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im Gießereibetrieb und werde im späteren ver suchen, an einem praktischen Beispiel diesen Punkt näher zu untersuchen. Wie leicht verständlich ist, haben viele Gießereien mit der Einführung von Preßluft in ihren Betrieben und nicht ohne Grund gezögert, besonders bezüglich der Preßluftstampfer. Wohl in keinem Zweig der Eisenindustrie ist man heute noch im gleichen Maße von der gewissen haften Handarbeit des Arbeiters abhängig wie in den Gießereien von der des Formers, und nirgends ist diese Abhängigkeit fühlbarer als dort, wo die Arbeiterorganisation eine straffe ist, wo jede Neuerung, jede Aenderung irgend welcher Art im Werkstattbetrieb mit Mißtrauen betrachtet und aufgenommen wird. Verantwort liche Leiter von Gießereien, welche gewöhnt sind, im steten Kampf mit ihren Formern zu liegen, welche bei Festsetzung von Stückakkorden unberechtigten Ansprüchen sich gegenübergestellt sehen, Anforderungen, auf deren Erfüllung die durch ihre Organisation gestützten Arbeiter unter Androhung von Repressalien bestehen, werden sicher gerade diesen Punkt in den Vor dergrund ihrer Erwägung stellen, bevor sie sich zu dem mit immerhin erheblichen Anschaffungs kosten verbundenen neuen Betriebsmittel ent schließen können. Anderseits möchte ich nicht unerwähnt lassen, daß Former, welche einmal begriffen haben, daß das Preßluftwerkzeug ihnen die beschwerlichste, ermüdendste Arbeit abnimmt, nicht mehr darauf verzichten wollen und schließ lich auch einsehen müssen, daß ein Abzug von den alten Akkordsätzen berechtigt ist. Kleinstück gießereien und solche Gießereien, welche sehr komplizierte Gußstücke herstellen, Gußstücke, bei deren Herstellung die Arbeit des Aufstampfens im Verhältnis zur übrigen Formarbeit eine geringe ist und nicht flott vonstatten gehen kann, weil die Form allerorts armiert werden muß, derart arbei tende Gießereien werden wenigerleicht einen Nutzen aus der Preßluft ziehen als Großgießereien, wo große Sandmengen aufgestampft werden müssen. Ich verweise an dieser Stelle auf eine Ar beit von Dipl.-Ing. Dr. A. Lang in Frankfurt a. Main, betitelt „Die wirtschaftliche Bedeutung der Preßluftwerkzeuge“, welche in der „Zeit schrift des Vereines deutscher Ingenieure“ 1907 Heft Nr. 29 erschienen ist. Der Betrachtung zugrunde gelegt ist eine kleinere Kompressoren anlage von 3,3 cbm minütlicher Saugleistung bei normaler Umdrehungszahl, welche zur Be tätigung einer Anzahl Meißelhämmer, Niethämmer und einer Nietmaschine dient. Dr. Lang nimmt eine gewisse prozentuale Ausnutzung des Kom pressors an und errechnet nach erfahrungsge mäßer Festsetzung der für diese Ausnutzung notwendigen Werkzeuge die jährliche Amorti sationssumme der gesamten Anlage als eine Konstante a, welche auf die Anzahl der Be nutzungstage verteilt werden muß. Nach Fest stellung der auf den Arbeitstag und für die an genommene Tagesleistung entfallenden Kosten b, bestehend aus Löhnen für Nieter, Gegenhalter, Nietenwärmer, Bedienung der Nietmaschine und der Meißelhämmer, Verbrauch von Druckluft, Betriebs- und Unterhaltungskosten, ergibt die Gleichung: a Y=xtb in welcher x die Anzahl der Tage bedeutet, während welcher die Anlage f. d. Jahr im Be trieb ist, die für diese Ausnutzung entfallenden Gesamtkosten f. d. Arbeitstag. Die sämtlichen Werte 500- ! JOO- ha/be ^usnuf^uoy des Kompressors Tägeskosfen für Handbefneb I nanaberneb , | Ta^eshosren fu J Maschinenbefr/t Masch/nenberr/eb JOOTage Mark. 600- von y errechnet für alle Werte x also bis zu 300 Arbeitstagen in ein recht winkliges Koordinatensystem übertragen (siehe Abbild. 11), ergeben die Kurve der täglichen Kosten für Maschinen betrieb bezw. Preßluftbetrieb. Die für die gleiche Tagesleistung errechneten Kosten bei Handbetrieb in das Renta bilitätsdiagramm übertragen, ergeben eine gerade Linie parallel zur Abszissen- Abbildung 11. Rentabilitätsdiagramm. achse. Der Schnittpunkt der beiden Kurven zeigt die Anzahl der Arbeitstage bezw. Ausnutzungs tage x an, bei deren Ueberschreitung die Renta bilität der Anlage gegenüber dem Handbetrieb zunehmend von Vorteil ist oder umgekehrt bei Unterschreitung dieser Zahl; außerdem zeigt uns das Diagramm die Erparnis für den Arbeits tag in jedem einzelnen Fall. Es ist mir nicht gelungen, Unterlagen her beizuschaffen, um auf diesem einfachen und klaren Wege eine Rentabilitätsberechnung für die Ver wendung der Preßluft im Gießereibetrieb auf stellen zu können und zwar, weil die Erfahrungen hier im genügenden Maße nicht vorliegen, auch, soweit sie vorliegen, nicht gern bekanntgegeben werden, und besonders, weil die Eigenart und Vielseitigkeit des Gießereibetriebes eine allgemein gehaltene Betrachtung und Rechnung beinahe unmöglich macht. Mit Rücksicht darauf, daß eine Arbeitsteilung in der Formerei selbst für die verschiedenen Vorgänge des Formens nicht durchgeführt werden kann, wenigstens soweit es sich um Gießereien handelt, die sich nicht mit Spezialitäten befassen, sondern mit der Her stellung von Maschinenguß, ist es z. B. schon schwierig, eine Ersparnis an Löhnen durch das