ZUR EINFÜHRUNG Seite aus der Partitur „Muji no kyo" Als Hans Zender seine „komponier te Interpretation" von Schuberts „Winterreise" im 7. Zyklus-Kon- zert der Dresdner Philharmonie (19./20. Oktober 1997) aufführte, konnten die Zuhörer miterleben, wie hier dem altbekannten Werk eine völlig neue Dimension er schlossen wurde und wie sich ein neuartiger Klangzauber entwickelt hatte, der das Original aus einer anderen Sicht zu beleuchten ver mochte. Der Interpret Zender wollte damit nicht nur als Vermittler eines Kunstwerkes angesehen werden, sondern sich als „Mitautor" verste hen, als einer, der eine „schöpferi sche Veränderung" vornimmt und der „neue Aspekte des Werkes zu Bewußtsein" bringen will. Seine „Interpretation" wird zur „individu ell interpretierenden Lesart" („lectu- re"), die den Text neu formt. Das aber trifft ins Zentrum einer wohl überlegten Denkhaltung. Für Hans Zender bedeutet Musik komponieren und Musik interpretie ren eine Einheit. Er ist ein universell denkender Musiker, der das Neue fördern und Klischees ausrotten möchte, dem es aber auch um die gegenseitige Befruchtung von Tra dition und Moderne geht. Die Personalunion von Komponist und Interpret führt ihn immer wieder zu einem hohen Anteil ästhetischer und aufführungspraktischer Refle xion. Die Auseinandersetzung mit den Werken der Vergangenheit vollzieht sich dabei sowohl in der Dirigierpraxis als auch in neueren Formen der „komponierten Inter pretation". „In der Verbindung von reflektierter Aufführungspra xis als Dirigent und kreativer mu sikalischer Arbeit als Komponist