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Bruch nannte das musi kalische Volksgut der Völker einen „unversieg baren Jungbrunnen" und meinte: „Die melo dische Schönheit der echten Volkslieder kann nur ganz selten von Kunstschöpfungen erreicht werden." Diese Volkslied begeisterung teilte er z. B. mit Brahms oder Dvorak und kom ponierte wie sie einige große Konzertwerke auf einer solchen Basis: neben der „Schottischen Fantasie" z. B. „Kol Nidrei nach hebräischen Melo dien" op.47 für Cello und Orchester (1880/81) und zwei Orchester suiten („nach russischen Volksmelodien" op. 79b, 1903, und „mit freier Benutzung schwedischer Volksmelodien", 1906) oder benutzte im Schlußteil des Konzert stücks für Violine und Orchester op. 84 ein irisches Volkslied (1911). Sein eigenes Ideal nach romantischer Klang schönheit und formaler Klarheit verstand er mit ausdrucksstarker Melodik in einen schlicht-volks tümlichen Gestus umzusetzen und so den Ohren seiner Hörer zu schmeicheln und die der Kritiker nicht zu beleidigen. Hinzu kamen handwerkliche Gediegenheit, tief entwickelte kontrapunktische Künste und lebendig-farbige Instrumentenbe handlung. Alles das war akademisch korrekt. Da war es so gar nicht verwunderlich, daß der Kom ponist auch als Lehrer hohe Anerkennung genie ßen durfte und ihm sogar eine Professur an der Berliner Kunstakademie angetragen wurde. Das Bruchsche CEuvre ist recht umfangreich - ne ben den besonders zahlreichen Vokalkomposi tionen (drei Opern und viele Chorwerke) zählt es etliche Orchesterwerke (darunter mehrere Sinfo nien, drei aber nur haben sich erhalten) und Instrumentalkonzerte (allein drei Konzerte für Violine und sechs weitere in Form von Konzert stücken) -, und doch hat sich bis heute nur ein einziges Werk wirklich durchgesetzt und in den Konzertsälen der Welt behauptet: das 1. Violin konzert g-Moll op. 26, geschaffen in den Jahren zwischen 1864 und 1868, als der Komponist ei ne Anstellung in Koblenz gefunden hatte. Max Bruch mußte selbst erleben, daß seine beiden nachfolgenden Violinkonzerte - er komponierte sie auf der Höhe seines Schaffens (1877 bzw. 1890/91) - weitaus geringeren Erfolg hatten und Geiger immer wieder auf das erste Konzert zu rückgreifen wollten. Insofern wurde das Konzert sogar ein Problem für seinen Komponisten, denn man begann, seine anderen Werke, nicht nur vor her entstandene, an diesem Glückstreffer zu mes sen. Eine solche unkritische Verherrlichung ärger te den Komponisten zunehmend. Es hatte zwar die Nachfolge von Mendelssohns Violinkonzert angetreten, das zwanzig Jahre früher entstanden war und erst zehn Jahr später mit dem Violinkonzert von Brahms Konkurrenz bekam, doch Bruch hatte schon längst vorher einen be-