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Meister des Klaviers. Trotzdem schufen beide - jeder in seiner Weise - höchst poetische Stirn- . mungen, Schwingungen, Farben, Klänge von | unvergleichlichem Reiz. Ravels oft bestechend glutvolle Farben hindern nicht, daß seine Kompositionen oft mehr zeich nerisch als malerisch wirken; Konturen und [ Formen treten hervor, oftmals schärfer in den Vordergrund als die differenzierten Schwingun gen des Ausdrucks, die sich eher zu verbergen scheinen. Die Kraft des Pianissimos und die Beredsamkeit des Schweigens wurden für Ravel [ wichtige Aspekte in seinem Schaffen, und dem setzte er orgiastisch anmutende Klangkombina tionen entgegen, die bis zur Ekstase führen konnten. Seine Harmonik, so ganz anders als die Debussys, obwohl auch völlig unkonventionell, aber weniger dazu bestimmt, Farbwerte zu er zeugen, ist eine eigentümliche Mischung von | Kühle und Sinnlichkeit. Sie zeigt ungewöhnliche Akkordkonstruktionen und Spannungsklänge ohne Auflösung, die zu Klangverschärfungen ' führen und versteckte Aggressionen aufbrechen lassen, denen wiederum süßlich-weiche Einfär- | bungen gegenübergestellt werden. So ist seine Harmonik wahrhaftig als kühn zu bezeichnen, obgleich sie völlig in tonalen Bahnen verläuft. Die Virtuosität, keineswegs vordergründige Maurice Ravel am Flügel in seiner Pariser Wohnung (1913)