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DRESDNER O PHILHARMONIE Während der Dresdner Zeit, zumindest zeit weilig dem Getöse der Welt entronnen und nur durch wenige Reisen unterbrochen, einge sponnen im eigenen Schaffen, entstanden ei nige Werke von Bedeutung. In aller Stille ar beitete Rachmaninow an einer Sinfonie, kam aber nicht recht voran und probierte sich vor läufig an einer Klaviersonate aus. Es sollte sei ne erste werden, ein sehr langes, gewaltiges Werk, der „Faust“-Thematik verpflichtet. Diese Komposition versprach Erfolg bei einem priva ten Vorspiel vor seinen Freunden in Moskau. Nun aber sollte auch seine Sinfonie fertig wer den. Nach der Geburt einer Tochter im Juni 1907 fand er Gelegenheit dazu und orche strierte sie bis in den Winter hinein. Am 26. Januar 1908 dirigierte er die Uraufführung seiner 2. Sinfonie in St. Petersburg. Anders als die zwölf Jahre früher entstandene 1. Sinfonie fand die Zweite eine positive Reso nanz. Rachmaninows damaliger Versuch, Fes seln der Tradition abzuschütteln, neue Wege zu beschreiten, waren erbärmlich gescheitert und hatten sein ganzes Wesen verändert. Nie wieder wollte er so beschimpft werden wie seinerzeit, als man meinte, seine 1. Sinfonie wäre „modernistisch, banal, armselig in seiner thematischen Erfindung und krankhaft pervers in seiner Harmonik“. Diese Kritik hatte sich - man beachte es - gegen den „Modernismus“ gerichtet, nicht etwa gegen irgendwelche kon servativen oder gar eklektizistischen Elemente! Wir wissen, wie sehr den Komponisten dies krank gemacht hatte, wie er in Depressionen verfiel, aus denen er nur schwer herauskam. Die unbeschwerten Dresdner Jahre sollten sei ne glücklichste Zeit werden, kompositorisch fruchtbar. Und sie gaben ihm neuen Mut. So ist diese 2. Sinfonie, wie bereits vorher das 2. Klavierkonzert, ein Werk der Entscheidung und der Selbstfindung. Beide Werke machten | Aufführungsdauer: ' ca. 50 Minuten An größeren Werken komponierte Rach maninow in Dresden i neben der 1. Klavier sonate, der 2. Sinfonie noch ein Operntorso „Monna Vanna" (nach Maeterlinck) und die sinfonische Dichtung „Die Toteninsel" op. 29 nach dem gleich namigen Gemälde von Arnold Böcklin, also 1 längst bevor Reger sich , diesem Thema in der sogenannten „Böcklin- Suite" (1913) zuwandte. Und schließlich begann er dort auch sein 3. Klavierkonzert, mit dem er seine erste Amerika-Tournee (Herbst 1909) einleiten wollte.