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Yehudi Menuhins „Gebet“ An Dich, den ich nicht kenne noch erkennen kann - der in mir ist und jenseits von mir - an den mich Liebe, Furcht und Glaube binden - an den Einen und Mannigfaltigen -, richte ich dieses Gebet: Führe mich zu meinem besseren Ich - hilf mir, ein Mensch zu werden, dem alles Leben de Vertrauen schenkt, Tiere und Pflanzen, auch die Luft, das Wasser, die Erde und das Licht, die diese alle am Leben erhalten, bewahre mich als einen, der Geheimnis und Eigenart des vielfältigen Lebens in seinen einmaligen Erscheinungsformen und in sei ner Gesamtheit achtet, ist doch alles Leben Urgrund des eigenen Überlebens. Hilf mir, meine Fähigkeit zum Staunen, zur Begeisterung und Entdeckerfreude zu be wahren, gewähre mir, überall den Sinn für das Schöne zu wecken und mit anderen und für andere wie auch für mich selbst beizutragen zur Gesamtheit des Schönen, das wir sehen, hören, riechen, schmecken und tasten oder dessen wir auf andere Weise mit Geist und Seele bewußt werden; hilf mir, nie die lebensspendende Kraft zu ver lieren, alles zu schützen, was atmet und hungert und dürstet; alle, was leidet. Hilf mir, ein Gleichgewicht zu finden zwi schen langfristigem Lohn und kurzfristiger Freude, während ich im Einklang bin mit den jeweiligen Werten und die dahinströ mende Zeit geduldig die reiche Ernte der Bindungen, der Erfahrung, Erfüllung, Unter stützung und Anregung einbringen lasse. Hilf mir, ein guter Sachwalter des Körpers zu sein, den Du mir gegeben hast. Es steht mir nicht zu, mit irgendeinem Leben nach meinem Belieben zu verfahren, nicht einmal mit meinem eigenen, ist es doch wie etwas, das meiner zeitweiligen Obhut anvertraut