DRESDNER (J PHILHARMONIE überließ es Brahms, sein Werk selbst im Hof- | theater aufzuführen (25. Oktober 1885). In Wien I aber war man beleidigt, daß Brahms die erste Aufführung der Sinfonie einer Kleinstadt anver traut hatte. Das aber war nicht der Grund, wes halb Hans Richters spätere Interpretation mit den Wiener Philharmonikern am 17. Januar 1886 I kein rechter Erfolg werden sollte. Die Gegen partei - so etwas hatte sich in Wien längst ge bildet - zischte sogar. Hans Richter hatte schon , am 2. Dezember 1883 die Uraufführung der „Dritten“ in Wien geleitet und erlebt, wie das I Werk durch eine Truppe der Wagner-Bruckner- Partei arg ausgepfiffen wurde. Den rhythmi schen Verlauf des Hauptthemas aus dem ersten j Satz skandierte man ironisch: „Es - fiel - ihm - wie-der-mal - nichts - ein“. Hugo Wolf, immer noch bösartig-bissig, ließ sich mit der Feststel lung vernehmen, daß die Kunst, ohne Einfälle | zu komponieren, in Brahms ihren würdigsten Vertreter gefunden habe: „Ganz wie der liebe Gott versteht auch Brahms sich auf das Kunst stück, aus nichts etwas zu machen.“ Dieses „Nichts“ ist eine Terz, ein kleines, aber | doch so wichtiges Intervall, zeigt es uns doch an, ob wir uns in Dur oder Moll bewegen. Sicherlich ein Nichts, solange diese Terz für sich allein steht, und doch wurde es die Zelle, aus [ der sich eine ganze große Sinfonie entwickeln ' Johannes Brahms (r.) und Hans von Bülow (1830 - 1894), der als Hofmusikdirektor in Meiningen Brahms' 4. Sinfonie einstudierte