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Bei den mit einem Bunsenbrenner unter gewöhnlichen Bedingungen erreichbaren Tempe raturen ist keine Einwirkung von Kieselsäure auf Schwefeleisen zu bemerken, und selbst als 250 g der ersteren mit 500 g Schwefelkies innig gemischt in einem Gasofen nach Seeger-Heinicke* fast 2 Stunden lang auf helle Rotglut erhitzt wurden, trat außer der Abröstung von FeS2 zu FeS nur ein Sintern der Masse ein. In allen übrigen Versuchen wurde daher teils Lichtbogen-, teils Widerstands-Erhitzung durch den elektri schen Strom angewandt. Das Ausgangsmaterial war durchgehends Quarz (Seesand) und ein fein gemahlener Schwefelkies von hoher Reinheit; der letztere kann, da er schon bei geringer Temperatursteigerung in Schwefel und Einfach- schwefeleisen zerfällt, als solches in Rechnung gezogen werden. Schon die ersten Versuche wiesen auf die auch anderwärts** häufig beobachtete Tatsache hin, daß Kieselsäure außerordentlich leicht ver dampft. Es schien also, da ein Versuch, zu dem FeS und SiO2 im einfachen molekularen Verhältnis angewandt waren, zu keinem be friedigenden Ergebnis geführt hatte, ein Über schuß an SiO2 geraten zu sein, um die in dicken Flocken umherfliegende Substanz zu er setzen. In einem kleinen Ofen mit schrägstehen den Kohlen, System Ducretet und Lejeune,*** wurden 300 g einer im Verhältnis FeS 2 : 2Si0, zusammengesetzten Mischung 50 Minuten lang der Einwirkung des Lichtbogens ausgesetzt; der Strom ging unterdes von 90 auf 50 Ampere zurück, während die Spannung von 25 auf 50 Volt stieg. Die starke Änderung der Stromwerte beruht darauf, daß die anfangs erweichende Masse gegen Ende immer starrer wird und schließlich die zuerst vorhandene teilweise Widerstandserhitzung unmöglich macht. Es zeigte sich starke SO 2 -Ent wicklung, geringe Ausbeute in Gestalt feiner Kugeln, die durch die Masse zerstreut waren. Die Analyse ergab 20,6 °/o Si, jedoch auch einen beträchtlichen Schwefelgehalt von schätzungs weise mehreren Prozent. Als derselbe Versuch in einem anderen Ofen mit nach Möglichkeit abgedichtetem Reaktionsraum + wiederholt wurde, entstand ein Regulus mit nur 5,6 % Si und 32,2 % S. Die übermäßige Verdampfung der | SiO, war hier zwar verhindert, jedoch auch das Entweichen der SO 2 erschwert. Mit großem Überschuß von Kieselsäure wurde dann noch in dem zuerst genannten Ofen ein Versuch angestellt, indem zunächst ein Sumpf aus zerstoßenem Flaschenglase eingeschmolzen * Borchers: „Das neue Institut für Metallhütten wesen und Elektrometallurgie au der Königlichen Tech nischen Hochschule zu Aachen“ S. 36 u. 37. ** z. B. Osann: „Stahl u.Eisen“ 1903 Nr.23 S. 870. *** Borchers a. a. 0. S. 46 Figur 60. + Borchers a. a. 0. S. 46 Figur 59. und dieser mit 80 g der obengenannten Mischung beschickt wurde. Trotz einstündiger Einwirkung des Stromes war nur eine Verschlackung des Eisens zu bemerken; in den beiden letzten Fällen waren die Stromverhältnisse dieselben wie im ersten. Vielleicht ließ sich nun mit größeren Massen und bei stärkerer Energiezufuhr, wie sie das ueue Institut ermöglichte, der beabsichtigte Um satz erzielen. Ein mit Sand ausgestampfter Ofen (die zu diesem und den folgenden Ver suchen angewandten Öfen waren aus feuerfesten Steinen in den verschiedensten Formen gebaut; die Elektroden konnten in jeder beliebigen Lage eingeführt werden) wurde 50 Minuten lang mit 300 bis 400 Ampere bei 65 bis 50 Volt be schickt und während der ersten 25 Minuten eine Mischung von 800 g Eisenkies mit 900 g Sand hineingegeben. Das Gemisch kam auch bei den höchsten Temperaturen nicht über eine etwa sirupartige Konsistenz hinaus, und nach dem Erkalten ließen sich 105 g eines Regulus und kleiner Kügelchen daraus isolieren, die im Durchschnitt 7,3 % Si und 3 % S enthielten. Daneben fanden sich geschmolzene Teilchen von Schwefeleisen, während die Hauptmasse zu einer hellgrauen, faserig-kristallinischen Schlacke er starrt war, die im Innern kristallisiertes Schwefeleisen enthielt. Ein ähnlicher Versuch wurde mit 500 g Schwefelkies und 700 g Sand in einem Schacht von quadratischem Querschnitt ausgeführt; der selbe war so mit Sand ausgefüttert, daß das Innere einen pyramidenähnlichen Hohlraum bil dete, und derart zugedeckt, daß außer einer kleinen Beschickungsöffnung nur je ein kleiner Spielraum zur schrägen Einführung der Elek troden frei blieb. Der Ofen wurde mit 300 Ampere vorgewärmt, dann während 25 Minuten beschickt und erhielt während weiterer 45 Minuten durchschnittlich 400 Ampere bei 50 Volt. Etwa 10 Minuten nach vollendeter Be schickung begannen aus allen Fugen des Ofens dicke schwammartige Gebilde von SiOz hervor zuquellen und den ganzen Arbeitsraum mit großen Flocken dieser später identifizierten Substanz zu erfüllen, welche die Bedienung des Ofens schon zu erschweren drohte. Dabei be trug die ganze Ausbeute 20 g, wiederum in Form eines Regulus und mehrerer Körnchen, die 6 % Si, dagegen nur 0,5 °/o S enthielten. Auch der oben erwähnte Versuch, unter vorher eingeschmolzenem Glase zu arbeiten, wurde in diesem größeren Maßstabe wiederholt, jedoch ohne Erfolg. Die Absicht war dabei, nach der Heroultschen Arbeitsweise unter dem Schutze der Schlackendecke die erwartete Umsetzung eventuell unter Mitwirkung der Elektrolyse her beizuführen. Obgleich das molekulare Verhält nis der Mischung jetzt FeS 2 : SiO, (etwa 1000 g