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Mittwoch Rr. »4. 4. April 184S LeW-Ill. DieZcltun, krschrint täglich. Zu bepkhen durch alle Psst< »mter des Ja- uud Auslän de»! in Frankreich durch «. A. Alexandre in Stras burg. und bei Demselben in Part«. Ur. 2». ruc ktcura vam« <ie «aearalk; Deutsche Allgemeine Zeitung. «Wahrheit und Recht, Freiheit und Gesetz!» inEnaland s>uchW,MsmS Sr Rurgate in Candan. 14 Henrietta. Street, Co vent-Garben. Preis fiir das Vierteljahr 2 THIr. JnsertionSgebübr sür den Raunt eitler Zeile 2 Ngr. U-berblick. tveutfchlanb. Frankfurt a. M. Bericht über die Vorgänge in der Paulskirche am 27. und 28. März. — Erklärung der Abgg. Heinrich . und Max Simon. — Erklärung des Abg. v. Radowitz und Genossen. ch-s Dresden. II. Kammer, Antrag des Abg. Bernhardt. Die Kriegs- artikel. - Die bairische Regierung und das Wahlgesetz. Karlsruhe. I. Kammer, der Gesetzentwurf über die Verhältnisse der Volksschulen in Gemeinden gemischten Bekenntnisses. Freiburg. Urtel gegen Struve und Blind, -i Gotha. Das Grundgesetz. Das Deficit. Äiel. Die Truppen. Die Statthalterschaft. Hr. Stedmann. NreuGen. Berlin. Die Kammern, Adressen an den König. — Die Reichstagsdeputation. Die Kaiserfrage. Tripeldeputation an den König. Die Organisation der Gerichte. — Die Bürgerwehrcommission der Stadt verordneten. — Die ReichStagsdeputation in Magdeburg. tvefterreich. z^Men. Der Krieg in Ungarn und Italien. Wien. Die Russen in Galizien. "Aus Gesterreich-Schlesien. Die Untersuchun gen. — Der Krieg in Ungarn. — Gefecht zwischen den Serben und Magyaren bei Bakmak. — Die Vcrfassungkurkunde an der Militair- grenze. — Die österreichische Armee in Italien. Handel und Industrie. 's Leimig, 3. April. Aus Frankfurt a. M. werden heute wei tere Aufklärungen über Zustandekommen und Charakter der Beschlüsse der Nationalversammlung am 27. und 28. März in einem Berichte darüber von SS Abgeordneten, sowie in Erklärungen Anderer mitge- theilt. Die Einen betrachten durch die erwähnten Beschlüsse die Volks- fouverainetät als höchstes Gesetz festaestellt und sehen nur eine unbedingte Annahme der Verfassung als möglich an. Dagegen erklären 15 Ab geordnete, die bei der Wahl mitgcstimmt haben, daß sie gleichwol der Versammlung kein Recht und Mandat für endgültige Feststellung der Verfassung und Vergeben der deutschen Krone zugcstehen. Die frank furter Deputation hat inzwischen Magdeburg passirt und sollte ge stern Abend in Berlin eintreffen, wo der König von Preußen aber nicht anwesend war, indem er einen kurzen Ausflug nach Freienwalde gemacht hatte. In den preußischen Kammern wurden gestern die angekündigten Adressen an den König wegen Annahme der Oberhaupts würde berathen und angenommen. Der Minister Gras Brandenburg gab d'abci die Erklärung ab, daß der in Frankfurt gefaßte Beschluß nur für diejenigen deutschen Regierungen und Fürsten als gültig an- -usehen sei, die demselben aus freier Wahl beitreten würden. Üebri- gens werde die preußische Regierung in der jetzt in ein neues Stadium getretenen deutschen Frage fortfahren, mit der entschiedensten Hinge bung an Deutschlands Einheit und Freiheit die Erreichung des angestreb- ttn Ziels zu fördern. Die von einem Theile der frankfurter Versamm lung beanspruchte Souverainctät ihrer Beschlüsse ist somit abermals officiell zurück^ewiesen, aber auch zugleich angedeutet worden, daß man die Sachen in die Hand nehmen wolle, wenn auch nicht ganz in der vorgeschriebenen Art und Weise. Die ganze deutsche Geschichte lehrt, daß tief im Volk ein Princip politischer Einheit wurzelt, allein daß ein anderes nicht minder tief begründetes Princip, das der Freiheit der Entwickelung nach Stammes- und Landcsart, demselben sich stets entgegenstellte. Vor Karl dem Großen war das letztere das überwie gende; mit und durch ihn wurde das der politischen Gesammtheit für lange Zeit das herrschende. Die politische Aufgabe der Gegenwart für die Deutschen ist, jene beiden aus gleich edler Quelle stammenden Prin cipe zu harmonischer Wirksamkeit zu vereinigen. Aus Baiern wird heute den Gerüchten wegen Octroyirung eines neuen Wahlgesetzes amt lich widersprochen. Vor den Assisen in Freiburg ist die Verurthei- lung von Struve und Blind zu acht Jahren Zuchthaus erfolgt. Sie wollen auf Cassation antragen. Die I. Kammer in Baden berieth über das Volksschulwesen in Gemeinden mit gemischten Bekenntnissen. Die sächsische II. Kammer faßte Beschlüsse überRepisionder'Kriegs- artikel und des Dienstreglemcnts der Armee. In Wien haben die ' Siege in Italien natürlich die Aussichten sehr aufgehellt. Die Ver- , treibung der Insurgenten unter Bem aus Siebenbürgen wird bestätigt, i In den Operationen gegen die Magyaren in den Thcißgegenden ist § durch Ueberschwemmungen ein Stillstand eingetreten. Russische Trup-'« pen sollen nun auch in Galizien eingerückt sein. Die Nachrichten aus Turin melden die Ankunft des neuen Königs und die Bildung eines neuen, friedlichen Ministeriums. In der französschen Nationalver sammlung war in der Verhandlung über die italienischen Angelegenhei ten die vom Ministerium gutgehcißene Tagesordnung angenommen wor den. Aus Bombay wird ein Sieg des britischen Oberbefehlshabers Lord Gough über die Sikhs in Multan gemeldet. Deutschland. ! " Frankfurt a. M., 1. April. Ueber die Vorgänge in der Pauls- . kirche am 27. und 28. März haben 59 Abgeordnete (Bothmer und - Genossen) folgenden Bericht veröffentlicht: Als Nationalvertreter sind wir Unterzeichneten verbunden, ein Zeugniß der Wahtheit vor dem pcut- , schen Volke abzulegen von den folgenschweren Vorgängen deß 27. und 28. ' Märzes; wir halten uns dazu um so mehr verpflichtet, weil wesentliche Um stände von manchen Zeitungen verschwiegen, von andern verunstaltet wur- ' den. Obgleich in der Nationalversammlung ununterbrochen anerkannt wurde, ' daß eine Verständigung mit den einzelnen Staaten über die Vcrfassungs- bestimmungcn stattfinden solle, so sind doch die Bemerkungen der Regierun gen in der Nationalversammlung nicht zur Berathung gekommen. Unge achtet die Nationalversammlung durch einen besondern Beschluß bestimmt hatte, daß Unterhandlungen mit dem österreichischen Ministerium gepflogen werden sollten, und das österreichische Ministerium mit Vorschlägen neuer lich entgcgengekommen war, so haben die letztem doch nicht die allergc- ' ringste Berathung gefunden. Diese Unterlassungen zu verhindern, waren - wir außer Stand; unsere Anträge wurden zurückgcwiescn. Bereits war die Nationalversammlung durch den Welcker'schen Antrag, durch das un unterbrochene Bearbeiten der hiesigen Presse und durch ausgcstreutc Gerüchte in : den Zustand höchster Aufregung versetzt. Als unsere Aufgabe sahen wir eS an, für das gcsammte Deutschland eine Verfassungsform zu schaffen, und . widerstrebten demgemäß der Annahme eines erblichen Kaiserthums, weil dieses die Einheit Deutschlands auf immer zerreißend , die Gcsammtkraft unseres Volks vernichtet, die Freiheit gefährdet, die Gleichberechtigung aller Stämme verletzt, Unruhe nach sich zieht statt Ruhe, und das Vaterland in große Gefahren stürzt. Gar kein Mandat aber haben wir zur Erwählung einer Kaiserdynastie. Nachdem von der Nationalversammlung der Antrag, ein erbliches Kaiserthum einzusetzcn, am 23. Jan. mit einer Mehrheit von 52 Stimmen und zum zweiten Male am 21. März in dem Welcker'schen Anträge mit 31 Stimmen Mehrheit verworfen worden war, bekam derselbe Antrag, ohne von neuem berathen zu sein, am 27. März bei 538 anwe senden Nationalvertretern eine Mehrheit von vier Stimmen. Um eine erbliche Kaiscrgewalt über das deutsche Volk zu begründen, muß der Na- tionalwillc sich unzweideutiger, übereinstimmender, allseitiger äußern. Wie Stimmen dafür erlangt wurden, das wollen wir hier eben so wenig beach ten, als prüfen, ob die Abgeordneten aus Schleswig über die wich tigste Frage unserer Zukunft den Ausschlag geben durften, nachdem in K. 1 der Verfassung am 23. März beschlossen war, daß „die Verhält nisse des Hcrzogthums Schleswig der definitiven Anordnung Vorbehal ten bleiben," cs mithin fraglich ist, ob die demnach nur provisorisch zu- gelassenen Schleswiger bei Deutschland verbleiben oder nicht; aber erwäh nen wollen wir, daß gerade vier Abgeordnete aus Oesterreich, welche den Antrag bejahten, am folgenden Tage die Erwählung verweigerten. Unter den die Erblichkeit Annehmcnden waren 150 Preußen, die insofern in eigner Sache stimmten, da bekannt war, daß cs sich allein um die Erhebung des preußischen Königs, ihres Fürsten, zum Beherrscher der übrigen Staa ten und Stämme handle. In großer Mehrheit erklärten sich dagegen die Abgeordneten aus Baiern (dagegen 52, dafür nur 13), Württemberg (da gegen 19, dafür 7), Baden (dagegen II, dafür 5), Oestcrreich (dagegen 106, dafür 1), Sachses (dagegen 15, dafür 5). Kaum war am Abend deß 27. März die Lösung der tief einschneidenden Frage mit der zweifel haften Mehrheit von 1/134 der anwesenden Nationalvertreter gegeben, so kam am folgenden Lag ein Antrag über die Art der Wahl des Kaiscr- geschlcchts in die Nationalversammlung. Ob zu einem solchen Wahlacte die verfassunggebende Nationalversammlung beauftragt und berechtigt sei, wann und wie die Erwählung vorzunchmcn, in welcher Weise die Verfas sung vollzogen und verkündet werden solle, stand zu erörtern. Mochten Viele schon ihr Gewissen dadurch beschwert finden, daß ihnen die Gelegen heit genommen war, durch eine Schlußabstimmung über das Ganze des Verfassungswerke sich rechtsverbindlich auszusprechcn, so wurde jetzt eine voreilige Entschließung über die Wahlart gefodcrt; denn kein Bericht, keine Begründung der Anträge befand sich in unsern Händen. Und doch setzt die Geschäftsordnung 8- 32 ausdrücklich, nur geringfügige oder „sehr drin gende" Sachen ausnehmend, wörtlich fest: „Die Hauptverhandlung über einen Antrag kann nicht vor Verlauf von 24 Stunden nach dessen Ver-