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DRESDNER O PHILHARMONIE eine rasante rhythmische Veränderung. Nur kurz vor Schluß erscheint eine ganz kurze Episode, die ein wenig nachdenklich stimmen mag. Eine kleine Wolke vor der Sonne läßt nachfolgendes Licht noch mehr leuchten. Und | das sind die effektvollen Schlußakkorde. I m Mai 1884 war Brahms zu einer dreiwöchi gen Italienreise aufgebrochen und hat zu sammen mit einem guten Freund, Rudolf von der Leyen, einem Bankier aus dem Krefelder Freundeskreis um die Familie Beckerath, wun dervolle Tage zwischen Trient, Turin und Mailand verlebt. Dies war nun schon seine vier te Reise nach Italien, und immer kam er voller neuer Pläne zurück. Erst noch mußte er im Juni auf dem 61. Niederrheinischen Musikfest in Düsseldorf seine 3. Sinfonie dirigieren. Danach kehrte er rasch nach Wien zurück, star tete aber schon am 21. Juni in Richtung Steiermark nach Mürzzuschlag an den Fuß des Semmering. Er wußte bereits von dem Ort durch Freunde, war früher selbst einmal dort gewesen und fand auch ein „reizendes Fleckchen“, so richtig zum Leben und Arbeiten geeignet. Und weil es ihm dort so gut gefallen hatte, fuhr er 1885 gleich nochmals dorthin. Wieder einmal hatte er die Gelegenheit, sich ei ne Landschaft zu erschließen, die ihn inspirie ren sollte und in der er sich wiederzuerkennen glaubte. Dieses Ländchen mußte ihm ganz ein fach zusagen. Es war vielgliedrig, herb und freundlich zugleich. Zwei lange Sommer benötigte er schließlich für einen neuen Kraftakt, über den er anfangs nichts verlauten ließ, aber nach Notenpapier mit „mehr Systemen“ bei seinem Verleger Simrock verlangte. Und da die dritte Sinfonie längst erschienen und auch aufgeführt war (1883), geisterte nun in seinem Kopf eine 4. Sinfonie herum. Aufführungsdauer: ca. 45 Minuten