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2ISL Todesfälle. Der preußische Gesandte am Hofe zu Turin, General- lieutenant Graf Friedrich Ludwig Lruchseß-Waldburg, starb am 18. Aug. in Turin, 68 Jahre alt. Handel und Industrie. *Vcrii», 6. Sept. Die polytechnische Gesellschaft, welche die fremden Aussteller bekanntlich alle Tage in einem eignen Local empfängt, hielt gestern Abend eine sehr zahlreich besuchte Wochcnversammlung unter dem Bor sitz ihres Ordners, des Oberstlieutenants a. D- Prof. Or. Turte, welcher die Sitzung mit folgender Rede einleitctc: „Wie könnte ich wol die Verhandlun gen der heutigen zahlreichen Versammlung eröffnen, ohne nicht auf dicLheil- nahme, welche sich von Seiten so vieler edlen und wohlwollenden Männer für unsere Sache ausspricht, mit Dank hinzublicken! Längst war cs Wunsch der unsrigen sowie aller unserer vaterländischen Gewerbsfreunde, die Männer kennen zu lernen, welche, als unsere guten deutschen Nachbarn, so viel Tüch tiges geleistet hatten. Um so erfreulicher ist es uns, daß die deutsche Gcwcrbe- ausstellung einen so schönen Erfolg gefunden und gleichsam ein Vercini- gungspunkt des gesammten Deutschlands wurde. Herzerhcbend ist es, die Edlen im Volke sich vereinigen zu sehen und in ihnen die Grundfesten des Volkswohls und der Volkskraft wahrhaft geehrt zu erschauen. In dem Vor- leuchtcn dieser Lhatsachen lag einst für uns die Gründung der polytechnischen Gesellschaft, und in ihr sollten dann die Ergebnisse der Wissenschaft zu unserm Gemeingut« werden, wie in ihr die Männer derThat sich gegenseitig kennen und achten lernen. Die Wahrheit dieses unsers Strebens blühte im kräftig sten Leben, und das Wachsen der Zahl der Unsrigen bis heute auf 530 gibt den Beweis, daß man auf edlen und richtigen Grundsätzen und wahrhaft frei sinnig unser Werk errichtete. Ja, der freie und aufgeklärte Geist ist es, der den Unterschied der Stände nicht will und die Mauern niederreißt, welche edle Männer trennen konnten- Wir fühlen es, der Polytechniker darf nicht engherzig, eigenliebig und eigennützig sein." Der Redner warf noch ferner einen Blick auf die schönen Ergebnisse, welche die gegenwärtige deutsche Ge- werbcausstellung hervorgerufen, und wie wir die Ideale zur Wirklichkeit wer den sehen, welche unsern Wünschen und Hoffnungen vorschwcbtcn und eine schöne Antwort auf die Frage finden ließen: Was ist des Deutschen Vater land? Da sei es, wo der geistige Werth erkannt und geschätzt werde, wo die Wahrheit nur gelte, wo nicht ungerecht und nach Gunst geurthcilt und gelohnt werde, wo die Wissenschaften blühen und gepflegt werden und alle Stände sich vereinigen in gegenseitiger Liebe und Würdigung. Ein sol cher Geist solle auch in einer polytechnischen Gesellschaft leben und wirken, und wohl uns, er habe ja eine schöne Vereinigung gefördert, er sei es, der uns aufkläre und den Unterschied der Stände ausgleiche, nicht den höhcrn geistigen Fähigkeiten und Ueberlcgenheitcn ein anmaßendes, ungerechtes Uebcr- gewicht gestatte, sondern uns zu Thätigkeit und Borwärtsschreiten geleite. Ein solcher Geist sei es, der unsern werthen Gästen Gruß und Willkommen entgegengerufen, und Anerkennung fände zur Ehre des deutschen Vaterlandes. Ein allgemeiner freudiger Beifall folgte diesen Worten, worauf die sehr le bendig geführten wissenschaftlichen und technischen Vorträge ihren Anfang nahmen. Zum Schluffe trat ein Herr aus Braunschweig auf, welcher, nach Aussprcchung seines Dankes, die Gründe erörterte, warum man unserer Ge- werbeausstellung in vielen Theilen Deutschlands mit Mistrauen entgegenge- kommen und wie in Mainz bessere Vorkehrungen getroffen worden waren. Der Frhr. 0«. v. Reden, Mitglied der polytechnischen Gesellschaft und der Verwaltungscommission der Ausstellung, erwiderte diese Rebe von seinem Platz aus, ließ der mainzer Ausstellung alle Gerechtigkeit widerfahren, sagte, daß ihren Veranstaltern hohe Ehre gebühre, gab auch zu, daß bei uns „Fehler" gemacht worden, welche er durchaus nicht wegläugncn wolle, aber diese Feh ler seien wieder gut gemacht worden, und die Zeit zwischen dem Wiedcrgut- machen und der Eröffnung sei, wie fast RUM Aussteller zeugten, groß genug gewesen, etwas Gediegenes zu liefern. Kunststücke zähle unsere Ausstellung zwar nicht, dagegen aber desto mehr Kunstgerechtes. Lauter Beifall beant wortete diese Rede, mit welcher die Sitzung, geschloffen wurde. Heute Abend wird Hr. Leclerc aus Paris, welchen der Constitutionnel als seinen Bericht erstatter für die Ausstellung hierher gesendet hat, einen französischen Vortrag in dem Frcmdenlocale der polytechnischen Gesellschaft halten. ^München, 2. Sept. Unser Tageblatt bringt heute einen kurzen Ar tikel, der zu interessant ist, als daß ich ihn nicht wörtlich abschrciben sollte. „Die Metzgerangelegenheit (Nr-24i), so lautet derselbe, ist nun zur Befriedigung aller Theile ausgeglichen, nachdem die Metzger die ihnen auf erlegte Strafe entrichtet." Wer sinVwol die befriedigten Theile? Man kann nur an drei denken, nämlich an die Metzgcrschaft, an die Behörde, von wel cher die Victualienpolizei gehandhabt wird, und an das liebe Publicum. Ob wol die Metzger zufrieden sind? Cs hat jeder derselben 20 Fl. Strafe ge zahlt, oder nach einem fränkischen Blatte die Metzgerschaft zusammen eine Summe von gegen 2000 Fl-, was ich nicht nachrechnen will. Die Strafe war eine wohlverdiente, ja eine mehr als nachsichtige, wenn man erwägt, daß es in unserer Zeit leicht zu Argem führen könnte, wenn bald diese, bald jene Victualienverkäufcr, deren Artikel einer polizeilichen Taxation unterlie gen (also zunächst Metzger, Bäcker und Brauer), der magistratischen Vor schriften spotten und die Verkaufspreise nach ihrem Gutdünken erhöhen woll ten. Aber es kommt hier noch Anderes in Mitanregung als die bloße That- sache der willkürlichen Preiserhöhung, um derer willen unsere Metzger be straft worden sind. War die magistratische Fleischtaxe, auf welcher trotz aller Beschwerden und Protestationen von Seiten der Metzger bestanden wurde, eine richtige, für die Verkäufer nicht allzu niedrige und daher ruinöse ? Die Antwort darauf bringt unser gestriger Polizeianzcigcr, in welchem zu lesen ist, daß fortan das Pfund Fleisch noch um 2 Pf. theurer ist, als es die Metzger bisher willkürlich und eigenmächtig zwar, aber doch nur in noth- gedrungener Abwehr großer Verluste verkauft hatten. Werden demgemäß die Metzger mit der ihnen aufcrlegten Strafe zufrieden sein ? Angeblich nicht einmal mit der neuen, gesetzlichen Preiserhöhung, bei der sie noch immer nicht bestehen zu können behaupten sollen! Aber die Behörde, von welcher die Taxen ausgehcn, wird doch zufricdengestellt sein? wenn cs sich blos darum handelt, eine angetastete Autorität zu wahren, allerdings; auch wird es kei nem Verständigen einfallen, einen Tadel darüber auszusprechen, daß man die fortdauernde Widersetzlichkeit gegen die obrigkeitlichen Verfügungen bestraft hat, ja nicht einmal dann gäbe cs etwas zu tadeln, wenn die Strafe eine noch weit härtere gewesen wäre. Aber um einen Act der Wahrung angeta steter Autorität handelt cs sich leider nicht allein, sondern auch um einen Verstoß gegen Das, was man Amtsklugheit zu nennen pflegt. Bevor man daß Kind nlit dem Bade ausgeschüttct, hätte man eS füglich bei Lichte betrach ten und zusehcn sollen, ob es nicht der Aufziehung werth gewesen, oder mit andern Worten, man hätte sich die Jnconvhmenz ersparen sollen, die offen bar darin liegt, daß man jetzt die Fleischpreise selbst erhöht, nachdem man nur erst die Metzger durch alle Mittel zum Wohlfeilern Schlachten zu zwin gen versucht hatte. Auch deshalb wird dem Magistrate oder der Polizei kein Borwurf gemacht werden, denn cS haben sich den Aussagen sehr gut unter richteter Personen nach sehr schnelle Steigerungen in den Schlachtvichpreisen nicht nur hier, sondern in der weitesten Umgegend ergeben; aber daß die ta- xirenden Behörden mit dem Ausgange deS Haders, d. h. mit der Entschlie ßung bei der höchsten Stelle, zufriedengcstellt sein sollen, das möchte ge wiß so leicht Niemand für wahrscheinlich halten. Endlich das fleischeffende Publicum, was kann das dazu sagen? Ein Pfund Fleisch kostet jetzt 12 Kr. 2 Pf., vielleicht bald 13 Kr., wie schon längst sogenannte Luxusstücke mit l-i und 15 Kr. bezahlt werden mußten. Auch sonst ist Alles theucr und da« Geld wird immer rarer. Nein, auch bas Publicum — das Gegentheil wäre erlogen — ist nicht zufriedengestellt mit diesem Ausgange unsers Metzgerstrei tes: aber es könnte, cs würde trotz der nichts weniger als erfreulichen Preis erhöhung in diese selbst sich gern fügen, wenn nur fortan die Vigilanz der Polizei eine recht wache und durch sie der Fleischverkäufer in der Bank wie in seinem Laden gezwungen würde, dem Fleischverkäufer gute und vollwichtige Waare zu geben- Eisenbahn. Magdeburg-Leipziger Bahnfrequenz- Vom 25. bis mit 31. Aug. (mit Einschluß von 1123 Personen aus dem Verkehr auf den Anhaltepunkten) 14,040 Personen. <Vom I. Jan. — ri. Aug : 4tS,2öS Personen.) Eisenbahn. Magdeburg-Halberstadter Bahnfrequenz. B:m 25. bis mit 31. Aug. 4972 Personen. < Vom I. Jan. — ai.Äug.: 102,057 Personen, i StaatSpapiere. Amsterdam, 4. Sept. 2-/,pc. Int. 61°/«; Rußl. 5pc-Hope 108'/,; 4>/,pc. Handlßg. 145°/«. Brüssel, 4. Sept. Belg. 3pc. l6°/«; Bkact. 61. Frankfurt a. M-, 6 Sept. Oestr. Bkact- 1947 Br.; 250 Fl. L-129-/,; 500FI.L. 153-/, ; Bair. 3>/,pc- >01; Bad. 50 Fl L- 63-/,; Darmst.50 Fl. L. 77V»; 25 Fl. L. 31°/«; Nass. 25 Fl. L. 29. Paris, 4. Sept. 5pc. t20; 3pc. 80. 5; Neap. 97.80; Port. 2'/,pc- 44'/«; Span. act. 30'/,; neue 3pc. 33'/,; pass-5>/,. Wien, 4.Sept. Bkact. 1593; Met. 110'/,; 4pc. 100'/«; 3pc 76-/,; KM Fl. L. 150'/,; 25" Fl. L. 127-/,. — Karlsruhe, 3. Sept. Bei der gestern stattgchabten siebenten Gewinn- zichung der badischen Anleihe vom Jahr >840 haben nachstehende Nummern folgende Gewinne erhalten: Nr- 31,940: 35,000 Fl., Nr- 46,687: 10,000 Fl., Nr. 31,943: 5'100 Fl., 46,649: 3000 Fl., Nr. 31,957: 1500 Fl., Nr. 46,675: 1500 Fl-, und die Nummern 43,948, 43,932, 46,633 und 61,346 je MO Fl. DiSconto. Frankfurt a. M-, 6. Sept. 3'/, "/«. Wctien. Frankfurt a. M-, 6. Sept. Taunusb 371'/,. Paris, 4. Sept. Bkact. belg. 650; Bersail- r. 375, l. 242'/,; Strasb. 237'/,. Wien, 4. Sept. Nordb. >4!°/,; Glogg- 109'/,; Mail 108; Livorn. 113'/,. Berliner Börse, 7. Sept. Seehandlgs.-Prämsch. 89°/,, 3-/,pc. Stsschsch. 100°/, Br-, 3'/,pc. Pfandbr. westpr. 100'/., ostpr. 102'/., pomm. 0-O'/, Br., schlcs. 100'/,Br., 4pc. poscn. >"4'/,, neue 3'/,pc. 99, kur- u. neu- märk- 100'/, Br- Louisd- 111V«, Friedrichsd. 113'/« Br-, Disconto 4 Proc.--- Eisenbahn, Berl.-Potsd. 166'/, Br-, Prior.-Act. 103'/,, Anhalt. 145, Prior.- Act. 102"/, Br. Franks, a. d. O. 138'/,, Prior.-Act. 102'/, Br-, Stettin 117, Hamb. Zus. Sch- 109'/,, Magd.-Leipz. Prior.-Act. 103'/,, Magd.-Halb- 108, Düffeld.-Elberf. 87'/, , Prior.-Act. 98'/, Br., Bcrg.-Märk. 106'/,, Rhein. 77'/,, Prior.-Act. 97'/, Br-, 3>/,pc. 97'/. Br., Bonn-Köln 130 Br-, Köln- Minden 106-/«, Oberschl. 113 Br., 1-!«. u 107Br-, Krakäu-Oberschl. 103, Kos.-Oderb- >o2Br-, Nicderschl. 108°/., Bresl.-Schweidn.-Freib- Prior.-Act. 102 Br., Sächs.-Schles. 109'/,, Sächs-Bair.99'/, Br-, Hamb.-Vergeb. 92, Kiel-Altonaer 106, Zarsk-Selo 68>/,Br., Amsterd.-Rotterd. 93-/,, Arnheim 98, Nordbahn i48, Gloggnitz 113, Mail.-Vened. 109, Livor.-Flor. Hl'/„ Bexbach IO?'/«, Thüring. >07'/,. Rußl, 5pc- engl. 117°/., Hope 4pc. 94-/«, Orig. - Stiegt. 94>/g, Ruff-poln. Schatzobl. 90°/«; Polen, 4pc. Pfandbr. 96, neue 95'/,, 300Fl.-L. 95'/, Br., 500 Fl.-L. 94-/, Br-, Bkcert. q 300 Fl. 98 Br., L Ä<0 Fl. 28 Br-, Hamb. Feuerk.-St.-Act. 96>/,; Holl. 2-/,pc. Int: 59'/,. Sreuefte Vkachrichten. London, 3. Sept. Am 31. Aug. wurde, wie der Sun mittheilt, von der Admiralität der Befehl ausgefertigt, die Anwerbung tüchtiger Matrosen für den Seedicnst zu beginnen. Paris, 4. Sept. Die Regierung soll gestern Depeschen Marschall Bugcaud's erhalten haben, nach welchem M vermuthen stände, daß Ad der r Haman noch weit davon entfernt wäre, sich den Bedingungen Frcmk- reichs zu fügen. Nach der Schlacht am Jsly hätte der Kaiser von Ma rokko Maßregeln ergriffen, um die Trümmer seines Heeres wieder zu sammeln und ein neues Material zusammcnzubringcn. — Der Prinz von Joinville war am 23. Aug. zu Cadiz. Er wollte sich von dort nach Oran begeben, um sich mit dem Marschall zu besprechen, und sich dann von dort nach Bona, wo er mit dem Herzoge von Aumale zusam mentreffen würde, und nach Toulon verfügen. Verantwortliche Redaction: Professor Bülau. Druck and VerlagHn^Ä.BrockhauS in Leipzig.