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1178 Stahl und Eisen. Vierteljahrs - Marktberichte. 23. Jahrg. Nr. 20. gab dem Markt am Schlüsse des Berichtsquartals ein festes Gepräge. Kohlen. Der Kohlenabsatz entsprach unter dem ungünstigen Einfluß mannigfacher Störungen im An fang des Vierteljahrs nicht den Erwartungen. Durch die Hochwasserkatastrophe waren im Eisenbahnbetriebe des In- und Auslandes erhebliche und lang andauernde Unterbrechungen hervorgerufen worden, so daß die Gruben zu umfangreichen Betriebseinschränkungen schreiten mußten, um über die Schwierigkeiten in den Absatzverhältnissen hinwegzukommen. Nachdem das Hochwasser zurückgetreten war, zeigten sich in der Oder so stark versandete Stellen, daß die Kähne schwer oder gar nicht vorwärts kommen konnten. Demzufolge fehlte es häufig an Kahnraum, weshalb die Wasserverfrachtungen unter großen Schwierigkeiten zu leiden hatten. Unter gleichen Störungen litt der Export nach Österreich und nach Russisch-Polen. Im August konnte die Wasserverladung in vollem Umfange aufgenommen werden, was auch zur Besse rung des Grobkohlenabsatzes beitrug. Nur in dem zweiten Drittel des August war der Oderumschlag in Kosel wegen Hochwassers nochmals für kurze Zeit unterbrochen. Industriekohlen wurden andauernd gut gefragt, was der besseren Beschäftigung der Betriebe der Eisenindustrie, der Ziegeleien und Kalkbrennereien zuzuschreiben war. Da auch die Staatsbahn ihre Vor räte an Betriebskohlen komplettierte, um die Fahr zeuge später für den Rüben- und Kartoffelversand frei zu haben, die Händler große Mengen Hausbrandkohlen bezogen und auch die kleinen Verbraucher zur Ein deckung ihres Winterbedarfs zu Sommerpreisen schritten, so war im späteren Verlauf des Quartals der Absatz in allen Sorten außerordentlich befriedigend. Ende September flaute der Markt, wie stets um diese Zeit, etwas ab. Der Versand zur Hauptbahn betrug im III. Vierteljahr 1903 .... 4 746 800 t „ II. „ 1903 .... 3855470 t „ III. „ 1902 .... 4 665 690 t vermehrte sich demnach im Berichtsvierteljahr um ,23,12 °/o gegenüber dem Vorquartal und um 1,74 °/o gegenüber dem gleichen Quartal des Vorjahres. Die Lage auf dem Koks markt hat sich ge bessert, weil die polnischen Hochofenwerke mit um fangreicheren Bestellungen hervortraten. Die Bestände haben infolgedessen eine Verminderung aufzuweisen. Erzmarkt. Der Erzmarkt erfuhr im Berichts vierteljahre, in welchem die Hochofenwerke ihren Winterbedarf einzndecken pflegen, die übliche Be lebung. Namhafte Quantitäten hochprozentiger Erze wurden aus Schweden, Ungarn und Südrußland ein geführt zu Preisen, welche den vorjährigen etwa gleichkommen, da es sich hauptsächlich um die Ab wicklung älterer Schlüsse handelt. Neue Abschlüsse wurden infolge des starken Angebots südrussischer Erze zu billigeren Preisen getätigt. Brauneisenerze aus dem Tarnowitzer Revier kamen in verhältnismäßig beschränktem Umfange zur Verfrachtung, weil sie sich ihres geringen Eisengehaltes und der in diesem Jahre besonders großen Feuchtigkeit wegen zu teuer stellten. Roheisen. Das Roheisengeschäft nahm einen normalen Verlauf. Puddel- und Stahlroheisen wurde von den Werken des Reviers in größerem Umfange als im Vorquartal abgerufen und auch der Absatz von Gießereiroheisen ließ sich in Schlesien sowohl als auch in den entfernteren Gebieten zu bisherigen Preisen steigern. Die Bestände erfuhren eine geringe Abnahme. St ab eisen. Die Beschäftigung der Stabeisen walzwerke hat erfreulicherweise zugenommen. Leider ließen sich aber die Preise unter dem Drucke billiger Angebote westlicher und mitteldeutscher Werke nicht aufbessern. Die Stabeisenwalzwerke arbeiteten des halb weiter mit Verlust. Gut beschäftigt waren, wie seit längerer Zeit, die Feinstrecken, doch hat sich auch die Arbeit für die Grob- und Mittelstrecken ver mehrt. Die Universalstrecken verfügten zwar über eine etwas vermehrte Arbeitsmenge, jedoch reichte diese bei weitem nicht aus, um die Leistungsfähigkeit der Strecken voll auszunutzen. Auch für Universal eisen bewegten sich die Preise unter den Gestehungs kosten. Draht. Das Geschäft in Draht und Drahtwaren änderte sich gegenüber dem Vorquartal nur wenig. Eine geringe Besserung brachte das Herbstgeschäft, freilich bei etwas abgeschwächten Preisen. Grobblech. Das Geschäft hat sich auch im abgelaufenen Vierteljahr nicht gebessert; sowohl be züglich des Beschäftigungsgrades als auch der Ver kaufspreise ist die Lage eine äußerst gedrückte. Feinblech. Der Bedarf an Handels-Feinblechen im Inlande läßt noch immer sehr zu wünschen übrig; die Verkaufspreise sind schon aus diesem Grunde im Inlande sehr niedrig und werden durch den Wett bewerb der dem Feinblechverbande nicht angehörigen deutschen Feinblech-Walzwerke noch weiter auf ein Niveau gedrückt, welches eine Rentabilität für den Fabrikanten in den meisten Fällen ausschließt. Es müssen durch den genannten Verband sehr bedeutende Posten, bis zu 40 °/o der gesamten Erzeugung der im Verbände vereinigten Werke, exportiert werden, um diese Werke wenigstens einigermaßen beschäftigen zu können. Diese exportierten Feinbleche müssen, der freien internationalen Konkurrenz im Auslande wegen, zu Preisen verkauft werden, die erheblich unter den Selbstkosten liegen. Die Ausfuhr von Dachblechen nach Rußland hat fast ganz aufgehört, da die in Rußland in den letzten Jahren neugebauten Eisenwerke den Bedarf in Rußland in Dachblechen decken und der russische Eingangszoll für Feinbleche geradezu prohibitiv wirkt. Nach den unteren Donau ländern ist die Ausfuhr infolge der schlechteren Mais ernte und der politischen Wirren wegen ebenfalls ge ringer als in früheren Jahren. In Qualitäts-Fein blechen war das Geschäft quantitativ zwar einiger maßen befriedigend, doch ließen die Preise infolge der starken Konkurrenz sehr zu wünschen übrig. Eisenbahnmaterial. Neue Ausschreibungen fanden in der Berichtszeit nicht statt und waren die Werke mit Aufarbeitung der ihnen in der Vorzeit überwiesenen, leider unzureichenden Aufträge be schäftigt. EisengießereienundMaschinenfabriken. Die Eisengießereien und Maschinenfabriken verfügten durchweg über ausreichende Arbeit und erzielten für ihre Erzeugnisse zwar etwas höhere, aber immer noch keine gewinnbringenden Preise. Der oberschlesische Stahlformgußverband ist bis jetzt nicht ins Leben ge treten, da eine Einigung mit den westlichen Werken bisher nicht zu erzielen war. Die Verhandlungen sollen demnächst wieder aufgenommen werden. Preise: Roheisen ab Werk: «f.d.Tonne Giefsereiroheisen 55 bis 61 Hämatit 70 „ 78 Qualitäts-Puddelroheisen .... — 55 Qualitäts-Siemens-Martinroheisen . — 58 Gewalztes Eisen, Grundpreis durchschnittlich ab Werk: Stabeisen 105 „ 125 Kesselbleche 140 „ 150 Flufseisenbleche 120 „ 130 Dünne Bleche 130 „ 140 Stahldräht 5,3 mm — 120 Gleiwitz, den 7. Oktober 1903. Eisenhütte Oberschlesien.