glaublich, doch muß man wissen, daß es durchaus Praxis der Zeit war, auf bereits vorhandenes Material zurückzugreifen, so wohl auf eigenes als auch auf fremdes. Das klingt nach Abschreiben und sogar nach Themendiebstahl. Diese moralische Kate gorie aber war unbekannt. In der Musik des 18. Jahrhunderts waren derartige Ent lehnungen allgemein üblich. Musik war für alle da, und warum sollte etwas eigens er funden werden, wenn bereits existierte, was für den entscheidenden Affekt vorhan den war. Diesen jedenfalls bestimmt der Komponist ganz nach seinem eigenen Text verständnis. Natürlich suchte er erst einmal in älteren eigenen Werken, aber ließ sich auch nicht davon beirren, wenn ihm z. B. melodische Wendungen anderer Komponi sten im Ohr waren und geeignet erschienen. Die großen Chöre des „Messias“ machten dem Komponisten offensichtlich viel Arbeit, denn gerade dafür benutzte er ältere Kompo sitionen. Kurz vorher hatte er selbst einige italienische Kammerduette geschrieben. Die lieferten ihm Material für vier Chor sätze, darunter den berühmten „Halleluja“- Chor. Und sogar die Cembalo-Canzona Grüne Straße 32 • 01067 Dresden Tel 495 2028 ■ Fax 4952028 in der Dresdner Musikhochschule „Carl-Maria von Weber“ Manfred Schlechte Noten ■ Musikbücher • Tonträger ■ Instrumente • Zubehör Kunstliteratur ■ Belletristik • Kinderbücher