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der aufgewandten Löhne und der Arbeiterzahl billiger zu produzieren. Während in den Vereinigten Staaten von Nordamerika, dem Heimatland der modernen Preß luftwerkzeuge, das Arbeiten mit Preßluft in den Gießereien schon seit Jahren sich lebhaft ein führte, ging man in Deutschland mit einer ge wissen Zaghaftigkeit daran, mit diesem neuen ungewohnten Betriebsmittel zu arbeiten, begreif lich für den, der die Schwierigkeiten des Formerei betriebes kennt. Heute ist wohl die Mehrzahl der großen Gießereien in Deutschland, deren Fabrikationsweise ein Arbeiten mit Preßluft auch nur einigermaßen rentabel erscheinen läßt, dazu übergegangen. Ich unterlasse es als außer dem Rahmen meines Vortrages liegend, hier näher einzugehen auf die Einrichtungen zur Erzeugung von Preßluft, auf die Kompressoren stehender oder liegender Bauart, mit Dampf oder elektri schem Strom angetrieben, mit ihrem Zubehör an Filtern zur Reinigung der angesaugten Luft, Windkessel usw. Bezüglich der Rohrleitungen nach den Arbeitsstätten erwähne ich, daß mit Rücksicht auf große Druckverluste besonders Bedacht zu nehmen ist auf eine reichliche Bemessung der Rohrdurchmesser, es ist weiter darauf Bedacht zu nehmen, daß die Rohrleitungen möglichst nahe an die Arbeitsstellen herangeführt werden, daß bei weitverzweigten und langen Leitungsnetzen, welche je nach der örtlichen Lage der Kompressorenanlage innerhalb eines großen Werkes unter Umständen nicht vermieden werden können, in genügender Anzahl an den entfernten Punkten Windkessel zum Druckaus gleich eingeschaltet werden. Aus gleichem Grund ist es empfehlenswert, die Leitungen als ge schlossenen Ring auszuführen. Es leuchtet ohne weiteres ein, daß ein Uebermaß an Sparsamkeit bei Anlage der Preßluftleitung verderblich ist, wenn ich auf Versuche hin weise, welche vor einigen Jahren bei der Firma Collet & Engel hardt in Offenbach a. Main ausgefiihrt wurden, zur Feststellung des Druckverlustes in den zwischen Rohrleitung und Werkzeug eingeschal teten Preßluftschläuchen: * Tabelle der Versuchsergebnisse. Die Vorschläge von fachmännischer Seite, bei Einführung des Preßluftbetriebes in großen Werken Versuchsschlauch Druck in der Leitung at Mittlerer Druck vor dem Werkzeug at D. in mm L. in m 22 6 6 5,75 13 4 5,9 5,55 10 5,2 5.8 5,15 10 10,2 5,8 4,6 also Verluste bis zu 20 O/o • * „Zeitschrift des Vereines deutscher Ingenieure“ 1906 S. 1150. Dr.-Ing. Möller: »Untersuchungen an Drucklufthämmern«. mit der Zentralisation der Kompressorenanlage nicht zu weit zu gehen, linden hier ihre Be gründung, denn große Leitungsverluste und ein durch den verminderten Druck hervorgerufenes lahmes Arbeiten der Werkzeuge können die von der kostspieligen Anlage erwarteten Vorteile sehr in Frage stellen. Um nun auf das Thema näher einzugehen, möchte ich mir vorerst erlauben, einige Worte über die verschiedenen Arten der Verwendung von Preßluft in Gießereibetrieben zu sprechen. Bei dem großen Interesse, welches wohl die Mehrheit der Gießereifachleute dem Preßluft betrieb entgegenbringt, werde ich allerdings bei dieser allgemeinen Betrachtung nicht in der Lage sein, viel Neues zu bringen. Ich glaube der mir gestellten Aufgabe gerecht zu werden, wenn ich mich vorzüglich mit den in der Formerei und Kernmacherei benutzten Preßluftstampfern und Meißeln befasse, während ich die anderen Verwendungsarten nur streife. So erwähne ich nur kurz die Sandstrahlgebläse, bei welchen scharfer Sand, durch Preßluft von 1 bis 1,2 at Druck auf die Gußstücke geschleudert, den Guß von dem anhaftenden Sand reinigt. Insbesondere die Sandstrahlgebläse mit rotierendem Tisch, zum Putzen kleiner Gußstücke eingerichtet, haben wegen des billigen und sauberen Arbeitens eine große Verbreitung gefunden. Auf die bekannten Formmaschinen mit Preßluftbetrieb ähnlicher Bauart wie die hydraulischen Formmaschinen und die zu ihrer Ausstattung gehörigen Vibratoren, kleine Hämmer ähnlicher Konstruktion wie die üblichen Preß lufthämmer, welche den Zweck haben, die Form platte anzuklopfen, um die Trennung des Modells bezw. der Formplatte von der Form zu erleich tern, will ich nicht näher eingehen. Ich möchte nur auf eine von der Ingers oll Rand Co. ge baute Formmaschine hinweisen, welche sich durch ihre Arbeitsweise vollständig von dem Ueblichen unterscheidet und förmlich ein neues Formprinzip darstellt (vergl. Abbildung 1 und 2). Der in dem unteren zylindrischen Teil G (Abbildung 1) geführte Kolben bewegt sich durch Preßluft ge hoben um einige Zentimeter in die Höhe, ver mittels der Kolbenstange hebt er mit sich um das gleiche Maß die Platte E mit Zylinderstück, die Schwenkplatte D, Formplatte C, den mit Formsand lose gefüllten Formkasten und Sand rahmen. Nach Zurücklegung des vorgeschriebenen Weges wird durch die selbsttätig wirkende Steue rung der Druck unter dem Kolben aufgehoben, die sämtlichen vorgenannten Teile st irzen in freiem Fall, natürlich zwangläufig gefüh.t, wieder ab, bis sich der Rammzylinder har- auf die Stoßfläche F aufsetzt. Nach etwa 20 rasch aufeinanderfolgenden derartigen Schlägen rammt sich der Sand von unten beginnend nach oben fest. Die geeignete Festigkeit wird erzielt durch