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Frankenberger Erzähler NnLerhartungsbeilage zum Frankenberger Tageblatt Mrd jeder Mittwochs-, Freitags- und SomttagS-Nmnmer ohne Preiserhöhung des Hauptblattes beigeg^en. Mr» 31 Ss«ntag, de« 17. März 1918 Veuttcd» Mdlwg / Nachdruck verboten. -- Der, Lenzsturm brauset im Walde, ' - Die Vöglein jubeln im Hain; Schneeglöckchen läuten im Grase Gar lieblich den Frühling ein. , " Bald tragen die Schwalben zu Neste, . Die Finken pfeifen im Dorn — Der hängt voller Blütenknospen ' Schroer über dem plätschernden Born. Blauveilchen duften im. Garten,- Sie grüßen da» sehnende Herz — Das wonnigste Frühlingsmärchen Erwacht über Qualen und Schmerz. Nichts ist sövoll Wunder und Zauber, Wie ein deutscher Frühling im Wald, Da recken sich tausend Kräfte Irrlebensttarker Gestalt. Und seht nur, im lohenden Feuer ' Des purpurnen Frührotschejn, ' - Schwebt leise auf Engelsfitlich » Der göttliche Friede Herrin. — Er bringt uns die Palme der Gnade, ' In heiliger Weihestund, / . Da bricht im tausendfach Echo l Helljubelndes Lachen vom Mund. Das Fruhlingswunder voll Gnad« Im gleitenden Friedensiicht, Von Auferstehung, vom Leben - Verheißend, verlockend spricht: _ ! - - ! „Du. heiliges Deutschland in Ehren» . , Du Land voller Heldenmut, Steigst auf im schimmernden Frühling . Hellstrahlend aüs Flammen und Blut!" .. ' . El. Sell-Gr^. - - Hr-rs-sIL Noman von H. Courths-Mahler. 7 Nachdruck verdate» Auch Johanne blickte von oben verstohlen dem jungen Paars nach Als es zwischen dem Säulengang verschwunden, trat sie in ihr Zimmer zurück und zog einen Brief aus dem Lederbeutelchen, das sie unter dem Kleide trug. Die Adresse auf dem Kuvert war von einer, anderen Hand geschrieben, als der Brief selbst. Johatnre "las ihn noch einmal aufmerksam durch Er lautete: - x . ' „Liebe Johanne! Ihren Brief habe ich erhalten. Ich bin sehr zufrieden mit Ihnen. Fahren Sie fort,, mir alles, auch was Ihnen unwichtig erscheint, zu berichten. Vor allen Dingen möchte ich genau über den Gesundheitszustand des Grafen Ravenau unterrichtet sein. Versuchen Sie, Herrn / Seidelmann vorsichtig -danach auszuforschen oder auch die Haushälterin. Ihre Berichte sind -mir sehr wichtig. Vielleicht können Sie auch auf unverfängliche Art erfahren, wie Komtess« Mavenau über ihre angeblich verstorbene Mutter denkt. Wenn irgend möglich, suchen Sie alle Gespräche des Grafen mit Herrn von Gerlachhausen und auch Mit sonstige» Besuchern, oi« der Graf empfängt, zu erlauschen, ich möchte auch wissen, wie sich die Komteß zu Herrn von Gerlach- Hausen stellt.. Sind die beiden viel zusammen? Ich verlasse mich auf Sie. Aber Vorsicht — größte < Vorsicht, es steht viel auf dem Spiel! Diesen Brief ver- . brennet, Sie, sobald Sie sich alles eingeprägt haben. Führen Sie Ihre Mission -zu meiner Zufriedenheit -durch, bin ich nicht abgeneigt, die versprochene Belohnung zu erhöhen. Vergessen Sie nicht, daß ich Ihrer jungen Herrin nur nützen kann, wenn Sie unser Geheimnis streng hüten. " . . Ihre wohlgesinnte D. von Sterneck/' Johann: senkte und verbrannte nachdenklich den Brief an einer Kerze, worarrf sie dir Asche aus dem'Fenster schüttelte. Sehr wohl fühlte sie sich bei diesem geheimnisvollen Auf trag« nicht. Was Frau von Sterneck nur mit alledem be zweckte? . Aber gehorchen mutzte sie — nicht nur um ihrer selbst, sondern auch um ihres Bräutigams Willen. Das Herz wirr dem armen Mädchen recht schwer. Sie sprach in ihren Briefe« an den Geliebten, die sie" ihm unter fremden Namen nach Neuyork sandte, nicht von ihrer schwierigen Stellung, um ihn nicht zu beunruhigen, und tröstete ihn mit oer Angabe, datz sie eine kleine Erbschaft erwarte und ihm dann folgen wollte. Die Erbschaft war natürlich die versprochene Belohnung. Voll Ungeduld erwartete Jutta am übernächsten Tage die mit Götz, zum Ritt nach Schömode verabredet« Stund«. Er kraf pünktlich ein, um sie abzuholen. Kurz darauf ritten sie im leichten Trab auf Lem schattigen Waldweg dahin. Juttas Augen strahlten in ungeduldiger Erwartung. Sie . plauderte erregt und erzählte Götz, wie sich Schönrod« in ihrer Phantasie zum Märchenschlosse gestaltet habe, setzte-aber hinzu: »Ich Staube nichts Latz mein Phantasiebild der Wirklich, seit entspricht." . . . „Jedenfalls ist Schönrode «ins der schönsten Gebäude .im weiten Umkreis",, sagte Gütz und heschrieb es ihr m aller» Einzelheiten. . . „Und all das Schöne soll nun -nutzlos vergehen — keio -Mensch soll sich daran erfreuen", meinte Jutta betrübt. ' vielleicht wählen Sie später selbst Schönrod« als Wohn sitz.' . . „Wer weitz! Inzwischen wird mir Ravenau so lieb ge worden sein, datz ich es nicht verlassen möchte. Es betrübt mich, datz Großpapa diesen schönen Besitz meidet. Warum flieht er die frohen lichten Erinnerungen und häÜ mr die trüben Bilder aus der Vergangenheit fest? In Schönrod« war mein Vater glücklich Es müßt« Großvapa doch aufheitern, an diese Zeit erinnert zu werden. Statt dessen grübelt er in Ravenau den Tagen nach, als mein armer Vater ein unglück- licher Marrn war." - - „Sie werden ihn lehren, sein Herz der Freud« wieder zu- zuwenden. Schon jetzt scheint er mir aufzuleben. Aber um da« zu erreichen, müssen Sie selbst froh und heiter sein und sich von nutzlosen Grübeleien frei halten. Sir haben es mir ver sprochen." , - „Und ich will es auch halten." Schweigend ritten sie auf dem weichen Waldboden weiter. Die Pferde gingen Seite an Seite. Sonnenlichter zitterte» durch das Laub und warfen goldene Refiere auf den Weg. Juttas Herz klopfte unruhig. Noch nie war sie mit einen, , jungen Mann in so nah« Berührung gekommen, wie mit Gütz Gerlachhausen. Er hatte ihr auf den ersten Blick gefallen, (sie durch jein männlches, ritterliches Wesen gefesselt. Die j warme Herzlichkeit, mit der er ihr entgegenkam, das gütige