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Zum Programm JA DRESDNER O PHILHARMONIE L ieben Sie Brahms?", fragte einst Frangoise Sagan in ihrem berühmten Roman (1959). Sie wußte, wer Brahms liebt, ist verwöhnt und . greift zum Höchsten in der Musik. Der gibt sich | nicht mit leerem virtuosen Geklingel zufrieden, i Johannes Brahms, absoluter Gegner von in- 1 haltslosem Geschwätz, entwickelte für „seine“ Musik einen Anspruch, wie ihn kaum jemand vor ihm hatte. Natürlich fühlte er den „Riesen“ Beethoven in seinem Rücken, glaubte, ihm ver pflichtet zu sein und wollte ihm folgen, wenn auch nicht kopieren. Das machte es schwer. So | wurde er zu einem ewig Suchenden, der mit viel Geduld stets kritisch sich selbst gegenüber blieb und der Öffentlichkeit nur etwas über reichte, das ihn selbst überzeugte. Da dauerte es dann sehr lange, bis es ihm gelang, seine 1. > Sinfonie fertigzustellen. Brahms arbeitete mehr I als 15 Jahre daran, und als sie fertig war, hat te er das stattliche Alter von 43 Jahren erreicht, wahrlich kein Alter für einen „Anfänger“ (Mozart ist nicht einmal so alt geworden). Und j so tat sich Brahms auch weiterhin schwer, sei- , ne anderen Großwerke zu vollenden. Immer aber konnte jedes als ein Meilenstein angese hen werden, als Krönung, wenn nicht gar als Abschluß einer Gattung. Sein Violinkonzert, anders als die virtuos-brillanten Vorzeigestücke , seiner Zeit, will nicht mit Solistenbravour ko kettieren, sondern ist von sinfonischem Zuschnitt mit einem höchst geistigen Anspruch und einem ausgereiften Feingefühl für die so- listische Aufgabe. Und auch die vierte Sinfonie gilt als ein bewundernswertes Werk, für man che Kenner als die sinfonische Vollendung schlechthin. Und so freuen wir uns denn auf die Interpretation durch zwei ausgewiesene Künstler, auf Frank Peter Zimmermann, der das Violinkonzert mit den Berliner Philharmonikern unter Wolfgang Sawallisch eingespielt hat, und den ebenso renommierten Paavo Berglund als Dirigenten.