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als ob der Mensch unserer Tage, der durch seine Technik möglichst gleichmäßige Lebensbedingungen schafft, beson ders empfindlich ist gegenüber einer solchen Mahnung, wie sehr er letzten Endes doch immer noch von der Natur ab- hängt. Die Technik hat auch hier nicht versäumt, ihr mög lichstes zu tun: in Erdbebengebieten, wie z. B. Japan, ist man schon lange dazu übergegangen, große Häuser im Stahlskelettbau zu errichten, und es ist eine ebenso gefühl lose wie eindrucksvolle Reklame, wenn amerikanische Bau- firmen Bilder zeigen, wo zwischen zusammengestürzten Steinhäusern etwas verbogene, aber doch erhaltene Stahl hochhäuser stehen. Mehr hat man allerdings als Erdbebenschutz nicht er reichen können; die Einsicht verbreitet sich, daß man der Gefahr, die man nicht bezwingen kann, rechtzeitig aus dem Wege gehen sollte, um nur das Besitztum, nicht aber das Leben zu verlieren. Damit ergibt sich das Problem der Erdbebenvorhersage. Es ist bekannt, daß Erdbeben da ent stehen, wo Erdschollen schon lange starken Druck auseinander ausüben, den sie dann durch Bewegung plötzlich ausglei chen. Deshalb schlügt soeben der bekannte englische Optiker Twyman, Mitglied der Kgl. Britischen Gesellschaft der Wis senschaften vor, in den gefährdeten Gebieten überall die schon bekannten optischen Meßgeräte für Druck aufzustellen und deren Angaben regelmäßig in Landkarten einzutragen. Stellt man dann fest, daß in einer Gegend die Spannung der Erdschollen gegeneinander zunimmt, so kann man dem zu erwartenden Ausgleich, also dem Erdbeben, rechtzeitig entgehen. Vielleicht erweist sich dieser Vorschlag später als praktisch nicht durchführbar; aber weil niemand einen an deren Ausweg zeigen kann, wird man ihm ernste Beachtung schenken müssen. Dr. E. W. KMatau Meldungen aus Ostasien berichten von erneuter vulkanischer Tätigkeit auf Krakatau, bei der die kleine Insel Anak im Meere verschwunden ist. Die Insel Krakatau liegt zwischen Java und Sumatra in der Sundastraße, ein an sich unbedeutendes Eiland von etwa fünfzehn Quadratkilometern Fläche, aber sie ist be rühmt geworden in der Chronik der Erd- und Seebeben und der vulkanischen Katastrophen. Sie liegt in der Linie der javanischen Vulkane, sie besitzt einen Krater, der eins der Sicherheitsventile darstellt, aus denen sich bisweilen die unterirdisch brodelnden Glutmassen der Erde in feurigen Lavaausbrüchen ihren Ausweg suchen. Krakatau hat dadurch mannigfache Veränderungen und Verwandlungen erfahren. Die Insel war einst von üppiger Tropenvegetation bedeckt und trug auf ihrem Nordende den 800 Meter hohen Vulkan Perbuatan, in dessen Umgebung einige heiße Quellen entsprangen. Die Insel war niemals bewohnt, nur bisweilen kamen Eingeborene ans Java lüer- yer, um sich Holz zu holen. Da ereigneten sich im Sommer 1883 jene Ausbrüche, die das Aussehen der Insel völlig ver ändern sollten. Sie geben ein Beispiel dafür, welche unge heuren Gewalten im Innern unserer Erde ruhen. Am 20. Mai 1883 erfolgte ein plötzlicher Aschenaus bruch, bei dem dichte Rauchsäulen emporstiegen, und in der Nacht vom 26. zum 27. August geschah jene gewaltige Kata strophe. eine ungeheure Explosion, bei der der größere Teil der Insel mit dem Perbuatan im Meere versank. Nur der südliche Teil der Insel mit dem Krater Nakata blieb unver sehrt, er erhielt sogar durch das Aufsteigen des Meeres bodens noch einen Zuwachs; zwei Inseln, die man Calmeyer und Neers nannte, stiegen empor, sanken aber bald wieder hinab, so daß sie ein Jahr später vier Meter unter dem Meeresspiegel lagen. Die schöne Pflanzenwelt von Kraka tau wurde unter einer dichten Aschendecke begraben, unter der sie ersticken mußte und abstarb. Bleiben solche Katastrophen meist auf einen kleineren Um kreis beschränkt, so zeigten sich die Folgen dieses Ausbruchs vom Sommer 1883 auf der ganzen Erde. Der Zusammen bruch der Insel und ihres Vulkans und ihr Versinken im Meere erzeugten eine gewaltige Flutwelle, die zunächst die Ufer der benachbarten Inseln Sumatra und Java über spülte, wobei die Städte Andscher und Merak fast völlig zerstört wurden. Dann aber schlug sich diese Flutwelle auch nach Westen hinüber, sie erreichte die Ostküste Afrikas von Arabien bis zur Südspitze hinunter, ging am Kap der Gu ten Hoffnung vorbei und erstreckte ihre letzten Ausläufer bis zum südlichen Ende Südamerikas bis zum Kap Hoorn hin; sie berührte also drei Weltteile. Welche Zeiten brauchte dieie Flut, um so große Meere wie den Indischen Ozean zwischen Asien und Afrika und den Atlantischen Ozean zwischen Afrika und Südamerika zu überwinden? Sie traf die afri kanische Südküste nach etwa zwölf, das Kap Hoorn nach sieb zehn Stunden; langsamer, aber mit unermüdlicher Zähig keit nahm sie den Weg über die Weltmeere. Aber die Wirkungen dieses Ausbruchs, eines der grüß- :en in der Geschichte der historisch bekannten Erdkatastro- vben. lind aus der qanzen Erde wahracnominen worden. Auf der ganzen Erde würden starke barometrische Schwan kungen bemerkt, und welche ungeheuren Massen von Dämp* sen und vulkanischem Staub damals entfesselt wurden, er hellt aus dtzr Tatsache, daß sich allenthalben auf der ganzen Erde atmosphärische Störungen bemerkbar machten, die sich in starken Rötungen der Himmels- und Dämmerungserschei nungen äußerten. Das war der gewaltigste Ausbruch des Krakatau, der einmal der ganzen Erde die Kräfte unseres Erdinnern of fenbarte. Seitdem ist der feurige Berg niemals ganz still gewesen, immer wieder wurden verhältnismäßig kleinere Bewegungen gemeldet, und die Insel begann, sich schon mit einem spärlichen Pflanzenwuchs zu überziehen, dessen Sa men durch die Meeresströmungen, durch Vögel und Wind übertragen wurde. Auch diese aufstrebende junge Welt mag durch diesen neuen Aschenregen wieder verschüttet worden fein. Einnicken. Bevnrr^chLss Lin Seitensiück znm Hauptmann von Köpenick. Im dänischen Staatsgefängnis Horjens ist jetzt ein Ge fangener wieder erschienen, der ieine Flucht aus dem staat lichen Arbeitshaus Söndernmme nach dem Vorbild des Hauptmanns von Köpenick bewerkstelligt hatte. Im Ar beitshaus wanm die Gefangenen mit der Umarbeitung ab gelegter Heeresuniformen beschäftigt worden. Der Sträf ling Harald Throne ließ bei dieser Gelegenheit eine Ober- sten-Uniform verschwinden, mit der er bei günstiger Gele genheit seine Gefangenen-Kleidung vertauschte. So gelang -s ihm, als dänischer Oberst unangefochten durch die Stadt in die Freiheit zu wandern. Der falsche Oberst ist übrigens freiwillig ins Gefängnis zurückgekehrt. Er erklärte, er habe nur seine Schwester in Aarhus besuchen wollen. Letzte Nachrichten j Gefährliche Andenken Bafel, 24. Zull. Bei dem großen Pelroleumbrand auf dem Baseler Güterbahnhos in der vergangenen Woche sind von einzel- n:n Personen etliche der umhergeschleuderten Butan-Gasbehälter aufgclesen worden. In der Wohnung eines Arbeitslosen, der solche Flaschen mit nach Hause nahm, explodierte einer der Behälter. Der Mann erlitt schwere Berletzungen. I Die Polizei forderte die Bevölkerung aus, alle mitgenomme nen Bulangasslaschen sofort abzuliefern. Bisher wurden sechs j solcher Flaschen abgegeben. Bei dieser Gelegenheit bracht« eine > alle Frau gleichzeitig eine geladene französische 7,5 cm - Granate > mit, die von der Feuerwehr außerhalb der Stadt zur Explosion gebracht wurde. j Die „Sandladung" von Le Havre Paris, 24. Juli. Die Pariser Presse berichtet in langen l Spalten über die soeben aufgedeckte Waffenschiebung von Le- l Havre und rät an dem Geheimnis herum, wie eS möglich gewesen ist, den Inhalt von 310 Kisten Waffen und Munition in Sand ! und Steine zu verwandeln. Dor allem wird die Frage aufge- ; worden, wo die Waffen und Munition geblieben sein können l und ob sie sich in Frankreich oder im Auslande befinden. Ieden- , falls scheint festzustchen, daß die Sendung nicht in Argentinien i vertauscht worden ist, da sie im Hafen von Buenos Aires unter ! schärfster Zollkontrolle gestanden hat. Die „Sandladung" besteht s aus zwei Partien, die eine umfaßt 60 Kisten, die mit dem Dampfer „Solon" am 20. Junk nach Le Havre zurückgebrachk worden ist. Nach den Papieren sollten diese Kisten nicht weniger als 10030 81 mm - Kartuschen, 40 000 81 mm - Geschosse und 9000 Zünder enthalten. Die 250 Kisten, die der Dampfer „Gascon" am 0. Juli nach Le Havre zurückgebrachk hak, waren als Munition deklariert worden. Wie jetzt bekannt wird, war von diesen 250 Kisten beim Einladen in Buenos Aires eine Kist« auseinander- gcbrochen, wobei bereits festegeste-lt wurde, daß statt der Muni tion Steine in der Kiste vorhanden waren. Der Papitän ließ sich dies: Tatsache von den Hafenbehörden bestätigen, um später wegen der Versicherung keine Schwierigkeiten zu haben. In Le Havre scheint er jedoch nichts von der Umwandlung gesagt zu haben, oder aber die betreffenden Inkeressenken haben sich in Schweigen gehüllt. Die Lieferfirma Brandt, die ihre Geschäftsräume in Paris hat, gibt der Presse auf Anfrage keinerlei Auskünfte. Die Anssuhrerlaubnis für die 310 Kisten ist unter dem 5.Januar 1935 ordnungsmäßig von der Pariser Polgzeipräfekkur ausgestellt worden. Die Sendung ist seinerzeit von Rouen aus mit dem Dampfer „Crilon" nach Bueno Aires abgegangen. Zum Umladcn von 310 außerordentlich festen Kisten müssen, was immerhin bemerkenswert ist, sehr viele Arbeiter notig gewesen , sein. Am meisten stutzig macht die Tatsache, daß der Sand und ! die Steine, .wie eine mikroskopische Untersuchung ergeben hat, die in den Kisten enthalten sind, aus dem Pariser Bezirk stammen sollen. Die Polizei ist mit -er Aufklärung dieser seltsamen Ange- l lcgenheit fieberhaft beschäftigt. Vom englischen Luft' Manöver. In der Umgebung Lon dons fand unter Betei ligung von 400 Flug zeugen ein Luftmanö ver statt. Unser Bild zeigt das Anbringen von Bomben an einer Maschine. Weltbild (M). Dampfer „Columbus" mit 1700 deutschen Turnern in Kopenhagen Kopenhagen, 24. Juli. De rDampfer „Columbus" -es Nord deutschen Lloyd traf am Mittwoch mit 1700 deutschen Turnern und Turnerinnen an Bord in Kopenhagen ein. Infolge des großen Tiefganges muhte der Dampfer etwa drei Seemeilen außerhalb i des Hafens vor Anker gehen. Die Reisenden wurden mit den ! Booten dr „Columbus" an Land gebracht. Einer Rundfahrt durch Kopenhagen folgte ein Ausslug nach Nordseeland. Am Abend fanden im Stadion Vorführungen dänischer Turner statt, die bei den 3000 Zuschauern starken Beifall hervor riefen. Das Stadion war mit den Flaggen Dänemarks und des Dritten Reiches geschmückt. Deutsche Turner und Turnerinnen aus Niedersachsen führten Turnübungen und Tänze vor. Der Dampfer „Columbus" wurde im Laufe des Nachmittags von etwa 1000 Personen besichtigt. Am Donnerstag tritt die „Columbus" die Weilerfahrt nach Danzig an. Die Pariser Besprechungen des Generalsekretärs des Völkerbundes Paris, 24. Juli, lieber die Unterredung des Ministerpräsiden ten Laval mit dem Generalsekretär des Völkerbundes Avenol verlautet in gut unterrichteten politischen Kreisen, daß sie allein dem abessinischen Streitfall und dem Zusammentritt des Völker bundsrates gegolten hat. Avenol wird am Donnerstag wieder nach Genf zurückkehren. Er halte am Dienstag und Mittwoch außer seinen Unterredungen mit Außenminister Laval auch Besprechun gen mit den zuständigen Beamten des Außenministeriums. Ein Friedensappell der englischen und der schwedischen Kirche London, 24. Juli. Der Erzbischof von Conkerbury und der ! Erzbischof von Upsala haben an den Generalsekretär des Völker- I bundes einen gemeinsamen Appell gesandt, in dem sie sich für eine I friedliche Regelung des italienisch-abessinischen Streites einsetzen. I Sie appelieren an den Völkerbundsrat, jede mögliche Bestrebung in dieser Richtung anzuwenden und den Ausbruch eines Krieges zwischen zwei Völkerbundsmitgliedern zu verhindern. Ein solcher Krieg würde das Gewissen der Welt erschüttern. Ein gemeinsamer Appell dieser Art von dem Haupt der angli kanischen Kirchs und der lutherischen Kirche von Schweden ist, wie Preß Association meldet, neu. Ausfälle des Lavoro Fascista gegen England Rom, 24. Juli. Am Vorabend des für die Festsetzung der Ratstagung so viel erörterten 25. Juli ist man in Rom gegenüber allen Völkerbundslösungen und diplomatischen Besprechungen wo möglich noch feindlicher denn je. Man ist kaum noch geneigt, den gegenwärtigen englisch-französischen Bemühungen irgendwelches Interesse zu schenken, sondern geht mit gar nicht mehr zu über bietender Schärfe zu massiven Angriffen gegen England über. Die Aushebung des Waffenausfuhrverbots steht für die italienische Oesfentlichkeit außer allem Zweifel, wenn sie auch noch nicht von amtlicher englischer Seite ausgeaeben werde. Für den Stil dieser Polemik ist der Artikel -eS Lavoro Fascista bezeichnend. So schreibt das Blatt u. a.: „Die englische Zivilisation ist im Verfall begriffen und durch ihren eigenen Egoismus unheilbar verurteilt. Wenn eine Nation, wie das gerade jetzt England tut, soweit herunterkommt, Waffenhandel mit dem barbarischen Abessinien zu treiben, um die Begierden der Schwerindustrie zu befriedigen und dadurch gleichzeitig den Weg einer jungen Nation wie Italien zu versperren, muß offen ausgesprochen werden, daß die Zivili sation Englands zum Tode verurteilt ist." Auch in der gesamten übrigen Presse wird betont von einer feindseligen Haltung Englands. Die englische Presse im Zeichen der Rückkehr der Frontkämpferabordnung London, 24. Juli. Die englische Abendpresse berichtet aus führlich über die Rückkehr -er englischen Fronikämpfcrabordnung nach London und veröffentlicht ihre Erklärungen über den Besuch in Deutschland teilweise im Wortlaut oder in längeren Auszügen. Evening News überschreibt seine Meldung mit den Schlagzeilen: „Die cngl-sche Abordnung Ist von dem Wunsche Deutschlands nach Weltfrieden überzeugt", „Große Freundschastsgesllhle gegenüber England". Rücktritt zweier argentinischer Minister Buenos Aires, 25. Juli. Finanzminister Dr. Pinedo und Land- I wirtschaslsminister Duhau haben Rücktrittsgefuche cingercichl. Diese Rücktritlsgesuche stehen im Zusammenhang mit den ge meldeten Vorgängen im Senat, in deren Verlauf -er Senator BorLabehere tödlich verwundet worden ist. Völkerbundsratstagung Anfang kommender Woche Paris, 25. Juli. Im Anschluß an die Unterredung zwischen Ministerpräsident Laval und dem Generalsekretär des Völker bundes, Avenol, wird bekannt, daß der Völkerbundsrat in den ersten Tagen der kommenden Woche zusammenlretrn wird. Der genaue Tag wird am Donnerstag sestgelcgt werden, und zwar in einer fernmündlichen Besprechung, die Avenol mit dem Rats? Präsidenten Litwinow haben wird. Die Einladungen werde» am Freilag vormittag von Genf aus versandt werden. Man hofft, -aß die Beratungen über den abessinischen Streitfall so weit ge führt werden können, daß die für den 25. August vorgesehene außerordentliche Ratstagung sich erübrigen wirb. Ministerpräsident und Außenminister Laval wir- die franzö sische Abordnung selbst führen. Reichsschatzmeister Schwarz stiftet 100000 Reichsmark zum Reichswettkampf der SA Berlin, 25. Juli. Reichsschahmeister Schwarz hat, wie die NSK meldet, für Len Reichswettkampf der SA den Betrag von 100 000 Reichsmark zur Verfügung gestellt. Stabschef Lutze dankte mit folgendem Telegramm: „Für die zum Reichswetlkamps der SA zur Verfügung ge stellten 100030 Reichsmark übermittle ich Ihnen den herzlichen Dank der^anzen SA Deutschlands. Die SA wird durch besondere Leistungen die gestifteten Preise sich wirklich verdienen und vor allem Ihre Verbundenheit mit der SA nie vergessen. Ihr Luhe." Ebenso hat der Befehlshaber der Preußischen Landespolizel, Generalleutnant Daluege, zum Reichswettkampf der «SA den Be trag von 1000 RM. zur Verfügung gestellt. Auch ihm wurde vom Stabschef gedankt.