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KM sN Z 8" L L-S^ 8'L^L 'L-»-» <2 s.5^ tzrLiL'^'N*^ «LV ZGLS-E-LiTsKZL 122 Eingehen auf ihre kleinen Leiden und Freuden tat ihrem, nach Liebe verlangenden einsamen Herze» wohl? In seiner - Gegenwart fühlte sie sich so sicher und geborgen, so wohlig i beschützt, ^>aß sie sich freute, wenn er km. Willenlos und ! unbefangen gab sie sich der Einwirkung hin, die er ans ihr Herz Lbte. Sie dacht« an nichts weiter, als an die beglückend« s Gegenwart. So reich und schön erschien ihr jetzt das Leben, so - dankbar war sie dem Geschick, daß sie wünschte, es möge immer so bleiben. ... ------ j Daß sie als Erbin von Ravenan. und Schönrode An- spruch auf eine bevorzugt« Lebensstellung hatte, km ihr gar nicht zum Bewußtsein. Es ggb für sie auch keinen materiellen ? Unterschied Aoischen ihr und dem armen Götz Eerlachhausen. ! Sie empfand nur froh und beglückt, daß sie in gläubigem Ver- - trauen zu ihm aufsehen konnte, daß sie auf sein« Freundschaft stolz sein durfte — Götz beobachtete verstohlen ihr wrch- - selndes Mienenspiel. Auch, er hing seinen Gedanken nach. Wie elegant sie im Sattel faß- wie stolz und lieblich' zugleich die Haltung ches feinen Kopfes war! Di« langen, dunklen Wimpern lagen auf den rosig gefärbten Wangen wie zarte Halbmonde. Die schweren Flechten waren unter dem Reithut festgestecki. , War es nicht ein schweres Unrecht, eine große Vermessen- . - heit, ohne Liebe um dieses holde Geschöpf zü7 werben? l Ohne Liebe? — Gr war ihr herzlich zugetan und bewun derte ihre Schönheit, ihr vornehm liebliches Wesen. Aber . war das nicht zu wenig, was er. ihr bieten konnte, diese ' warme, herzliche, fast brüderliche Zuneigung?- Durfte sie , nicht mehr von dem Manne verlangen, dem sie sich zu eigen gab? In diesem Augenblick sah Jutta ihn lächelnd an. „So schweigsam, Herr von GerlaWausen?" Et schrak empor. Unter "ihrem lieben Blick wurde ihm doch warm, ums H^rz. Hätte er sie unbefangen kennen gelernt, ohne zuvor Graf Ravemms Wünsche zu kennen, sicher hätte er dann das, was in feinem Herzen keimte, sich freier entfalten lassen. So lebt« gewissermaßen «in Miß trauen gegen sein eigenes Empfinden in seiner Brust und machte ihn unsicher. - . „Ich fürchtete, Sie in Ihrem Gedanken zu stören, Rom- tesse Jutta," entgegne« er. ' ' 7- Sie wurde rot und blickte an ihm vorbei, als sie fragte: „Haben wir noch weit bis Schönrod«?" »In fünf Licinuten sehen wir es vor uns, wenn wir den Wald verlassen. Dann noch ein Weg über die Wiesen, und Sie können Jhän Einzug hatten." Sie verließen den Bald und ritten aus "dem schmalen Wiesemveo weiter. Scharade lag vor ihnen auf einem breit auZlaufend-n.Hügel, an dessen Fuß sich das Dorf hinstreckte. Vom Schloß bis zum Dorf herab zog sich ein in breiten Terrassen angelegter Garten. In der Mitte führte eine breite von Tarushecken eingesäumte Treppe empor. Seitlich zog sich der Fahrweg hinan bis vor das Schlotz- tor. Jutta blickte mit. großen, schimmernden Augen aus das herrliche Bild. Ihre Brust hob sich. Schweigend trieb sie ihr Pferd an, als könne sie nicht schnell genug nach oben komme'- -Ich möchte fliegen," sagte sie, sich, plötzlich an ihren Be .iter wendend, mit unterdrücktem Jubel in der Stimme. Er blieb an ihre/ Seite. Ihre Erregung schien sich ihm mitzuteilen. Wenig« Mimiten später waren sie vor dem Schloßtor. ' , "'s Jutta sah erstaunt auf «Ine festlich gekleidete Meng«, die vor dem Schloß Aufstellung genommen hatte.. Blumen, Kränze, Girlanden,^ wohin sie blickte! Die Flagge auf dem Turm wurde in diesem Augenblick gehißt, freudig erregte Gesichtet blickten ihr ^entgegen, und ein lauter, ein stimmiger Willkommenruf ertönte. Götz faßte schnell den Zügel ihres Pferdes, weil es unruhig wurde, sprang aus dem Sattel und hob Jutta herab, die ihn mit feuchten Augen anblickte. „Das ist Ihr Werk," sagte sie leise. -Er küßte ihr die Hand. „Hier durste Ihr Einzug nicht sang- und klanglos sein." „Sie sind ein lieber, treuer Freund, ich danke Ihnen von Herzen. Aber nun möchte ich, daß di« Leute h«ute einen Festtag haben. Darf ich das wohl bestimmen?" fragte sie zaghaft. „Gewiß, Komresse Jutta. Ich werd« Ihnen sofort den Verwalter vorstellen. Ihm brauchen Sie nur Jhrrn Wunsch mitzuteilen, dann wird er das »eitere veranlassen." „Wird Großpapa das nicht als einen llebrrgriff in ferne / Rechte bettachten?". ... Er lacht« herzlich. , - „Nrin, gewiß nicht. Es wird im Gegenteil ganz in seinem Sinne sein." - , Da war auch schon der Verwalter, ein hünenhafter, energischer und zugleich bieder aussehender Mann. Nachdem Jutta ihn von ihrem Wunsche verständigte, wandte er sich an die Erschienen und rief ihnen zu, daß die^gNädigs Komtesse «inen Festschmaus und Freibier spenden wolle? Ein ' beg«ist«rtts Hurra quittierte über dies« freudige Nachricht. Jutta nickte den Leuten lachend zu und schritt die Stufen zum Schsoßportal empor. Dort stand der Kastellan — Hans- Georgs ehemaliger Kammerdiener — mit seiner Frau. Sir, begrüßten die junge Herrin sehr erfreut und. Meldeten, daß im kleinen Gartenfaal eine Erfrischung bereit stehe. Jutta gönnte sich jedoch nicht viel Zeit zu einem Im biß. Sie wünschte sich im Schlosse umzusehen. Der Kastellan führte sie durch alle Räume, und mit einem Gefühl der , Ehrfurcht besichtigte Jutta die Gemächer. Hier hatten ihre Eltern gelebt, als das Glück ihnen gelächell, hier war sw selbst geboren. ' Sie betrat die Zimmer ihrer Mutter. Ein eigenartiger, feiner Duft hing noch in den seidenen Damastvorhängen. Auf dem Toilettentisch standen noch die Kristallflakons, d-r sie benutzt, fein« Döschen und Schalen. Ein Handschuh- knspfer mit goldenem Griff steckte dazwischen. Auf dem Mügel im Musikzimmer lagen noch die Noten, deren sich die Mutter bediente, und ein feiner, seidener Schal, den sie , wohl um die Schulter getragen, hing über einer Sessellehn«. Auch in den Zimmern ihres Vaters fand Jutta"noch Spure« von ihm. Eine Reitpeitsche, eine Zigarrenspitze und Bücher - > mit Lesezeichen, die seine Hand hineingelegt. 7 - Auch ihr Spiel- und Schlafzimmer neben den, Räumen der Eltern waren in demselben Zustand wie damals belasse« worden — alles unverändert. Jutta konnte sich von dey Gemächern kaum trennen. Die Zeit, verging ihr viel zu schnell, und Götz mutzte schließ lich-zum Aufbruch mahnen. Von den Wirtschaftsgebäuden herüber scholl lauter Jubel. Dis Leute feierten den ersten Besuch ihrer jungen Herrin." Nach freundlichem Abschied,vom Verwalter, dem Kastellan und seiner Frau- ritten die Herrschaften davon. Jutta hatte baldige Wiederkehr. versprochen. Der Kastellan blickte ihr lange nach ' > - „Das ist ein anderer Schlag, als ihre leichtfertige Mut- , ter war — gottlob," dachte er zufrieden. - Lange ritt Jutta stumm neben Götz, mit verträunrteü Augen vor. sich, hinschauend. Götz Ijetz sie gewähren. Er verstand, was in ihr vorgintz. * „Ich danke Ihnen für diese Stunde," sagte sie endlich ' - mit zitternder Stimme, indem sie ihm die Hand reichte. Plötz lich stürzten Tränen aus ihren Augen, und Schluchzen'er schütterte ihre Brust. - - Er drängte sein Pferd dicht an das ihre. - - ' „Nicht weinen, liebe, teure Komtess«, nicht Minen! Da« knn ich nicht sehen," bat er Mich. Aber unaufhaltsam rannen die Tränen über ihr Antlitz. ' Die Spannung ihrer Nerven löste sich in diesem wohltätigen - Sttom. . - . . -- „Lassen Sie mich weinM — Sw können ja nicht wissen wie mir in Schönrode zumute war. Meine ganze einsame, ' liebeleere Kindhttt ist-wieder aufgewacht." ' Er hielt ihre Hand fest in der seinen. Ein warmes, inniges Gefühl, für sie erfüllte sein Herz: ' - „Sie sollen nie mehr einsam sein, teure Komtesse Jutta," sagte er bewegt, und gelobte sich im Innern, wenn s« wirklich seine Frau werden sollte, sie mit Liebe und Zärtlichkeit . zu umgeben. Er erkannte in dieser Stunde, datz seine Zu*, neigung zu diesem 'holden Mädchen stärker und-edler sei, als die rasch auswallende Leidenschaft für Claire Hochheim gewesen. Vielleicht-hätte er jetzt nur ein Wort zu sagen brauchen, um diesem junge, liebeheischende Herz dauernd an sich zu < ketten — einen Augenblick stieg die Versuchung dazu in.ihm - - auf. Aber er bezwang sich. Es widerstrebte ihm, ihre Micha ' - . . Stimmung auszubeuten. ' - Allmählich beruhigte sich.Jutta. Wie die Verheißung eines großen Glückes waren jein« Worte in ihr H«rz za» drungen. ,