Volltext Seite (XML)
der Ingenieur eine umfangreiche Untersuchung über alle Jndustrieunter. nrbmungen Rockettek; er entdeckte, daß die Kohlengruben, die angeblich so hoben Gewinn bringen sollten, nahezu völlig erschöpft und verlassen seien, daß alle Gcscll schäften dek Bankiers purer Schwindel waren. Der l nteriuckninaSrichter wurde jetzt nm so mehr stutzig, al» ein Rentner der Provinz diese Behauptungen mit einer neuen Klage unterstützte, worin er sagte. Röchelte babr ihn mit falschen Vorspiegelungen veranlagt, 1500M Fr. in die Kohlengruben von Liat zu stecken; er bähe ihm ein "elrgpamn: g;:S Madrid vorgezeigt, worin jemand ebenfalls für 150 000 Fr. Aktien Liat verlangte. Durch Zufall labe er erfahren, da,; dies Tele gramm von einem freunde Rochetlrk an? Gefälligkeit abgesandt worden war. Der Bankier bade ihm auch eine Photographie der Schachtgebändc ron Liat gezeigt, woraus man viele Arbeiter und volle Waggons gesehen lab.", d:ese Photographie wäre eine Fälschung gewesen, da seit Iabren taurn aut den L-atgruben gearbeitet lvorden sei. -hierzu gesellte sich eine Klage Rochette- gegen den Chefingenieur Francis Lanttz und eine Wider klage LautbS gegen Rochette. Lauth batte in seinem .Echo dek Mine?" len großen Krab vorauk-gesagt und den Bankier einen Schwindler ge. > annt. Daher t'c Perleumdnngkklage Röchelte» und Widerklage dc? "ngenic'ir- auf Betrug. Rochette soll von Louth rin Gutachten über dir Bergwerke verlangt la', cu, die dieser besichtigt und alk wertlos erkannt hatte: Lautb hatte eine Hobe Summe für die günstige Besprechung mit Entrüstung abgewicsen. Trotz all dieser Klagen geschah noch nichts; leim Untersuchungsrichter soll nämlich der bekannte Senator itz. vor gesprochen und dem Beamten mit Repressalien gedroht baben, wenn er irgendetwas gegen den Eredit Minier zu nntcrnehmrn wage (I). Tiber Rochette verleumdete nicht nur in seinem Blatte „Le Fine.neier" seit der K'age den Chefingenieur Lautb, er griff mich höhere Persönlichkeiten on. Sein Plan g-ng dahin, sich ein großer politisches Blatt anzueignen, da? .Petit Journal". Dessen Aktionäre erhielten seit einiger Zeit anonvme Briefe, worin ihnen zum Verlaus der Aktien geraten wurde, dr do.S „Petit Journal" sebr schlecht siebe und keine Dividende zahlen iönnc. Die Aktien fielen denn auch auf die Hälfte und Rochette kaufte üe aus. um die Mehrheit bei der nächsten Versammlung der Aktionäre ?u haben und die jetzigen Administratoren wegzujagrn. Leiter der Peti: Journal" is: Senator Prebet, Hauptbksitzer ver frühere Minister- > rSüdent Dupuv. Prcvet erhob Klage gegen Unbekannt, da die Mänövcr ungesetzlich waren. Was hinter den politischen Kulissen vorging, weiß man nich't; jedenlalle wurde da? En.schreiten gegen Rochette verordnet. Dec kleine, bewegliche, aber schlicht wie ein HandelSangestelltcr er scheinende Bankier wurde vorgestern früh in seiner Wohnung, Rue Eugenc- Labichc, verhaktet und inr eigenen Automobil nach dem Eredit Minier gekührt, wo ibn der Untersuchungsrichter erwartete. Als das Personal entlassen wurde, sagte Rochette, der sebr rubig blieb, es bandle sich um einen Racheakt; die Angestellten könnten Vertrauen in seilte Sache baben. Nachdem die Siegel angelegt waren, wurde der Bankier in die Unter- snchungSbaft abgeführt. An die sechzig Filialen des Erädit in der Pro vinz wurde telegraphiert, zu schließen. Die Gattin deS Finanziers be findet fick' in Biarritz. (S ferner Reue? a. a W.) Deutscher Reich. Leipzig. 26 Mär;. * Das Direktorium des Bereit!» der sächsischen GemeindebeatUtkn in Leipzig batte an den Landtag die Bitte gerichtet, die in k 46 der revi dierten Stadteordnuna und in 8 87 der revidierten Lanogemeindernd- nung enthaltenen Bestimmungen, die die besoldeten Gemeindrbeamten non der Wählbarkeit in die Gemeindevertretung gusschließen, auszu leben. T-arcust lat die Negierung in der Deputation folgendes erklärt: Tic Negierung vermag sch für eine Berücksichtigung der Petition nicht auszusprechen, da die Gründe, die znm Erlaß dieser die Wählbarkeit von Gelncindebedienstktcn zu den Gemeindevertretungen nusrchliißcn- den GcEtzeSvorschristen geführt haben, auch jetzt noch in ungränderlem ".Naße fortdcs aen. Namentlich sind die Bedenken, die sich» au? dem irls'iaen dienstlichen Abhängigkeit! Verhältnis der Gcmeinvrbrdiensteren l ei ihrer Tätigkeit als Gememdevertreter hinsichtlich der Freiheit und L-bjekriviiöt ihrer Abstimmung wie anderseits änch in disztplineiler Beziehung ergeben würden, noch jek! aufrecht zn erhalten. Das ist auch durch eine Umfrage bei den. Kreishanptmannschasten, denen wieder la? l'-chor der Rmtrbai ptmanufchaslcn und einzelner Stadtrate ilbeela^cn wurde, be'ia ig! vwrden. Demgegenüber kcur.7 hie flseaierung die ^nr 'chgrB'lnrg dc: Petition vorgebrackckcn nle nicht als berchttich, e. erkennen, so die Bezugnahme aus die Wä'lbarkeik der Stagts- i r..micn i 1 di.i lö- und Landtag, da die Ausgaben dieser Kvrperchw'wn : ie auch dar BerlmliniH der Regiernuabverlrcter zu den Abgeordneten wesentlich' anderer Natur als bei den Gemeindevertretungen.sind. Auch eine Zurücksetzung der Gemeindebediensteten kann übrigen? in der in Rede stehenden Einrichtung nicht gefunden werden, da fick' diese eben Lolli lleton. Ludwig XlV. auf der L)öhe feiner Macht. Von Professor M. Philipps 0 n.*) Tic höchste Verkörperung monarchischer Würde stellte Ludwig XIV. i-ar. Er war von hoher heldenhafter Gestalt und ebenmäßigem Körper tau. Dic Gesundheit und Kraft seiner leiblichen Entwicklung unterstützte kein majestätische- Auftreten, das, mit Anmut jeder Bewegung vereint, ibn al» schon von der Natur zum Königtum bestimmt erscheinen liest. Die ausdauernde Stärke seine? Wesen? setzte alle tn Erstaunen, er kannte weder Ermüdung noch Krankheit. Im Jahre 1675 führte er die majestätische Lockenpcrücke ctn, die von Versailles aus die höheren Kreise ganz Europas eroberte Seine Miene war stet- ernst, aber nicht un- iceundlich, sein Benehmen gnädig und verbindlich, so das; die Wohltaten, die er crtei.te, dadurch doppelten Wert erhielten. Aufregung und Leiden» tchaft zu zeigen, hielt er für durchaus unziemlich, Selbstbeherrschung und unerschütterliches Gleichmaß snr die höchsten Tugenden de? gott- gleichen König-. Niemand erinnerte sich, seine schonen kalten Züge von '->rimm oder Kummer entstellt gesehen zu haben. Todesfälle unter seinen i rtroutcsteii Dienern, ja in seiner eigenen Familie, brachten wenigstens cußerliw an i''!n ebensowenig Veränderung l>ervor tote unvermutetes Glück. Wenn sein Beispiel zur Sittenlosigkeit ermunterte, wachte er doch mit Strenge darüber, daß sein Hof das äußere Gepräge de? Ziem- lichen und Ehrbaren trug Beharrlich in Zuneigung und Widerwillen, ließ er seinen Dienern lwino Versck' iltui.gcn ruhig durchgehen, war aber unerbittlich in der Be- nrasung großer, zumal solcher, die gegen seine Autorität oder Würde voritiehen. Mit Schmeicheleien konnte man ihm niemals zuviel bieten. Sein ganzes Leben war ein Thcaterspielen, allein mit solcher Kunst, daß nur die S-barfü htig'ien eS bemeckten. Da? erhabene, sebr selbstbewußte Königtum war mit einer Etikette umgeben, dic einem der Gottbeit g«. weitücn s'.ulla? glich. Damit sollte der Herrscher weit und nnvergleich- Iicb über alle Kiastcn der Nation erhöht werden. Ludwig XIV. wollte nicht mehr, wie sei:; Großvater Heinrich IV-, .der erste Edelmann seines Reich» sein, sondern ein über die vornehmsten Spitzen dec Aristokratie i'ch unnahbar erhebendes Wesen. Dic Zahl der Hofchargen und der von den Großen dem Könige persönlich zu leistenden Dienste wurde beträchtlich vermehrt: d;e Hofbcamtcn jeder Art machten ein ganze» Heer au-, drei tausend Menschen. So lebte der Hochadel in müßiger, vergoldeter Knechtschaft, während die eigentlichen ernsthaften Geschäfte von den Plebejern verwaltet wurden. ES war da? größte Vorrecbt der vor- i.ehmen Herren, der Morgentoilette deS Königs anzuwohnen, ihm das Hemd, das Waschwasser da- Morgenkleid reichen zu dürfen. Und ähnlich lei dem abendlichen Nicderlegev des Monarchen. Es lag in diesem Byzantinismus viel politische Berechnung. Konnte llnabhängigleitS- gckühl, konnte selbständiger Sinn Menschen verbleiben, die sich um die Ehre stritten, dem Könige di« Schüssel zu reichen oder den Rock aukzn- knöpfen? Er nahm indes auch seine Pflichten als König ernst. Wenn er tur Grunde zu tranig Genie besaß, um nicht der Leitung seiner Ratgeber zu verfallen, d nt. er doch hinreichend gesundes Urteil, um zu erkennen, vb er gut oder übel, seinen Zielen entsprechend oder nicht, bedient sei. Die Munger mußten stets auf der Hut bleiben, nicht Nachlassen, nicht er matten. Dieses ganze Snncm, mit der unermüdlichen Tätigkeit und Auf. srcht der Zei.tralrcg crung, mit der Unbeugsamkcit in den einmal gc- Aus dem unS freundlichst zur Verfügung gestellten Aushängebogen zum demnächst erscheinenden II. Bande der Ullsteinschen Weltgeschichte, in dem Professor Philippson .Da? Zeitalter Ludwigs XIV." behandelt. nur aus dem beruflichen Verhältnisse der Betreffenden ergibt, wie denn Wahleinschränkungen aus gleichen Rücksichten auch bei anderen Ständen Vorkommen, so z. B. bei aktiven Militärpersoncn und anderen. Tie vierte Deputation der Ersten Kammer ist daher nicht in der Lage, sich von den Bedenken, die die Aufhebung der ungezogenen Paragraphen mit sich bringen würde, frei z» machen. Sie erkennt unnmwnnben an, daß die außerordentliche Entwicklung der sächsischen Kommunalverwal- tnng nicht zum mindesten der Tüchtigkeit und Gewissenhaftigkeit der Gemeindebeamten zu verdanken ist, deren Leistungen auf gemeindlichen Gebiet sebr große? Lob verdienen, »nd sie gibt sim der festen Hoffnung bin, das; die BcriifSsrendigleit der Beamten keine Einbuße erleide, viel mehr sich immer weiter in der bisherigen Weise entwickeln werde, auch wenn die Beschränkungen des passiven Wahlrechts, wie solche in 8 46 der revidierten Städteordniing und !>7 der revidierten Landgemeinde- oldnnng enthalten sind, bcslcücn bleiben. Dir Deputation beantragt daher, die Petition nnk sich beruhen zu fassen. SP Tic AuSliMdSpresse zur Bütow-Rede. Der Lvndottcv „Standard" schreibt: Ein Teil ter Rete Bülow? bezweckt dic Absendung de» Kaiier- brikse? an - Lorr Twecrmornd richtig ZN stellen. Der Brief eine? Monarchen, so meint Fürst Bülow, kann nicht als ein SlaatSdolument verzeichnet werten, ans dem emzizen weil er politische Frag n b hantelt. „Wir können diese Auffassung nicht teilen", sagt da» Blatt, „wenn e' sich um einen Monarchen handelt, ter über quaii absolute G walt, über Krieg vtcr Frieden zn bestimmen, verfügt. Der Kaiser ist von seiner Person jetensalls so «ber- zkugst daß er in r seinen Worten nnv G sten emen ganz be stimmten Zw:ck verfolgt. Bezüglich ter deutschen Marmrdanten tckikint e? uns, das; Deutschtand größere Ausgaben macht, als es seine Küsten- verteitigung nno sein Handel erheuchen." .Dailn Mail" führt an?: „Der fragliche Brief ist sicher ein solcher von einem Gentleman an einen anderen. Menu aber einer ter Gentlemans ter Dcnii'chc Kaiser und ter anrere ter Eäe; ter engsticben Atiniralnäi ist, so kann eS nicht wandernchmen, w: n dieser Brief ziemliches Auffcbcn erregt bat. W°r sink ter Ansicht, -daß eine solche Korre'penrrnz vermieten werten muß." — „DailvChronicle" scbre bi: „Wir stimm-n ter Er» ktaruna Büwws zu, betreffend tak Recht eines jeden Landes, seine Rüstnngen svrtzasetz-n nnt crwitcrn bcr.l ck« seinen Wnnich iü, rie siennr- lichen Beziehungen zwilchen inneren beiten Länreni. Wir vedailein, daß er eS für noiwentig Inest, m to wenig beifälliger Weise ans den englstchen Boriä'lag betreffend Mazedonien anznfpielen, rock, da ter Fürst vrn tn Wichtigkeit, ta? Konzert zn erhalten, turchtniiigen ist, und ta taS Konzert nicht erhallen weiten kann, ohne raß r? tinch tatsächliche? Händeln jrine Bcr.chtignng tarnn, so n üsseu w r boffen, daß trotz allem irgend c>» Uetzer,inlommrn e>re,chi werten woge." — „Daily Grap hie" sagt: „Wir sind erfreut, von Bülow tie Versicherung zu haben, daß da? ttuische Flostenprogramni nur die Defensive im Alt.ie bat, und daß das bcni-ch» Volk in Rübe und Fnetrn mn England »n letzen wünscht. Wenn tie Versicherung so ausnckstig gemeint ist, wie w:r annehmen, dann dürste keine Schwierigkeit bestellen, zn Folgerungen zu gelange», tnrcb welche ter Polemik, durch die tie Herzlichkeit ter tenstch-knglnchtn Beziehungen jetzt bctroht ist, alkmäulich rin Ente bereitet wirt. England bestreiirt nicht tas Reckst Drnstckstanrs, seine Flotte seinen defensiven Bedürfnissen anzupasien" — Der Pariser „Figaro" schreibt: Mir beglückwünichen nn? zn dem srennb- lichen Zuialnmentrkften, t. ß ter ReichStanzIcr nnt ter Staatssekretär gerate in dem Augenblick la? Wort ergriffen haben, wo sich dir srau- zosiichc Kammer ansch ckte, tie inarcllanischeii Kredite zn verhandeln. Die Sitzung deS Reichstages beweist, daß Vie Ehrlichkeit und Auf richtigkeit Frankreichs anerkannt wirt. Möge man unter den durchaus berechtigten Vorbehalten der wirtichaitlichen Interessen Deulsch- lankS unserer Ästwn in Maro ko nicht widersprechen. Wir werden nn'ere R chic verteidigen, int-m wir tabci d c «vernommenen Ver pflichtungen respektieren und da? Vertrauen Europas icchlsertigen. — „Petit Parisien" erklärt, tie Dailcgungen res ReichStauzlerö seien durch idren konzilianten Ton bcincikenkw.rt. — Der »GauloiS" schreibt: „Die Neven reS NeikbelauzleiS nnt deS SiaatSiesretarS zeigen, daß Den! chlanv in Betr-ss MaioktoS seine Stellung behanpie. Seine Eonrtkisie ist mit wohltzevechlizlen Einschräiiknngen iimgcllen nnt schli ßt IcineSweg? das bcstäntizc Mißuancn gegen tie Absichten FraickceichS an?. Fianlreich lönne soriiallr,», sein Bint in Ma>v!lo zu opfern; Deuti'chianv wert: keinen Einspruch erheben, solange Frantreich für den kkai clv I'ruLkv arbeite " * Siachkläu,e zniu Aquriiattstensltrik. Wie wir loikdcrholt berichtet habeu, schlossen sich bei kein Iournalistenslreik außer der Zentrums» piesse nur rin Wrlfenblatt und die „Rhciustch-Wcst,ästscht Zeitung" von der Solidarität der Presse auS. Ja — da-^ zuletzt genannte Blatt ist sogar mit einer Maßregelung gegen seinen Berliner Parlamentlverireter vorgegangen, die allenthalben berechtigten Unwillen erregt. Folaenve? ist der von vem betroffenen Redakteur Harnisch geschilverte Tatbestand: „Die „Nheinisch'Wtstfälische Zeitung" sanvte ihrem Berliner Berireirr nach dem Einst essen teinc» ersten Berichtes über die Sperre ein Tele gramm, iu dem sie ihn anwieS, den Bericht wie gewöbnbch zu über mitteln, wa? dieser telephonisch unter Hinweis auf die Solidarität der Kollegen atzlebnte. Daiauf sanvte ihm die Zeitung einen Briet, irt dekp sie ibn erneut anwieS. Berichte und Stimmungsbilrer wie gewöhnlich ,n liefern. Gleichzeitig schrieb sie in ihrer Morgenausgabe vom 23. März, daß sämtliche großen Zeitungen die Zurückwestung der groben Beleidigung der Presseveitrcter billigten, erregte dadurch allo bei den Lcserr den Anschein, daß nach sie das täte. In ihrer Morgen ausgabe vom 22. März schrieb sie gegenüber den SolidaiitätSerklärnngen ausländischer Blätter: „Die Herren täten gut, sich aus deulicken Fra en beranözul,>asten." Gegen den Inhalt und die Tendenz dieses Satze» lcgie Herr Harnncü am 23. Marz in der Journaststevveriamnstung Protest ein, was ohne sein Wissen und Zutun in dem ofsizi llen Eom- miiniquü mitgeteilt wuite. Ain Abend desselben Tageö wuive Herr Harnstch telepboniich in brüsker Form entlassen und rbm g'eicdieitig verboten, das Bureau überhaupt- noch zu betreten. Die „Rlleiiwch-West- sästsche Zeitung" bat daue,nd d>c Rcichsiagsberichte in ver AuSiiillr- lichkcit, rn der sic diese irg nv erhalten konnte, gebracht.* — Die Wieder gabe vieler Tatsachen genügt wohl Ichon, um die bedauerliche Haltung der „Nhein.-Westf. Ztg.", die — zur Ehre der veustchm Presse sei es gesagt — nur eine einzelne AnSnahnie bildete, hinreichend zn chäralleristeren. " Kur Stichwahl tu Rortzen-Nmvett, wo am 1. April der frei sinnige nnt tcr dentsch-soziale Kanvivat um das Manvat veS konter- vatwen Fürsten zn Inn- nnv Knypllansen lämpfen werden, wällrenv die Enl.cheivnng bei den Na ienillrtzeralen liegt, ,st gestern von nativnaltibcraler Seite erfreulicherweise die Parole gegen den Druischivzialen an-gegeben worren. Der Sieg veS freisinnigen Käi-vidaren ist kamit sicher. ' Bier Klöster Nicht geurkstutgt. Die reichsländische Reaie- rnna bat dec beant:agten Niedeilaksung von vier neuen Klöstern im Reich Llanv die staatliche Genehmigung versagt. Zwei der be antragten Niedeilassungen waren dem Metzer „Kurier" zufolge fran;ö>tsche Kongregationen. Paccal David, ter Cheirctakteur der „Straßburger Post", bat einen Gebirnscklag erlitten nnv liegt, wie die „Franks. Zra." erfahrt, hoffnungslos n'ever. Pascal David steht im Atter von 58 Jahren und bat für den Verlag der „Köln. Ztg." (Steven Dumont) die „Straß burger Post" zum führenden veutfchen Oraan unv Sprachrohr ver Re gierung in Eltaß-Lotkillngett gemacht. BcsonrerS gur tn'ornnrrt war ras Blatt zur Zeit der Statthalterschaft VeS Fürsten Cdlorwig ,v Hobeiilvhe. Der Erlrankie war vor seinen« Eintritt in d e journaiistiicke Laufbahn im tenijchen NkichSponvienst im Anölande (Konstantinopel) angcstellt. Ausland. Lefterreich-Unqarn. * Bestrafung eine- Antisemiten. Ein Untcro sstier beS Teutschmeisler- Rcgiinenis wurde wegen roher Mißhandlung lüvticher R krulen, die der Krieg». Minister im Abgeordnetenhaus tzeüntigie, zu Degradierung und achtmonatigem Gefängnis nnt eine!» Faning ivöchknilich verurteilt. Frankreich. * N,tchtritik0kre-tt für Marrilko. Ten Deputierten ginn am 24. ter Belicht LouinerS über len Nachtrag-krevtt für Marokko zu. Der Berichterstatter stellt fcst, daß cs gegenwärtig von Wichtigkeit sei, im scherifüchen Eriche einen Zlniand herzilsteNeii, der e? b>m Sultan gestatte, toS Lanv mit Hilfe Front- reich» und in Uetzer.instlmmnng mit der Algecirasalte zu reorgantneren. Die Opicr Frankreichs für eine Ausgabe, die es nicht trgrkrt habe, würden seine Rechte Europa gegenüber bet dem Zivilisation-Werke in Marokko ver- mehren, durch da? ganz Europa schäpcr.Swelte Vorteile erlangen werte. Ter B-richt schließt mit der Bitte, Kredite tn der Höhe von ungeiäür 16 Millionen Frone? ,zn genehmtnrn. — Herrn Domner? Meinung ist «ehr anfechtbar. Man darf ibn wohl bitten» lie „Südv. Reichs-Narr." regelmäßig zu lejru. * Tts vtcbrine ZolaS. Schade, daß ter alte Kämpfer nicht auS seinem Grabe heraus rin Bändchen über die lächerliche Komödie ichreiben kann, welche letzt mit feiner Alche aufgesührt wird! Auch aus trockensten Beschreibungen h L r 1 l r r faßten Beschlüssen, verstärkt und geheiligt durch den festen Willen und die grenzenlose Strafgcwalt de? Monarchen, bildete ein so künstliche» und un- zerrcischarcs Netz über da? ganze Reich, daß kein Untertan sich ihm zu rntzichen, kein Fremder sich der Bewunderung zu cntschlaaen vermochte. Dem Wortlaute nach ha! Ludwig da? berüchtigte „Der Staat bin ich" nicht geäußert; aber in Wahrheit war das seine Gesinnung. Man durfte nie vom Staate sprechen, stet» nur vom „Dienste des König», dem Inter esse de? Königs". Zwanzig Millionen Franzosen waren nur die Nullen hinter der ungeheuren Ein? de? Monarchen. Er glaubte sich über die Gesetze der Moral frei hinwegsctzen zu dürfen. Seine Gemahlin Maria Tberesia, eine sanfte, dem Himmel zugewandte Dame, lvard von ihm stet» mit achtungsvoller Ehrerbietung behandelt; dafür mischte sie sich weder in dic öffentlichen Angelegenheiten, noch in dic zahllosen Liebe-Händel ihre- Gatten. Die dauerndste Gunst hat die Madame de la Vallisre und dic Marquise von Montcspan genossen, gher auch sie hat nicht den «lindesten Einfluß auf das Staatswesen üben dürfen. Selbst seinen Freundinnen gegenüber blieb Ludwig immer der erhabene Träger der Krone. In Pari- ließ er sich nur bei feierlichen Gelegenheiten sehen, wo seine Anwesenheit dort unentbehrlich war. Die Erinnerung an die revolutio nären Vorgänge der Fronde flößte ihm unüberwindliche Abneigung gegen seine „guten Pariser" ein. Er wollte auch nicht an einem Orte verweilen,. 100 die Menge des Volke- seine Majestät in den Schalten treten ließ; er' 50g rk vielmehr vor, in einer selbstgcschaffcncn Residenz zu thronen, wo cs nichts gab, was nicht von ihm au-ging oder sich ans ihn bezog, wo das Königtum, der Hof. die königlichen Diener und Arbeiter die Welt ank-inachicn. Wahrscheinlich weniger, um den Anblick der Grabcskirche von St. Denis zu vermeiden, als nm selber der Schöpfer seine? Wohn sitze? zu werden, verließ er den bisherigen Sommeraufrnthalt der bonr- bonischen Könige, Et. Germain, und begann mit ungeheuren Kosten da? Waldschlüßchcn von Vrrsaille? zu dem großartigsten Palast auSzu- l'au.en, den je ein Monarch bewohnt hat, würdig de? Beherrscher? der Ehrisienheit. E? arbeiteten hier beweisen 22 060 Menschen und 6000 Pkerdc. So entstand eine Welt, mehr glänzend und staunenswert al? schön zn nennen. Alles ist prächtig, üppig dekoriert, prahler^^ kolossal, aber ohne wahre Schönheit, ohne durchgebildeten Etil, ohv' a Zug, der die Seele erfreut oder erhebt. Im Park legte Le NStre -'^endloses und langweilige? Gewirr von beschnittenen Alleen und Boslctts, von Tempeln, Theatern, Lauben, Grotten aller Art au? den unglücklichen, mißhandelten Bäumen an. Die ganze Natur ist verstümmelt, umgestaltet, in den Dienst des großen Königs gezwungen. Ein Heer von Statuen be völkert diesen steiflinigen grünen Palast; aber ebensowenig, wie dieser wirklich ein Garten, sind dort die Jupiter, Venus, Juno, Neptun wirtlich die klassischen Gottheiten der Antike, sondern Höflinge Ludwigs, die in Opcriidarstellnngen Mitwirken. Sreincrne Monarchen' und Nationen liegen unter den Füßen einer steinernen Herkules oder Alexander, der natürlich wieder kein anderer ist als der „große König". Ganz Versailles, das lebende mit fünfzig- bi» scchzigtausend Menschen, Ivie da? tote, war nur wegen Ludwig und für ihn da. E? kostete den König an 150 Mil lionen Livre?, nach heutigem Geldwerte etwa gleich 900 Millionen Franken. lieber den Glanz und Ruhm der Gegenwart vergaß Ludwig der Zukunft nicht, und wie in den Sälen und Statuen von Versailles, wollte er auch in Erzählung und Lied für die Nachwelt weiterlebxn. Er hoffte da» Urteil der Geschichte nicht weniger beherrschen und blenden zu können, al» die Meinung seiner Zeitgenossen. Er gewährte Gelehrten und Dich tern Wohltaten, aber «licht aus edler Begeisterung für Wissenschaft und Poesie, sondern iveil er damit lediglich wieder an sich, seinen Ruhm und seine Verherrlichung dachte. Auch ausländische Gelehrte wurden mit Wechseln auf die Bankier» des AllcrchristAchstcn Königs bedacht, in Be gleitung schmeichelhafter Briefe: Niederländer, Deutsche, Italiener, merk würdigerweise lauter unbedeutende Männer, von denen man erwarten durfte, daß die ihnen zugcfwssenen Vorteile sie zum Preise des hohen Gebers veranlassen würden. Man muß jedenfalls zugeftehen, daß Ludwig seinen Zweck, sich selbst für alle Zeiten zu glorifizieren, nicht kleinlich auffaßte, daß er auch für ocn Ruhm, der ihm aus den Werken de? Geistes erwachsen konnte, »inn und Verständnis besaß. Er liebte cs, sich nicht nur mit Höflingen, Beamten und Feldherren, sondern auch mit den hervorragendsten literarischen Größen seines Lande- zu umgeben. Strahlen von ihrem Glanze fielen auf ihn zurück und er höhten den Schimmer der königlichen Sonne; er erschien als Mittelpunkt auch der intellektuellen Bestrebungen, al» Verkörperung de? französische« Geistes nach allen seinen Richtungen. Er wollte nicht allein sagen: „Der Staat bin ich", sondern auch „Frankreich bin ich". Von der königlichen Huld angelockt, schart sich um ihn der Kreis der Schriftsteller, auf seine Bestrebungen und Anschauungen gehen sie ein, sie sind seine Diener, gleichwie Colhcrt und LouvoiS, Turenne und Luxemburg, sie fügen sich in die Rolle, ihre Fähigkeiten und ihren Fleiß gleichsam nur zum Ruhme de» Einen zu betätigen. Sie sind wie der Chor lobpreisender Engel um den Thron der Gottheit. In diesem blasphemischen Sinne dachte sick Ludwig selber das Verhältnis, er, der sich zum Wahlspruche erkoren hatte: Doo minor, «sck orb« inaior. Ludwig hatte sick, 1672 zum Protektor der französischen Akademie erklärt, ihr den königlichen Palast des Louvre zu ihren Sitzungen ein geräumt. Er schuf mit Colbert» Hilfe die Akademie der Inschriften un schönen Wissenschaften, sowie die naturwissenschaftliche Akaoemie. Ebenso wurde für die Künste gesorgt: sie sollten gleichfalls im Dienste de? großen Monarchen stehen, seine Taten verherrlichen, seine Wohnsitze schmücken, seine Feste verschönern, auch sie die majestätische Würde und wohlerzogene Regelmäßigkeit wiedergeben, die von der Person Lud wigs XIV. auSging. Zunächst wurde eine Akademie der Malerei, dann eine französische Kiinstlcrschule in Rom gestiftet. Eine Akademie der Baukunst, eine Akademie der Musik folgten. Diese stete Sorgfalt für Lite ratur und Kunst war die schönste Seite von Ludwig» sultanhaftem Eaoir- muS, und ihr verdankt er am meisten den Glanz, der noch heute das „Zeit alter Ludwig? XIV." umstrahlt. * Groffe Kmtstaussteltuua Dresden 1v<l8. Wie u«s mitgeteüt wild, sind Verbanblungen im Gange, »!n sür Eacbicn interessant«» Stück iür Vie Ank- stellung zu gewinnen. E« Ist dies die im Clunv-Musenm »u Paii» befindlich« Drkcknelbank k«s Kurstirnrn August (Vatrr Aunusti. D,r Fürst übt« ieldii di« verichiedennrligsien Kunügewerbe, wie Drechslerei, Tischlerei, Emaillierkunst, Klinilschlosseiei und anderes, mit großem Erwlg auS. Seine ihm dabei dienenven Handwerkszeug« sind ieibkt deraitig künstl risch reich aukgestattet und vertiert, daß jedes einzelne «in Kunstweik für sick, bildet, und io ist auch diese Drech'el- bank mit itzrer reichen AuSiiaituna an Insbumenien ein Wunderweck der Knnst- fertigieit denlscbcr Renaissance. Wahrscheinlich ist sie das Werk eine» Dresdner Meillers. * Kleine ishronik. „Der NichISnuh", ein dreiaktiges Luilipirl des Dramaturgen am Leipziger Etaditbenter» Dr- L. Weber, wurde in Bielefeld mit Erfolg ausgefübrt. Wir lest« in der „WelisSl. Ze lang" darübcr: , Ein alleriiehsles Merk, tn dessen munteren Szenen überall ein fri'cher Humor seine goldigen Lichter auiflackern läßt." Die Susanne gab Frl. Anny Braungardt vonr Leiv'iger Stadtlheatrr und auch stur Leistung findet tu dem Bialte Lob — Die Bützne des Drury- Laue.Theaters in London wurde gestern morgen durch Feuer zerstört. Durch Kerablnsstn deS eiieriirn Vorlmnees wurde der Zusthauerraunr gerettet. — Au? Wien wird g,melket: Im Äh ater an der Wen wird di« Lehariche Overetle „Ter Mann mit den drei Frauen' in der neuen Umarbeitung g-aebe« werden, in der bas Werk in Berlin am Neuen Operettentheater ausgestihrt wurde. — Wie der , Schwäbische Merkur" aus Tübingen rn-ldet, hat der veiüorbene Proiesfor Hueinrr der dortigen nalucwissenichastlichen Fakultät «inr Stillung im Betrage von bOlOO -ckl vermacht; leine Biblioidek im Werte von 20OG) .< sowie seine Instrumente erhält das dortige Physikaliich-Ltzemiiche Institut. (Kritik siehe 3. Seite.)