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1080 Stahl und Eisen. Mitteilungen aus dem Eisenhüttenmännischen Institut usw. 23. Jahrg. Nr. 19. Satzes, welches in der Gattierung sich befand, infolge Setzens direkt auf den Koks wahrscheinlich verhältnismäfsig mehr geschmolzen • ist, als die übrigen Bestandteile der Gattierung. Der Schwefelgehalt ist, abgesehen von Ofen I und III ohne Vorherd, nur geringen Schwankungen unterworfen. Bei diesen Öfen wurden die Proben sofort nach Beginn des Schmelzens entnommen. Das erste Eisen hatte reichlichere Gelegenheit, Schwefel aus dem Füllkoks aufzunehmen, als die nachfolgenden Abstiche. Namentlich Ofen Nr. III ohne Vorherd zeigte die Abnahme des Schwefels mit der Dauer des Schmelzens sehr deutlich, trotzdem dem Füllkoks Kalkstein zugeschlagen war. Aus Vorstehendem dürfte hervorgehen, dafs die Ansicht des Hrn. Grau über die Schädlich keit des Vorherdes unhaltbar ist. Die Versuche beweisen zur Genüge, dafs das flüssige Eisen sich im Vorherd mischt, und derselbe die in dieser Be ziehung auf ihn gesetzten Erwartungen in vollem Umfange erfüllt. Besteht die Gattierung beim Ofen ohne Vor herd aus Roheisen verschiedener Schmelzbarkeit, und erfolgt das Setzen nicht sachgemäfs, so können Abstiche erfolgen, die verschiedenartig zu sammengesetztes Eisen enthalten. Würden die Abstiche direkt zu kleinen Stücken vergossen, so kann es wohl vorkommen, dafs die Gufsstücke nicht die gewünschte Zusammensetzung besitzen. Sammelt man dagegen die einzelnen Abstiche in einer grofsen Pfanne zum Gusse eines grofsen Stückes, so findet in der Pfanne ein Ausgleich statt, obgleich dies nicht in allen Fällen zutreffen wird. Um hierüber Aufschlüsse zu erhalten, habe ich verschiedene Gufsstücke, welche zum Teil aus Ofen Nr. II und III ohne Vorherd unter Zuhilfe nahme einer grofsen Pfanne gegossen waren, an drei verschiedenen Stellen untersucht. Die Gufs stücke hatten sämtlich dieselbe zylindrische Form und ein Nettogewicht von 5000 kg. Die Untersuchung lieferte die in der nach stehenden Tabelle zusammengestellten Ergebnisse. Die Resultate sind ganz auffallend. Die Ge halte an Silizium schwanken an den verschiedenen Stellen nur wenig; dasselbe kann mit geringen Ausnahmen bezüglich des Phosphors gesagt wer den. Die Entmischungserscheinungen erstrecken sich hauptsächlich auf den Schwefel und zum Teil auch auf das Mangan. Bei denjenigen Stücken, bei welchen sich keine grofsen Unterschiede im Gehalt an Schwefel finden, ist das Mangan ebenfalls ziemlich gleich- mäfsig verteilt (Nr. 1, 3, 5, 6 und 8), dagegen zeigen die Gufsstücke mit verschiedenem Schwefel gehalt auch verschiedene Mangangehalte, und finden sich die hohen Gehalte an Schwefel und Mangan zusammen an derselben Stelle des Stückes (2, 4, 7, 9 und 10). Der Gufs erfolgte steigend; es hat also wahrscheinlich schon in der Pfanne während des Ansammelns des Eisens die Entmischung begonnen. Das Mangan in Verbin dung mit dem Schwefel als Schwefelmangan ist als unlöslicher, spezifisch leichterer Körper im Eisenbade emporgestiegen und dadurch die Un- gleichmäfsigkeit der Zusammensetzung verursacht worden. Beim steigenden Gufs kommen die oberen Schichten des Eisens in der Pfanne auch in die oberen Teile der Gufsform, weshalb sich in den oberen und mittleren Teilen des Gufsstückes durchweg die höheren Gehalte an Mangan und Schwefel finden. SI °lo Mn % p 0/0 s °/o ( Oben 1,71 0,68 0,480 0,112 1.1 Mitten 1,72 0,65 0,467 0,110 I Unten 1,71 0,65 0,475 0,077 ( Oben 1,49 0,69 0,422 0,212 2. ' Mitten 1,47 0,68 0,421 0,208 | Unten 1,49 0,54 0,435 0,111 ( Oben 1,44 0,50 0,437 0,094 3. ] Mitten 1,42 0,51 0,455 0,086 ( Unten 1,43 0,50 0,437 0,078 ( Oben 0,96 0,76 0,439 0,210 4. < Mitten 0,96 0,71 0,450 0,174 ( Unten 0,97 0,57 0,464 0,100 ( Oben 1,07 0,59 0,408 0,094 5. < Mitten 1,07 0,59 0,412 0,095 ( Unten 1,08 0,57 0,419 0,079 ( Oben 0,99 0,71 0,56 0,110 6. Mitten 0,97 0,71 0,48 0,117 | Unten 1,17 0,71 0,49 0,099 ( Oben 1,40 0,74 0,47 0,121 7. ! Mitten 1,33 0,82 0,58 0,115 I Unten 1,24 0,71 0,48 0,108 ( Oben 1,02 0,53 0,411 0,108 8. ■ Mitten 1,00 0,52 0,411 0,112 | Unten 1,04 0,53 0,419 0,104 ( Oben 1,51 0,99 0,535 0,295 9. : Mitten 1,51 1,01 0,545 0,311 ( Unten 1,51 0,86 0,571 0,175 ( Oben 1,51 0,79 0,579 0,210 10.; Mitten 1,46 0,89 0,535 0,304 ( Unten 1,43 0,73 0,569 0,162 Bei den Gufsstücken, welche gleichmäfsige Zu sammensetzung aufweisen, hat die Entmischung jedenfalls in der Pfanne schon ihr Ende erreicht, und das Schwefelmangan ist zum grofsen Teil in die Schlacke gegangen. Sämtliche Proben mit gleichmäfsigem Schwefelgehalt zeigen niedrige Mangangehalte, ein Anzeichen dafür, dafs das Mangan zum Teil in die Schlacke eingetreten ist, da die Mischungen, aus welchen das Material gegossen, bezüglich des Mangangehalts durchaus gleichmäfsig waren. Ob nun die Reinigung des Materials von Schwefel mittels Mangan durch längeres Stehen der Pfanne oder durch höhere Temperatur des flüssigen Eisens bewirkt wurde, liefs sich im vorliegenden Falle nicht mehr ent scheiden.