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396 Stahl und Eisen. Aus dem Institut für MetaUhüttenwesen usw. 24. Jahrg. Nr. 7. Schwefelkies auf 500 g Sand) betrug, wurde keine nennenswerte Ausbeute erzielt. Die SO,- Entwicklung war kräftig, während in diesem Falle wenig SiO, verdampfte. Ein Parallel versuch hierzu mit Sand als Ofenfutter anstatt des Glases und im übrigen gleichen Verhält nissen hatte kein besseres Ergebnis. Das gleiche Schicksal erfuhr der Versuch, zunächst kleine Mengen Schwefelkies zu schmelzen und dann erst die berechnete Menge Quarz zuzusetzen. Um nun eine etwaige schädliche Wirkung des zuerst aus dem Schwefelkies abgespaltenen S-Atoms aufzuheben oder die Reduktion der SiO auch direkt zu unterstützen, wurden 1000 g Schwefelkies und 467 g Eisenspäne zusammen geschmolzen und dann die 500 g betragende Menge SiO, zugesetzt. Es konnte dann im ersten Stadium die Reaktion FeS-Fe=2FeS vor sich gehen und dann das Schwefeleisen im Überschuß auf die Kieselsäure einwirken. Die anfänglich sehr geringe Entwicklung von SO, ließ sich im Sinne dieser Gleichung deuten, erst auf Zusatz von SiO wurde sie stärker; bald aber begann auch die Kieselsäure wieder in solchen Mengen zu entweichen, daß ein allzu großer Verlust an letzterer zu befürchten war, und der Versuch abgebrochen werden mußte, da ohnehin die Schmelze einzufrieren drohte. Resultat: ein spröder Regulus von strahlig- weißem Bruch, 17 g schwer, mit nur 3,5 °/o Si und 0,05 °/° S. Bemerkt sei noch, daß der Versuch direkt auf den Magnesitsteinen, aus denen diesmal der Ofen gebaut war, vorgenommen j wurde, und daß es wegen der Strengflüssigkeit des ! Gemisches nicht gelingen wollte, den Licht bogen zwischen Kohle und Schmelze überspringen zu lassen. Nachdem so die Verhältnisse FeS: 2Si02, | FeS:SiO2, 2FeS:Si0, unter den verschieden- ■ sten Bedingungen der Apparatur und der Mög lichkeit der Schlackenbildung ohne Erfolg an gewandt waren, blieb noch die Frage offen, welchen Einfluß ein ausgesprochen basisches Medium auf die fragliche Reaktion ausüben würde, i Zu diesem Behufe wurden 120 g FeS,, 120 g SiO, und 150 g CaO (im stöchiometrischen Ver hältnis von FeS, - 2SiO, — 2 CaO — Über schuß von CaO) in einem kleinen Graphittiegel zuerst durch Lichtbogen, dann als Widerstand mit 180, bezw. 280 bis 300 Ampere erhitzt und lieferten 38 g eines Silizides mit 29,3 % Si und 0,2 °/o S. Die Reaktion ist jedoch nicht einwandfrei, da die Wandungen des Tiegels zer stört waren, also an der Umsetzung teilgenommen haben können. Eine Wiederholung des Ver suches im mit Kalk ausgefütterten Backstein ofen ergab dann auch nur 7 g Ausbeute. Endlich war noch zu ermitteln, ob mit Zu satz von Kohle überhaupt bessere Ausbeuten erhalten werden konnten: 2 Versuche mit je 450 g bezw. 230 g Beschickung wurden bei | durchschnittlich 100 Ampere und 30 Volt durch geführt und lieferten beide 14 g Silizid. Die erste Mischung war stöchiometrisch zusammen gesetzt: 2FeS 2 —FesO4 — 5 SiO, + 10 C, die zweite: FeS — SiO, — 2C. Das Produkt der letzten Mischung enthielt 7 % Si und 0,15 % S. In keinem der angeführten Fälle war es mög lich, die Versuche bis zum Verschwinden der SOg-Entwicklung durchzuführen, weil immer, wenn die Hauptmenge des Gases entbunden war, noch Reste in der Schmelze verblieben, die sich nicht vor dem Erfrieren der letzteren entfernen ließen. Die Ergebnisse aller dieser Versuche weisen darauf hin, daß das Ferrosilizium, welches beim Verschmelzen von Sulfiden mit Kieselsäure er halten wurde, nicht aus einer Umsetzung dieser beiden Stoffe stammt, sondern durch eine der folgenden Reaktionen entstanden ist: 1. Es wurde Kieselsäure durch Kohlenstoff reduziert und das hierbei entstandene Silizium trieb Schwefel aus Eisensulfid aus, indem sich ein Teil des Siliziums mit dem Schwefel zu einem flüchtigen Sulfide verband.* Hierauf deutet auch das zeitweilige massenhafte Auftreten flockiger Kieselsäure von genau derselben Form hin, wie sie beim Verbrennen von Siliziumsulfür- dämpfen an der Luft entstehen. 2. Selbstverständlich kann auch durch Oxy dation von Eisensulfiden an der Luft, deren Zu tritt zu den Schmelzöfen nicht gehindert war, Eisenoxydul entstanden sein, welches von der Kieselsäure verschlackt und dann elektrolytisch oder durch direkte Reduktion durch Kohlenstoff zu Silizid umgesetzt wurde. Gelegenheit zur Berührung mit Kohlenstoff war ja auch bei kohlenstoffreien Beschickungen durch die Elek troden selbst gegeben. Der langsame Verlauf der Reaktion, die ge ringen Ausbeuten an Ferrosilizium, welches stets noch geringe Mengen Eisensulfür enthielt, sowie die oben erwähnten Erscheinungen und ganz besonders auch die früheren Ermittlungen von Wüst und Schüller sprechen für den unter 1 angegebenen Verlauf der Umsetzung. * Vergl. Wüst und Schüller: „Einfluß von Si lizium und Kohlenstoff auf Schwefel im Eisen,“ »Stahl und Eisen« 1903 S. 1128.