wobei auch der sehr interessante Vorschlag mies all - gemeinenVerbotes des Abwurses vonKampf - stofsen aus derLustund die allgemeine Beschränkung der Luftwaffe gemacht wird. In einem kurzen dritten Kapitel wir schließlich die Frage der Regelung v°nStrew^ Ueberwachung der Durchführung der Abrustungskonventwn unter- d-, Z--« bezieht sich auf die Frage der ausgebildeten Reser- ven, hinsichtlich deren erhebliche Meinungsverschieden heiten bestehen, da ein Teil der Staaten, nämlich die jenigen, die wie Frankreich, Italien und andere Länder die allgemeine Wehrpslicht haben, die Erfassung der aus gebildeten Reserven durch die Abrüstungskonvention ablehnt, während eine andere Gruppe, zu der auch Deutschland gehört, die Einbeziehung der ausgebildeten Reserven in ein künftiges System der allgemeinen Ab rüstung für unerläßlich ansicht. Die Denkschrift des Grafen Bernstorff macht ferner auf der Grundlage der von der militärischen Unterkommission geleisteten Vorarbeiten einen positiven Vorschlag für die Abrüstung der aus gebildeten Reserven. Außerdem wird eine bestimmte Methode angegeben, wie dem Heere mit ausgebildeten Reserven, wie sie vor allem in Staaten mit allgemeiner Wehrpflicht bestehen, und die Berufsheere, die über ausgebildete Reserven nicht verfügen, unter Berücksichtigung der Verschiedenheiten der Wehrsysteme vergleichsweise bewertet werden können. Es wäre, wie es in der Denkschrift heißt, sehr erwünscht, wenn auf Grund dieser Anre gungen die schwierige Frage der ausgebildeten Reserven, die seit her eines der Haupchindernisse für eine Einigung in den Ab rüstungsverhandlungen darstellte, der Lösung nähergebracht wer den könnte. Im wesentlichen wird in der Einleitung zu den Bemer kungen des Grafen Bernstorff ausgeführt: Die Rüstungsbeschränkung. kann sich nur auf die im Frieden bestehenden Rüstungen beziehen. Man muß daher genau unterscheiden, zwischen den bereits im Frieden für den sofortigen militärischen Gebrauch bereitgestellten und den erst im Verlause eines Krieges zu schafsenden Kräften. Hauptzweck eines Abrüslungsabkvmmcns ist es, die erstgenannten Faktoren, die nur für den Angriff verwendbar sind, zu erfassen. Nur sie können in einem Abkommen der Beschränkung unterworfen werden. Ferner wäre zu prüfen, ob nicht dem Verbot der Anwen dung chemischer Kampfstoffe noch dadurch eine größere Wirksam keit verliehen werden könnte, daß die Anwendung der wichtigsten Waffe, mit deren Hilfe die chemischen Kampfstoffe zur Anwendung gelangen, nämlich der Luftwaffe, allgemein beschränkt würde. In Betracht kommen könnte ein allgemeines Verbot des Abwurfes von Kampfstoffen aus der Lust und der Vorbereitung hierzu. Die ses Verbot würde nicht nur das Abwerfen von Gasbomben son dern auch von Brisanz- und Brandbomben, sowie die sonst etwa noch mögliche Verwendung von chemischen Kampfstoffen aus der Luft verhindern und so in erwünschter Weise dazu beitragen, die Leiden der Zivilbevölkerung im Kriege zu mildern. Außerdem würden durch ein solches Verbot Kampfmittel getrof fen, dieinersterLiniezumAngriffgeeignet sind. Heilte MmtBe der Merle» SorderniM In vielen Betrachtungen war die Meinung zrnn Aus druck gekommen, aus der nun fett Wochen tagenden Pariser Neparationskonferenz werde überhaupt nichts her auskommen. Denn alle für Deutschlands Lebens- und Wirtschaftsfähigkcit annehmbaren Pläne würden von der Gegenseite als für ihre Forderungen nicht ausreichend angesehen und abgewiesen, obwohl sie selber sich durchaus nicht einig seien über das, was sie nun endgültig verlange« sollten. Jetzt soll es so weit sein, daß die Ententemächte sich über die Höhe ihrer Ansprüche und die Verteilung der von Deutschland zu leistenden Jahreszahlungen einig seien. Es werden mancherlei Zahlen in der Pariser Presse genannt. So sollen in den nächsten 37 Jahren jährlich Beträge von zwei bis zweieinhalb Milliarden, in den folgenden 2l Jahren jährlich 1,7 Milliarden Mark von Deutschland geleistet werden.. Andere Quellen sprechen von 1,5 Milliarden in den ersten zehn Jahren, dann Steigerung auf 2,1 Milliarden bis zum 33. Jahre und dann wieder Senkung auf 1,5 Milliarden bis zum 59. Jahre, wo endlich die Schuldverpflichtung erlöschen würde. Es wird nicht viele Leute auf deutschem Boden geben, die dieser ungeheuren Verpflichtung gegenüber auch nur Verständnis aufzubringen imstande sind bei der schlechten Konjunktur in Handel und Industrie, der Notlage der Landwirtschaft, dem Millioncnheer der Arbeitslosen usw. Kein LMimatum. Einige Pariser Blätter behaupteten bereits, die deutsche Delegation in Paris habe amtlich Kenntnis er halten von dem Ergebnis der Arbeiten, die die Delega tioncn der vier repärationsüercchtigten Länder im Laufe dieser Woche durchgcführt haben. Dr. Schacht habe die Ziffern, zu denen die vier Delegationen gelangt find, Als eine annehmbare Diskussionsbasis bezeichnet. Hierzu ist nach Anfrage bei der zuständigen deutschen Stelle zu er klären: Die deutsche Delegation hat Kenntnis von dem Stand oder dem Ergebnis der Arbeiten der Delegationen der vier rcparationsberechtigten Länder nur durch die Zeitungen erhalten. Sie kann also erst dazu Stellung nehmen, nachdem ihr das Ergebnis der Beratungen offiziell zur Kenntnis gebracht morden ist. Etwas gemäßigter als die unkontrollierbaren und offenbar auf Stimmungsmache abgesehenen Nach richten der französischen Blätter lauten die Angaben der halbamtlichen Havasagentur. Sie meldet, in unter richteten Kreisen sei man der Ansicht gewesen, daß ein merklicher Fortschritt auf dem Wege der Verständigung zwischen den Delegierten der reparationsberechtigten Länder erzielt worden sei. Atan erwarte, daß die Dis kussion mit der deutschen Delegation alsbald wiederauf genommen werden könne. Hervorzuheben sei, daß die an scheinend erzielte Verständigung in keiner Weise gegen die deutsche Delegation gerichtet sei und nicht in einer Art Ultimatum zum Ausdruck kommen werde, das die deutschen Vertreter anzunehmen oder abzulehnen hätten. Die Eiilad«»» a» die deMe« Vertreter Parjs, 12. April. Owen Boung hat die deutschen Dele gierten zu einer Vollsitzung der Konferenz für morgen vormittag 11.30 Uhr französischer Zeit eingeladen. Havas berichtet, die Delegierten der reparationsberechtigten Länder haben unter dem Vorsitz von Poung eine neue Sitzung abgehalten, um die gestern erzielte Verständigung über die Min destforderungen, die an Deutschland gestellt werden sollen, in den E i n z e l h e i t e n auszuarbeiten. Sie legten Wert darauf, daß diese Forderungen den deutschen Sachverständigen in absolut kla rer, bis in die geringsten Einzelheiten gehender Form unterbreitet würden. Zu diesem Zwecke fand nachmittags eine weitere Aus sprache statt. Das Abkommen wird schriftlich formuliert und in der anberaumten Sitzung der deutschen Delegation zugestellt werden.