man könnte sie als dessen klangli che Auffächerung bezeichnen" (Wolfgang Fink). Ein poetischer Text wird zu absoluter Musik. Die phonetische Realisation ist ebenso wichtig wie der Inhalt. Es geht um ein Form von musikalischer Kalli graphie, um Zeichen, Wort, Klang. Zender sagt: „So wird Sprachfigur in musikalischen Formen voll entfal tet; die ,Kargheit' der Erscheinung entspricht der Disziplinierung der Sprache und ihrer Tendenz, das ,Leere' auszudrücken." Claude Debussy; Tuschezeichnung vonj. A. Steinlen (1914) Wie weiter oben bereits festgestellt wurde, versteht sich der Dirigent Hans Zender nicht allein nur als nachschaffender Künstler, sondern auch als einer, der durchaus „neue Aspekte des Werkes zu Bewußt sein" bringen will, der nach Mög lichkeiten sucht, schöpferisch zu „interpretieren" im Sinne von aus deuten und verändern. Hierfür eröffnet sich - für einen Dirigenten ganz selbstverständlich - ein brei tes Spektrum, für einen Komponi sten aber, der durchaus ein „Mit autor" sein kann und will, ein weit ¬ aus größeres. Die neue Sicht auf Schuberts „Winterreise" ist eine „komponierte Interpretation" ge nannt worden. Mit gleichem Ziel, wenn auch auf anderem Wege, versuchte Hans Zender, sich den „Preludes" von Claude Debussy zu nähern. Das sind Klavierwerke, vierundzwanzig an der Zahl, in zwei Heften 1909 -1912 veröf fentlicht, denen der Komponist be stenfalls den Charakter von Studien zumessen wollte. Sie gehören längst zu den großen Klavierwer ken unseres Jahrhunderts, werden allerdings kaum einmal vollständig - in zyklischer Form - aufgeführt. Zender reizte es offenbar, die mo nochrome Palette des Klaviers in die Polychromie des Orchesters zu übertragen, den immanenten Farb reichtum herauszuarbeiten, eine „Offenbarung" der virtuellen klang farblichen Nuancen zu erreichen. Demzufolge war es auch seine Ab sicht, hier einen Schatz zu heben und ihn als Bereicherung in die Orchesterliteratur aufzunehmen. Nach genauer Sichtung aller Kla vierstücke wählte er ganz ge zielt Fünf Preludes aus. Welche Möglichkeiten haben sich bei die- Biographisches: •geb. 22.8.1862 in Saint-Germain-en- Laye (Ile de France), • gest. 25.3.1918 in Paris • 1873/84 Klavier- u. Kompositions studium am Pariser Conservatoire (u.a. bei Guiraud u. C. Franck) •1884 Rom preis • seit 1887 in Paris als Komponist, Dirigent, Pianist tätig, unternahm größere Reise durch Europa bis nach Rußland • 1892 -94 „Prelude a l'Apres-midi d'un faune" • 1895-1902 „Pelleas et Meli san de" - Drame lyrique • 1903-05 „La Mer" • 1906-12 „Images pour orchestre" •1911 Jeux" (Ballett) • letzte Jahre gezeich net von schwerer Krankheit (Darmkrebs)