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sie sich noch in den Namen der Wochentage in den meisten europäischen Sprachen wi derspiegelt. Als siebter Wochentag und göttlicher Ruhetag war der Sabbath daher den Juden heilig. „Und er wird reinigen die Kinder Levi“ (Nr. 5) meint die Tempeldiener im jüdischen Tempel zu Jerusalem, die alle von Levi ab stammten („Leviten“), um ein Opfer der Gerechtigkeit bringen zu dürfen. Die große Bedeutung, die auch der jüdische Ritus den Priestern und Tempeldienern beimaß, ist ganz altorientalisch. Die Jungfrauenge burt („Denn sieh! Eine Jungfrau wird schwanger“, Recitativo nach Nr. 5) führt ein ganz und gar unjüdisches Element ein, das jedoch in der „heidnischen“ Antike durchaus bekannt war. Die Übersetzung für den Namen des angekündigten Sohnes wird gleich mitgeliefert - „Immanuel“ (Emanuel): „Gott mit uns“, genauer - in der buchstäblichen Reihenfolge: „Mit uns Gott“ („el“ = semitisch: „Gott“). Er ist zugleich der „Friedefürst“ (Nr. 8). „Hirten beisammen auf dem Felde“ können wir heute getrost genauer als „Beduinen“ übersetzen - Viehnomaden außerhalb der seßhaften Gesellschaft von Bauern und Städtern. Sie lebten verachtet in der Wüste und auf sonst ungenutztem Brachland, damals wie heute am untersten Ende der Gesellschaftspyramide. „Der Engel“ (Nr. 10), der ausgerechnet ihnen zuerst die frohe Botschaft von der Geburt des Messias („Friedensfürst“) verkündete, ist eine jüdi sche Variante der persischen und assyrischen Vorstellung von Genien als Götterboten mit Flügeln. Auch assyrische Könige wurden mit mächtigen Schwingen dargestellt. „Und Fried’ auf Erden“ (Nr. 12) reflektiert das Zeitalter der augusteischen „Pax Romana“,