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Allerdings hatte der Prager Erfolg seiner „Jenüfa“ bewirkt, daß der mittlerweile Mittsechziger zu neuem Schaffenseifer fand und in den zehn Jahren zwischen 1918 und seinem Tod einige sei ner bedeutendsten Werke komponierte. Die Kraft dazu gaben ihm seine echte Naturverbundenheit und das beben in seiner engeren Heimat, der er innerlich so verbunden war, daß sie als sein ei gentlicher Lebensnerv zu werten ist. „Ich blicke nicht rückwärts, immer nur vorwärts“, beendete er 1926 seine Ansprache bei der Enthüllung einer an seinem Geburtshaus angebrachten Gedenk tafel. „Das sollt auch ihr tun“, sagte er weiter, „und werdet dann ebenso glücklich sein, wie ich es heute bin.“ Wegen eines tiefsitzenden Heimatgefühls ging Janäcek als junger Mensch nur kurzzeitig in die Fremde, um dort Erfahrungen hinzuzugewinnen. So versuchte er, wenn auch jeweils nur für eini ge Monate, sich an den Konservatorien in Leipzig (Herbst 1879) und Wien (Frühjahr 1880) weiter zubilden. Sein Lebensmittelpunkt aber sollte auf Dauer Brünn sein und bleiben. Dort wurde er bald schon Dirigent von zwei Männerchören, dort gründete er ein Laienorchester und baute sogar eine Musikschule auf, die helfen sollte, das Ni veau der Instrumentalisten zu heben. Schließlich gründete er nach dem Prager Vorbild sogar eine Orgelschule, die Vorstufe des späteren Konserva toriums, und unterrichtete im Fach Komposition. 1919 wurde er schließlich zum Professor am Prager Konservatorium berufen und betreute die Studenten in der Brünner Zweiganstalt, so daß er auch in diesem Fall seine zur Heimat gewordene Stadt nicht verlassen mußte. Diese Professur kam einer Ehrung gleich. Und geehrt wurde er im Alter in vielfacher Weise, so mit einem Ehren doktortitel der Brünner Universität (1925), mit dem belgischen Leopoldorden (1927), mit der Er nennung zum Mitglied der Preußischen Aka demie der Künste zu Berlin (1927) oder ganz all gemein durch den Widerhall, den sein Schaffen