Aufführungsdauer der Fünf Preludes: ca. 18 Minuten sen Stücken für den dirigierenden Komponisten, der sich beharrlich weigert, kompositorische und inter pretatorische Arbeit zu trennen, die „interpretierende Lesart" oder die „komponierte Interpretation" zu verwirklichen? Von vornherein schien festzustehen, daß die hohe kompositorische Qualität keine stoffliche Veränderung zulassen würde, das Stück selbst vollständig intakt bleiben müsse. So gesehen wurde denn auch prinzipiell keine Note verändert, Tonhöhen-, Rhyth mus- und Formverhältnisse nicht an getastet. Als Ansatzpunkt blieb, die Farbpalette zu erweitern, schlicht gesagt, eine Instrumentation vorzu nehmen. „Dieser gleichsam didak tische Impetus erheischt eine mög lichst praktische' Umsetzung. So ist auf die Spannung der abwech selnd solistisch oder als Tutti be setzten Streicher verzichtet: sowohl eine solistische ... als auch eine chorische Besetzung ist möglich. Auffällig ist allerdings der relativ aufwendig besetzte Schlagzeugap parat. Die artikulatorische Nuan cierung seit den Tagen von Debus sy hat sich ja speziell in diesem Be reich ungeahnte Dimensionen er schlossen. In dieser Hinsicht gibt sich Zenders Bearbeitung als dedi ziert moderne zu erkennen. Die Zu sätze aus diesem Bereich steuern die überraschendsten Pointen bei" (Wolfgang Fink). Speziell die Per- sonenportraits zeigen in der Poin tierung ihrer Gesten und Charakte re neue, überraschende Profile. „Puck" z. B., die Shakespeare- Figur aus dem „Sommernachts traum", behält die federnden, dann wieder bizarren Rhythmen des Originals, die das launige Trei ben des Waldgeistes zeichnen. Doch in diesem burlesken Tanz stück erscheint er als der, „der noch ins versteckteste Fettnäpfchen tritt". Oder beim exzentrischen „General Lavine", einer Kabarett- Groteske wie aus einem Pariser Tingeltangel von Toulouse-Lautrec gemalt, „schreckt der Bearbeiter auch vor drastischen Mitteln ... nicht zurück, um sowohl die Mili tanz als auch den ganzen Seelen kitsch des virtuellen Protagonisten zu decouvrieren" (W. Fink). Zenders Bearbeitung beschränkt sich so eigentlich nur auf eine In strumentation. Doch im Ergebnis ist es tatsächlich ein Weiterdenken, ein Umdeuten, zugleich eine Schärfung und Pointierung des Ori ginals, also eine „Interpretation". Seither hat es zahlreiche, höchst erfolgreiche Aufführungen gege ben, die durchaus den Denkansatz des Autors bestärken könnten. KARSTEN BRETSCHNEIDER Barlachstr. 8/01219 Dresden Telefon.: 0351/472 136 0 Funktet.: 0177 / 601 724 2