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Adolf D. Brodski war der erste Interpret des ihm gewidmeten Violinkonzertes. Aufführungsdauer: ca. 46 Minuten; Uraufführung im November 1888 in St. Petersburg unter Leitung des Komponisten erneut einem solchen Sujet zuzuwenden. Er hatte seither viel komponiert, darunter ein 2. Klavierkonzert, und schließlich 1886 ein großes viersätziges Werk, eine monumentale Orchesterkomposition (,,Manfred“-Sinfonie) nach einem festen Programm, ein „dramati sches Gedicht“ über einen vereinsamten Über menschen (nach Lord Byron). Doch er wollte dieses Opus nicht zu seinen Sinfonien rech nen. Er hatte schließlich doch wohl andere Vorstellungen von der Gattung, also dem sinfonischen Gebäude. Sein Leben hatte sich längst völlig gewan delt. Er war nicht mehr ein kleiner Theorie lehrer am Konservatorium in Moskau, der mühsam seine Stunden erfüllen und jeden Rubel zählen mußte, sondern ein welt berühmter Komponist, inzwischen sogar ein wohlhabender Mann, dem etliche Honorare zuflossen und der dank Nadeschda von Meck eine fürstliche Rente sein eigen nen nen konnte. Aber er lebte einsam und fern von allem Getriebe, ganz seinem Schaffen hingegeben. Der im Grunde sehr schüchter ne Komponist begann vermehrt, sich als Di rigent zu betätigen, sogar im Ausland. Und nun, 1888, war er von seiner ersten Europa tournee als Dirigent zurückgekehrt und hatte ein neues Landhaus in Frolowskoje bei Klin, einem kleinen Ort zwischen Moskau und St. Petersburg, bezogen. Das gab ihm neuen Auftrieb, neue Energien und Kraft für seine Arbeit, die ihm zeitweilig viel abnötigte. Hier nun entstand in nur wenigen Wochen zwi schen Ende Juni und August ein neues Or chesterwerk, die Sinfonie Nr. 5 e-Moll op. 64. „Zuerst ging es damit nur recht schwer vor wärts,“ - schrieb der Komponist am 22. Ju ni 1888 an Nadeschda von Meck - .jetzt aber scheint Erleuchtung auf mich herabge sunken zu sein.“