Zwischen 1922 und 1928 kam Rachmani now fast jährlich nach Dresden. Seine älteste Tochter heiratete hier. Er besuchte mehrfach Familienmitglieder, kurte auf dem „Weißen Hirsch" und musizierte 1928 auch mit den Philharmonikern. der spätromantischen Farbigkeit des Orchesters, von schwärmerischer Lyrik und kraftvollem Pathos, von vielen melodischen Einfällen und deren mannigfaltigen Figurationen. Sie sind von pianistischer Eleganz und Brillanz und stark verinnerlichtem Ausdruck. Nach einer erfolgreichen Auslandstournee I (1899) als Pianist war Rachmaninows komposi- ’ torische Schöpferkraft allmählich zurückge kehrt, sein Schaffensmut wieder erwacht. Es entstanden mehrere Werke, darunter 1900/01 sein 2. Klavierkonzert c-Moll op. 18. Inzwi schen war Rachmaninow ständiger Dirigent am Moskauer Bolschoi-Theater geworden und trat auch als Konzertdirigent erfolgreich hervor. Doch offensichtliche Querelen ließen ihn nicht glücklich werden, und so kündigte er seine Verträge. Im November 1906 ging er ins Ausland und ließ sich zusammen mit seiner Familie für drei Jahre in Dresden nieder. Er be zog ein Haus in der Sidonienstraße, das ihm all das bieten konnte, was er gesucht hatte, vor al lem Ruhe. „Wir leben hier still und bescheiden“, schrieb Rachmaninow an einen Freund, „wir se hen niemand, wir kennen niemand, und wir ge hen nirgends hin ... Ich arbeite viel und fühle mich wohl.“ Diese Zeit sollte für ihn eine fruchtbare Schaffensperiode werden und Dres den ein liebgewordener Ort bleiben, in den er auch später mehrfach zurückgekommen ist. 1909 kehrte er nach Moskau zurück und leitete dort die Kaiserlichen Sinfoniker (1911 - 1914). Die russische Revolution vertrieb ihn. Er, der ohnehin als Virtuose häufig im Ausland weilte, verlor seine Heimat nun endgültig. Über Kopenhagen, Stockholm und Oslo kam er im November 1918 nach New York. Und von dort aus begann er sogleich, seine große pianistische Karriere fortzusetzen. In den USA erwarb er so gar noch kurz vor seinem Tode die amerikani sche Staatsbürgerschaft, die er selbst niemals beantragt hatte, denn er wollte Russe bleiben,