Volltext Seite (XML)
2191 Jeder Kommentar zu diesen gewichtigen, tief ernsten Worten möchte die Kraft des Originals nicht erreichen, dessen hohe Bedeutung in gegen wärtiger Zeit wol von den fernsten Kreisen nachgefühlt wird. Der König hat die großen Feierlichkeiten, mit welchen die Stadt Berlin den Monarchen zu empfangen gedachte, sich verbeten. Der König kommt am 13. Sept, hier an, um bereits am Abende nach Sanssouci sich zu begeben, wo er am 14. und 16. Sept, verweilt. Äon da geht der König auf drei Tage nach Pillnitz und inspicirt darauf die Militair- cxerciticn bei Merseburg; am 24. Sept, wird der König wieder hier sein. Die Königin ist heute von Ischl abgcrcist, um sich über München nach Pillnitz zu begeben. — In Königsberg halte in Folge von unvorsichtigen politischen Reden, die im Weinrausche von einem Referendar S. aus I. ausgcstoßen sein sollen, ein Duell zwischen diesem und einem JAgcnieur- ofsizicr stattgcfundcn; der Referendar wurde erschossen. * Berlin, 7. Sept. Der Minister der geistlichen Angelegenheiten hat bereits zu allen Beschlüssen seine Genehmigung ertheilt, die von den hier versammelten Abgeordneten der Gustav-Adolf-Acrcine in Preu ßen gefaßt worden sind, weil nichts darin enthalten sei, was nicht mit den Absichten dcS allerhöchsten PtotectorS vollkommen übcrcinstimme. So richten sich nun unsere Blicke um so erwartungsvoller auf die bevorstehende große Äersammlung in Göttingen. Wir freuen uns, daß unsere Regie rung eine factische Widerlegung von außen und innen gekommener Ver dächtigungen gegeben hat. — Die Breslauer Zeitung schreibt aus Kberschlefien vom 26. Aug.: „Die im namslaucr Kreise begonnenen Raubanfälle haben leider auch den krcuzburgcr, rosenbcrgcr und oppelner Kreis überschritten. Täglich mehren sich die Nachrichten von verübtem Straßenraub und nächtlichem Einbruch, sodaß Niemand ohne Furcht sich auf die Landstraße begibt und Niemand sich sorglos der nächtlichen Ruhe überläßt. Die gewöhnlichen Mittel polizeilicher Autorität dürften nicht hinrcichcn, diesem peinlichen Zustande ein Ende zu machen, und es ist wünschenswerth, daß außerge wöhnlich einqeschritten werde, ehe die Unterdrückung des Uebels größern Aufwand crfodcrt. t-onevrckiu r«8 jmrvav ovseunt, bestätigt sich jetzt abermals; es scheinen alle Diebe von einem gemeinsamen Geiste beseelt und durch die bisherigen Erfolge immer kühner geworden zu sein. Dieser krankhafte Stoss wird sich binnen kurzem, das sagen wir voraus, der ganzen Provinz mittheilen, wenn nicht bald drastische Mittel dagegen an- gewcndet werden. Ohne militairische Mitwirkung wird dies jetzt schon nickt mehr möglich sein, und damit das Land wieder zur gewohnten Ruhe zurückkehre, möge bald Hülfe gewährt werden." Oesterreich. ch Wien, 4. Sept. Seit dem I.Sept. haben die alljährlichen Herbst- Übungen der hiesigen Truppen der Garnison begonnen. Es werden wie alle Jahre drei Feldmanoeuvres ausqcführt. — Der Admiral Bandiera und seine Offiziere sollen sich in Äenedig einer Purificationscommission, in Betreff der Entweichung seiner Söhne und anderer bei seiner Flotille eingestellten Individuen, unterwerfen. Man glaubt, daß Bandiera das mehr als Unglaublicke, daß seine eignen Söhne an einem so verbrecheri schen Complot gegen die Ruhe Italiens Theil nehmen konnten, nicht zu denken wagte und gar kein Gewicht auf mehre Denunciationcn legte. * Presliurg. 2. Sept. Der Kassandra-Ton der Korrespondenten über unsere Verhältnisse, der namentlich auch dem Schreiber dieser Zeilen so gerlichcn Lebens dort erhalten lasse, hat sich den unsterblichen Ruhm ver dient, unter Erweiterung der Grenzen der gebildeten Welt die alte Rauheit vertrieben, und bewirkt zu haben, daß euer Preußen auch Länder, die schon vorher durch das Licht der Bildung glänzten, auf gleicher Bahn erreicht, ja übertroffen hat. Uns aber, wie wir von Frankfurt nach Breslau über- gcsicdelt wurden, fiel ein ähnlicher Posten zu; beide sind wir Nachbarn des Wolks, das Sabinus ein scythisches nannte, halten an den Grenzen Deutsch lands wissenschaftliche Wache und, wie ihr immer gethan und noch thut, da wir in der Nähe sehen, wie der Mensch, von trauriger Stumpfheit nieder gedrückt, mehr einen nichtigen Schein des Menschenwesens zur Schau trägt als wahrhaft von edler Liebe zu freier Bildung harmonisch belebt wird, wir aber solchen Zustand nicht ändern können, so halten wir ihn wenigstens von unsern Grenzen ab. Dabei habt ihr den Vortheil, daß, je weiter euer Wohnsitz euch von dem literarischen Verkehr des übrigen Deutschlands trennt, desto eifriger huldigt ihr ihm, desto besser wird er von euch vertheidigt und in seinem ganzen Werthe mehr erkannt als von Denen, die mitten in Deutschland wohnen. Deshalb muß euer Schmerz um so größer sein, wenn ihr irgendwo Solche seht, die jenes Palladium Deutschlands, den freien Dienst gesunden Wissens, mit unheimlichen Händen anzutasten wagen; mögen sie nun, in verkehrtem Wahne befangen, den ewigen Strom der menschlichen Bildung aufhalten und in ihrer trügerischen Weisheit fcstbannen zu können meinen, oder, von Selbstsucht getrieben, jene Bildung, die sie zu schützen sich heuchlerisch stellen, hinterlistig anfeinden und, sie in Bande schlagend, zu brechen trachten- Wie solche Strebungen im Innern des eignen Vaterlandes bestehen, sind sie mehr als irgend eine Barbarei zu fürchten und nehmen größern und werthvollern Gegcnkampf aller Guten in Anspruch, unter denen ihr schon lange eine ausgezeichnete Stelle eingenommen. Denn es ist nun an hundert Jahre her, daß eure Albertina sich in dem Jünglinge Kant eine unsterbliche Zierde zog und ihn dann als Mann und Greis bewahrte; ihn, der allen Wissenschaften die edelsten Früchte der Philosophie bot, daß mit ihnen in alle Zeit die freie und göttliche Regung des Geistes, dem Ideale auf jeglicher Seite zugewcndet, gegen jede Anfechtung vertheidigt werde. Die ser Bahn folgt ihr heute noch, und so habt ihr den längst erworbenen Ruhm eurer Albertina nicht blos bewahrt, sondern gemehrt, und Alle sind eure Bewunderer und Freunde, die das Gedeihen des literarischen Gemeinwesens wünschen. mannichfach zum Vorwurfe gemacht wurde, scheint weder unbillig noch unzeitig gewesen zu sein. Die Erfahrung, die leidige, klägliche, bestätigt die gehegte Vermuthung, daß der Reichstag in allen wesentlichen Bezie hungen, die Sprachkämpfe ausgenommen, sich erfolglos zeigen werde. Die Städtercform ist beinahe definitiv niedergeschlagen. Die Deputir- ten der Ständctafel wollen von gewissen Punkten der beabsichtigten Reor ganisation keinesfalls abweichcn, und verweigern einigen Amendements der Magnatcntafel aufs entschiedenste ihre Zustimmung. Andererseits will letztere von keiner weitern Kapitulation mehr hören, und hat das Ultima tum der Stände, welches in sehr gereizten Ausdrücken abgefaßt war, be reits zurückgewiesen. Die betreffende Magnatensitzung fand vor wenigen Tagen statt und bot merkwürdige Details. Obcrgespan Majthenyi sprach zuerst gegen das Nuntium, und verwunderte sich höchlich über die unziem liche Verwegenheit der Stände, einen solchen Ton hei schriftlichen Mittei lungen zu wählen. Graf Jos. Palffy meinte, die Stände hätten vollkom men recht, ja das unverantwortliche Benehmen dieser Tafel hätte eine noch empfindlichere Züchtigung verdient. Ihr Bestreben sei, den Fort schritt zu hemmen und alle freisinnigen, erhabenen Gedanken im Keime zu ersticken. Sic sei nichts weniger als eine Aristokratie im bessern Sinne des Worts, sondern eine Sammlung thörichter, verschuldeter, sklavischer Individuen. Ihm' folgte Baron Eötvös, der geradezu die Aufhebung der Magnatcntafel als Motion vorbrachte. Der Erzherzog Palatin qlaubte nunmehr, den Sturm besänftigen zu müssen, und sprach einige Worte, woraus unzweideutig heroorging, daß die Regierung eine Reform der Frei städte keineswegs gewünscht habe, sondern mittesis ihrer Proposition den Städten nach ihren gegenwärtigen Verhältnissen zur Wiedererlangung ih res eingebüßten Stimmrechts verhelfen wollte. Die ganze Verwirrung, äußerte er, sei dem Umstande, daß man den Sinn der königl. Präposi tion nicht klar genug begriff, Heizumessen. Hierauf erfolgten heftige Re pliken von Seiten der Opposition. Man fragte, ob denn der Erzherzog Palatin den Versuch, den zerrütteten Organismus der Städte zu verjün gen und wicdcrhcrzustellcn, in der That misbilligc; wäre dies der Fall, so könne man denselben nicht als den Chef eines constitutionellen König reichs, sondern lediglich als den Stellvertreter einer fremden Regierung betrachten. Die Freiheit der Rede übersprang bei dieser Veranlassung alle gewöhnlichen Schranken. Die beleidigendsten, die hcrausfoderndsten Worte wurden gesagt; ja es fehlte sogar nicht an offenbarer Erwähnung der böh mischen Unruhen u. dcrgl. m. Wären diese heftigen, gegen die Regierung geschleuderten Passagen sonst geistreich oder interessant, wir würden einige derselben zur nähern Charaktcrisirung dieser Sitzung ausführlich mitthei len; allein da es eben nur ein Wortgefecht, ohne bedeutsamern Inhalt war, wollen wir darüber hinwcggehen. In der nächstfolgenden Magnaten sitzung entwickelte sich ein neuer gewaltiger Scandal. Ein Mitglied rief ein Individuum der Zuhörermenge in einem allerdings unanständiaen Tone zj>r Ordnung. So unziemlich und wahrhaft bubcnmäßig sich die Landtags- jugcnd im Allgemeinen zu benehmen pflegt, so erscheint doch ein Schimpf wort durchaus nicht als ein geeignetes Mittej, die Würde der versammel ten hochlöhlichen Magnaten zu wahren. Darüber gcriethcn nun hie Par teien wechselseitig in den furchtbarsten Zorn. Man gesticulirtc sich ins Gesicht, warf mit den unziemlichsten Persönlichkeiten nm sich, beleidigte den Präses, und als dieser sick nach viertelstündigem Toben mühsam eini ges Gehör verschafft hatte, gestand er, noch sei ihm während seiner 48jäh- rigen Dienstleistung als Palatin keine so widrige Scene vorgekommcN, und man versichert, daß ihm bei diesen Worten Thränen in den Augen gestanden. ES ist dem Vernehmen nach beschlossen worden, einige der heftigsten und zügellosesten Redner zur Verantwortung zu ziehen. Nachrichten aus dem warasdiner Comitate melden, daß die Stände desselben auf die Bestrafung des turopolycr Landgrafen Jazipovich we gen rcvolutionairer, in der Ständctafelsitzung gebrauchter Ausdrücke (Nk. 2Z8) dringen. Auch solle derselbe aus hcn Grenzen der Vereinigten Kö nigreiche als unleidlicher und hartnäckiger Ruhestörer entfernt werden. Die Erbitterung zwischen den Magyaren und den Slawen nimmt beinahe täg lich zu, und cs erfoderte in der That ein eben so energisches als gerech tes und wohlüberdachtcs Eingreifen der Regierung, um die Stürme der Zukunft zu beschwören. Dasselbe Comitat hat außerdem beschlossen, sich mit einer Uebcrsctzung der künftighin magyarisch abzufassendcn Landesgesetzc in keinem Falle zu begnügen, sondern zu begehren, daß der Text sowol lateinisch als magyarisch sei, indem cs keineswegs cintzGcsch sich auferlc- gen lassen könne, das seinen Mitgliedern unverständlich sei, und wäre selbst dieser Umstand nicht, so wolle es ein blos magyarisches Gesetz, auf seine ursprünglichen Statuten sich stützend, nimmermehr anerkennen. Von derStatthslterei aufgefodert, letztere angeblich „unglückliche Worte" aus Lem Protokoll hinweqzustreichen, weigerte cs sich, dieser Federung Genüge zu leisten.— Mit Bedauern vernimmt man, daß Hr. Ludwig Stur die beinahe zugesagte Conccssion zur Herausgabe einer politischen slowakischen Zeitschrift kaum erhalten wird. Selbst die Walachen erfreuen sich dieses Rechts. Daß Stur von der Lehrkanzel der slawischen Sprache und Lite ratur durch die Jntrigucn ultramagyarischer Eiferer entfernt wurde, ist eine Thatsachc, die bei der völlig freien Organisation der evangelischen Schulen weder eine politische noch persönliche Konsequenz gestattet. — Das Siebenbürger Wochenblatt berichtet vom 13. Aug.: „Polyan, im Kezdier Stuhle, ein großes, volkreiches und von Zubereitung des Mal zes reich gewordenes Dorf, ist nicht mehr; IV2 Wirthc und 60Ü Ge bäude sind am 9. Aug. eine Beute der Flammen geworden. Zur Mit tagszeit brach das Feuer aus, und in fünf Viertelstunden hatten die durch den heftigen Wind getriebenen Flammen Alles verheert. Fünf erwach sene Menschen sind verbrannt. Was die Unglücklichen auf Wagen rette ten, hat eine denselben Tag durch einen Wolkenbruch entstandene Ucbcr-