Volltext Seite (XML)
geb. 3.12.1882 in Wien; gest. 19.9.1945 (erschossen von einem amerikanischen Soldaten) in Mittersill bei Salzburg 1902 Studium der Musikwissenschaft 1904 - 08 Kompositionsschüler bei A. Schönberg ab 1913 mehrere Kapellmeisterpositionen ab 1927 Dirigent und Fachberater für Neue Mu sik am österr. Rundfunk lebte während der Nazizeit in dürftigen Verhältnissen ohne öffentliche Tätigkeit Ricercare oder Ricercata (ital. von ricercare, su chen, ausfindig machen) ist eine der ältesten selbständigen Arten von Lautenmusik und meinte ursprünglich das Ein stimmen der Saiten („Aufsuchen“ und prae- ambelartige Intonieren). Später nannte man so die besonders kunstvolle und dichte kontra- punktische Arbeit einer komplizierten Fuge („Suchen des Themas“). kurz nach seiner Rückkehr aus Potsdam mehrere Stücke über das sogenannte „Kö nigliche Thema“ nieder, darunter auch das sechstimmige Ricercare, wohl das satteste Fugengewebe, das je unter seinen Händen entstanden ist. Bach ließ alles in Kupfer ste chen und widmete das gedruckte Exemplar dem König als ein „Musicalisches Opfer“, welches das „Thema Regium“ behandelt. Offensichtlich aber war es Bach nicht genug, höchst kunstvoll zu komponieren, er ging noch einen Schritt weiter und schuf ein geistvolles Akrostichon auf Ricercar (griech., eigentlich ein Gedicht, in dem die Anfangs buchstaben, -Silben oder -Wörter der Vers- zeilen oder Strophen ein Wort oder einen Satz ergeben). Er überschrieb diese Fuge „Regis lussu Cantio Et Reliqua Canonica Arte Resoluta“ (Das vom König aufgetra gene Thema und einiges mehr auf canoni- sche Art ausgeführt). Natürlich wollte Bach demonstrieren, wie sehr er sein Handwerk beherrschte. Am 7. Mai 1747 fand dieses musikalische Tref fen in Potsdam statt, und bereits am 7. Juli ließ Bach seine Gabe an den König abgehen. Komposition und Stich hatten also nicht einmal zwei Monate in Anspruch genom men. In der wechselhaften Geschichte der Bach- Bearbeitungen nimmt Weberns Orchester fassung dieses Ricercars eine Sonderstellung ein. Der Komponist wollte über eine reine Orchestrierung hinausgehen und eine moti visch orientierte orchestrale Umdeutung des Werkes vornehmen. So versuchte er, das kunstvolle Bachsche Stimmengeflecht unter dem Blickwinkel der eigenen Stilistik zu be trachten und auf der Grundlage einer stren gen motivischen Gliederung eine Art klin gende Analyse zu verfertigen. Schon zu Be-