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5. Beilage Freitag, 4^ Juni 1909. Leipziger Tageblatt. Nr. 153. 103. Jahrgang. Leipziger Handelszeitnng. Vorn Holzinarkt. ie. Die Marktlage der überseeischen Nutzhölzer in runden und bearbeiteten Blöcken, welche vorwiegend zur Herstellung von Möbeln, in der Drechslerei und für andere Zwecke von unserer sächsischen Holz industrie gebraucht werden, war in den letzten Wochen gebessert. Maha goni von guter Beschaffenheit lag durchweg etwas fester. Bevorzugt wurde Tabasco-, Kuba- und dunkelfarbiges wcstafrikanisches Mahagoni holz. Kuba ist in stärkeren Abmessungen knapper geworden, welche nach wie vor einen bereitwilligen Markt vorfinden werden. In den letzten Wochen sind kleinere Mengen des billigen hellfarbigen afrikanischen Mahagoniholzes nach Deutschland gebracht worden, Es ist zu wünschen, daß die Verschiffer dieses brauchbaren, viel verarbeiteten Nutzholzes fort fahren, ihre Abladungen einige Monate zurückzuhalten, bis wieder Nutzen lassende Preise erzielt werden können. Domingo war nur in stärkeren Dimensionen verkäuflich. Der Bedarf in amerikanischen Nußoaum- blöcken beschränkt sich vorwiegend auf bessere Ware; für geringere ist nur wenig Kauflust vorhanden, da der Verbrauch hierin nachgelassen har. Weitere Zufuhren sollten sich auf Messer- und gute Dicktcnblöcke er strecken, während andere Ware vorläufig besser fortbleibt, da der Markt damit noch genügend versehen ist. Pappelnblöcke von guter Qualität und stärkeren Dimensionen waren andauernd gefragt, während ge ringeres Holz amerikanischer Herkunft weniger interessierte. Bessere amerikanische Eichenblöcke fanden zu Marktpreisen Käufer vor, wäh rend geringere Stücke schwer unterzubringen waren. Amerikanische Eschenblöcke lagen durchweg etwas flauer; Interesse zeigte sich nur für gurfarbiges gesundes frisches Holz. Es haben sich grössere Vorräte ansammeln können. Auch van Hickory sind größere Posten angebracht worden. Es war einige Frage nach reeller Ware vorhanden. Alte Satin-Nutzbaum Vorräte waren ziemlich unverkäuflich, während frisch angebrachte Ware zu entgegenkommenden Preisen Nehmer fand. Neue Zufuhren erweisen sich vorderhand nicht als notwendig. Das Geschäft in Zedern Holz für Zigarrenkistchen ist in den letzten Wochen bei festeren Preisen nicht lebhafter geworden. Es sind verschiedene Partien der bekannteren Sorten nach Hamburg und Bremen gebracht worden, welche reges Interesse vorfanden. Die Abladungen der amerikanischen Westküste, von Kuba und Trinidad sind eingeschränkt wor den, so datz das Angebot auf Lieferung zurzeit verhältnismätzig klein ist. Zedernholz für Bleistifte wurde wiederholt eingeführt; dieser Artikel ist wenig verändert. In Ebenholz konnte sich ein lebhafterer Handel nicht entwickeln, da es im allgemeinen an grötzerer Kauflust fehlte, in dem die Konsumenten dieses Holzes noch ziemlich genügend versehen sind. Die billigeren afrikanischen Sorten lagen durchweg fest. W e st i n d i - sch es Gre'nadill hat keine Aenderung seiner flauen Marktlage er halten. Anscheinend sind die Fabrikanten in diesem Artikel noch immer genügend versorgt. Brauchbares Grcnadill von Ostafrika lag unverändert fest. Wenn nicht grötzere Zufuhren angebracht werden, können gute Partien auf volle Marktpreise rechnen. Brasilianisches und ostindisches Jakaranda interessierte fortgesetzt in kleinen Partien, in welchen auch Messerblöcke vorhanden waren. Geringere Zufuhren dagegen sollten nicht verschifft werden. Gutfarbiges Eocobolo von einwand freier Beschaffenheit war zu vollen, unveränderten Preisen gesucht, so dätz kleinere Ankünfte hiervon erwünscht sind. Von Pockholz ist bessere Ware unterzubringen, von Domingo und Venezuela. Aber ge ringeres Holz findet Käufer nur zu recht niedrigen Preisen. Eine kleine Besserung zeigte sich im verflossenen Monate für Teakholz von brauch baren Abmessungen und von guter Beschaffenheit. Die Zufuhren von Balken und Planken nach Deutschland und England sind nur klein ge wesen. Die Preise haben sich etwas befestigen können, einmal in Anbe tracht der kleinen Vorräte, zum andern aber auch, weil sich etwas mehr Kauflust zeigte in der Schiffbauindustrie. Es ist anzunehmen, datz dieser Artikel sich weiterhin günstig entwickeln wird für die Verkäufer. IVOjLhviges Jubiläum -ev sächsischen Baumwollspinnerei. * In diesen Tagen begeht dieBaumwollfeinfpinnerei von E. I. ClautzNachf. in Plaue b. Flöha die Feier ihres 109jährigen Bestehens. Aus diesem Grunde hat der gegenwärtige Mitinhaber der Firma, Herr Ernst Stephan Clautz, eine Denkschrift erscheinen lasten, die die Entstehung und das Werden dieses Unternehmens in anregender Weise darstellt und einen Einblick in die Entwicklung eines der wichtigsten Zweige der sächsischen Industrie gewährt. Der Gründungstag der sächsischen Baumwollspinnerei ist eigentlich der 21. November 1806, der Tag nämlich, an dem das bekannte Besnner Dekret Napoleons I. erschien, das einen großen Teil des europäischen Kontinents für englische Waren und Fabrikate völlig absperrte. Wäh rend früher englische Waren in großem Mäße, besonders auch auf die Leipziger Messe gekommen waren, wurde jetzt die Möglichkeit gegeben, auch die sächsische Industrie durch diesen prohibitiven Schutzzoll kräftig zu entwickeln. In dieser Zeit entstand auch die Baumwollspinnerei in Plaue zunächst für 6000 Spindeln. Ihr Gründer war der sächsische Kommerzien rat Seeber, ein Verlvandter der Familie Clauß, der am 1. Juni 1815 die Fabrik seinen beiden Schwägern Peter Otto und Ernst Jselin Clauß überließ. Beide Herren haben in der sächsischen Industrie eine bedeut same Rolle gespielt. So war Peter Otto Clauß Mitbegründer des im Jahre 1834 gegründeten Jndustrievereins für das Königreich Sachsen, dessen Nachfolge der Verband Sächsischer Industrieller angetreten hat, ebenso gehörte er zu den Gründern der im Jahre 1836 ins Leben ge rufenen Vereinigung Sächsischer Spinnereibclitzer in Chemnitz. Im Jahre 1828 trennten sich die beiden Brüder und das Unternehmen blieb in den Händen von Ernst Jselin Clauß vereinigt. Interessant sind die Aufzeichnungen, die der letztere über den Eintritt Sachsens in den Deut schen Zollverein gemacht hat. Die Gründung des Deutschen Zollvereins hat bekanntlich in hohem Maße die gesamte Entwicklung der sächsischen Industrie begünstigt, wenn auch damals der Abschluß jene? Vertrage? in Sachsen selbst von vielen Seiten mit geringem Wohlwollen begrübt wurde. Ernst Jselin Clauß dagegen schrieb darüber in seiner Denkschrift, die er zur sächsischen Gewerbeausstellung 1834 verfaßte, folgendes: „Die neue so umsichtig geleitete deutsche Handelsvereinigung läßt uns außer Zwei fel, daß die daran geknüpften Hoffnungen und Erwartungen keine illu sorischen bleiben werden. Deutschland wird einen immer ausgedehnteren Anteil an dem Welthandel, diesen! Austausch von Produkten und Fabri katen aller Zonen haben, es darf erwarten, datz seine Hafenplätze immer häufiger zu direkten Vermittlern zwischen dem deutschen Kunstfleiß und deutschen Bedürfnissen sich erheben werden, wenn die Gelegenheit zur Vermehrung der Ausfuhrartikel eine vergrößerte Anfuhr überseeischer Produkte herbeiführt." Wiederholt erhielt die Firma, die sich rege an den Gewerbeausstellungen in Deutschland beteiligte, die große goldne Medaille, und zwar wie eS in der dafür erteilten Urkunde beißt, „wegen notorisch ausgezeichneter Leistungen unter Anerkennung der Verlüenstlich- keit eines von demselben ausgestellten ebenso interessanten als lehrreichen Tableaus der Baumwollspinnerei in ihrem ganzen Umfange." Der Dresd ner Gewerbeverein ernannte Herrn Jselin Clauß zu seinem Ehrenmit- gliede. Die Entwicklung der Firma, die im Jahre 1812 bereits 160 Ar beiter bei 6000 Spindeln beschäftigte, ging in ruhiger Stetigkeit vor sich und um die Mitte des Jahrhunderts hatte sie 310 Arbeiter mit 12 000 Spindeln, bei einer Erzeugung von 190 000 Kx Garn aufzuweisen. Im Jahre 1864 starb Ernst Jselin Clauß und die Firma ging an seinen Sohn Ernst Otto Clauß und dessen Schwager Karl Louis Uhle weiter. Der nunmehrige Inhaber der Firma, Ernst Otto Clauß, ver- größcrte im Jahre 1887 den Spinnereibetrieb um 6048 Spindeln, baute die Kämmerei auf 65 Maschinen aus, ließ an Stelle des alten Kessel hauses ein neues Dampfmaschinengebäude errichten, in dem eine 500pfer- dige Comstound-Maschine aufgestellt wurde. AuS seiner öffentlichen Tätigkeit dürfte bekannt sein, daß er sich nicht nur der Stadt Chemnitz, die ibm ein Denkmal gesetzt hat, als Stadtrat widmete, sondern dätz er auch jahrelang als Mitglied der nationalliberalen Reichstagsfraktion die Stadt Chemnitz im Deutschen Reichstage vertrat. Frühzeitig im Alter non 46 Jahren starb er im Jahre 1889. Unter seinem Nachfolger, dem jetzigen Mitinhaber der Firma, Ernst Stephan Clauß, hat sich die Firma im Sinne seiner Vorgänger entwickelt. Schon im Jahre 1895 mußte eine lOOOpferdigc Dreifach-Expansions-Dampfmaschine aufgestellt werden. Bis zum Jahre 1898 war der Spinnereibetrieb bis auf 39 000 neue Spin- dein erhöht worden, insbesondere wurde eine Weiterausgestaltng der Feinspinnerei vorgenommen, um die Garne bis zu Nr. 200 englisch spin nen zu können. Doch konnten die Nummern über 120 auf die Dauer nicht aufrechterhalten werden, da sie sich bei den gegenwärtigen für derartige Erzeugnisse ungenügenden -Lchutzzöllen als unrentabel erwiesen. Die Steigerung der Nachfrage führte 1903 zur Aufstellung einer neuen 3000- vferdigen Expansionsmaschine, während für die elektrische Beleuchtung des gesamten Betriebes eine 300pferdige Dynamo-Dampfmaschine auf gestellt werden mußte. Ein gewaltiger Neubau wurde unternommen, der dem Betriebe 31 100 Ringspindeln hinzuführte, so daß die gesamte Zahl der Spinnspindeln am Schlüsse des 100. Geschäftsjahres 77 808 be trägt. Die Zwirneri wurde auf 26 040 Spindeln in die Höbe gesetzt. Die am 1. Oktober 1892 von den damaligen Inhabern ins Leben gerufene Feuerwehr zählt gegenwärtig 95 Mitglieder. Außerdem unterhält die Firma 32 Wohnhäuser mit 157 Wohnungen. 4 weitere Gebäude sind im Bau begriffen. Die Firma zählt zu den wenigen, die die in den Jahren 1865—1873 durch Herabsetzung der Garnzölle, durch die Baumwollnot und durch den jähen Preissturz über die sächsische Baumwollspinnerei hereingebrochene schwere Krise überleben konnten; denn wie bekannt, waren von den im Jahre 1848 existierenden 136 Spinnercibetrieven nur noch 35 übrig ge blieben. Das Unternehmen beschäftige gegenwärtig über 1000 Arbeiter. Vsrsen« und Handelsweseir. 2 Leipziger Börsenbericht. Die Stimmung unsrer Bör'e war gestern gegen den Vortag nur wenig verändert. Vom amerikanischen Eiienmarkie lauten die neueren Berichte wieder wenig befriedigend, die englische Kohleninduslrie gebt einer schweren Krise entgegen und die Aussichten für einen günstigen Ab schluß unserer großen Montanunternehmen, deren Geschäftsjahr mit dem 30. Juni zu Ende gebt, sind auch nicht gerade glänzend. Im einzelnen wurden am FondSmarkt 3'/<>proz. alte Reichsanleihc und Konsols eine Kleinigkeit höher, ebenso 4pcoz. Konsols, wäkrend 3proz. Konsols 15 «H nachgaben. Sachsenrente stellte sich ebenfalls etwas billiger, 3'/-Proz. Sachsen blieben unverändert. 4proz. Badener etwas gebessert. Von Städteanleihen wurden llV-proz. und ältere Iproz. etwas niedriger, 4proz. neueste Dresdener, sowie 37,vroz. Wurzener etwas höher. Pfandbriefe still, 4proz. Landwirte und 4 proz. Leipziger Hypo thekenbank in einigen Sorten etwas billiger. Von Eisenbahnprioritäten 3' ,vroz. Aussig»Teplitzer anziehend, ebenso Iproz. Bujchliehrader, 4proz. Nordböhmen dagegen leicht abgeschwächt. Am Bantaktienmarkte blieben Leipziger Credit zum letzten Kurse gefragt, Hypothekenbank waren so erhältlich. Bank für Grundbesitz wurden '/4 Proz. niedriger, während Sächsische Bank V« Proz. anzogen. ManS- selder Kuxe unverändert. Große Straßenbahn zogen ',4 Proz. an, es blieb aber zu dem erhöhten Kurse noch Material übrig, Elektrische waren zum letzten Kurse gesucht. Von Mwchinenwerten waren Hartmann ^4 Proz. hoher, Schubert L Salzer wurden zum letzten Kurie angeboten. Am Texiilmartte waren Falkensteiner Gardinen höher gefragt, Solbcig gingen zum letzten Kurse nm, Stöhr waren zum altem Kurs und Werne-Hamen Vorzüge '/.._Proz. niedriger offeriert. Beide Kcietjch stellten sich etwas niedriger. Fritz Schulz konnten abermals 9'/r Proz. anziehen, ebenso waren Schwarzenberger Emaille weiter steigend, während Hugo Schneider und Leipziger Feuerversicherung billiger kamen. D-e Gesamttendeuz war still. Höher wurden 3>-proz. Deutsche ReicbSanlcibc 2 Pf., S'/eVroz. Preußische Kon- sols 5 Pf., 4proz. do. 10 Pf., Badische Staatsanleihe von 1909 15 Pf., Animücrger Tladlanleivc von 1992 >/« Proz.. Dresdner von 1908 5 Pf.. Leipziger von 1908 10 Pf., Leisniger von 1898 t0 Pf., Wurzner 14 Proz., Buschtiehrader Lit. » 40 Pf., Franzosen 1». Proz., Aulsig-Tepliper 20 Pf., Buschtiehrader von 1896 15 Vs., Ru mänische amort. Rente von 1890 30 Pf., do. von 1905 Proz.. Stockholmer Pfand briefe von 1886 >,<4 Proz., Oellerrcichischc Kredit anstalt zc, Proz., Sächsische. Bank 14 Proz., Große Leipziger Straßenbahn 14 Proz., Hartmann Maschinenf. 14 ^Proz., Faikcnjleiner Gardincnweberei 2 Proz.. Glauziger Zucker '2 Proz., Kunst anstatt. Grosz 1h Proz., Friß Schulz jun. 91h Proz., Schwarzenberger Emaillier- und Stanz werke 1 Proz. Niedriger wurden kurz London 1h Ps., kurz Paris 5 Pf., üproz. Preuzischc konsols 15 Pf-, 3proz. Sächsische Rentenanlcibe 10 rcsv- 20 Pf., Glauchauer Llndl- anlcthe 14 Proz., Grimmaer Stadtanleihc Proz., Leipziger von 1897. 1890 und 1904 ic >0 Pf., 4proz. Pfandbriefe der Allgemeinen Deutschen Kredit-Anstalt lO Ps., Landw. Kreditverein ini Königreich Sachsen Pfand unk Kreditbriefe je 10 Pf., Leipziger Pfandbriefe (Ser. X) 20 Pf., Leipziger Hhpotbckcnbank und Anicihemwine <2er. vm) 10 Pf., Lombarden 1h Proz., Böhmische Nordbahn von 1882 5 Pf., italienische 3proz. Eiscnbahnoblig. 10 Pf., Ungarische Staatsrente i. Kr. 10 Pf., Serbische amort. Staatsanleihe 14 Proz., Zeitzer Paraffin- und Solaröl Aktien (alte) 11h Berliner Handelsgesellschaft Anteile 64 Proz.. Darmstädler Bank 80 Pf., Bank für Grundbesitz Leipzig 14 Proz., Bochumer 1 Proz., Harpencr 1h Proz., Königs und Laurahtitte 2 Proz., Hamburg-Amerika-Linie 14 Proz.. WernShansener sdamm- garn 1h Proz., Wurzner Kunstmüble St.-Aki. 1 Proz., St.-Pr.-Akt. 1h Proz., Leipziger Fcuerverficherlmgsanswlt Hugo Schneider 1h Proz. DaS Bezugsrecht auf die jungen Pittler-Aktien nolierte unverändert 25,50 G. sr. Berliner Börsenbericht. Der Geschäftsverkehr au der gestrigen Börse zeigte keine einheitliche Tendenz. Die Nachricht, daß in Deutsch-Sud- Westafrika Blaugrund gesunden worden sei seine Meldung, die noch der Be stätigung bedarf', bewirkte eine lebhafte Auswärtsbewegung am Kolonialaktien- markle. Bon hier aus übertrug sich gleich zu Beginn der Börse die feste Stimmung aus die übrigen Märkte, so daß die Rückgänge der texten Tage zu nächst keine Fortschritte machten. Nur einzelne Papiere setzten unter den Schluß- kursen vom Mittwoch ein, u. a. einige Bankaktien und Laurayülte, deren Kurs sich I Proz. niedriger stellte. Die schwache Haltung dieser Papiere, die wiederum auf niedrigere Dividcndenjchätzuugen und Gerüchte von einer bevorstehenden Kapitalseihöhung zurückgesührt wurden, wirkte im weiteren Bei laufe ungünstig aus die Gesawltendenz ein, so daß sich besonders Montan papiere wieder abschwächten. Zur Verstimmung der Spekulalion trug auch die Ermattung des Kassamarktes bei, aus dem die Kurse infolge von Reali sationen stärker nachgaben. Einen recht schlechten Eindruck machte ferner der Umstand, daß die an der Eyck- und Strasser-Assäre beteiligten Banken den Konkurs der Gesellschaft nicht vermieden haben. Unter solchen Umständen konnte die feste Tendenz ter ausländischen Plätze keinen Einfluß aus deu Berliner Markt gewinnen. Am Bankaktienmarkte gaben Darmstädter um 0,60 Proz. nach, während die Aktien ter Russischen Bonk für auswärtigen Handel eine Kleinigkeit anzogen. Von Eisenbahnpapieren waren Franzosen unverändert, Lombarden dagegen Vz Proz. niedriger. Canada-Aktien gaben auf Nachrichten von starken Ueberschweinmungen in Kanada etwa °« Proz. nach, während Pennsylvania 1 Proz. höher bezahlt wurden. Auch Prince-Henri- Bahn besserten sich um etwa -VxProz. Warschau-Wiener büßten etwa '/, Proz. ein. Am Montanaktien markte fielen Deutsch-Luxemburger durch ihre Festigkeit aus, sie konnten ihren Kurs um über 1 Proz. erhöhen. Dagegen verloren fast alle übrigen Montanvapiere Bruchteile eines Prozentes. Auch Elektrizitätswerte waren niedriger angeboten. Heimische Anleihen büßten 0,10 Proz. ein. Sächsische Rente 85.80 Proz. Von fremden Renten waren Russen von 1902 0,15 Proz. niedriger offeriert. Am Kassamarkte für Jndustriepapicre überwogen die Kursrückgänge. Einen auffallenden Rückgang hatten die Aktien der Deutschen Gasglühlicht- Aktiengesellschaft zu verzeichnen, die um 29 Proz. nachgaben. Niedriger wurden ferner Gußstahl Döhlen — 5'/-, Hofmann Waggon — 4 und Adler Fahrrad — 3°/4 Proz. Dagegen besserten sich Weiler chemische Fabrik um 7'/, und Königsberger Zellstoff um 5V, Proz. 8 Bon der Berliner Börse wird noch berichtet: Der Privatdis- kont zog wiederum um s-h Proz. auf 2^ Proz. an. Tägliches Geld bedang 3H Proz. Die Seehandlung gab Geld bis zum 21. Juni mit 22/i Proz. Scheck London notierte 20,43^, Scheck Paris 81,17(4 und Auszahlung Petersburg 216. — Beantragt ist die Zulassung von 20 000 300 Mark 4l4proz. Schuldverschreibungen der Deutschen Solvaywerke, Aktien gesellschaft, 12 000 900 4proz. Hypothekenpfandbriefc Serie XVII der Norddeutschen Grundkreditbank zu Weimer. 2 000 000-4k Aktien der Ober schlesischen Portlandzement- und Kalkwerke, Aktiengesellschaft, zu Groß- Strehlitz, O.-S., 7 500 000 -4k neue Aktien der Gesellschaft für elektrische Unternehmungen. — Das Bezugsrecht auf die Aktien der Ant werpener Zentralbank notierte gestern 0,95 Proz., der Sarotti-Gesell- schaft 3,90 Proz. A Essener Börsenbericht. Ali der gestrigen Börse lag der Kohlen kuxenmarkt ruhig ohne nennenswerte Umsätze. Fest waren Oespel, die mit 2000 bezahlt wurden. Es erhalten sich die Gerüchte über den Verkauf der Zeche. Es komme aber nicht, wie verschiedentlich behauptet, die Harpener Berg- baugesellschafk in Frage, sondern ein Hüttenwerk. Bcaunkohlenwerte unverändert; Regiser nolierien 1800 G., 1850 B. Der Kalikuxenmarkt war still und weiter abgeschwächt. Eczkuxe ziemlich behauptet. K Pariser Börsenbericht. Di« Börse war anfangs fest, wurde aber im späteren Verlaufe durch die ungünstige Haltung der Goldminen nach teilig beeinflußt, die sich infolge Realisationen und Londoner Angebots abschwächten. Auch DebeerS und russisch, Jndustriewerte gaben nach. Schluß träge. Bank- niiv Geldwesen. X DiSconto-Gesellschaft. Das Institut teilt nunmehr offiziell mit, daß eS das Bankhaus Bamberger L Co. in Mainz, das sich gegen Ende vorigen Jahres das Bankgeschäft von Gebrüder Oppenheim in Mainz an gegliedert hatte, übernommen hat und als Zweigniederlassung fortführt. Der bisherige Mitinhaber der Firma Bamberger K Co., Herr Felix Gold schmidt, wurde zum Direktor der DiSconto-Gesellschaft ernannt. X Schöneberg-Friedenauer Terraingesellschaft. Im Geschäftsbericht für 1908/09 wird mitgeteilt, daß die Tätigkeit der Gesellschaft auf dem Schöneberger Besitz ihr Ende gefunden hat; es wurden hier die letzten 1,5167 Hektar veräußert. Für die Aufschließung des Steglitzer Geländes erhielt der Bebauungsplan am 19. Oktober 1998 die königliche Genehmi- gung und wurde am 7. November festgestellt. Zwecks Ausführung einer Schnellbahn Rastatter Platz—Berlin schloß die Gesellschaft mit der Ge meinde Wilmersdorf und der königlichen Kommission für die Aufteilung der Domäne Dahlem und mehreren anderen Terraininteressenten einen Vertrag, wonach sie zu den Kosten der Schnellbahn einen einmaligen Bei- trag von 200 000 -// leistet. Aus Verkäufen wurden im Jahre 1908/09 344 487 -4k, aus Zinsen 29 019 -1k erzielt. Der Reingewinn beträgt ein schließlich 82 341 ^4k Vortrag 394 561 -4k, wovon 12 Proz. Dividende und 118 892 -4k Vortrag vorgeschlagen werden. Das Terrain-Konto Schöne berg beträgt nach der Bilanz 1 -4k, das Steglitzer 1 867 843 4k. Aktiv- hvpotheken betragen 941900 -4k, Bankguthaben 657 664 -<k, Hvpotheken- schulden auf oem Steglitzer Gelände 825 000 „4k. X Berlin-Oberspree, Terrain- und Banaescllschaft. Die General versammlung genehmigte den Abschluß für 1908. Einschließlich Vortzrag von 88 488 ,4k verbleibt ein Reingewinn von 100 139 „V, woraus 99 556 Mark vorgetragen werden. ? Neue Anleihe der Stadt Zerbst. Der Stadt Zerbst ist die mini sterielle Genehmigung zur Ausgabe von 4proz. Schuldverschreibungen bis zum Betrage von 1500 000 -4k erteilt worden. L- Tie Hessische Bank in Darmstadt beruft eine Generalversammlung behufs Beschlußfassung über die Liquidation und die Genehmigung des Ver trages mit der Darmstädter Bank bezüglich Durchführung der Liquidation und Erfüllung der Verbindlichkeiten der Hessischen Bank ein. Die Darmstädter Bank, die an der Hessischen Bank durch Aktienbesitz und Kredit beteiligt ist, wird in dem Bankgebäude der Hessischen Bank eine Deposilenkasse errichten. /X Die Societe Franr-aisc de Banque et de Depots, eine Tochter gesellschaft der Socicte Generale, beabsichtigt, wie verlautet, die Er- höbung ihres Kapitals von 12 auf 25 Millionen Francs und die Er richtung einer Z w e i g a n st a l't in Berlin. ! Russische Staatsbank. Nach dem Ausweise vom 29. Mai beträgt der Goldbestand 1240,8 Millionen Rubel gegen 1239 Millionen Rubel in der Vorwoche. Davon befinden sich 13l,7 (132,7> Millionen Rubel im Auslände. Der Notenumlauf ist von 1079,8 Millionen Rubel auf 1074 Millionen Rubel znrückgegangcn. Die Guthaben der Reichsrentei bei der Staatsbank betragen 151,1 Millionen Rubel gegen 153 Millionen Rubel in der Vorwoche. ! Tic Russisch-Chinesische Bank erzielte in 1908 einen Reingewinn von 2 Millionen Rubel, aus dem 4 Proz. Dividende verteilt werden sollen. Anleihe der Provinz Buenos Aires. Der Credit Mobilier Fran^ais sowie die Bankhäuser Louis Dreyfus und Benard geben Mitte Juni eine 4(4proz. Anleihe der Provinz Buenos Aires im Betrage von 60 Millionen Francs voraussichtlich zu 90 Proz. aus. Berg- und Hüttenwesen. § Gewerkschaft Margaretha in Espenhain. Der Bankier und Konsul Richard Schulze in Weimar und der Geheime Oekonmnierat Carl Otto Steiger in Dresden sind zu Mitgliedern des Grubenvorstandes bestellt worden. — Wie man uns aus Gewerkcnkreisen mitteilt, wird cs dort unangenehm empfunden, daß man die Einzahlungsstelle von Leipzig (Allgemeine Deutsche Credit-Anstalti nach Weimar zu dem Bankhaus Richard Schulze verlegt hat. ** Tic anhaltischen Braunkohlengrubrn förderten im April zusammen 95 292 t Braunkohlen, 6598 r mehr als im gleichen Monat des Vorjahres. »Dagegen blieb die Produktion der Brikettfabriken mit 16 617 r nm 1652 r hinter der im« vorjährigen April zurück. Von Januar bis April betrug die Kohlenförderung der Gruben 402 144 4 (1884 r weniger als im gleichen Zeitraum des Vorjahres^, während die Brikettfabriken 68 680 r Briketts und Naßpretzsteine herstellten (784 t mehr als im Vorjahre). ! Deutsche Benzin- und Oelwerke, Aktiengesellschaft, in Charlotten- burg. Auf der Tagesordnung der Gesellschaft steht der Antrag auf Be schlußfassung über die auf Grund des Standes der Gesellschaft zu treffen den Maßnahmen: Kapitalsherabsetznng, Beschaffung neuer Mittel durch Zuzahlung oder Herausgabe von Vorzugsaktien, eventuelle Liquidation des Unternehmens. *— Preisfestsetzung in der schweren Eisenindustrie. Nachdem der Stahlwerksverband die Verkaufspreise für Halbzeug für das dritte Quar tal unverändert gelassen, werden in der nächsten Zeit auch die Verbände, deren Notierungen von denen der Halbzeugpreise abhängig sind, di« Preise für das kommende Vierteljahr herausbringen. Wie die „Boss. Ztg." erfährt, werden sowohl das Walzdrahtsyndikat als auch die Vereinigung rbeinisch-westfälischen Bande: senwalzwerke die bisherigen Preise beibehalten. Auch die Vereinigung 'rheinisch-west fälischer Schweißeisenwerke hat angesichts der unveränderten Roh eisenpreise die Absicht, zu den augenblicklichen Preisen auch für das dritte Vierteljahr zu verkaufen. X Gewerkschaften Heldrnngen l und ll. Das erste Quartal 1909 zeigt gegen das Vorjahr eine wesentliche Besserung, indem ein Netto- überschutz von 101 528 „4k eHielt wurde, während das erste Quartal 1908 einen Verlust von 39 942 Rk ergab. Zur Untersuchung des Kalilagers wurde bei 710 Meter ein Querschlag angesetzt und eine Lagerstätte guter Kalisalze von 28 Meter horizontaler Mächtigkeit durchürtert. Der Lauaenzufluß hielt sich auf der gleichen Höhe von 95 Litern pro Minute. P Harpener Bergbau-Aktiengesellschaft in Dortmund. Auf Schacht f der neuen Harpener Zeche „L i k t 0 r i a" bei Luenen wurde nach Uebcr- windung großer Schwierigkeiten gestern ein Steinkohlengebirge bei 410 Meter Teufe erreicht. 8 Harkortschc Bergwerke und chemische Fabriken zu Schwelm und Harkorten, Aktiengesellschaft, zu Gotha. Die Goldproduktion der Gold bergwerke in Siebenbürgen betrug im Mai 111,639 Kx gegen 123,504 lex im April 1909 und 161^44 Icx im Mai 1908. Die Gesamtproduktion vom 1. Juli 1908 bis Ende Mai 1909 beträgt 1512,312 lcx gegen 1656,432 Kg im gleichen Zeitraum des Vorjahres. XX Siegen-Solinger Guftstahl-Zlktienverein in Solingen. Die wir hören, kommt für das am 30. Juni zu Ende gehende Geschäftsjahr 1908/09 keine Dividende zur Verteilung (i. V. 3 Proz.l. ! Königliche Petrolenmgesellschaft, Amsterdam. Tie Dividende wird 28 (27^) Proz. betragen. ! Die schottischen Stahlwerke ermäßigten den Preis für Stahlplattcn und Winkelstabl wiederum uiH 10 s per Tonne, aber nur wenn die Spe zifikation sofort erteilt wird? « In der Kohlenindustrie Englands droht ein Streik auszubrcchen, der für die gesamte industrielle Betätigung des Landes von unabsehbaren Folgen zu werden vermag. Am 1. Juli l. I. soll nämlich in den Kohlen zechen der achtstündige Arbeitstag eingeführt werden, eine Neuerung, der die Zechenbesitzer auf das heftigste Widerstreiten, wodurch naturgemäß die gesamte Arbeiterschaft in Aufregung versetzt worden ist. Es ist des halb auf den 17. Juni eine letzte gemeinsame Besprechung im West- minfter Palace Hotel in London anberaumt worden, die den Zweck haben soll, sämtliche in Betracht kommenden Verhältnisse nochmals zu erörtern und klarzustcllen, nm, wenn möglich, den Kampf zu vermeiden. Kommt es trotzdem zum Arbeiterausstande, so werden dadurch allein in Wales 800 900 Mann betroffen, und was das für die Industrie Großbritannien bedeuten will, kann man sich auSmalen. Der shrinaende Punkt der neuen Arbeitsvorschriften besagt, Vas, kein Arbeiter länger als acht Stunden in der Zeche tätig sein darf, wobei die Zeit des Ein- und AuSfabrenS eingerechnet wird. Die Zechenbesitzer machen demgegenüber geltend, datz das auf eine ganz erhebliche Beschränkung der Fördcriäiigkcit und aul eine nambaste Erhöhung der Betriebskosten hinauslaufen würde, denn die betreffende Bestimmung sage nicht, datz der Häuer volle acht Stunden vor Ort arbeiten solle, sondern er soll nur acht Stunden unter Tage festgehalten werden können, wodurch die Arbeitszeit zumeist auf 664 Stunden beschränkt werden würde. In diese 6Z4 Stunden fällt aber auch jegliche Arbeit, die behufs Revaraturen und Sicherung der Stollen und Klänge vorgcnommen werden mutz, so datz die Kohlengewinnung ganz erheblich vor- ringert wird. Nun hat bisher die Bestimmung belianden. datz die Leute kontraktlich 54 Stunden in der Woche unter Tage arbeiten, vier Tage zu se zehn Stunden und zwei Tage (Montag und Sonnabend» zu je sieben Stunden. Nach der neuen Be stimmung können aber die Arbeiter nur zur Verbringung von 18 Stunden unter Tage verhalten werden, so datz die Zechenbesitzer sechs Stunden in der Woche au Arbeitsleistung einbützen, während die Bezahlung der Leute die gleiche bleiben fall. Die Zechenbesitzer sind daher sest entschlossen, auf die neue ArbeitSbeltimmnng absolut nicht einzugchen, und die Beratungen de? 17. Juni müssen zeigen, welchen Verlauf die Sache nchmen wird. F Bom amerikanischen Eisen- und Staylmarkt meldet das Fachblatt .. I r 0 n Age": Die im Mai für Fertigmaterial gebückten Aufträge sind bedeutend, gewisse Anzeichen lassen aber ein natürliches Nachlassen der Bewegung erwarten, jedoch erbält sich das Vertrauen auf Zunahme des Verbrauchs. Die geringe Beachtung, die man der Tarisfrage schenkt, läßt erkennen, daß die möglichen Aenderungen bereits in Rechnung ge- zogen worden sind. Tas Geschäft in Roheisen war ruhiger; die Haupt käufer sind damit gut versorgt. Südliches Gießereieisen Nr. 2 wird zu 11(4 bis 11 Doll, auf sofortige Lieferung verkauft. Man berichtet über einen bedeutenden Kauf von Erz aus dem Leengebiet, bei einer gelegent lichen Preisermäßigung von ki Toll. Baumaterial iit niedrig und Schwankungen unterworfen; dagegen iit die Stimmung für Brücken baumaterial fester. Für Trabt erwartet man eine Preisbefferung um 2 Doll. Das Geschäft in Blechen ist schleppend bei häufigen Preis- Nachlässen.