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ZUR EINFÜHRUNG Musik 1. Satz: Adagio - Allegretto, 3/4-, dann Alla-breve-Takt, C-Dur Pathetisch-akzentuiert hebt die Introduktion an, verliert sich danach etwas in wiegenden Trioien. Doch dann klingt im hohen Holz das Hauptthema des schnellen Teils auf, frisch und munter, Haydns Militär-Sinfonie nachempfunden. Es entfaltet sich ein reiches, fröhliches Treiben mit überraschenden Lichtern, bewußt ohne dramatische Kontraste. 2. Satz: Andante, 2/4-Takt, F-Dur Wienerische Gemütlichkeit bringt der langsame Satz und trägt doch überraschende Harmoniewechsel in sich mit ernstem Unterton. Möglichkeiten sich seit Haydn stark verändert hatten, daß die Tonspra che reicher geworden war, daß sich die klassischen Formen erwei tern ließen. Er hatte aber auch bewiesen, daß die schaffende Per sönlichkeit voller Selbstbewußtsein nach neuen Wegen suchen muß. Doch Schubert war kein Revolu tionär, er war eher schüchtern, zurückhaltend, stets nur der „nai ve" Künstler und so gar nicht be rechnend. Aber er hatte an seine Kunst doch einen wirklichen An spruch. Und dieser Anspruch wird bereits deutlich in der pathetisch ausformulierten langsamen Einlei tung, durch eine bis dahin nicht er reichte Bildung längerer Passagen aus zusammengesetzten gleichen oder ähnlichen Motiven, in einem Orchestersatz, der sich aus mehre ren übereinandergelagerten oder gegenseitig verschobenen Schich ten entwickelt. In allen vier Sätzen finden sich harmonische Kühnhei ten, dynamische Schattierungen und Kontraste, grüblerische Ausein andersetzungen mit klassisch ge prägter Themen- und Motivarbeit. Und doch ist es nicht Beethovens Vorbild, das hindurchschimmert. Es mag nur sein Geist gewesen sein, der Schubert beflügelte. Aus der 6. Sinfonie spricht aber auch das Erlebnis Rossini, dessen Opern-Musik Wien geradezu in ei nen Taumel versetzt hatte. Bis da hin bewegte Schubert sich gänz lich in klassischen Bahnen und blickte - wie gesagt - auf die musi kalischen Heroen seiner Zeit. Nun wird in dieser Sinfonie zusätzlich ein neuer, eher gefälliger Geist auf gefangen, vor allem im Finale. Schubert hat u. a. auch zwei Ouvertüren „im italienischen Stil" komponiert, ein deutliches Zeichen für sein Interesse. In der Sinfonie nun finden sich beachtenswerte Elemente, die auf Rossini deuten lassen, blitzen Lichter auf, formel hafte Wendungen werden einbe zogen, hell und durchsichtig glänzt der Orchestersatz, die Blasinstru mente erhalten einen höheren Stel lenwert. Doch eine „Orchester walze" ä la Rossini finden wir nicht. Schubert blieb sich treu und sang seine eigenen Melodien mit wienerischem Charme. Auch diesem Werk war es nicht beschieden, während Schuberts Leben öffentlich aufgeführt zu