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M Ernennung der neuen Reichsminister Der letzte Regierungsakt des Reichsjustizministers. Da der Reichsminister der Justiz, Koch-Weser, am Sonnabend im besonderen Auftrage des Reichspräsidenten und der Reichsregierung den nenernannten Reichsgerichts präsidenten Dr. Bumke in sein Amt einführen wird, wird die Umbesetzung des Reichsjustizministeriums und die Ernennung der anderen neu in das Kabinett eingetretenen Reichsminister erst Sonnabend erfolgen. Wie offiziös mitgeteilt wird, dankte in einer Sitzung des Reichskabinetts Reichskanzler Müller dem scheidenden Der scheidende Iustizminister Abg. Koch-Weser. Justizminister für seine Mitarbeit im Reichskabinett sowie für sein verdienstvolles Wirken als Reichsminister der Justiz. Der Reichskanzler gab der Erwartung Ausdruck, daß das reiche Können des Reichsministers Koch-Weser unserem Vaterlande noch sür lange Zeit erhalten bleibe. * Der bayerische Ministerpräsident und der bayerische Finanzminister befinden sich in Berlin, um mit der Reichs- regicrung über eine Reihe finanzieller Fragen zu ver handeln-. Es handelt sich bei diesen Besprechungen vor allem um die Entschädigungen, die Bayern noch für die Abtretung der Post, der Eisenbahnen usw. beansprucht Trotzkis Einreisegesuch abgelehni. Auch kein vorübergehender Aufenthalt. Das Reichskabinett hat das Einreisegcsuch Trotzkis endgültig abgelehnt. Auch ein vorübergehender Aufent halt Trotzkis ist nicht bewilligt worden. Trotzki ist von dieser Entscheidung der Neichsregierung, die nach ein gehender Prüfung aller Umstände gefaßt wurde, unter richtet worden. Maßgebend für die Ablehnung des Gesuches Trotzkis soll vor allen Dingen die Erwägung gewesen sein, die guten Beziehungen zu Sowjetrußland durch die Folgen, die möglicherweise durch den Aufenthalt Trotzkis in Deutschland entstehen könnten, nicht zu trüben. Fest steht, daß gefühlsmäßige Gründe für die Entscheidung nicht ausschlaggebend gewesen sind. Im übrigen wird noch darauf hingewiesen, daß Trotzki von der Türkei die Auf enthaltsgenehmigung erteilt worden ist. Wettrennen zwischen Eisenbahnzug und Wirbelsturm. über 50 Todesopfer eines Tornados. Die Gesamtzahl der Opfer des Doppeltornados im nordöstlichen Arkansas wird aufüber 5 0 Tote und 200 Verletzte geschätzt. Ein Eisenbahnzug der Missouri- Pazifikbahn entging nach einem atemraubenden Wett rennen mit dem Tornado mit knapper Not der Zerstörung. Der Lokomotivführer erblickte den heranbrauseuden Tor nado und sah bereits entwurzelte Bäume durch die Lust fliegen, doch gelang es ihm, innerhalb weniger Minuten die Geschwindigkeit des Zuges auf 70 Meilen zu steigern, worauf es ihm inuerhalb einer halben Stunde glückte, dem Tornado zu entkommen. M 30 Millionen Dollar im Armenhaus. Eine große „Millionenerbschaftsvewcgung". Dreißig Millionen Dollar, die man ganz plötzlich erbt, sind immerhin ein schöner Batzen Geld, aber was können sie einem noch viel nützen, wenn man sie erst als 94jähriger erbt? Herrn Gabriel Brich, der seit vielen Jahren im Armenhause zu Treucsin (früher Ungarn, jetzt Slowakei) sitzt, ist das wahr und wahrhaftig passiert. Von einem vor 50 Jahren nach Texas ausgewanderten Stief bruder hat er die 30 Millionen geerbt, aber Gabriel mit seinen 94 Jahren ist ein Philosoph mit abgeklärter Welt anschauung. „Was nützen mir jetzt noch Millionen?" sagt er. „Ich kann sie nicht mehr brauchen — ich bleibe im Armenhaus!" So soll denn das Millionenvermögen, seinem Willen gemäß, an seine beiden Söhne fallen. Von dem einen weiß man nur, daß er arbeitslos und „un bekannten Aufenthaltes" ist. Der andere aber wurde, nachdem er lange in Rußland gefangen gewesen war, Lokomotivführer auf der Zwergbahn im Wiener Prater und ist jetzt in Wien „Hausbesorger", was bei uns Portier heißt. Außerdem aber ist er unheilbar tuberkulös. Wo doch Dollarmillioneu manchmal hinfallen! Aber während diese Millioneuerbschaft immerhin Hand und Fuß zu haben scheint, steht es um eine andere, über die berichtet wird, nicht ganz so gut: sie ist ein bißchen phantastisch und scheint für die präsumtiven Erben auf dem Monde zu liegen, obwohl sie als in Holland befindlich verzeichnet wird. Es handelt sich um den mit Zinsen und Zinseszinsen auf 600 Millionen holländische Gulden angeschwollenen Nachlaß eines aus Ostfriesland in Holland eingewanderten Mannes namens Pieter Teyler van der Hulst, der im April 1776 in der berühmten Tulpenstadl Haarlem gestorben ist. Durch allerlei Machenschaften — auch eine Testamentsfälschung ist darunter — soll das Millionenvermögen des van der Hulst nicht an die richtigen Erben, sondern in Form einer aus riesigem Grundbesitz bestehenden Stiftung an die Stadt Haarlem gelangt sein. Rund 300 friesische Familien mit dem Namen Olthoff, die sich als Nachkommen des van der Hulst bezeichueu, wollen nun von der Stadt Haarlem die 600 Millionen wiedcrkriegen und haben sich zu einer Vereinigung mit dem Namen „Olthoffsche Erbschafts bewegung" und mit dem Sitz in Leer zusammengetan. Im übrigen soll sich schon Bismarck für die Olthoffschen Erb ansprüche interessiert haben, aber herausbckommen hat auch er nichts von den Haarlemern. ( wein« Na<dH<dl«i) Schwerer Verkehrsunfall. Liegnitz. Hier fuhr ein Lieferauto infolge Versagens der Steuerung auf den Bürgersteig und in das Schaufenster eines Konfektionsgeschäftes, wodurch die wertvollen Auslagen völlig zerstört wurden. Ein Arbeiter wurde hierbei schwer verletzt, eine Straßcnpassantin leichter. Urteil im Auerbacher Landfriedensbruchprozetz. Auerbach. Das Gemeinsame Schöffengericht Plauen ver handelte gegen neun Angeklagte wegen Aufruhrs und Land friedensbruchs. Dem Prozeß lagen die Vorgänge zugrunde, die sich am 15 Januar d. I. im Anschluß an eine Erwerbs losenkundgebung vor und in dem Rathause abgespielt haben. Zu der Verhandlung waren 35 Zeugen geladen Es wurden Strafen in Höhe von sechs und in einem Falle von acht Monaten Gefängnis bei Anrechnung von ein und zwei Monaten der Untersuchungshaft verhängt. Eine beteiligte Frau erhielt eine Geldstrafe von 30 Mark. Ein Angeklagter wurde freigesprochen. Explosion sn Vord eines japanischen Minenlegers. Tokio. Amtlich wird mitgeteilt, daß infolge einer Mincnexplosion, die sich bei einer Übung an Bord des Minen legers „Rokosukn" ereignete, 52 Mann verletzt wurden. Das Heck des Minenlegers wurde vollständig zerstört. Eine Unter suchung ist eingeleitet. DerMMeLMagsetthm 22. Mörz 1828 Wiillig. Dresden, 13. April. Das Urteil des Staatsgerichtshofes über die Rechtsgültigkeit der Landtagswahl vom 31. Oktober 1926 ist heute Sonnabend vormittag der Regierung zugestellt worden. Es stellt in der Begründung ausdrücklich fest, daß dem Landtag vom Tage der Urteilsverkündung ab, also vom 22. März 1929, die Stellung eines Landtages nicht mehr zukommt, und daß etwaige weitere Handlungen, die er vornimmt, ohne rechtliche Bedeutung sind. Auf den weiteren Inhalt des Urteils wird noch zurückzu kommen sein. Hu» unterer kelmal Wilsdruff, am 13. April 1929. Merkblatt für den 14. und 15. April. Sonnenaufgang 5" 5"" Mondaufgang 7^ 8" Sonnenuntergang 18" 18" Monduntergang 0"' 1" 14. April. 1868: Der Architekt Peter Behrens geb. 15. April. 1832: Der Dichter und Zeichner Wilhelm Busch geb. Es bleibt trübe und kühl. Der ungewöhnlich scharfe Kälterückfall in der vorangegangenen Woche, der uns Temperaturen bis zu 9 Grad Kälte gebracht hatte, wurde gegen Ende der Woche etwas gemildert. Vorübergehend konnte sich sogar eine ziemlich milde Luftströmung durchsetzen. Dann setzte sich aber, wie wir es erwartet hätten, erneut ein Rückfall durch. Wieder drangen kalte Luftmassen aus nordöstlichen bis östlichen Richtungen vor. Schon am Donnerstag lagen in Ost- und Westpreutzen nach leichten Nachtfrösten die Temperaturen selbst morgens noch um den Gefrier punkt; stellenweise schneite esj Im Laufe des Donners tags setzte sich die Abkühlung noch weiter westlich fort. Da wir an der südöstlichen Seite eines ziemlich kräftigen Hochdruckgebietes liegen, müssen wir mit weiteren öst lichen Winden rechnen. Diese dürften uns zwar Auf heiterung, nachts aber auch recht kräftige weitere Ab kühlung bringen. Im Süden und Westen ist mit stärkerer Bewölkung und Niederschlägen zu rechnen, da hier kleinere Störungsgebiete vorliegen. Bei einem weiteren Vordringen dieser Störungen würden dann auch bei gleichzeitiger Drehung der Winde über Süd nach West neue Zunahme der Bewölkung und der Niederschläge zu erwarten sein. Oie abseits stehen. Es gibt Kinder des Glückes, Sonneukinder, denen alles im Leben zum Guten ausschlägt, man möchte beinahe sagen: auch das Schlechte, und es gibt Kinder des Unglücks, oder, um es milder zu sagen, vom Glück enterbte und verstoßene Menschen, denen keine Sonne lacht und keine Freude blüht, denen, was immer sie auch beginnen mögen, das Leben nur ein grinsendes, verzerrtes Gesicht zeigt. Sie sind oder fühlen sich mindestens vom Schicksal benachteiligt, stehen abseits von den breiten, bequemen Chausseen, auf denen die Lieblinge des Glückes wandeln, bahnen sich ihren Weg durch Dornen und Gestrüpp und haben dort, wo ihnen das Herz sitzt, nichts als Hatz und Neid und Wut gegen ihre vom Glück begünstigteren Mitmenschen. Wer hätte nicht schon tm Kreise seiner eigenen Familie, sagen wir vorsichtshalber: der weiteren Familie, der artige Beobachtungen machen, derartige Betrachtungen an stellen können! Bruder gegen Bruder, ein Stiefkind des Lebens gegen ein Glückskind des Lebens — wer wützte nichts davon! Bruder gegen Bruder! In Berlin Hai dieser Tage ein solcher, der „abseits stand", in grauenvoller Weise die Frau des Bruders erschlagen. Weil er „abseits stand", wie er es tu seinem freimütigen Geständnis darlegte. Arbeitslos war er und Heimat- und heimlos, und des Bruders Haus sollte ihm in den Tagen der Not ein Asyl sein. Man nimmt ihn auf, aber nicht eben freundlich: er ist verwachsen, und er ist schlecht gekleidet, und er patzt nicht in die nicht gerade vornehme, aber immerhin besser gekleidete und gerade gewachsene Verwandtschaft. Und da man sich seiner schämt, und da man ihn seine wirtschaftliche Abhängigkeit immer wieder fühlen läßt, geht er hin und schlägt die Schwägerin tot. Rache gewissermaßen am eigenen Schicksal! Ein Mord, ein nackter, kalter Mord, nicht zu entschuldigen und erst recht nicht zu verzeihen, selbst wenn man ihn „verstehen" wollte! Aber eines sollte und könnte er uns lehren: daß wir die, welche abseits stehen, welche das Schicksal gezeichnet und das Leben zermürbt hat, nicht verächtlich behandeln, daß wir Hatz und Neid in ihnen nicht erst aufkeimen lassen, nicht erst groß- züchten, daß wir selbst im verkommenen „Menschenbruder" nicht immer bloß den Verkommenen, sondern ein bißchen auch den Menschen und den Bruder sehen sollen, auf daß er nicht ganz am Leben verzweifle . Die Schwalben sind da! Die meisten Zugvögel haben sich trotz der lange rauh gebliebenen Witterung in den letzten Wochen dennoch wieder eingesunden. Nun sind auch die Schwalben end lich wieder eingetroffen. Kestern wurden hier die ersten beobach tet. Aeberall in deutschen Gauen gilt die Schwalbe als glückbrin gender Mitbewohner jedes dörflichen Anwesens, und keinem wird es einfallen, die unter seinen Dachsparren brütenden Schwalben zu stören oder gar die Nester vernichten zu wollen. Man hat be rechnet, daß eine siebenköpfige Schwalbenfamilie im Laufe des Sommers nicht weniger als 600 000 Mücken oder kleine Fliegen zu ihrer Ernährung gebraucht und kann sich hieraus ein Bild von dem großen Nutzen machen, den die Schonung der Hausschwalbe uns verbürgt. Marktkonzert der Städtischen Orchesterschule Sonntag, den 14. April: 1. „Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre" von L. von Beethoven. 2. „Auf gut Glück," Marsch von A. Wig- gert. 3. „Das Volksfest", Ouvertüre von M. Schiek. 4. „Der Leine Prinz", Gavotte von I. Gottlöber. 5. „Im Wald und auf der Heide", Potpourri von E. Römisch. 6. „Auf Wiederhören", Marsch von G. Lippert. Schauspielabend im „Löwen". Morgen abend gibt die Spiel gruppe Dresden der Genossenschaft Deutscher Bühnenangehöri gen ihr letztes Gastspiel dieses Winters. Wie schon erwähnt, wird Sudermanns Schauspiel „Das Glück im Winkel" aufgeführt. Leber den Inhalt dieses spannenden Bühnenwerkes des im Herbst verstorbenen Dramatikers ist schon berichtet worden. Es ist zu be grüßen, daß Aenne Schönstedt als letzte Aufführung dieses tief gründige Werk gewählt hat, mit dem sie dem diesjährigen Gast spiel der von ihr geleiteten Spielgruppe einen würdigen Abschluß gibt. Ein starker Besuch mag dazu beitragen, daß neben dem zwei fellosen künstlerischen Erfolg, der der Gruppe auch diesmal, wie bisher, beschieden sein wird, auch ein entsprechender finanzieller steht, damit wir auch im nächsten Winter wieder die Künstler hier begrüßen können. Athalia. Mit der für Mittwoch, den 17. April abends 7 Uhr in hiesiger Kirche geplanten Aufführung! des Racineschen Trauer spiels mit der Musik von Mendelssohn-Bartholdy erfährt dieses rhetorisch, sowie musikalisch so hochstehende für Kvn- zertaufführung von Eduard Devrient (Zwischenreden) eingerichtete Werk seine Auferstehung. Am 10. Dezember 1897 wurde die Athalia vom heutigen Leiter mit dem Gesangverein Liedertafel in der Gesellschaft erstmalig zur Ausführung gebracht. Also nach über 30 Jahren eine Wiederaufführung mit Mitgliedern der Ver eine Anakreon, Freiw. Kirchenchor und Liedertafel und den So listen Frau .Kumberg, Fräulein Berger, Fräulein Rost und Frau Tschammer, damals Frau Kantor Hientzsch, Fräulein Martha Helfer, Jenny Helm und Liesel Busch, Zwischenreden 1897 Bür gerschullehrer Bluhm-Meißen, jetzt Pfarrer Richter hier. Um etwas in den Inhalt der Aufführung einzuführen, lassen wir ben Text nach der Ouvertüre selbst reden: „Ein Vorgang ists aus heiligen Geschichten, den wir euch vor die Seele rufen wollen; ein Bild des Glaubenskampfes im Iudenvolke zu einer Zeit der wildesten Zerrüttung, der Spaltung zwischen Israel und Juda, des Götzendienstes seiner Könige. Schon Elias, der Prophet be kämpfte das Heidentum, unterstützt von den ihrem alten Gott Getreuen. Der wilde Iehoe, von Elisa angefeuert, tötete die Kö nige von Israel und Juda und alle, die zum Gotzen Baal gebetet hatten. Die henschgierige Athalia, die Mutter des erschlagenen Wnigs von Juda, sucht mit hochgeschwungenem Dolch den Götzen dienst zu retten, durchstürmte die Gemächer des Palastes und läßt alle Angehörigen des Königshauses grausam würgen, damit niemand nach der Krone strebe. Kein Nachkomme aus dem Stam me Davids soll je wieder Iehovah Dienst tun. Durch des Himmels Fügung wird ein zarter Säugling/ der Knabe Ioas, dem Tode entrißen und vom Priester Iojada unter dem Namen EliakiM, der Tempelknabe, gepflegt. Von Gewissensbissen ob ihrer Ver wandtenmorde geplagt, träumt Athalia, daß ein weißgekleidet priesterlich Kind ihr plötzlich einen blanken Stahl tief ins Herz stößt. Von diesen Träumen verfolgt, betritt Athalia Salomvnis Tempel, der wie das priesterliche Kind von den Leviten verteidigt wird. Athalias Söldner eilen zum Kampfe herbei mit den priester lichen Scharen, die vom Hohenpriester zum Kampfe für den Kö nigsthron und für den Tempel aufgestellt werden. Athalia fordert den königlichen Knaben Eliakim, der aber den blanken Stahl tief in das Herz der Heidenkönigin stößt. — Befreit ist Juda vom Götzenfrevel und das Volk gehorcht wieder der Stimme der gött lichen Diener. Der Schlußchor: „Ja, durch die ganze Welt ist deine Macht verkündet" bildet den Höhepunkt der ganzen biblischen Tra gödie. — Möchten sich recht viele an diesem musikalischen Werke unseres Felix Mendelssohn-Bartholdy erfreuen. ,Mit dem Marine-Luftschiff ,.Z. L 59" nach Deutsch-Ost afrika, Lettow-Vorbeck entgegen." Der Iunglandbund Grumbach hatte für gestern abend zu einem Lichtbildervortrag mit vorstehen dem Thema nach dem „Adler" eingeladen. Herr Fiedler- Grumbach begrüßte die zahlreich Erschienenen und besonders den Vortragenden Dr. Förster - Leipzig, dem im Kriege die Lei tung des Wetterdienstes im bulgarischen Luftschiffhafen Iambul übertragen war und der so zum größten Teil aus eigenem Erleben berichten konnte. Er tat es in äußerst fesselnder, von vater ländischem Geiste getragener Weise. Der erste Teil seines Vortra ges galt dem gigantischen Werke des Grafen Zeppelin im allge meinen und den Aufgaben der Technik, die im „Zeppelin" gelöst werden. Der zweite Teil umschloß die Ostafrikafahrt des „Z. L. 59", die im November 1917 von Iambul aus unternommen wur de, um den heldenmütigen Verteidigern Deutsch-Ostafrikas durch Munition, Medikamente usw. die nötige Unterstützung zu bringen. Es stand ein Anstern über dem Beginnen. „Z. L. 57" war für diese Fahrt gebaut, wurde aber im August 1917 im Sturm ver nichtet. An seine Stelle trat Z. L. 59, das am 3. November umge baut von Berlin nach Iambul flog. Prächtige Bilder von diesem Fluge zeigten Preßburg, Budapest, Betzrad, die albanischen Ber ge, den Schipkapaß u. a. Am 16. November wurde zur Fahrt nach Ostafrika aufgestiegen. Schon war Kleinasien überflogen, als nach 27 Treffern einer nicht informierten türkischen Truppe eine furchtbare Sturmnacht anhob, die das Luftschiff zum Am- kehren zwang. Aber schon am 21. November wurde abermals der Flug gewagt. Marmarameer, Smyrna, Neanderfluß, der Zusam menfluß des weißen und blauen Nils wurden überflogen und nur noch 16 Stunden gebrauchte man bis zum Ziel, da erreichte das Schiff die funkentelegraphische Nachricht von Nauen: Das Schick sal Lettow-Vorbecks entschieden, sofort zurückkehren. Der Befehl war auf Grund unwahrer feindlicher Nachrichten gegeben wor den. Nach 97stündiger Fahrt wurde wieder in Iambul gelandet. Aeber die Hälfte des mitgenommenen Betriebsstoffes war noch vorhanden. Z. L. 59 wurde zum Kriegsschiff umgebaut und un ternahm als solches viele erfolgreiche Fahrten, bis es am 7. April 1918 abends z^9 Ahr in der Meerenge von Otranto in 3000 Meter Höhe durch Feuer vernichtet wurde. Ein deutsches A-Bovt war der einzige Zeuge. Die ganze Besatzung fand den Heldentod. Ihr galt das Lied vom guten Kameraden, das am Ende des Vor trages von den Anwesenden ergriffen gesungen wurde. Prächtige Lichtbilder, meist Luftaufnahmen von der Afrikafahrt, ergänzten die lebendigen Schilderungen des Redners, dem herzlicher Beifall und Dankesworte gezollt wurden.