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DRESDNER PHILHARMONIE Geschehnisses. Doch da verkündet ein Bote den Tod des Königs Polybos von Korinth und die Tatsache, daß Oedipus nicht, wie einst ange- ; nommen, dessen Sohn war. Oedipus’ entsetzt gestammelte Worte werden unheimlich von hohlen Paukenschlägen unterstrichen. Und so beschreibt Kurt Pahlen (Oper der Welt, S. 478) den Rest des Geschehens: „Noch klam mert sich Jokaste verzweifelt an ihre Hoffnung, | und die Stimmen beider vereinigen sich zum | einzigen Duett des Werkes. Und die Chöre wer den nun immer dramatischer. Entgegen ihrer starren Unbeweglichkeit liegt etwas grauenhaft 1 Drohendes in ihrem Gesang. Tragisch bricht das unabwendbare Ende herein. So wie das Orakel j es vor vielen Jahren verkündet hatte, war der aus seinem Vaterhause entfernte Oedipus zum Mörder seines Vaters und zum blutschänderi schen Gatten seiner Mutter geworden. Er ist Jokastes und Laios’ Sohn, wie ihm und allen ; nun schrecklich klar wird. Während man hier den dramatischen Höhepunkt des Werkes er- I wartet (nach alter Opernart), tritt gerade das Gegenteil ein. Von dem Ende berichtet nur der Sprecher; 1 Jokaste erhängt sich, Oedipus sticht sich ... die j Augen aus und wird von seinen Mitbürgern aus der Stadt verwiesen. ,Leb wohl, Oedipus', ruft j der Sprecher ihm zu, ,wir haben dich geliebt.' Der Chor hat das letzte Wort.“ Er beklagt das traurige Schicksal des Oedipus: „Ecce! Regem ! Oedipoda“ (Seht dort den König Oedipus). Bevor sich die weite Welt für den hochbegab ten Rimski-Korsakow-Schüler öffnen sollte, konnte Strawinsky von einem ausgesprochenen Glücksfall reden, in St. Petersburg auf den Förderer neuer Kunst und späteren Ballett- Impressario Sergej Diaghilew (1872 - 1929) getroffen zu sein. Das geschah 1909. Dieser