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1047 menen Abgeordneten wurden, da sie ihre Selbständigkeit bewahrten, mit Freuden ausgenommen. Ueber die octroyirk Verfassung haben wir so unsere eignen Ansichten, wir wünschen nur zuvor herzlich, cs möge das Ministerprogramm seine Zusagen recht bald erfüllen. Mit unserm Handel fleht es jetzt trübe aus) die Fabriken feier», Tuchmacher und Leinweber sind im Elende. Der unglückselige Zustand in Ungarn lähmt alle Geschäfte, da wir unsere Ausfuhr bloS in dieses Land haben. Un sere guten Nachbarn und Freunde, die Russe«, wolle« von Handels verbindungen mit un- gar nichts wisse«; wehe Dem, der sich »ur drei schritt« über die Grenze wagt; werden doch selbst di« Pässe nicht re- spectirt. Di« Militairoinstellungen mittels der Losung gehen in ganz Schießen ohne Widersetzlichkeit vor sich, wir wissen zu wohl, das dem Gesetz« Achtung gebührt; übrigens ist man auch nicht so sehr wäh- lmsch, einige Striche weniger, ais es das Masi erfodert, thun nichts zur Sache. — Der Peßher Spiegel bringt die Nachricht, daß der Feldzeugmei ster Baron Melden selbst bei der Armee vor Komorn sich eingefun den. Die Kanonade soll am 25. März den ganzen Tag bis Mitter nacht gedauert und nach 1 Uhr wieder aufs heftigste begonnen haben — Am 25. März trafen fünf Batterien und ein Kanonierbataillon, von Wien kommend, in Ofen ein: ein Beweis, daß die k. k. Armee fort während Verstärkungen an fich zieht. PkSth, 27. März. Di« Vermuthung, daß daß jetzt eingetretene Thauweltcr den Kriegsoperatione» an der Theiß hinderlich werden könnte, hat sich bestätigt. Gestern ist das starke Rcservecorps, welches in Gödöllö lag, mit Geschütz und vieler Munition hier einge- rückt, weil es hei Regen und Schnccwasser in dieser Gegend schlechter dings unmöglich ist, auch nur die geringste militairische Unternehmung ins Werk zu setzen, und das Bivouakiren allein die Hälfte der Sol daten krank machen würde. Aus gut unterrichteter Quelle vernehme ich, daß zwischen heute und morgen ein Armeebefehl erwartet wird, wonach die Operationen auf der vorgehabten Linie wegen der überaus ungünstigen Witterung vor der Hand sistirt werden, und unter Abwar tung dieses vorübergehenden Elementarhinderniffcs die bereits in An griff genommene Eroberung Komorns und Peterwardeins mit allem Nachdruck und der durchgreifendsten Kraftanwendung fortgesetzt werden wird. In Waitzen wurde schon vorgestern eine Brücke geschlagen, um das Corps des F.-M.-L. Rambcrg auf das rechte Donauufer überzu- setzcn. Der Banus hat sein festes Hauptquartier zu Czcgled. (Ll.) — Ernste Gerüchte, schreibt die Ost-Deutsche Post aus Wien vom 30. März, verkünden für die nächsten Tage wichtige Entscheidungen. Die Magyaren haben die Theiß überschritten und sollen unter Anfüh rung Bem's, der sich aus Siebenbürgen in eben so unerklärlicher Weise wie früher aus Wien gerettet hat, aggressiv zu Werke gehen. Ihre Zahl soll groß, größer als die der unsrigen sein. Ein kundiger Offi zier sagte uns heute, cs sei ein Vortheil, daß die magyarische Armee die Theiß überschritten habe, weil hier natürlich viel bessere Chancen für die Operationen der kaiserl. Truppen find, als jenseits in den sum pfigen Gegenden, wo schweres Geschütz kaum fortzubringcn ist. Aller Augen sind jetzt nach Komorn gerichtet, wohin Feldzcugmcister Weiden heute Morgen in Person mit einer Elite von Offizieren sich begeben hat. — Das Abendblatt der Wiener Zeitung vom 30. März schreibt, daß, als das Armeecorps Bem's in Siebenbürgen, von allen Seiten durch die Russen und Puchner gedrängt, fich in die Walachei gewor fen, wo cs entwaffnet und gefangen wurde, Bem fich am 18. März aus dem Staube gemacht und zu der an der- Theiß operirenden ma gyarischen Armee begeben habe. — In Pesth soll, nach dem Figyelmezö, vor einigen Tagen ein Ku rier eingetroffen sein, welcher die Nachricht brachte, daß die komor- ncr Garnison nach einem lang anhaltenden Bombardement an den General Simonich Parlemcntairc geschickt habe, durch welche sie sich unter der Bedingung allgemeiner Amnestie zur Ucbergabe bereit erklärte. Simonich soll diese der Mannschaft und den nicdern Offizieren zuge- fichert, aber von den höher» Offizieren unbedingte Unterwerfung ver langt haben. Die Sache ist noch in der Schwebe. — Zwischen den Serben und Magyaren ist bei Bakmak un weit von Theresiopel ein Treffen vorgefallen, welches zwei Stunden gedauert hat. Die geringe Anzahl der daselbst befindlichen Serben hat dazu Veranlassung gegeben. Der Feind wurde drei Mal zurück geschlagen, welcher Erfolg die Serben, verleitete, den fich zurückzie- hcnden Feind zu verfolgen. Die sehr vortheilhafte Position wurde verlassen, welcher unüberlegte Schritt die Folge hatte, daß der über mächtige Feind im offenen Felde den an Zahl weit geringern Gegner zurückdrängen und ihm seine zwei Kanonen wegnehmen konnte. Nur einer übermenschlichen Anstrengung und vielen Opfern konnte es gelingen, die verloren gewesenen Kanonen wieder zurückzubekommen. (Wand.) Stmlin, 28. März. Die Srbs. Nowiny berichtet: Soeben er hielten wir aus Sissek eine Privatnachricht vom 18. März, daß das Oguliner Regiment die neue Verfassungsurkunde zerrissen und ver ¬ brannt habe, di« sich mit der Freiheit der Militairgrcnze ein kühnes Spiel «Glaubt, indem fit auch jetzt noch sich der Grenzen als eines Schildes deutscher Glorie und Größe bedienen will. Das fünfte Licca- ner Bataillon wollte dem Militairbefehl, nach Italien zu ziehen, nicht Folg« leift«», sondern prügelte vielmehr, wie der Brief sagt, seinen Commandanten durch. Auch hier in Pancfowa und Mitrowitz äußerte sich große Unzufriedenheit mit der oetroyirten Verfassung, und cS scheint, daß verschiedene Zwistigkeiten unter der Nation broorstehen, während Eintracht gegen den gemeinsamen Feind »och thäte. Alles ist gereizt, und Gott weiß, wer im Stand« sei» wird, de» Friede» lauge zu erhalten. — Die österreichische Armer ix Italien wird nach den »«te ste» Berichte» im Tiroler Boten also dislocirt: erstes Armeekorps Mailand; zweites Piacenza, Parma, Modena; drittes Bergamo, Brescia; viertes im Piemontcssscheu. Brescia ist verbarricadirt, kai serl. Truppen umschließen es von außen; indrssm hat man da» Bom bardement der Stadt von der Citadelle aus eingestellt. (A. Z.) (Fortsetzung der politischen Nachrichten in im Beilage.) Handel und Industrie. Visenbahn. * Gotha, 31. März. In Bezug auf die Vollendung der Thüringischen Eisenbahn bis zum Anschluß an Hessen sind von unserm Ministerium der Abgeordneten«ersammlung interessante Mittheilun- gen gemacht worden. Bei Berathung des StaatShaushaltsetats, aus wel chem sich ergab, daß unsere Staatskasse einen wesentlichen Verlust erleiden werde, indem das Capital von 400,000 Thlr., mit welcher sie sich bei der Thüringischen Eisenbahn betheiligt, unter den gegenwärtigen Umständen keine Zinsen trage, stellte der Abg. Schwerdt folgenden Befragungsantrag: „Da söwol der Staatshaushalt, als auch viele Staatsangehörige, bei den finanziellen Verhältnissen der Thüringischen Eisenbahn wesentlich betheiligt, diese Verhältnisse jedoch, wie allbekannt, so traurig sind, daß die Verwal tungsbehörden der Thüringischen Eisenbahn auf eine Erhöhung der Ein nahmen eifrig bedacht sein sollten, so möge Herzog!. Staatsregicrung ge neigte Auskunft darüber ertheilen: Warum die kurze Strecke der Thürin gischen Eisenbahn von Eisenach bis Gerstungen so langsam gefördert werde und wann der endliche Anschluß an die Friedrich-Wilhelms-Nordbahn, wodurch sich die Frequenz der Thüringischen Eisenbahn ohne Zweifel erhöhen wird, zu erwarten stehe L Ein Mitglied des Ministeriums, Hr. v. Wangenheim, be antwortete diese Interpellation etwa dahin: Der Bau der kurfürsil. hessi- chen Friedrich-Wilhelms-Nordbahn sowie der Main-Weser-Bahn wird gs- ;en September d. I. so weit vollendet sein, daß die erstere ganz, die letz tere von Kassel bis Marburg und von Butzbach bis Frankfurt fahrbar ist. Leider aber bleibt dann immer noch, um Thüringen mit Frankfurt zu ver binden, eine Strecke von etwa 3 Meilen auf heffen-darmstädtischem Gebiete außer Betrieb, und es läßt sich nicht voraussagen, wann auch diese Strecke mit Schienen belegt sein wird. Von der Köln-Minden-Thüringischen Ver bindungsbahn soll der Schienenweg von Kassel bis Warburg noch vor dem Anfänge des nächsten Winters dem Verkehr übergeben werden, sodaß die Verbindung zwischen Thüringen und dem Niederrhein im nächsten Jahre hergestellt sein wird. Auf die letzte Strecke der Thüringer Eisenbahn (von Eisenach biß Gerstungen), die nur wenige Meilen beträgt, sind bereits 295,000 Thlr. verwendet worden. Dennoch fehlen noch zur Vollendung des Baues, dem bedeutende Terrainschwierigkciten im Wege stehen, gegen 200,000 Thlr. Diese sind jedoch gegenwärtig nicht zur Hand, weil die Direktion der Friedrich-Wilhclms-Nordbahn eine Anleihe von 350,000 Thlr., welche sie nach einem zwischen ihr und der Direktion der Thüringer Bahn abgeschlossenen Vertrage zum Zwecke benannter Verbindungsstrecke (zwischen Eisenach und der kurhessischen Grenze) in Aussicht stellte, nicht zu beschaf fen vermag, und weil es der thüringer Gesellschaft durch die gegenwärtige Differenz zwischen dem Nominal- und CurSwerthe ihrer Prioritätsaktien gleichfalls an den nöthigcn Geldmitteln fehlt. Dor Darreichung jener An leihe ist die thüringische Gesellschaft zum Angriff der fraglichen Verbin- dungßstrecke nicht einmal verpflichtet; dennoch hat sie den Bau derselben schon seit Jahren begonnen und fortgeführt, und wird ihn möglichst rasch zu vollenden suchen, da für die Friedrich-Wilhelms-Nordbahn selbst der größte Rachtheil erwachsen wird, wenn sie nicht zeitig die versprochene An leihe gewährt. Börfenvericht. teipssg, 3. April. Altona-Kiel. 86'/, Br., Berlin- Anhalt 75'/, Br., Chemnitz-Riesa 21 G., Leipzig-Dresden 94'/, Br., Lö bau-Zittau 13'/z G.; Magdeb.-Leipzig 168 Br. u. bez., Sächs. - Schlesische 73'/, Br., 72Vs bez., Acticn der ehemal. Sächsisch-Baier. Eisenbahncomp. 77'/, Br., Anhalt-Dessauer Ldsbk. 101 Br., 100'/, G., Preuß. Bank-An- theile 88'/, Br. Mmster-am-r Börse, 30. März. 27,pc. Int. 49'/,; 4pc.77'/,; Rußl. 5pc. Hope 1017s- londoner Börse, 30. März. 3pc. Cons. 92; Span. 3pc. 30'/,; 4pc. Holl. Int. 78'/,. Pariser Börse, 31. März. 5pc. 88. 35; 3pc. 56. 30; Neap. 81; Bkact.2390; Span.3pc.30; Nordb. 463'/,. Wiener Börse, 31. März. Bkact. 1127; Mct.5pc.867,; 4pc. 70'/,; 3pc. 52; 500 Fl. L. 144'/,; 250 Fl. L. 90'/,; Nordb. 97'/,; Glogg. 94; Mail. 70; Livorn. 597,i Pesth. 65'/,. Verantwortliche Redaction: Dr. Ät. -Kaiser. Druck und Verlag von M. -t. Brockhaus in -Leipzig.