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Schottische Volkslieder - künstlerisch umgesetzt als lebendig- farbiges Wechselspiel zwischen Soloinstrument und Orchester Später, nach der Urauf führung durch Joachim, reiste Sarasate mit dem | Werk und spielte es I auch mit dem Gewerbe hausorchester, dem Vorgänger der Dresdner Philharmonie, erstmals in Dresden. wohl Sarasate gewidmet, spielte dieser es nicht zur Uraufführung. Grund war, wie öfter gesche hen, ein Zerwürfnis mit dem Geiger, der dem Komponisten irgendwann einmal zu selbstherr lich erschien. Nun war Joachim wieder gefragt, der das Werk auch am 22. Februar 1881 in Liverpool uraufführte. Nach diesem Ereignis aber hatte sich Joachim den Zorn Bruchs zugezogen: „Joachim hat die .Schottische Fantasie' ... sorg los, ohne Pietät, sehr nervös und mit ganz un genügender Technik gespielt - und sie sozusagen vernichtet.“ Aber auch die „Fantasie“ hat keine eigentliche Karriere gemacht, ebensowenig wie die beiden späteren Violinkonzerte. Das 1. Konzert, der effekt sichere Wurf, ursprünglich wahrlich ein Glücks treffer für Bruch, war dazu angetan, alle seine übrigen Werke zu überdecken. Wir wissen, wie sehr dieser Fakt dem Komponisten das Leben ver gällt hat, uns aber bleibt, wieder zu entdecken, ob andere Konzerte des Komponisten nicht vielleicht doch neben dem 1. Violinkonzert bestehen und unsere Konzertprogramme bereichern können. 1. Satz Einleitung, Grave, 4/4-Takt, es-Moll - Adagio cantabile 3/4-Takt, Es-Dur Schottische Fantasie Es-Dur Zur Musik Eine dunkelgetönte Rezitativ-Einleitung eröffnet uns eine Welt voller Geheimnisse. Laut Bruch wird ein alter Barde vorgestellt, „der beim Anblick eines verfallenen Schlosses der alten, herrlichen Zeiten gedenkt“. Dem nachfolgenden melodisch ausgeformten Adagio liegt ein schottisches Liebeslied zugrunde. 2. Satz Allegro 3/2-Takt, Es-/G-Dur Uns erscheint, mitten in ein dörfliches Fest gera ten zu sein. Die Violine spielt auf, immer wieder höchst vital deklamiert und kapriziös verändert, Dudelsackquinten erklingen, Fröhlichkeit verbrei tet sich aus dem Lied über den staubigen Müller („The dusty Miller“).