Volltext Seite (XML)
und das Volk, in dessen Namen ich spreche, hat den Krieg lieber als die Schmach. Hr. Odilon-Barrot weist nach, daß die Sache der ita lienischen Unabhängigkeit zu Grunde gerichtet worden sei durch das Vorherrschen des demagogischen Elements. Frankreich aber werde nicht sein Blut lind seine Schätze vergeuden, um die Anarchisten zu unter stützen. Thöricht wäre es, jetzt Das zu thun, was Hr. Lcdru-Rollin nicht im Februar zu thun wagte. Nicht um das von Hrn. Lcdru- Rollin Versäumte nachzuholen seien die Minister ins Amt getreten, sondern um Ordnung aus den Trümmern hervorgehen zu lassen, mit denen er den Boden des Vaterlandes bedeckt habe. Dieser Ausfall fand die lebhafteste Zustimmung, und der Conscilpräsident schloß mit den Worten: „Eins kennt der ehrenwerthe Abgeordnete vom Berge nicht — die Kraft, welche einer Regierung ihre Mäßigkeit und ihre Loyalität verleiht." Die motivirte Tagesordnung der HH. Bixio und Pagnerre, welche die Zustimmung des Ministeriums hatte, da sie diesem vollkom men freie Hand ließ, die von Oesterreich gar nicht bedrohte Integrität Piemonts durch die geeigneten Maßregeln aufrecht zu erhalten, wurde schließlich mit 414 gegen 32V Stimmen angenommen. Hr. Leon Fau- cher wollte den Sieg des Ministeriums benutzen, um die dritte Bera- thung des Clubgcsetzes auf die nächste Tagesordnung zu bringen. Die Versammlung wies aber den Antrag zurück und setzte die dritte Ver handlung des fraglichen Gesetzes auf den 4. April an. — Man behauptet, daß die Mächte nach der Räumung der sardi nischen Staaten von Seiten der Oesterreichcr sofort zur Wiederein setzung des Papstes schreiten werden. Man will Commissarc nach Rom schicken, um die republikanische Regierung zum Rücktritt aufzu- sodern, und wenn sie sich nicht fügen sollte, werden die Franzosen in Civitavecchia landen, während die spanischen Truppen den Papst in Gaeta abholen. Ueber den gestern vom Constitutionnel gemeldeten Ab gang der französischen Expedition von Toulon findet sich heute nichts in den Blättern. — Zu der von der Straße Poitiers veranstalteten Sammlung, be stimmt, die Kosten der Vertheilung populaircr a ntiso ei a listi sch er Schriften zu decken, hat der Constitutionnel 2000 und die «Presse» 1000 Fr. bcigcsteuert. — Heute werden die Verhandlungen des Staatsgerichtshofs in Bourges mit dem Resume des Präsidenten geschlossen, worauf sich die Geschworenen sogleich zur Bcrathung ihres Verdicts zurückziehen. Nach der nicht.sehr zuverlässigen «Estaffette» hätte sich der Angeklagte Huber, der sich bis jetzt verborgen gehalten, ebenfalls noch gestellt, was den Abschluß der Verhandlungen noch um einige Tage verzögern würde. — Die Gesandten der römischen Republik in Paris, die HH. P. Beltrani und Pes cantini, haben den Mitgliedern der Bergpartei, welche die nach der Vertreibung des Papstes an die römische Republik abgeschickte Beifallsadrcsse unterzeichnet haben, eine Antwort der römi schen Costituente überreicht, welche sie zu Ehrenbürgern der römischen Republik ernannt hat. Großbritannien. London, 31. März. Im Oberhause zeigte gestern Lord Lansdowne den Abschluß des Waffenstillstandes zwischen Oesterreich und Sardinien an, und be dauerte, nicht bestimmt die Vorlagen der die italienischen Angelegen- heiten betreffenden Papiere vor Ostern zusagen zu können, da die kur zen telegraphischen Depeschen, die er bis jetzt erhalten, nichts ent hielten, was über die etwanige Thcilnahme des englischen Gesandten an diesen Verhandlungen Aufklärung geben könnte. Lord Aberdeen lobte die Mäßigung Oesterreichs und sah darin eine sichere Bürgschaft des Friedens. Das Unterhaus sollte eine Mehrausgabe von 52,000 Pf. St. für das vorjährige Marinebudget nachträglich vcrwilligcn. Hr. Hume beantragte eine Resolution, welche einen leisen Tadel gegen das Ad- miralitätscollegium, das mehr Mannschaft angeworbcn als das Haus genehmigt hatte, in sich schloß. Hr. Ward und der erste Lord der Ad miralität, Sir F. Baring, entschuldigten das Uebcrschrciten der bewil ligten Summe mit der Nothwcndigkcit, und hofften, Hr. Hume werde in Betracht dessen von seinem Vorsatz abstehen. Der Antrag fand aber auch von der Seite der Protectionisten in Hrn. Hcrrics Unterstützung, Lord I. Russell erklärte, ihm beistimmcn zu wollen, wenn ausdrücklich ausgesprochen werde, daß man mit der Resolution keinen Tadel gegen den verstorbenen ersten Lord der Admiralität, Lord Auckland, auödrücken wollte, und da Hr. Herries diese Erklärung abgab, fand der Antrag Hrn. Humc's einstimmig Annahme, und ebenso die verlangte nachträgliche Mehrverwilligung. Zunächst auf der Tagesordnung stand die vertagte Debatte über die zweite Lesung der Bill über die irische Zuschußarmcn- stcuer. Nachdem Hr. Napier gegen die Bill gesprochen, weil eine gleich förmige, allen Armenbezirken auferlcgtc Steuer wegen der sehr verschiede nen Verhältnisse derselben eine Verletzung der Gleichheit wäre, die noch nicht verarmten Bezirke an den Bettelstab bringen würde, und die Ver pflichtung Englands, mit zur Erleichterung der insolventen Armenbezirke beizutragen, dargelegt hatte, ergriff Sir R. Peel daö Wort. Er ent wickelte ausführlich die Ursachen der socialen Zerrüttung Irlands, die er hauptsächlich in dem Mangel an Capital, eine Folge der tiefen Ver- schuldung der Grundstücke, und in der daraus hervorgehenden Unmög lichkeit, die Güter zu verbessern und etwas für die Lage der arbeiten den Klassen zu thun, ferner in dem Beherrschen der oft misrathende» Kartoffelnahrung, welche ebenfalls eine Folge des geringen Culturzu- standes des Bodens ist, sucht. Zur Abhülfe dieses Uebelstandes sah er nur ein Mittel. Die Negierung sollte die Verwaltung der insolventen Armenbezirkc unter eine Commission zuverlässiger Männer geben, welche, an Ort und Stelle versammelt, alle Maßregeln, welche nach ihren Rath- schlägen die Regierung zur Hebung des Nothstandeß des betreffenden Bezirks trifft, in ihren Händen centralisiren sollte. Als solche Maßre geln bezeichnete er die Anlegung von Straßen, Kais zur Erleichterung der Fischerei, Anlegung einer Musterwirthschäft und ein von der Re gierung geleitetes Auswanderungssystem. Aber alle diese Maßregeln würden erfolglos bleiben, wenn nicht eine radikale Umänderung deS Verfahrens bei dem Verkaufe von Grundeigenthum in Irland statt finde. Für Irland, für den nominellen Eigenthümer, für den Hy- pothokengläubiger und für Alle außer den Einnehmern des Kanzlei- gcrichtshofö und den Advocaten würde es von unendlichem Vortheil sein, wenn der Verkauf von überschuldetem Eigenthume nach Befreiung von seinen Lasten abgekürzt und erleichtert würde. Seiner Ansicht nach sollte ein Gesetz erlassen werden, wonach, wenn ein Grund besitzer mit der Armensteucr eine gewisse Zeit lang rückständig sei, die von ihm erwähnte Commission ermächtigt sein sollte, so viel von dem Grundstück, als zur Deckung des Rückstandes nöthig ist, zu verkaufen, und dem Käufer einen gegen alle Welt stichhaltigen Bcsitztitel auszustcl- lcn, anstatt dies durch das Kanzleigcricht thun zu lassen, wo eö ost Jahre lang dauert. Indem man auf diese Weise das Land aus den Händen capitalloser Eigenthümer in den Besitz von Kapitalisten-bringt, flößt man der Ackcrbauindustrie Irlands neues Leben ein. Noch ver dammte er jedes Almosen ohne eine Gegenleistung in Arbeit. Die vom Ministerium vorgeschlagene Maßregel wollte er unterstützen, weil sie Irland eine Frist der Ruhe verschafft, in welcher eine seinen Vorschlä gen ähnliche Reform vorbereitet werden kann. Nach dieser Rede, die mit lebhaftem Beifall ausgenommen wurde, sprachen noch Sir R. Adair, der auf die von Friedrich II. in Pommern eingcführten Landrenteliban- ken aufmerksam machte und im klebrigen Sir R. Peel beistimmte, und Hr. Grattan gegen die Bill. Auf Hrn. Bright's Antrag wurde die fernere Debatte auf den I. April vertagt. — Die Königin hat dem Staatssecretair des Innern, Sir G. Grey, das Großkrcuz des Bathordens verliehen. Sir George ist der zweite Civilist, der dieser Ehre, die bis vor kurzem nur für Militairs be stimmt war, thcilhaftig wird. Der erste ist Lord Palmerston. — Vorgestern war in London eine Versammlung, welche eine Pe tition um Einführung einer freien und vollständigen Vertretung des Volks im Parlamente annahm. Es waren 7 — 800 Personen anwe send, aber keine politischen Notabilitäten, nicht einmal eins der ravi- calcn Parlamentsmitglieder. — Lord I. Russell empfing vorgestern eine Deputation irischer Parlamentsmitglieder, die um Regierungsuntcrstützung für die irischen Eisenbahnen bat. Sir L. O'Brien war der Wortführer. Lord I. Russell erklärte, daß es dem Princip der Regierung entgegen sei, sich in Pri- vatuntcrnehmungcn einzulassen, daß aber die Negierung in Rücksicht auf die eigenthümlichen Verhältnisse und den Nolhstand Irlands dem Parlament einen Plan, der die Vollendung verschiedener irischer Eisen bahnen erleichtere, verlegen werde. — Die Provinzialversammlung von Rio Janeiro hatte den Kaiser von Brasilien gebeten, den Prinzen und die Prinzessin von Join ville nach Brasilien einzuladen und der brasilische Gesandte in London, Marchese de Lisboa hat dem fürstlichen Paare die Einladung mit- getheilt. — Nach Briefen aus Jamaica vom 22. Fcbr. dauert dort der Zwiespalt zwischen dem Versammlungskaus und der Regierung der Kolonie fort. Da das Conseilcollegium die von den Abgeordneten be antragten Ersparnisse verworfen hat, so hat das Versammlungshaus bis zum 1. Oct. nur die Auszahlung der für das Gefängnißdeparte- ment, die Zinsen der Staatsschuld, die Polizei und die andern zurAuf- rcchthaltung der öffentlichen Sicherheit nöthigen Summen genehmigt. Dieser Beschluß ist Gesetz geworden. Aber weil das Conseilcollegium nicht seine Einwilligung zu einem Zoll auf Rum gab, mit dessen Er trag man die Noten der Colonialregierung einlösen wollte, hat eine Majorität des Hauses beschlossen, keine Geld- oder andere Bills wei ter pasfiren zu lassen. — Der französische Moniteur thcilt folgende von Toulon an das auswärtige Ministerium gelangte telegraphische Depesche mit: Das französische Consulat in Alexandrien ersucht mich, Sie zu benach richtigen, daß nach einem Supplement der Bombay Times vom 4.