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LV4« ten der Majorität der ll. wie der 1. Kammer Schritte gethan, um die Minorität der U. Kammer zu veranlassen, sich einer projertirten großen Tripeldeputation (frankfurter Deputation und I. und II. Kam mer) anzuschließen. Abg. Baumstark erschien zu diesem Zwecke mit zwei andern Mitgliedern der I. Kammer in der Convcrsationshalle. Auch aus Stadt London (dem Sitzungsloeale der Rechten) hatte man «ine Deputation zu der Linken geschickt; diese stellte die Bedingung, daß die Adresse ohne weitere Rede überreicht würde, eine Bedingung, der aber die Majorität nicht willfahren zu können glaubte. Bei den hiesigen Gerichten ist die neue Organisation nomi nell seit gestern eingetreten. Erkennbar ist dieselbe indessen nur darin, daß die Gerichte einen Theil der früher zu ihrer Kompetenz gehörig gewesenen Rechtsgeschäfte jetzt unerledigt lassen müssen. In Folge dessen ist bei dem Oberappellationssenat des Kammergcrichts schon seit Wochen die Ansetzung von Terminen unterblieben. Die gegen die Organisation im Ganzen und ihre Ausführung im Einzel nen opponircnden Deputationen aus den Provinzen haben noch im mer nicht aufgehört. Das Vorzimmer des Justizministers und sei nes mit den Anstellungsangelegenhcitcn betrauten Vorgängers Hrn. Kisker wird von Sollicitanten niemals leer. Ein großer Theil von Gericktßbeamten ist hauptsächlich deshalb wegen seiner Zukunft besorgt, weil die Auflösung der Gerichte seit vorgestern eingetreten ist, ohne deß die Beamten bis jetzt neue Äocationen oder eine Gewißheit für ihre Wicderanstellung erhalten hätten. Die Verwirrung ist namenlos. — Die Bürgerwehrcommlsfion der Stadtverordnetenversamm lung hat beschlossen, die Reorganisation der Büraerwehr gegen den kürzlich mitgetheilten Beschluß des Magistrats zu befürworten. (Lith.N.) — Die Magdeburger Zeitung vom 3. April berichtet über Ankunft und Empfang der Reichstagsdeputation in Magdeburg am 2. April: Bereits am Tage vorher war eine Deputation der städtischen Behörden den frankfurter Abgeordneten biß Oschersleben entgegenge fahren, um dieselbe dort im Namen der Stadt zu bewillkommnen. In Magdeburg langte die Deputation gegen halb 8 Uhr Abends an und wurde mit donnerndem Hoch empfangen. Auf dem Bahnhofe wurden sie vom Kommandanten, Obersten v. Hermann, von einer Deputation der deutschen Vereine im Königreiche Sachsen (wol nur des dermaligen Vorstandes des leipziger Deutschen Vereins) bestehend aus dem Profes sor Haupt und vr. Göschen von Leipzig, sowie von den Abgeordneten der berliner Stadtbehörden, dem Stadtrath Duncker und Stadtverord neten Holfelder, begrüßt. Unter endlosen Lebehochrufen der vor dem Bahnhofsgebäude versammelten Menge und den Klängen des Vater landsliedes begaben sich die Mitglieder der Deputation nach ihrem Ho tel, dem Gasthofe zur Stadt London, wo sie nicht minder freudig und ehrfurchtsvoll von den dort zu Tausenden Versammelten in Empfang genommen wurden. Löwe von kalbe, Riesser von Hamburg, Deetz von Wittenberg, Merk von Hamburg sprachen von den Fenstern des Hotels herab Worte des Dankes für die ehrenvolle Aufnahme in dieser Stadt, auf deren Wohl, wie das des Vaterlandes und des deutschen Kaisers namentlich Merk mit donnernder Zustimmung den Lebehochruf erhob. Ernst Mo ritz Arndt, nach welchem der lauteste Ruf erscholl, sprach seinen Dank für die unverkennbare Anhänglichkeit, die aus Aller Blicke leuchtete, aus. Einem Ständchen folgte ein festliches Mahl, an dem jedoch mehre der Abgeordneten, so der Präsident der Neichsversammlung, Simson- der Abg. Reh von Darmstadt, der auch heute krank hier zurückgeblieben ist, und Andere wegen Unwohlseins nicht theilNehmen konnten. Nach dem die Gäste von unserem Stadtvervrdnctenvorstcher nochmals begrüßt waren, suchte zuerst Riesser in längerer Rede die freudige, heitere, hoff nungsreiche Seite der Sendung der Abgeordneten hervorzuheben, die er mit einer Werbung für die hohe Jungfrau Germania zur Vermählung mit ihrem königlichen Bräutigam verglich. Sein Vortrag schloß mit der Hoffnung, daß Hinfort in dem in unlösbarer Ehe vereinten Deutsch land und Preußen „zwei Seelen und Ein Gedanke, zwei Herzen und Ein Schlag" sein würden, daß, wie ja bei fürstlichen Vermählungen die Gattin nicht den Namen des Vermählten annehme, so auch noch lange die Namen Preußen und Deutschland neben einander leben könn ten, bis sie in freier Vereinigung in Einem aufgingen. Dasselbe Bild der zu schließenden Ehe zwischen Deutschland und Preußen nahmen auch noch andere Redner in verschiedener Weise auf, so Abg. Prof. Bieder mann aus Leipzig, der das GlaS hob auf das redliche, allseitige Ver trauen, auf die rechte und ehrbare innere Zucht zum gemeinsamen Wohle und Gedeihen Aller. Abg. Barth aus Kaufbeuern entgegnete, Germania suche keinen Gemahl, sondern einen Begleiter und Beschützer, den Stärksten und Würdigsten, der in Ehren und Treuen zu ihr haltere. ES sprachen ferner Dr. Göschen aus Leipzig, die Abgg. Sprengel aus Mecklenburg, Hollandt aus Braunschweig, Federer aus Stuttgart. Auch der abwesenden Mitglieder, des Präsidenten Simson, aller lreuen und wackern Arbeiter in Frankfurt, Heinrich Gagcrn's, Karl Welcker's wurde mit rauschender Zustimmung gedacht. Auch dem greisen Arndt, Dahlmann, Riesser u. A. ertönte ein wiederholtes Hoch. Heute Morgen gegen 1v Uhr reiste die Deputation in Begleitung von Mitgliedern unserer städtischen Behörden, die dem König eine Adresse zu überreichen beauftragt sind, sowie der Abgeordneten der Stadt Berlin, deren Gäste die Frankfurter von dem Augenblick an sind, wo sie unsere Stadt verließen, endlich der Potsdamer Deputieren, die gestern Abend noch angekommen, mit einem Extrazuge nach Ber lin weiter. Oesterreich. zX Ulien, 31. März. Man sieht jetzt, wie viel in Italien auf dem Spiele stand, denn die im Rücken des Heeres versuchte Schild- rrhebung in der Lombardei war weit ernstlicher, als aus unsern Zeitungsberichten zu entnehmen ist. BreScia wurde vier Standen lang beschossen, und die Mailänder flüchteten bereits mit ihren Waare» und Habseligkeiten in die Keller. Auch in Bergamo wurde auf das Volk geschossen. Die Piemontesen haben sich mit großer Tapferkeit geschla gen, allein sie sind abermals in den Fehler einer zu ausgedehnten Ope rationslinie verfallen, was Radetzky und seine rechte Hand, der Ge neralquartiermeister Heß, trefflich zu benutzen verstanden. Nach Pri- vatberichtcn (womit interessante Details in der heutigen Ost-Deutschen Post übereinstimmen) wäre der Ausgang der Schlacht durch den per sönlichen Ehrgeiz des Erzherzogs Albrecht sehr gefährdet gewesen. Der Prinz schien die angeordnete Concentrirung der Streitkräfte nicht ab gewartet zu haben, und bekam es durch 2'/, Stunden mit 3 Regi mentern gegen 12 zu thun, welche letzter» dazu den Vortheil der Posi tion hatten. Gewiß haben die Kühnheit und Bravour des würdigen Stammhalters des Helden von Aspern mehr als das Klcinkreuz des Theresirnordens in Anspruch genommen, aber sic haben, wie versichert wird, auch Blut gekostet, das vielleicht zu ersparen gewesen wäre, und viel auf das Spiel gestellt. Jndcß wenn sich die Sache auch wirklich so verhält, wie sie geschildert wird, so schien der alte Fcldmarschall, so viel aus seinem Bericht hcrvorgeht, doch keineswegs geneigt, dem Erzherzog die Rolle des Prinzen von Hessen-Homburg zuzuwcnden. Uebrigens lassen sich die bereits gestern eröffneten nahen FriedcnsauS- sichtcn heute nur bekräftigen, und an dem blutig rothen Faden von Olengo dürfte sich auch der Knäuel von Ungarn, so verworren er auch noch erscheint, bald entwirren. Nach Komorn sind die geschicktesten Offiziere, das schwerste Belagerungsgeschütz und endlich der Gouver neur Melden, der Städtebezwinger, abgegangen. Vielleicht daß schon der moralische Eindruck des Standes in Italien die Uebergabe herbei führt. Eben so hartnäckig wie Komorn vcrtheidigt sich Petcrwardein, doch freilich fällt auch die magyarische Sache ganz und gar mit jenen Festungen. In Siebenbürgen sind nun wol durch den wirklich erfolg ten Einmarsch von 4Y,VVV Russen die Dinge entschieden; es wird sich nun fragen, wann und wo den zwar gebetenen, aber durchaus Nicht gern gesehenen Gästen „Halt" commandirt werden wird. Die heute einge troffene Nachricht der Erwählung deß Königs von Preußen zum Erb kaiser der Deutschen bleibt keinesfalls ohne Einfluß auf die weiterhin anzuordncndcn Militairbewegungen. Hier zweifelt man keinen Augen blick an der Nichtannahme von Seiten des Königs. Der FinanzMi- nister reibt sich vergnügt die Hände; er hat in der That seine Sachen trefflich gemacht, und gelingt es ihm noch weiterhin Zeit zu gewinnen, und wie wir glauben möchten, nur eine ganz kurze Zeit, so hat tt Alles gewonnen. Man ist nun daran, die vielen früher begangenen Fehler auszumcrzen, und wie aus sehr guter Quelle verlautet, wäre der erste Schritt hierin: in allernächster Zeit das Silberausfuhrverbot aufzuheben. Geschieht dies und wird Ungarn pacificirt, gleichwie Italien bereits zu betrachten ist; erfolgt noch weiterhin eine mildere Auslegung der Preß- und Affoeiationsgesetze und als Schluß eine allgemeine Amnestie: so kann man vertrauensvoll auf Vertrauen, d. i. aus eine gute Abnahme der Anleihe im In- und Auslande zählen. ^Vien, 31. März. Wiederholt wird behauptet, daß die Rus sen in Galizien eingerückt sind, um von dort her die nöthige Verstärkung zur schnellern Beendigung des ungarischen Feldzugs zu ewähren. In Siebenbürgen hat der bekannte General Freitag daS Kommando der russischen Truppen übernommen. Es ist gewiß, daß die Russen vom Torzburger und Rothenthurm-Paß in zwei Kolon nen, 40,Ovv M. stark, eingerückt sind. — Als Nachfolger deß Gou verneurs Melden, der, wie man versichert, den Feldmarschall Win disch-Grätz ablöst, welcher bereits nach Olmütz gereist sein soll, be zeichnet man den F.-M.-L. Böhm. (*) * Aus Oesterreich-Schlesien, 29. März. Unser Ländchen istnicht im Belagerungszustand mitbegriffen, aber nichtsdestoweniger wimmelt es on Untersuchungen hier. Viele wollen gewisse lauernde, fremde )hysiognomien nicht ohne den Argwohn unter uns sehen, daß sie Hor- >en und Hinterbringen zu ihrem Geschäfte machen. Sehr schlimm in dieser Beziehung sind besonders die Beamten daran; an öffentlichen Orten sieht man daher keinen Themisdiener. Die Erinnerung an den aufgelösten Reichstag wird hier nicht so leicht die ihm gewidmet gewe sene Theilnahme verlieren; es ist zu sehr in das Volk gedrungen, daß die Kammer die Rechte deß Volks vertreten hat. Unsere zurückgekom-