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liehen Schmelzpunkt, sondern gehen über alle Zwischenstufen der Viskosität mehr oder weniger schnell vom festen in den flüssigen Zustand über. Der „Kegelschmelzpunkt“ stellt nur ein will kürlich gewähltes Stadium der Erweichung vor, das natürlich je nach der Dauer der Hitzeein wirkung bei verschiedenen Temperaturen eintritt. Da die bis zum völligen Schmelzen zunehmende Erweichung solcher Gemenge meist auf allmäh licher Auflösung der schwerer schmelzbaren Be standteile in den zuerst schmelzenden beruht, so wird im allgemeinen der Kegelschmelzpunkt bei sehr lange andauerndem Erhitzen, d. h. also bei sehr langsamem Temperaturanstieg, niedriger liegen als bei schneller Erhitzung, da ein größerer Zeitraum zur gegenseitigen Lösung der Bestand teile zur Verfügung steht. Es ist ferner zu be achten, daß die Segerkegel und analog zusammengesetzte Massen relativ lang sam in den dünnflüssigen Zustand über gehen, also eine sehr allmähliche Visko sitätsabnahme zeigen; ein Kegel aus einer solchen Masse würde daher bei sehr schneller Erhitzung zu spät um gehen, d. h. die Temperatur, bei der er unter normalen Verhältnissen allmählich umsinken würde, wird in diesem Falle schon überschritten sein, noch ehe er Zeit gehabt hat, ganz umzusinken. Um solche Abweichungen zu vermeiden, wurde eine stets annähernd gleichblei bende Erhitzungsgeschwindigkeit ein gehalten, und zwar in der Weise, daß je zwei aufeinanderfolgende Nummern der Vergleichskegel in Abständen von 4 bis 5 Minuten umgingen. Es hat sich nämlich gezeigt, daß bei der genannten Geschwin digkeit der Temperatursteigerung ein gleich mäßiges und normales Umgehen stattfindet. Ich möchte nochmals betonen, daß bei den unter suchten Kalktonerdesilikatmischungen, wie bei allen derartigen Massen, die Kegelschmelzpunkte durchaus nicht immer proportional derjenigen Temperatur sind, bei der vollständige Dünnflüssig keit der betr. Massen eintritt. Während manche Massen bei einer nur wenig oberhalb des Kegel schmelzpunktes liegenden Temperatur schon ganz dünnflüssig sind, erreichen andere dieses Stadium der Konsistenz erst, wenn sie 100° und mehr über ihren Kegelschmelzpunkt hinaus erhitzt werden. Auf nähere Untersuchung dieser verwickelten Verhältnisse wurde vorläufig nicht näher ein gegangen. * Von Boudouard** wurde ebenfalls der Kegel schmelzpunkt als Maßstab für die Schmelzbarkeit * lieber die Abhängigkeit der Viskosität in Silikat- schmelzen von ihrer chemischen Zusammensetzung er schien kürzlich eine Untersuchung von E. Greiner, Dies., Jena 1907. ** In oben genannter Arbeit. gewählt, und zwar führte er die Bestimmungen bis zu einer Temperatur von S-K 16 (etwa 1460°) in einem Fletscherofen aus, während er für noch höhere Temperaturen einen Devilieschen Gebläse ofen verwendete; in letzterem ist natürlich der Temperaturanstieg ein verhältnismäßig sehr schneller. Als Ausgangsmaterialien wählte ich reinen gefällten, kohlensauren Kalk, gemahlenen Quarz sand mit 99,6 o/o Kieselsäure und gemahlene Ton erde von der für die Aluminiumgewinnung er forderlichen Reinheit. Die bei 120° getrockneten Materialien werden abgewogen, mit Wasser zu einem dünnen Brei angerührt, mehrere Male durch ein feines Sieb durchgeschlagen, zur Trockne gedampft und hierauf mit Stärkekleister zu kleinen Kegeln in Form der Segerkegel geformt. Auf eine nähere Besprechung der Schmelz barkeit von Mischungen aus je zwei der in Frage kommenden Komponenten, also Kalk-Kieselsäure, Tonerde-Kieselsäure und Kalk-Tonerde soll hier nicht eingegangen werden, da für den Eisen hüttenbetrieb nur die Mischungen aller drei Be standteile, die Kalktonerdesilikate, von Interesse sind. Bei Herstellung der zu untersuchenden Mischungen ging ich von folgenden Gesichts punkten aus: Es wurden vier V ersuchsreihen an gestellt; in jeder derselben war das Molekular verhältnis von Tonerde zu Kieselsäure konstant, nämlich 1:1, 1 : 2, 1 : 3 und 1 : 4, während die zugesetzten Kalkmengen von 0,1 bis zu 12 Mole külen Ca O auf 1 Mol. des reinen Tonerdesilikates zunahmen. Die Resultate waren folgende: 1. Versuchsreihe. AL Oa • SiO: -0,1—12 CaO. Es tritt ein fast bei Z-Kegel 26 (etwa 1550°) liegendes Schmelzpunktsmaximum auf bei einer Mischung von der Zusammensetzung Al-a Os • Si Os • 2 Ca O. Demgemäß existieren zwei Minima, und zwar bei Z-Kegel 9 bis 10 (etwa 1340°), bei der Zusammensetzung Als O3 ■ Si Os • Ca O und bei Z-Kegel 11 (etwa 1360°) der Zusammensetzung Abbildung 1. Schmelzpunkte der in den Versuchs reihen I bis III geprüften Kalktonerdesilikate. I.as 2