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Nr. 43 — 93. Jahrgang Dienstag, den 20. Februar 1934 Wilsdruff-Dresden Telegr.-Adr.: „Tageblatt" Postscheck: Dresden 2640 W Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meißen, -es^Stadt- rats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt alle anderen Stände des Wilsdruffer Bezirks Anzeigenpreis die I spnliige MiMineierzeiIe'<««mm beeil) 7Apsg., die LspaUige MiMmeteezeile der amilichen Bedannl» machungen bei direkter Anstragserieilung II Aplg. ohneNachlaß, die 1)paUige TerI»MillimeIerzeiIe <gvmm breit) 20 Rpig.> Nachweijungs . Gebühr - 20 Npsg. Dorgeschrieden»! Ericheinungsiagc u.Ptatz- Fernsprecher : Amt Wilsdruff Nr. 6 Vorschriften werden nach Möglichkeit berücksichtigt. - . Anzeigen . Annahme bis vormitwgr w Uhr Für Lie Nichtigkeit der durch Fernruf übermittelten Anzeigen übernehmen wir keine Gewähr. 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Über die Verwaltung und das Beschaffungswesen im Arbeitsdienst und ihre Auswirkung auf die Wirschaft hielt Dr. Schmeidler, Lefter des Verwaltungs- und Wirtschaftsamtes in der Reichsleitung des Arbeits dienstes, vor der Presse in Berlin einen Vortrag, in dem er u. a. ausführte: Da es sich vor dem Frühjahr 1933 bei den Trägern des Dienstes um wohl mehrere hundert (!) von Bünden, Vereinen und Bündchen buntester politischer Schattierung mit insgesamt etwa 6000 bis 7000 Arbeits dienstlagern handelte und diese zum Teil von Leuten geführt wurden, die von wirtschaftlicher Organisation und Verwaltung keine Ahnung hatten, war es klar, daß die erste Aufgabe für die neue Reichsleitung des Arbeits dienstes die sein mußte, Ordnung zu schaffen! Führung und Verwaltung bilden im Arbeitsdienst wie stets auch hierbei eine Einheit! Der wirtschaftliche Neuaufbau konnte dabei nur schrittweise erfolgen und mußte mit einem teils dem Arbeitsdienst, teils staatlicher Verwaltung noch fremd gegenüberstehenden und außerordentlich knapp bemessenen Personal erfolgen. Die Verwaltung ist im großen so gegliedert, daß die Bewilligung der Geldmittel und die jetzt bis ins einzelne geregelte Kontrolle Über ihre Verwendung in Händen der staatlichen Organe liegt, die Beschaffungen aber, mit Ausnahme der vom Reich gelieferten Einheitstracht und der genormten Holz baracken, noch in den Händen der zu nationalsozia listischen Arbeitsdienstvereinen straff zusammengefaßten Dienstträger in den 30 Arbeitsgauen. Für das am 1. April beginnende Haushaltsjahr sind von der Reichsleituna grundlegende Änderungen in der gesamten Bewirtschaftung der Geldmittel lleabfichtigts Sämtliche Beschaffungen wurden aber auch schon im Lause des Jahres 1933 nach neu erlassenen staatlichen Richtlinien durchgeführt; dabei wurde vor allem auch dafür Sorge getragen, daß aus der Vergangenheit vor handene, die Wirtschaft schädigende Schulden bis zum! Beginn des neuen Haushaltsjahres abgetragen werdens Wie immer betont, fließen die für den Arbeitsdienst be-I willigten staatlichen Haushaltsmittel j fast restlos in die Wirtschaft. So sind im Haushaltsjahr 1933/34 nach überschläglichen Feststellungen an die Textilwirtschaft, Bekleidungsindu strie und Schneiderhandwerk für rund 34 Millio nen Mark Aufträge ergangen. Für den Bau der von der Reichsleitung genormten und bereits gut be währten Baracken sowie den Ausbau anderer Unterkünfte sind den holzverarbeitenden Wirtschaftskreisen und damit auch der darniederliegenden Waldwirtschaft mindestens rund 12 Millionen zugeflossen, an Industrie und Handwerk, die aus Holz oder Metall Einrichtungsgegen stände Herstellen, sind für rund 4,5 Millionen Mark Aufträge gegeben worden, während dem Lebensmittel- markt im Reich rund 50 Millionen Mark zuflossen. Das für den einzelnen Freiwilligen bescheidene Taschen geld von 25 Pf. wirkte in seiner Gesamtheit von etwa 2 0 Millionen Mark in Verbindung mit den seit 1. August an die Führer gezahlten Besoldungen Kaufkraft verstärkend und floß ebenfalls restlos wieder in die Wirtschaft. Gibt es unter den vielen Wegen einen besseren Weg, der Wirtschaft schnell im Auftragswege Geld zuzu führen und Arbeit zu schaffen, als den über die volkswirtschaftlich wertvolle vaterländische Arbeit von 250 Oüü jungen Menschen, die dadurch und dabei mit der Heimaterde verbunden und zu echter nationalsozialistische. Volksgemeinschaft erzogen werden?! An der Sahre des belgischen Königs. Der plötzliche Tod König Alberts I. von Belgien beendet ein Leben, das vom Wechsel des Glücks und des Unglücks erfüllt war. In der Geschichte wird er fortleben als der König, der sein Land ohne Rot in den Strudel des Weltkrieges hineinreiben ließ. Aber hier muß man . freilich sofort die Einschränkung machen, daß die Machtbefugnisse des belgischen Königs durch die Verfassung dieses Landes ganz außerordentlich eingeschränkt werden; denn Belgiens König ist dies durch des Volkes Gnaden und das alte französische Wort: „Der König ist tot, es lebe der König", trifft für die belgische Thronfolge nicht ohne weiteres zu. Daher hat sich auch König Albert während seiner Regierungszeit mehr vEmf beschränkt, hinter den Kulissen ausgleichend zu wirken. Oft tat er das in einer Weise, die dem bel gischen Chauvinismus viel zu zurückhaltend erschien. Oft hat man ihn gedrängt, das von Deutschland abgerissene Gebiet von Eupen-Malmedy feierlich zu besuchen, doch hat König Albert diese verletzende Geste niemals getan. Andererseits aber hat er es stillschweigend geduldet, daß nach dem Weltkriege eine drakonische Verfolgung aller Flam l ä n der einsetzte, die zur Erhaltung ihres Volks tums während der deutschen Besatzungszeit tätig gewesen waren. Auch hier mußte sich der König dem wilden Haß seiner wallonischen Minister fügen. Der deutsche Einmarsch in Belgien hat 1914 den König und sein Heer zuerst nach Antwerpen getrieben und von dort aus entkam er mit Not und Mühe nach Frank reich, er hat aber — und das hat ihm das belgische Volk hoch angerechnet — auch an der Front seine Pflicht als Soldat getan. Bei einem Flug über die deutschen Linien wurde er verwundet. Aber die Probleme, die der Weltkrieg in Belgien aufgerissen hatte, vor allem die flämisch-wallo nischen Auseinandersetzungen blieben nicht nur, son dern spitzten sich in einer fast gefahrdrohenden Weise zu. Infolge der vermittelnden Tätigkeit König Alberts ge lang es, das Land immer wieder vor einer drohenden Gefahr zu bewahren. In gewisser Beziehung hat die Stellung des belgischen Königs eine Ähnlichkeit mit der des englischen. Das Erstarrte und zum großen Teil Über holte der Verfassung Belgiens wurde in der Praxis ge mildert durch die Erlasse des Königs, die allerdings bis weilen auf einen derartigen Widerspruch in der Kammer stießen, daß sich König Albert nur mühsam vor einem offenen Konflikt auch mit ihr bewahren konnte. Doch auch hier fand seine zurückhaltende Natur immer wieder einen mittleren Weg, um den Ausbruch eines wirklichen Verfassungskonfliktes zu vermeiden. Ebenso wie in der Flamenfrage hinterläßt der verstorbene König also seinem Nachfolger auch dieses ganze Problem in einem Schwebe zustand. Auch an der Bahre König Alberts, dieses Mannes aus deutschem Fürstenhause, der mit einer deutschen Prinzefsin verheiratet war, können wir doch nicht ganz vergessen, daß sich belgische Truppen mit am Ruhr einbruch beteiligten und den rheinischen Sepa - ratisten eine weitgehende Unterstützung angedeihen ließen, die das Rheinland in schwerste Gefahr gebracht hat. Und bekannt ist, daß sich Belgien militärisch ganz und gar in das Fahrwasser der französischen Politik be gab; die schweren Geschütze der neuen belgischen Bcfesti- gungslinie'drohen bis nach Aachen hinüber. Das ist so etwas wie der Schlußpunkt einer Militärpolitik, die be reits vor dem Kriege zu allerhand Vereinbarungen mit den Enaländern und den Franzosen aeführt hatte. Damit „Sieger" Kalis Nasche für Dollfuß. Die Dreimächteerklärung nicht gegen Deutschland gerichtet. Die gemeinsame Erklärung Großbritanniens, Frankreichs und Italiens über die Unabhängig keit Österreichs besagt eigentlich recht wenig, und der österreichische Bundeskanzler wird sie kaum mit ungemisch ter Freude begrüßt haben. Sicherlich hatte er sie sich ganz anders vorgestellt, aber seine ständige Hetze gegen Deutsch land hat bei den drei Mächten nur ein sehr geringes Echo gefunden, wie der Text der Erklärung deutlich zeigt. Der Wunsch Dollfuß', daß die Mächte nun einmal ordentlich gegen Deutschland vom Leder ziehen sollten, ist jedenfalls nicht in Erfüllung gegangen, und die Auffassung über „die Notwendigkeit, die Unabhängigkeit und Integrität Österreichs gemäß den geltenden Verträgen aufrechtzu erhalten" ist immer von Deutschland geteilt worden, so daß diese Erklärung getrost auch von Deutschland unter schrieben werden könnte. Damit sich aber Herr Dollfuß trotz der sehr deutlichen Absage nicht doch etwa in falsche Träume wiege, erhält die Dreimächte-Erklärung jetzt von englischer Seite einen Kommentar, der für den Bundeskanzler wie eine kalteDusche wirken muß. In Londoner unterrichteten diplomatischen Kreisen wird erklärt: Die Erklärung schließt, soweit Großbritannien in Frage kommt, keine Garantie und kein Versprechen mili tärischen Vorgehens ein, sondern bezeugt nur die Bereit schaft, durch Einfluß und Rat bei der Erhal tung der Unabhängigkeit Österreichs mitzuhelfen. Es darf infolgedessen nicht angenommen werden, daß nach britischer Auffassung diese erneute Bekräftigung des Interesses an der Aufreckterhaltuna der österreichischen war Belgiens Stellungnahme bereits damals einseitig gegen Deutschland festgelegt worden. Schmerzvolle Erinnerungen also tauchen für uns Deutsche auf, wenn wir des toten belgischen Königs ge denken. Und immer wieder haben wir Deutsche es erleben müssen, daß während der Regierungszeit dieses Königs auch nach dem Kriege Belgien einen wenig deutschfreund lichen Kurs befolgt hat. Gewiß geschah da manches wohl gegen den Willen des Königs, aber er selbst trägt doch va- der Welmelchichte d.w PerLgtwoxtung! vsMuß. Unabhängigkeit besonders oder ausdrücklich gegen Deutsch land gerichtet ist. In britischen Kreisen erinnert man auch an eine weitere Erklärung Simons im Parlament, daß nämlich England nicht die Aufgabe habe, sich in die inneren Angelegenheiten eines anderen Landes einzumischen, mit anderen Worten: die jetzige Erklärung wird, soweit Großbritannien in Frage kommt, niemals gegen die Wünsche der Mehrheit des österreichischen Vol kes gebraucht werden, um dort eine bestimmte Regierungs form aufrechtzuerhalten oder zu verbieten. Österreich kann faschistisch, sozialistisch oder national sozialistisch werden. Großbritannien würde es nur verur teilen, wenn ihm eine bestimmte Regierungsform unter ausländischem Druck auferlegt werden würde. Daß die Erklärung sich nicht gegen Deutsch land richten soll, ist auch die Meinung der italie nischen Regierung. Nicht ohne besondere Absicht läßt jetzt Mussolini fast gleichzeitig mit der Veröffent lichung der Note in der Presse erklären nach seiner Überzeugung sei es Deutschlands auf richtiger Wunsch, die Erhaltung des Friedens während der nächsten zehn Jahre zu sichern. Während dieser Zeit möchte Deutschland alle seine Anstrengungen auf den inneren Wiederaufbau vereinigen. Die französische Regierung als dritte Unter zeichnerin der Note ist mit der Erklärung, der sie Wohl nur mit sehr sauer-süßer Mine ihre Zustimmung gegeben hat, nicht einverstanden. Wenn sie auch selbst gegen ihre Unterschrift nicht angehen kann, so versucht sie das über die Freunde der Kleinen Entente zu tun. Der Bel grader Vertreter des „Petit Parisien" berichtet vom rumä nischen Außenminister Titulescu Äußerungen über die österreichische Frage, aus denen hervorgeht, daß Frankreich Mussolini als Schreckgespenst für Südosteuropa hingestellt hat und ihm unterlegt, daß seine Stellungnahme bezwecke, einen italienisch-öster reichisch-ungarischen Wirtschaftsblock mit der Spitze gegen die Kleine Entente zn bilden. Belgrad, Prag und Bukarest befaßten sich, so erklärte Titulescu, ernstlich mit allen Möglichkeiten, denen sie gegebenenfalls gegen überzutreten hätten. Man könne schon jetzt behaupten, daß das Eingreifen Italiens in die inneren Verhältnisse Österreichs eine sofortige Reaktion in Südsla- wien auslösen würde, das sich gezwungen sehe, ge eignete Maßnahmen zu treffen, um seine Grenzen und lein^LicherLeü Lw