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Li schwemmung fortgcrissen. Die Früchte ber drei nächsten Nachbardörfcr sind durch Hagel zerschlagen worden." Spanien. * Poris, 3 Sept. Hr. Martinez de la Rosa hat seine Reise nach Madrid gestern angctrcten. Es scheint ziemlich gewiß zu sein, daß er daö ihm angeborene Portefeuille der auswärtigen Angelegenheiten annch- mcn wird. — Der verantwortliche Redactcur des madrider Organs der Ayacuchos, des Espcctador, ist verhaftet worben, und daS Erscheinen' dieses Blattes hat auf Befehl des Gefe politico einstweilen eingestellt werden müssen. — Hr. D. Cayetano Cardero, der ehemalige Gefe po- lico von Badajoz, der seit mehren Monaten ohne Proceß in Cadiz in Haft gehalten wurde, ist auf Befehl der Regierung cingesckifft worden, nm auf die Canarischen Inseln deportirt zu werden. — Die Ausgrabung -er Gebeine des 18-11 in Vitoria erschossenen Exministcrs Montes de Oca ist am 25. Aug. mit großer Feierlichkeit vor sich gegangen. Der Heraldo nennt bei dieser Gelegenheit jenen Mann „den Märtyrer des Vaterlandes, den berühmten Seemann, den hochherzigen, den guten, den immer großen, den in seinem Tod erhabenen Montes de Oca". Der Heraldo muß wol keine Ahnung von dem Eindrücke haben, welchen solche geschmacklose Ucbcrtrcibung des Lobes auf den Geist seiner Leser hcrvor- bringen wird. Großbritannien. London, 2. Sept. Ein Jugendstreich, gespielt durch einen alten Herrn von 8», Mo- Hammed-Ali, hat die Levante erschreckt und würde ohne die noch ärgern Jugendstreiche der Franzosen noch mehr Angst erregt haben. Se. weise Hoheit, der Nestor des Mittelmeers, mar in Gesellschaft, trank über den Durst und wurde so laut und ungestüm, wie kein Irländer je vor der Erfindung des Tcatotalismus. Er prügelte seine Weiber, ohr feigte seine Minister, fluchte auf seinen Arzt, zerschlug seine Pfeife und warf seinen Feß zum Fenster hinaus. Am Ende schickte er nach 250,000 Beuteln, warf sich in ein Boot, ließ nach Kahira absegeln oder abrudern, versickerte seinen würdigen Unterthanen in Alexandrien aber, er sei auf dem Wege nach Mekka. Der alte Sünder! Als Sheridan, fteifbetrun- kcn, dem Nachtwächter, der ihn aufhob, versicherte, er sei kein Anderer als Wilberforce, log er eben so lustig wie Mohammed-Ali, als dieser sagte, er gehe nach Mekka. Wir fürchten jedoch sehr, daß wir unsere Leser nicht mit den Geheimnissen einer orientalischen Orgie bekannt zu wachen oder ein türkisches Gelag anders als in Bildern zu beschreiben vermögen. Wir können nur die Zeichner nachahmen, die sich blos zum Skizziren hcrbcilassen, hier eine Linie ziehen, dort einen Schatten hin- klexen und cs Jedem anheimstellen, sich ein Gemälde hinzuzudcnkcn. Das fragliche Fest gab Mohammed-Ali s Tochter, die Witwe von Defterd^r- Bey, bei einer Hochzeit in ihrer Familie. Der alte Pascha war einge laden und wurde natürlich allein mit den gcwürzigsten Speisen und den stärksten Getränken bedient. Sein Getränk war nicht Wein, denn den hat der Prophet verboten. Es glich eher dem Getränk in irischen Mä- ßiakcitslocalen, wo Whisky verboten ist, aber Hcrzstärkungen aus Al kohol, verlarvt durch Ingwer oder Pfeffer, verschlungen werden, als nicht blos vereinbarlich mit dcm Mäßigkcitsgclübde, sondern diesem sogar §ur Ehre gereichend. Statt aber bei seinem Bechern liebevoll zu werden, wurde Se. Hoh. das Gegcnthcil, denn er begann alle Weiber zu schla gen, zum Schrecken der Eunuchen, schwarzen wie weißen. Dann ent fernte er sich, wie schon gesagt, in der Richtung einer Tangente, und Ibra him erdachte alle möglichen Listen, um ihm den Arzt mitzugcben, den er erst ihm ins Haus, dann ins Boot einschmuggclte. Das ist der magere, aber wahre Umriß eines Ereignisses, das den Staatsmännern vieie Unruhe gemacht, und selbst den Alexandrinern, obwol deren Furcht sehr mit Lachen gemischt war. Es gab weder Verschwörung noch Revo lution, es war weder ein versteckter Plan Ibrahim s, noch des französi schen Consuls, noch eines feindseligen Türken. Es war ganz allein die politische Wirkung einer socialen Orgie. (Lxummer.) — Der bei der einstweiligen Vertagung des Parlaments getroffenen Anordnung gemäß hielt das Oberhaus am 2. Sept, eine Versammlung, Am das Gutachten der Oberlichter von England über die ihnen vorgcleg- len Rechtsfragen »n Bezug auf O'Connell's Vcrurtheilung cntgegcn- zunehmen. Der Oberrichter Tindal verlas dieses Gutachten, das für neun unter den zehn ihnen vorgelcgten Fragen auf Zurückweisung der ge gen das Urtel erhobenen Einwendungen gerichtet ist. Ucber eine Frage soll das Gutachten anders lauten, das einstweilen auf Lord Brougham's Antrag zum Abdruck verwiesen wurde, worauf das Oberhaus sich bis zum 4. Sept, vertagte, um dann dieses Gutachten in Erwägung zu ziehen. — Es gewinnt ein Gerücht Bestand, daß sogleich einige Linienschiffe in See gehen sollen, und dem Anscheine nach ist einige Wahrheit darin, denn der Pembroke von 74 Kanonen hat Masten erhalten, der Powerful von 84 Kanonen ist auch bereits zur Empfangnahme von Masten ans Dockyard gebracht, und dasselbe gilt von dem Rodney von 90 Kanonen. (Portsmouth Ilvrulck.) Frankreich. Paris, 3. Sept. Welchen Ton die Polemik zwischen den Organe» der beiden Haupt- partcien in Frankreich jetzt angenommen hat, zeigen folgende Bemerkun gen des Constitutionnel über das Journal des Debats: „Man muß noch etwas mehr als keck sein^ um als ministerielles Journal zu schreiben, das Ministerium habe den Frieden der Welt und das Vertrauen unserer Bundesgenossen zu bewahren verstanden. Strenge Wirrköpfe (austöres sr krouillnns als Anspielung auf die für Guizot gebräuchliche Bezeichnung austoro mtrixsnt) haben so weise regiert, daß vor ein paar Tagen von einem Kriege zwischen England und Frankreich die Rede war, und zwar wegen eines methodistischen Missionars, der trinkt, und einer sehr zahmen Königin der Wilden in Ncucythcre. Diese ernsten Wirrköpse haben es dahin gebracht, die Flotten zweier großen Staaten zu veruneinigen, die alte Nationalabncigung wieder zu beleben, eine schwere diplomatische Streit frage anzuregcn, zwei Parlamente in Bewegung zu setzen und am Ende die Möglichkeit eines Bruches in Aussicht zu stellen, der Europa erschüt tern würde, und das Alles wegen einer kleinen vereinsamten Insel im Ocean. Und man vergesse nicht, daß cs sich nicht einmal um den Besitz dieser Insel für Frankreich handelt. Nein, darauf haben unsere schüch ternen Wirrköpfc im voraus Verzicht geleistet. Für sie fragt es sich blos, wie viel oder wie wenig Respccl man für den Geburtshelfer Pritchard verlangen könne" rc. ff Paris, 3. Sept. Die gestern cingetroffcne Nachricht von der ra schen Wiederannäherung zwischen dem Deutschen Zollverein und Belgien ist natürlich hier in Paris sehr unerwünscht gekommen. Die augenblickliche Spannung zwischen dcm Vorstande des 'Zollvereins und dem brüsselcr Cabinct hatte hier die besten Hoffnungen erweckt, und es war von mehr als Einer Seite sogar stark die Rede von Wiederaufnahme des Plans eines förmlichen und vollständigen Zollanschlusses Belgiens an Frankreich. Glücklicherweise war indessen das Cabinet der Tuilericn wäh rend der letzten Wochen zu sehr mit politischen und militairischcn Fragen beschäftigt, als daß es die ihm dargcbotcne Gelegenheit, den französischen Handelscinfluß in Belgien geltend zu machen, mit dcm crfoderlichcn Eifer und Nachdrucke hätte betreiben können. Frankreich hat wenig oder nichts gethan, um die Unzufriedenheit der Belgier über die vielbesprochenen Maß regeln des Deutschen Zollvereins zu seinem Vortheil auszudeutcn, es hat sogar die im Juni eröffneten Unterhandlungen über die gegenseitige Her absetzung einiger Tarifsätze grade in dcm günstigsten Momente fallen las sen. Man muß indessen gestehen, daß ein wahrhaft bedeutendes Ergeb niß der französisch-belgischen Zollncgociationen bei den gegenwärtigen all gemeinen Verhältnissen der bethciligtcn beiden Länder doch schwerlich zu erzielen gewesen sein würde. Die französische Industrie ist sich derUeber- lcgcnhcit ihrer belgischen Schwester zu lebhaft bewußt, als daß sie sich in einen ernstlichen Kampf mit derselben cinlasscn könnte, und da die fran zösische Industrie das Heft des Staats in Händen hat, so wird ihr In teresse bei der Zollfrage immer den Ausschlag geben. Es ist richtig damit, die französischen Zeitungen verkaufen die Hallt des Bären, ehe sie ihn haben. Hört man sie reden, so sollte man glau ben, der afrikanische Krieg sei für immer beendigt, Mulcy-Abdcr- rhaman habe sich gedcmüthigt, unterworfen und eine Unsumme von Mil lionen an Kricgskosten bezahlt, Abd-el-Kader, sei ausgelicfert und hinter den Mauern irgend einer französischen Festung in Sicherheit gebracht. Seht unsere Großmuth! rufen die französischen Blätter den Nationen Eu ropas zu. Als die Römer sich Jugurtha's bemächtigt hatten, führten sie ihn gefesselt im Triumph auf, um ihn nachher im Kerker eines elenden Todes sterben zu lassen, wir aber, wir werden Abd-el-Kader wie einen Staatsgefangenen von guter Familie behandeln und ihm bis an das Ende seiner Tage eine anständige Pension zahlen. Unglücklicherweise aber ist Frankreich noch nicht so weit, seine Großmuth an Abd-el-Kader be währen zu können, und was diese eventuelle Großmuth betrifft, so möchte sie wol mehr ein Gesetz der Zeit als ein Verdienst der Nation sein. Selbst der Türke könnte heutzutage nicht mehr so gegen einen rebellischen Vasallen verfahren, wie die-Römer gegen die feindlichen Könige verfuh ren.— Es bestätigt sich, daß der Marschall Bugeaud nach Algier zu- rückkchrt, und daß der größte Theil der auf der marokkanischen Grenze zusammengezogencn Truppen nach seinen Garnisonen abgcgangcn ist. Der Beweggrund dieser Maßregel scheint hauptsächlich in dem dringenden Be dürfnisse der Ruhe und der Erholung zu liegen, auf welche die Soldaten den rechtmäßigsten Anspruch haben. Die Entblößung derselben war schon vor der Schlacht am Jsly so groß, daß viele von ihnen nur noch in Un terhosen einhcrmarschirtcn, und daß nachdem 14. Aug. mehre Hundert er beutete Zelte im gebieterischen Interesse der guten Sitten unverzüglich zu Beinkleidern verschnitten werden mußten. Man begreift, daß der Mar schall Bugeaud cs unter solchen Umständen nicht rathsam finden konnte, das Feld länger zu behaupten. Aber sein Abzug wird den Muth der Marokkaner natürlich wieder heben und der etwanigen Bereitwilligkeit des Kaisers, sich den ihm gestellten Bedingungen zu unterwerfen, ganz gewiß wesentlichen Abbruch thun. Laut den neuesten Nachrichten aus Haiti, die bis zu Ende Juli reichen, hat der Admiral de Moges seine durch die vorläufige Annahme des Protcctorats über Domingo veranlaßte Abberufung erhalten und sich auf den Weg nach Martinique gemacht, wo ihn sein Nachfolger, Admi ral Laplace, bereits erwartet. Die Regierung von Haiti rüstet sich zu einem Versuche, Domingo durch Gewalt wieder zur Unterwerfung zu bringen. — Briefe aus Veracruz vom 14. Juli melden, daß der me- jicanische Congreß auf die Anträge des Präsidenten zum Zwecke des Krie ges gegen Tejas endlich eingegangen ist, und daß er zu diesem Behufe ansehnliche Summen und die Aushebung von 15,000 Mann bewilligt hat. Die Mcjicaner haben in Folge davon den im Frühlinge dieses Jahres mit Tejas abgeschlossenen Waffenstillstand aufgekündigt. — Die Franzosen, welche als Mitglieder der Expedition des Generals Sentmanat gegen Tabasco gefangen genommen waren, sind ungeachtet der Fürsprache und der Protcstationen des französischen Gesandten in Mejico erschossen worden. Daß dieser Vorfall neue diplomatische Weiterungen zwischen Frankreich und Mejico hcrbeiführen werde, ist allen Umständen nach kaum zu erwarten.